Fürstenkrone 11 – Adelsroman. Viola Larsen
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Am Waldrand lag ein gefällter Eichenstamm, auf dem sie Platz nahmen. Versunken sahen sie eine Weile über das Land hinweg, das von der Sonne beschienen dalag.
»Seit gestern sieht die ganze Welt für mich anders aus«, murmelte er.
»Schöner?«, fragte sie und sah ihn an.
»Ja, schöner.« Er wandte sich ihr zu. »Ich glaube, das habe ich Ihnen zu verdanken.«
»Waren Sie so traurig?«, fragte sie leise.
Er seufzte ein wenig auf.
»Traurig, ja, das auch. Ich war mutlos und fühlte mich von Gott und der Welt verlassen. Jetzt halten Sie mich sicher für einen Träumer.«
»Nein, das tue ich nicht. Jeder Mensch hat einmal solche Stimmungen. So ging es mir, als meine Mutter vor einem Jahr starb. Da glaubte ich, ich könnte nie mehr froh werden.«
Er sah sie voller Mitgefühl an.
»Aber Ihren Vater haben Sie noch?«
»Ja, meinen Vater und meinen Bruder Gott sei Dank.«
»Und dieser Schlossverwalter in Erlau ist Ihr Onkel?«, wollte er wissen.
»Ach, die Verwandtschaft ist etwas weitläufiger, aber ich war sehr glücklich, von ihm eingeladen zu werden. Das Schloss ist herrlich. Herr Wehnert, also mein Verwandter, ist von Baron Waldstein engagiert worden. Seit einem Jahr besitzt der Baron das Schloss.«
»Hat man Ihnen etwas vom früheren Eigentümer berichtet? So nebenher?«
»Ja, es soll dem Grafen Tihany gehört haben, der offenbar in Geldschwierigkeiten geraten war. Das müssen Sie ja wissen, wenn Sie auf Tihany arbeiten, nicht wahr? Der alte Graf soll vor Kurzem gestorben sein.«
Er hatte ganz zart den Arm um sie gelegt, und da er nicht antwortete, sagte sie auch nichts mehr.
Sie duldete diese Berührung, ja, sie sehnte sich danach, in seinen Armen zu liegen und alles um sich herum zu vergessen.
Sie spürte eine süße Willenlosigkeit in sich aufsteigen und lehnte, ohne sich dessen bewusst zu werden, den Kopf an seine Schulter.
Der Druck seines Armes wurde stärker, und sein Gesicht neigte sich dem ihren zu.
»Wie heißen Sie?«, fragte er kaum hörbar.
Sie zögerte eine Sekunde. Dann nannte sie ihren Vornamen und wartete mit wild pochendem Herzen seine Reaktion ab. Aber er blieb ganz unbefangen.
»Elga«, wiederholte er, »wie schön. Der Name passt zu Ihnen.«
Ihre Augen tauchten ineinander, und plötzlich fühlte Elga seine Lippen auf ihrem zitternden Mund. Seine Arme umschlangen sie, und sie spürte dicht an seiner Brust das Pochen seines Herzens.
Sie schloss die Augen, weil ihr fast schwindlig wurde vor Glück. Er murmelte zärtlich ihren Namen und küsste sie wieder und wieder. Und sie wehrte sich nicht. Im Gegenteil, sie erwiderte seine Küsse mit verhaltener Leidenschaft. Es war ihr ganz gleich, was er von ihr denken mochte.
»Wie heißen Sie?«, fragte sie ganz zaghaft, als er sie einmal für Sekunden losließ. Er lachte.
»Du darfst mich jetzt doch nicht mehr mit Sie anreden. Also, ich heiße Sandor. Willst du noch mehr wissen?«
Sie schüttelte lächelnd den Kopf.
»Es ist mir ganz gleich, wer du bist. Ich mag dich. Das allein ist wichtig.«
Er nahm sie wieder in die Arme.
»Ich möchte dich jeden Tag sehen. Darf ich das?«
»Wenn du willst, ja!«
Wieder küssten sie sich und sahen sich verliebt an.
Er wollte wissen, wo sie zu Hause sei, und sie erzählte ihm, dass sie aus der Stadt käme und ihr Vater an einer Bank arbeite, während ihr Bruder Jura studiere und bald mit dem Studium zu Ende sei. Das stimmte alles, wenn auch nicht so ganz.
Sie merkte, dass er nicht im Leisesten misstrauisch wurde, und war zufrieden.
Von diesem Tag an waren sie unzertrennlich. Sie waren beide wie verzaubert, und die ganze Welt war von einem rosaroten Schimmer überzogen.
Baronesse Elga berichtete alles nach Hause, aber ihr Vater blieb trotzdem voller Sorge und Misstrauen.
Graf Tihany hatte ihr noch nicht gesagt, wer er war. Er kämpfte ein paar Tage lang mit sich, bis ihm bewusst wurde, dass es für ihn kein anderes Mädchen mehr geben konnte als Elga. Die Liebe hatte ihn gepackt wie ein Sturmwind.
Niemals hätte er es für möglich gehalten, dass eine Frau ihn so in ihren Bann schlagen könnte. Er hatte das Gefühl, ohne sie nicht mehr leben, nicht mehr atmen zu können.
Der Gedanke, Tihany aufzugeben, kam ihm keine Sekunde mehr. Im Gegenteil, seine Hoffnung wuchs wieder. Mit Elga würde er alles schaffen, dessen war er sicher.
*
Wie jeden Tag holte er sie auch heute vor dem Portal von Erlau ab.
Sie sah wieder entzückend aus, als sie auf der Brücke erschien, und er ging ihr rasch entgegen.
»Was sagen deine Verwandten, wenn du dauernd weg bist?«, fragte er besorgt.
Er drückte sie an sich. Lachend stiegen sie in seinen Wagen und fuhren los. Diesmal schlug er eine bestimme Fahrtrichtung ein. Sie merkte es, aber sie sagte nichts.
Erst als sie sich dem Parktor von Tihany näherten, fragte sie: »Wo fährst du hin, Sandor?«
»Nach Tihany. Ich muss es dir endlich zeigen.« Er blickte kurz zu ihr hin, lächelte und fuhr mit der freien Hand über ihre Wange. »Du brauchst keine Angst zu haben, der Besitzer wird uns nicht hinauswerfen. Schließlich arbeite ich ja hier.«
»Wer ist der neue Besitzer? Und ist er hier?«
»Der jetzige Besitzer ist der einzige Sohn des verstorbenen Grafen Stefan Tihany. Er heißt Sandor, und er sitzt neben dir.«
Elga schluckte. Sie saß reglos da. Aber nicht vor Erstaunen, sondern weil sie jetzt wirklich nicht wusste, was sie tun sollte.
Er fasste ihr Schweigen als Bestürzung auf. Er hielt ganz unvermittelt an, als sie bereits die Einfahrt erreicht hatten, und legte den Arm um sie.
»Ich weiß, jetzt bist du natürlich bestürzt. Aber ich wünsche sehr, dass es dich nicht stört, Elga. Glaube mir, ein Graf ist ein Mensch wie alle anderen auch. Und wenn es ihm nicht besonders gut geht, dann nützt ihm das ganze alte Schloss nicht viel. Dann muss er eben arbeiten, um sein Leben zu fristen.«
Sie sah ihn an. »Geht es dir so sehr schlecht?«, fragte sie, und als er die echte Sorge in ihrem Gesicht las, durchflutete ihn ein starkes Glücksgefühl. Er küsste sie auf den Mund.
»Mach