Sophienlust - Die nächste Generation Staffel 1 – Familienroman. Karina Kaiser

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Sophienlust - Die nächste Generation Staffel 1 – Familienroman - Karina Kaiser страница 11

Sophienlust - Die nächste Generation Staffel 1 – Familienroman - Karina Kaiser Sophienlust - Die nächste Generation

Скачать книгу

ab. Morgen werden wir erfahren, wie die Marbachs sich die Sache vorstellen. Einen Schaden wird Romina jedenfalls nicht erleiden. Selbst wenn Onkel und Tante keinen Gefallen an ihr finden und sich nach ihrem ersten Besuch nicht mehr melden, wird Romina nicht darunter leiden. Sie weiß ja nicht, dass die beiden ihre Verwandten sind, und knüpft keine Hoffnungen an diesen Besuch.«

      »So ist es. Deshalb wollte ich ja auch nicht, dass sie sofort etwas über die verwandtschaftlichen Verhältnisse erfährt.«

      Denise betrachtete ihren Sohn und musste unwillkürlich schmunzeln. Sie erkannte genau, dass es hinter seiner Stirn arbeitete. Zwar hatte er soeben selbst bemerkt, dass man bis zum nächsten Tag abwarten musste. Trotzdem machte er sich offensichtlich Gedanken, und das waren Gedanken, die Rominas Zukunft betrafen. Insgeheim hoffte er mit Sicherheit darauf, dass das kleine Mädchen bei Onkel und Tante ein liebevolles Zuhause finden würde. So war Nick eben. Er wünschte jedem Kind die allerbesten Aussichten und das Glück, eine richtige Familie zu finden. Andererseits trauerte er aber insgeheim um jedes Kind, das Sophienlust verließ. Er hätte sie alle zu gern in dieser geschützten Umgebung aufwachsen sehen und sie auf dem Weg zum Erwachsensein begleitet. Trotzdem stellte er seine eigenen Interessen zurück und dachte nur an das Glück der Kinder. Allein schon wegen dieser selbstlosen Eigenschaft war Denise stolz auf ihren Sohn.

      *

      Als Linda und Daniel sich Sophienlust näherten, konnten sie kaum glauben, an der richtigen Adresse zu sein. Langsam und ein wenig unsicher ließ Daniel seinen Wagen die breite Zufahrt entlangrollen.

      »Das kann unmöglich ein Kinderheim sein«, stellte Linda fest. »Sieh dir das an. Dieses wundervolle Herrenhaus sieht beinahe aus wie ein Schloss. Wir müssen uns verfahren haben. Vielleicht ist hier nur die Verwaltung untergebracht, und die Kinder leben ganz woanders.«

      »Ich bin genauso beeindruckt wie du«, gestand Daniel. »Aber wir sind hier richtig. Am Zufahrtstor stand ein entsprechendes Schild. Außerdem spielen dort drüben Kinder auf der Wiese. Wenn es sich nur um das Verwaltungsgebäude handeln würde, wären sie nicht hier. Es ist unglaublich, aber das hier ist das Kinderheim Sophienlust.«

      Dass Daniel sich nicht getäuscht hatte, bewies ein kleines Mädchen, das angelaufen kam und die beiden Leute aufmerksam anschaute, nachdem diese ausgestiegen waren.

      »Guten Tag«, grüßte die Kleine freundlich. »Ich bin Heidi und wohne hier. Wollen Sie zu Tante Isi, weil sie uns ein Kind bringen wollen?«

      »Nein, Heidi, ein Kind wollen wir eigentlich nicht bringen«, erwiderte Linda amüsiert. »Wir heißen Linda und Daniel Marbach und sind mit Frau von Schoenecker verabredet. Eine Tante Isi kennen wir leider nicht.«

      Heidi kicherte vergnügt. »Wenn Sie Frau von Schoenecker kennen, dann kennen Sie auch Tante Isi. Das ist nämlich dieselbe Frau. Wir nennen sie Tante Isi. Frau von Schoenecker sagt keiner von uns zu ihr. Ich habe gerade gesehen, dass sie in ihr Büro gegangen ist. Wenn Sie wollen, bringe ich Sie hin. Sie kennen sich hier ja nicht aus und wissen gar nicht, wo das Büro ist.«

      »Es wäre sehr freundlich von dir, uns den Weg zu zeigen«, erwiderte Daniel. »Ohne deine Hilfe würden wir uns sicher verlaufen. Wie gut, dass wir dich zufällig getroffen haben.«

      Vor Stolz über diese Bemerkung wurde Heidi gleich ein paar Zentimeter größer. Sie reckte sich in die Höhe und setzte ein ernstes Gesicht auf.

      »Dann kommen Sie bitte mit. Ich werde Sie zu Tante Isi, ich meine natürlich, zu Frau von Schoenecker führen und Sie anmelden.«

      Diesen Satz, der aus dem Mund einer Siebenjährigen recht altklug klang, hatte Heidi schon oft von Frau Rennert gehört und übernahm ihn nun einfach.

      Linda konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen. Dieses kleine Mädchen gefiel ihr. Es war einfach köstlich.

      Während sie Heidi folgten fragte Linda sich insgeheim, ob wohl alle Kinder, die in Sophienlust wohnten, so unkompliziert und freundlich waren wie Heidi.

      Denise erhob sich und kam ihren Gästen freundlich entgegen, als Heidi sie ins Büro führte. Vorher hatte die Siebenjährige höflich angeklopft.

      Nachdem Linda und Daniel Platz genommen hatten, blieb das Mädchen an der Tür stehen. Denise wusste genau, wie neugierig ihr kleiner Schützling war und wie groß die Hoffnung, jetzt ein paar Neuigkeiten erfahren zu können.

      »Ich danke dir, dass du Frau und Herrn Marbach den Weg gezeigt hast, Heidi«, bemerkte Denise. »Das hast du wirklich gut gemacht. Aber jetzt kannst du ruhig wieder zu den anderen Kindern gehen. Ich werde mich schon um unsere Gäste kümmern.«

      Der Schmollmund, den Heidi zog, war nicht zu übersehen. Sie hätte zu gern erfahren, was diese Leute von Tante Isi wollten. Aber aus Erfahrung wusste sie, dass sie keine Chance hatte. Deshalb zog sie sich zurück, tat das aber nicht, ohne zuvor noch einmal abgrundtief zu seufzen.

      »Die kleine Heidi ist bezaubernd«, meinte Linda lächelnd.

      »Ja, das ist sie«, bestätigte Denise und lächelte ebenfalls. »Allerdings ist sie nicht nur bezaubernd, sondern auch extrem neugierig. Vor ihren spitzen Öhrchen ist nichts sicher. Aber Sie sind ja wegen eines nicht weniger bezaubernden Kindes hergekommen, wegen Ihrer Nichte Romina, nicht wahr?«

      Daniel nickte. »Ja, das ist richtig. Bis vor ein paar Tagen haben wir noch gar nichts von der Existenz dieses Kindes gewusst. Ein bisschen ist das auch unsere Schuld. Das müssen wir zugeben. Als meine Schwiegereltern ihre Tochter aus der Familie ausschlossen, haben auch wir keinen weiteren Kontakte gesucht. Das war ein Fehler, der uns niemals so recht bewusst geworden ist. Erst nach den schrecklichen Ereignissen sind wir plötzlich aus unserem Dornröschenschlaf aufgewacht. Es mag unglaublich klingen, aber genauso ist es gewesen. Für Jenny können wir nichts mehr tun und für ihren Mann auch nicht. Aber jetzt ist da dieses kleine Mädchen, unsere Nichte Romina. Sie hat ein Anrecht auf unsere Hilfe und Unterstützung. Ein Kind, das seine Eltern verloren hat, muss doch jemanden haben, an dem es sich festhalten kann.«

      »Das haben Rominas Großeltern leider ganz anders gesehen«, erklärte Denise. »Es freut mich, dass Sie beide diese ablehnende Einstellung nicht teilen. Am Telefon hatten Sie erwähnt, dass Sie gerne mehr für Ihre Nichte tun würden, als sie nur einmal zwanglos zu besuchen. Darf ich fragen, welche Pläne Sie haben?«

      »Es sind noch keine festen Pläne«, bemerkte Linda. »Vorerst haben wir nur die Möglichkeit in Erwägung gezogen, Romina vielleicht als unser Kind in die Familie aufzunehmen.« Sie machte eine kleine Pause und fuhr dann fort: »Ob das gesetzlich überhaupt möglich ist, wissen wir beide nicht. Diesbezüglich wären wir auf Ihre Hilfe angewiesen. Aber es ist ja auch ein wichtiger Schritt, der länger als zwei Tage überlegt sein will. Wenn die Entscheidung einmal gefallen ist, soll sie Bestand für immer haben. Eine Aufnahme auf Probe ist nicht möglich. Wenn das Zusammenleben nicht funktioniert, kann man ein Kind nicht einfach wieder abgeben. Dergleichen darf man keinem Kind antun.«

      »Sie verfügen über sehr viel Einfühlungsvermögen«, stellte Denise fest. »Das findet man nicht so häufig. Haben Sie bereits Kinder? Sie scheinen nicht ganz unerfahren zu sein.«

      Linda schüttelte den Kopf und sah plötzlich traurig aus. »Nein, wir haben keine Kinder und werden auch keine bekommen. Vor einigen Jahren, wir waren gerade sieben Monate verheiratet, hatte ich unverschuldet einen schweren Autounfall. Eigentlich hatte ich Glück und habe den Unfall überlebt. Aber ich war eingeklemmt und hatte mir schwere Bauchverletzungen zugezogen. Die Feuerwehr hat mich befreit, und zwei große Operationen retteten mein Leben. Doch leider mussten dabei wichtige Organe entfernt werden. Deshalb kann ich niemals Kinder bekommen.«

      »Das

Скачать книгу