Sophienlust - Die nächste Generation Staffel 1 – Familienroman. Karina Kaiser

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Sophienlust - Die nächste Generation Staffel 1 – Familienroman - Karina Kaiser Sophienlust - Die nächste Generation

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hatte ein Pony ausgewählt. Der zwölfjährige kleine Schimmelwallach Sancho gefiel Romina ausnehmend gut. Winzig war er zwar auch nicht, aber doch so klein, dass allein schon das Aufsteigen mit relativ wenig Mühe gelang. Auf dem Reitplatz drehte Sancho mit Romina auf seinem Rücken brav seine Runden. Pünktchen zeigte dem Mädchen, wie man richtig in einem Sattel saß und wie man die Zügel halten musste. Sogar im Trab hielt Romina sich erstaunlich gut und war nach ihrer ersten Reitstunde richtig stolz. Unter Pünktchens Anleitung sattelte sie Sancho ab und reichte ihm eine dicke Möhre als Belohnung.

      »Auf der Kirmes durfte ich auch manchmal reiten«, berichtete das kleine Mädchen. »Aber das war viel langweiliger als hier. Es geht immer nur in einem kleinen Kreis herum, und man lernt nicht viel dabei. Hier ist viel mehr Platz, und mit Sancho macht es großen Spaß. Er ist ein liebes Pony. Ich mag ihn sehr.«

      »Ich glaube er mag dich auch«, meinte Pünktchen. »Weißt du, Sancho ist zwar nett und freundlich, aber manchmal kann er auch ziemlich stur sein. Dann bleibt er einfach stehen und bewegt sich keinen Schritt mehr. Damit hat er schon mehrere Kinder zur Verzweiflung gebracht. Bei dir hat er sich nicht stur gezeigt. Das beweist, dass er dich mag und dir keinen Ärger machen will. Wenn du Lust hast, darfst du ihn morgen wieder reiten. In ein paar Tagen, wenn du ein bisschen sicherer geworden bist, kannst du mit ihm vielleicht sogar schon galoppieren.

      »Au ja, das wäre schön. Darauf freue ich mich schon.«

      Glücklich wanderte Romina neben Pünktchen den Weg entlang, der von der Weide zum Herrenhaus führte. Plötzlich blieb sie stehen und blickte zum Himmel.

      »Ist etwas nicht in Ordnung?«, erkundigte Pünktchen sich und folgte Rominas Blick. »Was ist denn da oben? Ich kann nichts entdecken.«

      »Ich auch nicht. Das ist ja das Blöde. Weißt du, ich würde meinen Eltern gerne sofort erzählen, dass ich auf Sancho reiten durfte. Aber es ist noch viel zu hell. Der Stern ist noch nicht da. Nun muss ich noch lange warten, bis ich mit ihnen reden kann.«

      Pünktchen legte ihren Arm um die Schultern des Mädchens.

      »Nein, das musst du nicht. Der Stern ist immer da. Du kannst ihn nur nicht sehen, weil es viel zu hell ist. Trotzdem kannst du deinen Eltern alles erzählen. Außerdem kann es sein, dass sie sowieso schon alles wissen. Vielleicht hatten sie gerade Zeit und haben dir zugeschaut. Das weiß man aber nie so genau. Möglicherweise waren sie auch gerade beschäftigt. Der Stern ist jedenfalls da, auch wenn du ihn nicht siehst. Du kannst jederzeit mit deinen Eltern sprechen.«

      Romina dachte einen Moment lang nach. »Stimmt, der Stern muss ja immer da sein. Wenn er tagsüber verschwinden würde, wäre das schrecklich. Dann würden meine Eltern und all die anderen Eltern einfach herunterfallen. Das wäre bestimmt nicht gut.«

      »Stimmt, das gäbe ein heilloses Durcheinander und eine Purzelei durch das Weltall«, erwiderte Pünktchen lachend. Romina stimmte in das Lachen ein und lief voraus. Sie stieg die Freitreppe zum Hauptportal hinauf, nahm auf der obersten Stufe Platz und schaute zum Himmel. Ihr Blick richtete sich dorthin, wo sie den Stern vermutete. Dann begann sie zu erzählen, berichtete von ihrer ersten Reitstunde und von Sancho, den sie auf Anhieb in ihr Herz geschlossen hatte. Pünktchen ging an dem Mädchen vorbei und verschwand im Haus. Ihre Anwesenheit hätte jetzt nur gestört. Romina sollte ihren Eltern in aller Ruhe ihr vor Glück volles kleines Herz ausschütten können.

      *

      Nach dem Besuch bei Thorsten und Barbara Ellinger waren Linda und Daniel sehr nachdenklich nach Hause zurückgekehrt. Der Gedanke an Romina beschäftigte sie, und sie waren beide der Ansicht, dass das kleine Mädchen nicht einfach seinem Schicksal überlassen werden durfte. Auch wenn Linda zu ihrer Schwester jahrelang keine Verbindung mehr gehabt hatte, war Romina doch ein blutsverwandtes Kind.

      »Ich möchte Romina gerne besuchen und mich davon überzeugen, dass sie in guten Händen ist«, meinte Linda. »Eigentlich möchte ich noch viel mehr für die Kleine tun. Aber zunächst will ich sie einmal sehen.«

      »Das ist auch mein Wunsch«, gestand Daniel. »Allerdings wird deinen Eltern das überhaupt nicht gefallen. Offen gestanden war ich über ihre Haltung entsetzt. Ich hätte nie gedacht, dass Menschen so eiskalt sein können. Wenn wir Romina jetzt besuchen und deine Eltern davon etwas erfahren, werden wir es uns möglicherweise mit ihnen verderben. Aber können wir es uns leisten, darauf Rücksicht zu nehmen? Dieses kleine Mädchen würde uns doch niemals aus dem Kopf gehen. Wahrscheinlich würden wir uns unser Leben lang Vorwürfe machen, wenn wir jetzt keinen Kontakt aufnehmen.«

      »Das stimmt, und deshalb werden wir etwas unternehmen. Meine Eltern brauchen davon ja nichts zu erfahren. Ich war übrigens auch schockiert. Wie sehr müssen sie Jenny gehasst haben, dass sie nun auch noch ein unschuldiges Kind leiden lassen wollen. Eigentlich hat Jenny gar nichts Böses getan. Sie hat sich nur nicht so entwickelt, wie meine Eltern es von ihr erwartet haben. Sie hat nicht so funktioniert, wie sie es wollten. Schade, dass ich mich mit diesem Gedanken nicht schon vor Jahren intensiver beschäftigt habe. Dann hätte ich Verbindung zu meiner Schwester halten können.« Sie seufzte. »Das hätte ich auch heimlich, ohne das Wissen meiner Eltern tun können. Nun ist es zu spät. Aber für Jennys und Alessandros Tochter können wir wenigstens etwas tun.«

      »Ich habe mir gemerkt, was dein Vater gesagt hat«, bemerkte Daniel. Das Kinderheim heißt Sophienlust und liegt in einem Ort mit dem Namen Wildmoos. Die Heimleiterin heißt von Schoenecker. Diese Informationen müssten ausreichen, um das Kinderheim ausfindig zu machen. Ich denke, wir werden uns gleich in den nächsten Tagen mit diesem Kinderheim in Verbindung setzen und um einen Besuchstermin bitten.«

      Lindas Augen strahlten. »Genau das machen wir. Vorhin kam mir ein ganz verwegener Gedanke: Es wäre doch möglich, dass wir Jennys Tochter zu uns nehmen und für sie sorgen.

      Sie ist zwar nicht unbedingt das Baby, von dem wir immer geträumt haben, aber sie ist noch klein. Vor allen Dingen braucht sie Hilfe.«

      »Daran habe ich auch schon gedacht«, gestand Daniel. »Aber da gibt es eine Menge Probleme. Wir wollen ein Kind adoptieren, also ein Kind haben, das uns niemand mehr nehmen kann. Ich weiß nicht, ob das bei Romina möglich ist. Ich kenne die gesetzlichen Bestimmungen nicht. Außerdem wissen wir nicht, ob die Kleine zu uns passt. Vielleicht mag sie uns überhaupt nicht. Möglicherweise stellen wir auch fest, dass wir keine gute Verbindung zu ihr finden. Dann sind da noch deine Eltern. Sie würden uns lynchen, wenn wir Jennys Tochter adoptieren würden. Mit ihnen möchte ich es mir auch nicht unbedingt verderben. Es gibt unendlich viele Fragezeichen bei diesem Vorhaben.«

      »Dann müssen wir eben eins nach dem anderen aus dem Weg räumen. Die schwierigste Hürde stellen meine Eltern dar. Aber wir können Romina nicht ihrem Hass opfern. Irgendwann müssen sie einfach begreifen, dass Romina ein ganz normales Waisenkind ist, wie alle anderen auch, und dass sie keine Schuld auf sich geladen hat. Ich weiß noch nicht, wie wir meine Eltern zur Vernunft bringen können. Aber irgendwie werden wir das schaffen. Wir müssen es schaffen. Ich möchte nicht auch noch von meinen Eltern verstoßen werden, so wie es Jenny passiert ist.«

      Daniel stützte seinen Kopf in die Hände. »Einen Eisberg zum Schmelzen zu bringen wird wahrscheinlich einfacher sein, als deine Eltern zur Vernunft zu bringen. Trotzdem werden wir etwas unternehmen und die kleine Romina zumindest erst einmal besuchen. Sie muss ja nicht unbedingt sofort erfahren, wer wir sind und welche Pläne uns durch die Köpfe gehen. Ich rufe diese Frau von Schoenecker gleich morgen an und bitte sie um einen Besuchstermin.«

      »Vielleicht will sie gar nicht, dass wir Kontakt zu Romina aufnehmen«, meinte Linda entmutigt. »Immerhin hat sie sich schon mit meinen Eltern unterhalten und muss einen denkbar schlechten Eindruck von ihnen bekommen haben. Möglicherweise hält sie es nun für besser,

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