Sophienlust - Die nächste Generation Staffel 1 – Familienroman. Karina Kaiser

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Sophienlust - Die nächste Generation Staffel 1 – Familienroman - Karina Kaiser Sophienlust - Die nächste Generation

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so aussieht wie eine lange biegsame Pinzette.«

      Bevor die Kinder sich versahen, hatte der Tierarzt das Instrument, von dem er gesprochen hatte, auch schon in Fabios Maul geschoben und zog es nach einer Weile vorsichtig wieder heraus. Heidi und Romina staunten nicht schlecht, als sie dort plötzlich den Schraubverschluss einer Wasserflasche auf dem Tisch liegen sahen.

      »Wie kommt das Ding denn in Fabios Hals?«, wollte Romina wissen, die erleichtert feststellte, dass der Atem ihres Hundes wieder ganz normal und ruhig ging.

      Hans-Joachim zog die Schultern hoch. »Hunde sind neugierig. Fabio wird den Verschluss irgendwo gefunden und genauer untersucht haben. Vielleicht hat er sogar damit gespielt. Nun ja, und dabei ist das Ding dann verschluckt worden.« Er lächelte. »In diesem Fall ist der Verschluss nicht weit gekommen. Er hat sich vor die Luft- und Speiseröhre gesetzt und dort alles blockiert. Fabio konnte das dumme Ding in keine Richtung bewegen, es also auch nicht einfach ausspucken. Aber jetzt ist er seine Beschwerden wieder los.«

      Romina nahm den Verschluss in die Hand und betrachtete ihn nachdenklich. »Den werde ich aufbewahren. Er soll mich immer daran erinnern, wie gefährlich diese Dinger sind. Ab jetzt werde ich gut aufpassen, dass Fabio nicht wieder so einen Verschluss findet und ihn dann auch noch verschluckt.«

      Andrea und Schwester Regine betraten den Behandlungsraum und erfuhren nun ebenfalls, dass Fabio außer Gefahr war.

      Sie hatten sich bereits große Sorgen gemacht. Fabios Erstickungsanfälle hatten wirklich dramatisch geklungen. Dass dafür nur ein Fremdkörper verantwortlich gewesen war, der leicht entfernt werden konnte, erleichterte die beiden Frauen sehr.

      »Der Tag hat für uns alle ziemlich aufregend begonnen«, stellte Andrea fest. »Und bis jetzt hat noch niemand von uns gefrühstückt. Ich schlage vor, dass wir das jetzt in Ruhe nachholen. Unser kleiner Peter wird bestimmt auch gleich aufwachen und energisch nach seinem Frühstück verlangen.«

      Während Andrea den Tisch deckte, rief Schwester Regine in Sophienlust an und berichtete, was sich ereignet hatte.

      Die meisten Bewohner des Kinderheims waren inzwischen wach und erleichtert darüber, dass Fabio außer Gefahr war.

      »In zehn Minuten kommt der Schulbus«, stellte Heidi mit einem Blick auf die große Wanduhr fest. »Bis dahin können wir aber nicht in Sophienlust sein. Das schaffen wir nie.«

      Die Kinderschwester nickte. »Das weiß ich. Für euch beide fällt die Schule heute aus. Tante Isi schreibt euch morgen eine Entschuldigung. Ganz sicher werdet ihr heute von allen anderen Kindern beneidet, die ganz normal in die Schule müssen. Das dürft ihr gerne genießen. Aber eins muss klar sein: So ein geschwänzter Schultag ist die absolute Ausnahme.«

      Romina saß am Tisch neben dem kleinen Peter und schnitt dessen Toastbrot in mundgerechte Stücke. Für jedes Stück wählte der kleine Junge einen anderen Belag. Mal wollte er Honig, mal Marmelade und dann wieder Käse. Obwohl Romina kaum dazu kam, selbst vernünftig zu frühstücken, machte es ihr Spaß, für Peterle zu sorgen. Zwischendurch schaute sie regelmäßig zu Fabio hinüber.

      Andrea hatte dem Hund vorhin ein besonders weiches Spezialfutter in den Napf gegeben. Fabio hatte sich augenblicklich darüber hergemacht und den Napf bis zum letzten Rest geleert. Nun lag er auf einer Decke am Fenster. Sein Kopf ruhte auf seinen ausgestreckten Vorderpfoten und er blinzelte zufrieden vor sich hin. Die Nachwirkungen des Beruhigungsmittels waren noch nicht ganz abgeklungen. Fabio fühlte sich ein bisschen müde. Aber er hatte keine Schmerzen oder sonstige Beschwerden mehr. Nichts hinderte ihn daran, ungestört ein wenig zu dösen.

      Romina war überglücklich. Noch vor ein paar Stunden hatte sie um Fabios Leben gefürchtet und panische Angst gehabt, ihn zu verlieren. Aber Hans-Joachim von Lehn hatte ihr alle Ängste genommen und Fabio geholfen. In Rominas Augen war er der beste Tierarzt der Welt. Trotzdem nahm sie sich vor, in Zukunft noch besser auf Fabio zu achten, damit er nicht so schnell wieder in Gefahr geraten konnte.

      *

      Ohne ihre Eltern darüber zu informieren, fanden sich Daniel und Linda Marbach in der nächsten Zeit häufig in Sophienlust ein. Romina hatte keine Ahnung, dass die beiden nur ihretwegen kamen, freute sich aber jedes Mal über den Besuch.

      Irgendwann zogen die drei mit Fabio los, um auf einer Waldlichtung ein Picknick zu veranstalten. Alle hatten ihren Spaß an dem Unternehmen. Besonders begeistert war Fabio, nachdem es ihm gelungen war, ein Putenschnitzel aus einer Tüte zu stibitzen, die neben dem Picknickkorb lag. Rasch zog er mit seiner Beute davon und verspeiste sie einige Meter entfernt in aller Ruhe.

      »Manchmal benimmt Fabio sich unmöglich«, meinte Romina entschuldigend. »Es tut mir leid, dass er nicht besser erzogen ist.«

      Daniel winkte ab. »Dein Fabio ist ganz in Ordnung. Er ist ein treuer Freund, und das allein ist wichtig.«

      »Stimmt«, bestätigte Linda. »Und gute Freunde dürfen sich ruhig ab und zu auch mal einen Scherz erlauben. Das ist nicht schlimm. Außerdem hat Fabio uns keinen Schaden zugefügt. Wir haben noch reichlich Schnitzel. Als ich sie gebraten habe, habe ich sowieso schon daran gedacht, dass Fabio auch mindestens eins davon braucht.«

      Romina schaute Linda aufmerksam an. »Meine Mama hat auch immer an Fabio gedacht. Wenn sie gekocht oder gebraten hat, hat er immer seinen Teil abbekommen. Sie denken genauso wie meine Mama. Das finde ich schön.« Romina hielt nachdenklich den Kopf schief und blickte Linda so intensiv ins Gesicht, dass diese fast verlegen wurde.

      »Wissen Sie was?«, fragte die Siebenjährige, »Sie denken nicht nur so wie meine Mama. Sie sehen sogar ein bisschen so aus wie sie. Sie haben dieselbe Haarfarbe und dieselbe Augenfarbe. Sogar die Nase sieht so aus wie die von meiner Mama. Sie könnten fast Zwillinge sein. Nun ja, vielleicht nicht gerade Zwillinge, aber zumindest Schwestern.«

      Romina hatte nicht die geringste Ahnung, dass sie die Wahrheit instinktiv erkannt hatte. Linda hielt einen Moment lang den Atem an. Dann aber erkannte sie, dass Romina die Verwandtschaft nicht ernsthaft in Erwägung zog. Noch sollte sie davon nämlich nichts erfahren.

      »Wenn ich deiner Mama so ähnlich sehe, dann bin ich eigentlich keine fremde Frau. Willst du nicht einfach Tante Linda zu mir sagen? Das finde ich sowieso viel schöner, wenn man gut miteinander befreundet ist.«

      »Und mich darfst du ruhig Onkel Daniel nennen«, fügte Daniel rasch hinzu.

      Romina erstarrte für einen kurzen Moment. Anschließend fiel sie Linda und Daniel abwechselnd in die Arme. »Zia Linda, Zio Daniel!«, rief sie begeistert, bemerkte aber sofort, dass sie vor lauter Aufregung in die Sprache ihres Vaters gefallen war. »Ich meine natürlich Tante Linda und Onkel Daniel! Ich bin so froh, dass ich euch so nennen darf. Ich habe zwar keine Eltern mehr, aber eine Ersatzfamilie in Sophienlust, und jetzt habe ich sogar noch einen Onkel und eine Tante. Das ist einfach toll. Es ist auch nicht schlimm, dass wir eigentlich gar nicht miteinander verwandt sind. Ihr werdet für mich immer meine richtige Tante und mein richtiger Onkel sein.«

      Linda schloss das kleine Mädchen liebevoll in die Arme. Über den Kopf des Kindes hinweg traf sich ihr Blick mit dem von Daniel. Romina hatte keine Ahnung, dass sie sich irrte und dass sie ihre leiblichen Verwandten um sich hatte. Irgendwann in der nächsten Zeit sollte sie das erfahren. Vorher wollten Linda und Daniel aber noch herausfinden, ob sich Barbaras und Thorstens Einstellung zu ihrer Enkelin noch immer nicht geändert hatte. Vielleicht hatten sie inzwischen nachgedacht und festgestellt, dass es überhaupt keinen Grund gabt, das Kind abzulehnen. Natürlich würden sie niemals nach Sophienlust fahren, sich als Großeltern vorstellen und Romina fragen, ob sie mitkommen und in Zukunft bei ihnen leben wollte. Dazu waren

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