Reisen ans Ende der Welt. Ibn Battuta
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Dies tat er dann auch. Ich erhielt aber auch tausend Dirhams und kaufte mir ein vorzügliches Pferd, das mich für die nächsten drei Jahre begleiten sollte. Die Frau des Kadis schickte mir hundert Silberdinare, und ihre Schwester Turabak, die Frau des Gouverneurs, gab mir zu Ehren ein Bankett, an dem dann die schon erwähnten Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens teilnahmen. Sie sandte mir auch ein Pelzgewand und ein vortreffliches Pferd, die tugendhafteste, frömmste und großzügigste aller Frauen – Gott möge ihr alles Gute angedeihen lassen!
Die in Chorasan wachsenden Melonen sind unübertrefflich, vielleicht noch mit jenen von Buchara oder Isfahan zu vergleichen. Ihre Schale ist grün und das extrem süße Fleisch von roter Farbe. Sie werden in Streifen geschnitten, an der Sonne getrocknet und in Körbchen nach Indien und China exportiert. Während meines Aufenthalts in Delhi wurden mir immer wieder solche Melonenstreifen zu den Mahlzeiten vorgesetzt.
Zu meiner Weiterreise mietete ich Kamele und kaufte eine Doppelsänfte. Die Diener ritten einige der Pferde, während der Kälte wegen die anderen Tiere in Pferdedecken gehüllt wurden. So brachen wir in die Wildnis Chorasmiens auf, einen 18-Tage-Marsch durch unbewohnte Sandgebiete vor uns.
Nach vier Tagen erreichten wir die Stadt Al-Kat, den einzigen Ort an dieser Strecke (die alte Hauptstadt von Chorasmien, auf dem rechten Ufer des Amu-Darja, etwa 50 km nordöstlich von Chiwa). Wir kampierten außerhalb der Stadt an einem See, der zugefroren war. Die Buben spielten und rutschten darauf herum. Der Richter von Kat hatte von meiner Ankunft erfahren und suchte mich auf, wobei ihn die Theologiestudenten und die Scheichs der Stadt begleiteten. Auch der Emir erschien bei mir mit seinen Offizieren und Dienern. Obwohl wir rasch weiterreisen wollten, drängte er mich, ihm zu Ehren an einem Bankett teilzunehmen, bei dem die in der Stadt lebenden Dichter ihre Verse rezitierten.
Sechs Tage lang ging es dann durch die Wüste, in der es keinen Schluck Wasser gab. Eine Tagesreise vor Buchara kamen wir in die hübsche Stadt Wabkana, die zahlreiche Wasserläufe und Obstanlagen besitzt. Ihre Bewohner pflanzen vor allem die Pflaume an, die sie als Trockenfrucht nach Indien und China ausführen. Im grünen Zustand ist diese Pflaume süß, getrocknet besitzt sie jedoch eine scharfe Säure, die, mit Wasser vermischt, getrunken wird. Mir ist aus Spanien oder Marokko nichts dergleichen bekannt.
Durch eine dichtbesiedelte und kultivierte Gegend mit Wäldern und Flüssen waren wir einen Tag lang unterwegs, um nach Buchara zu gelangen. Dies war einst die Hauptstadt der Länder jenseits des Oxus (Amu-Darja), bevor sie vom verfluchten Dschingis Khan, dem Tataren, zerstört wurde. Mit wenigen Ausnahmen liegen daher heute ihre Moscheen, Schulen und Basare in Schutt und Asche. Auf ihre Bewohner blickt man jetzt verächtlich herab, und ihr Wort hat keine Geltung mehr. Sie legen falsches Zeugnis ab und halten es mit der Wahrheit nicht genau. Nicht ein Mensch hat eine religiöse Erziehung mehr oder bemüht sich auch nur um eine solche.
Araber beim Hüten der Kamele
(Schule von Bagdad, 13. Jahrhundert)
Das Erbe Dschingis Khans
Dschingis Khan war ursprünglich ein Hufschmied im Land Cathay (Nord- und Nordwestprovinzen von China). Als untadeliger, die Strenge liebender Mann sammelte er mit der Zeit eine Reihe von Leuten um sich, die ihn schließlich zu ihrem Anführer wählten. Bald hatte er in seinem eigenen Land die Herrschaft errungen. Er wurde durch seine Härte und Angriffslust bekannt. Es gelang ihm, die Könige von Cathay und China zu besiegen. Mit seiner an Zahl immer mehr wachsenden Armee unterwarf er die ganzen Länder des Ostens, verhielt sich jedoch gegenüber Jalal ed-Din Sanjar, dem König von Chorasan und Transoxanien, sehr zurückhaltend und vermied jeglichen Konflikt, da er dessen Macht und militärische Stärke fürchtete.
Da geschah es, dass Dschingis Khan eine Gruppe von Händlern mit Waren aus China und Cathay, besonders Seide, in die Stadt Utrar, die letzte Siedlung im Gebiet von Jalal ed-Din, sandte. Der dortige Gouverneur benachrichtigte den Sultan und bat um eine Anweisung, was er mit diesen Kaufleuten tun sollte. Jalal ed-Din befahl, den Händlern die Waren abzunehmen, sie selbst zu verstümmeln und ohne Glieder in ihr Land zurückzuschicken. Diese grausame Behandlung seiner Leute veranlasste Dschingis Khan, sich selbst an die Spitze seiner Truppen zu stellen und in die Länder des Islam einzufallen. Der Gouverneur von Utrar hatte Spione ausgeschickt, von denen sich einer als Bettler Einlass in das tatarische Lager verschaffte. Als dieser Spion beobachtete, wie sich die Soldaten verhielten und wie sie sich von tierischen Eingeweiden mit Pferdeblut ernährten, berichtete er nach der Rückkehr seinem Gouverneur, dass niemand auf der Welt die Macht besäße, mit Erfolg gegen ein solches Heer zu kämpfen.
Die Große Versammlung, in der Dschingis Khan proklamiert wird
(Raschid ed-Din, 14. Jahrhundert)
Die von Jalal ed-Din aufgestellte Armee mit 60 000 Mann wurde von Dschingis Khan vernichtet. Die Tataren eroberten die Stadt Utrar, wo sie alle Männer umbrachten und die Kinder in die Sklaverei schickten. Nach mehreren Schlachten, die in die Geschichte des Islam eingegangen sind, besetzte Dschingis Khan schließlich Transoxanien, verwüstete Buchara, Samarkand, Balkh und andere Städte, um letztlich in den Irak einzufallen und Bagdad, die Hauptstadt des Islam, zu erobern, womit der Untergang des Kalifats besiegelt war. Dem Blutbad der Tataren fielen im Irak allein 24 000 Koranschüler zum Opfer.
Nach Ankunft in Buchara nahmen wir in dem Stadtteil Fath Abad Quartier, wo sich das Grabmal des gelehrten Scheichs und frommen Asketen Saif ed-Din al-Bakharzi, eines großen Heiligen, befindet.
Auf unserer Weiterreise kamen wir nach Nakhshab, einer kleinen, von Gärten und Wasserläufen umgebenen Stadt, an deren Rand wir in einem dem Gouverneur gehörenden Haus Unterkunft erhielten. Ich hatte eine Sklavin bei mir, die ihrer Niederkunft entgegensah. So bemühte ich mich, sie nach Samarkand bringen zu lassen, wo sie entbinden sollte. In einer Sänfte, die von einem Kamel getragen wurde, brachte sie einer meiner Begleiter noch in der Nacht fort, wobei ich dem kleinen Trupp ausreichend Proviant und andere Dinge des notwendigen Bedarfs mitgab.
Ich selbst blieb zurück, um am Tag weiterzureisen. Mit meinen Begleitern benutzte ich jedoch eine andere Route, sodass wir erst spät am Abend und fast ausgehungert das Lager des Sultans erreichten, das jedoch immer noch weit von der nächsten Einkaufsmöglichkeit entfernt lag. Ein Mitreisender verfügte noch über einige Lebensmittel, mit denen wir unseren größten Hunger stillen konnten. Nachdem wir in einem geliehenen Zelt übernachtet hatten, setzten wir unseren Marsch fort und holten am Abend die andere Gruppe mit meiner Sklavin ein.
Hofhaltung des Sultans (Miniatur, 14. Jahrhundert)
Da sich Sultan Ala ed-Din Tarmaschirin gerade auf der Jagd befand, wies mir Emir Taqbugha eine Unterkunft neben seinem Gebetszelt an. Ich brachte die Sklavin in ein Zelt, wo sie noch in der Nacht einem Kind das Leben schenkte. Man berichtete mir, dass sie einen Jungen zur Welt gebracht habe. Doch war dem nicht so; denn nach der Zeremonie der Namensgebung (sieben Tage nach der Geburt, wobei das Gewicht des geschorenen Kinderhaares in Gold oder Silber als Almosen gegeben werden musste) erfuhr ich, dass es sich um ein Mädchen handelte. Daher befahl ich die Sklavin zu mir, und sie bestätigte mir die Geburt eines Mädchens. Das Kind war unter einem glücklichen Stern zur Welt gekommen, und ich hatte Freude und Genugtuung über den Zeitpunkt der Geburt. Aber zwei Monate nach meiner Ankunft in Indien starb das Mädchen.
Sultan Ala ed-Din Tarmaschirin