Sophienlust - Die nächste Generation Staffel 1 – Familienroman. Karina Kaiser

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Sophienlust - Die nächste Generation Staffel 1 – Familienroman - Karina Kaiser Sophienlust - Die nächste Generation

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dir keine Gedanken um Dinge, die möglicherweise geschehen könnten«, meinte Daniel. »Du weißt doch, dass man sich nicht um ungelegte Eier kümmern sollte. Nach dem Telefongespräch morgen wissen wir mehr, und vielleicht können wir die Kleine schon übermorgen sehen.«

      Als Linda sich vorstellte, dass sie demnächst das Kind ihrer Schwester, von dem sie bis jetzt nichts gewusst hatte, bald zu Gesicht bekommen würde, beschlich sie ein seltsames Gefühl. Vielleicht sah die Kleine ihrer Mutter sehr ähnlich oder hatte dieselben Eigenschaften und Neigungen, die Jenny als Kind gehabt hatte. Kein Mensch konnte das im Augenblick sagen.

      Linda freute sich darauf, Romina zu sehen und hoffte, dass Frau von Schoenecker mit einem Besuchstermin einverstanden war, auch wenn die Großeltern des Mädchens sich nicht sonderlich sympathisch gezeigt hatten.

      *

      Linda und Daniel ahnten nicht, dass sie großes Glück hatten, als sie am nächsten Tag in Sophienlust anriefen. Sie taten dies unmittelbar nach dem Frühstück. Um diese Zeit war Denise meistens noch nicht im Kinderheim. Normalerweise frühstückte sie in Ruhe mit ihrer Familie in Gut Schoeneich, bevor sie über die schmale Privatstraße nach Sophienlust fuhr. An diesem Tag jedoch war sie früher dort angekommen. Sebastian, ein kleiner Junge, der eine Woche in Sophienlust verbracht hatte, weil seine Eltern eine Geschäftsreise unternehmen mussten, sollte heute abgeholt werden. Es gehörte zu Denises Gewohnheiten, sich in solchen Fällen persönlich von diesen Kindern zu verabschieden und auch ein paar Worte mit deren Eltern zu wechseln.

      Mit dieser Tradition wollte Denise auch bei dem vierjährigen Sebastian nicht brechen. Erstaunt nahm sie zur Kenntnis, dass sie am Telefon verlangt wurde. Frau Rennert teilte ihr mit, dass sie jemand persönlich sprechen wolle.

      »Verwandte von Romina sind am Telefon«, erklärte Frau Rennert. »Aber es handelt sich nicht um die Großeltern, sondern um Onkel und Tante. Sie scheinen weitaus zugänglicher zu sein als Oma und Opa der Kleinen. Was für ein Anliegen sie haben, wollten sie mir aber nicht mitteilen.«

      Denise zog die Augenbrauen hoch. Von der Existenz einer Tante und eines Onkels hatte sie bisher noch keine Kenntnis. Trotzdem war sie sofort bereit, sich mit den beiden zu unterhalten. Schon als Daniel sich vorstellte, bemerkte Denise, dass ein Gespräch mit diesen Leuten offensichtlich wesentlich einfacher und angenehmer zu führen war als mit Rominas Großeltern.

      »Es tut mir leid, dass Sie von meinen Schwiegereltern einen schlechten Eindruck bekommen haben müssen«, entschuldigte Daniel sich sofort. »Wir beide verstehen deren Haltung nicht, übrigens hört meine Frau mit und kann sich auch an dem Gespräch beteiligen. Ich hoffe, das ist in Ihrem Sinn.«

      »Dagegen habe ich nichts. Romina ist ebenso die Nichte Ihrer Frau wie Ihre. Was kann ich denn für Sie tun?«

      »Nun ja, wir haben uns über das kleine Mädchen unterhalten und würden es gerne besuchen. Diese Idee entspringt nicht reiner Neugier. Eigentlich möchten wir noch viel mehr für Romina tun, als sie nur zu besuchen. Doch das würden wir gerne vor Ort mit Ihnen besprechen. Ich hoffe, dass Sie einen Besuch zulassen.«

      »Das hoffen wir beide«, fügte Linda hinzu. »Frau von Schoenecker, das Verhalten meiner Eltern ist uns wirklich überaus peinlich. Ich möchte mich ganz herzlich für die beiden entschuldigen.«

      »Das ist nicht nötig«, erwiderte Denise. »Ihre Eltern sind erwachsene Menschen. Was sie tun oder nicht tun, haben sie selbst zu verantworten. Sie brauchen sich wirklich für nichts zu entschuldigen. Selbstverständlich können Sie Ihre Nichte besuchen. Allerdings hat die Kleine keine Ahnung von Ihrer Existenz. Ich selbst habe bis vor wenigen Minuten noch nicht gewusst, dass es Sie gibt. Es wäre vielleicht nicht günstig, wenn ich Romina nun darauf vorbereite, dass Onkel und Tante herkommen werden. Das könnte sie im Augenblick etwas überfordern. Wenn Sie damit einverstanden sind, kommen Sie einfach als ganz normale Besucher, die sich Sophienlust ansehen wollen. Das ist erst einmal unverfänglich, und bei dieser Gelegenheit können Sie Romina sehen, Kontakt aufnehmen und sich ganz zwanglos mit ihr unterhalten. Natürlich stehe ich Ihnen für Gespräche auch jederzeit zur Verfügung.«

      »Das ist schön«, bemerkte Daniel. »Am liebsten würden wir schon morgen nach Sophienlust kommen. Wäre das möglich?«

      »Selbstverständlich. Allerdings schlage ich den Nachmittag vor. Vormittags sind die Kinder in der Schule. Auch Romina besucht seit einigen Tagen hier in Wildmoos die Grundschule. Mittags ist sie aber wieder hier.«

      »Wir geht es der Kleinen eigentlich?«, wollte Linda wissen. »Leidet sie sehr unter dem Tod ihrer Eltern? Das muss doch eine ganz schreckliche Erfahrung für sie sein, die sie noch gar nicht verarbeiten kann.«

      »Fast alle Kinder, die in Sophienlust leben, haben ihre Eltern verloren«, erklärte Denise. »Dieses gemeinsame Schicksal hilft Romina sehr. Kim und Heidi, unsere beiden Jüngsten, haben Romina sogar einen Weg gezeigt, wie sich alles leichter ertragen lässt. Natürlich leistet sie noch Trauerarbeit. Das wird auch noch eine ganze Weile so sein. Aber Romina ist nicht tief verzweifelt. Sie lacht sogar gern und viel. Davon werden Sie sich morgen persönlich überzeugen können. Ich freue mich auf Ihren Besuch.«

      Als Denise auflegte, betrat Nick das Büro. »Nanu, so früh am Tag führst du schon Telefongespräche und das auch noch mit Rominas Onkel und Tante?«

      »Woher weißt du denn, mit wem ich telefoniert habe? Du wirst doch nicht gelauscht haben, mein Sohn. Oder habe ich bei deiner Erziehung doch ein paar Fehler gemacht?«

      »Nö, hast du nicht.« Nick grinste vergnügt. »Ich habe eben Frau Rennert getroffen, und die hat gepetzt. Aber jetzt bin ich wirklich neugierig. Was wollten diese Leute denn von dir? Haben sie dir ebenfalls erklärt, dass sie mit Romina nichts zu tun haben wollen? Bei diesen Großeltern würde es mich nicht wundern, wenn Onkel und Tante aus demselben Holz geschnitzt wären.«

      Denise lächelte ihren Sohn verständnisvoll an. »In dieser Hinsicht fehlt dir noch etwas Lebenserfahrung. Jeder Mensch ist ein individuelles Wesen. Auch bei Menschen, die eng miteinander verwandt sind, darf man nicht von einer Person auf eine andere schließen. Oft sind Familienmitglieder sich einig. Aber das ist nicht immer der Fall. Man muss sich stets vor Vorurteilen hüten.«

      »Ich glaube, das ist ein guter Ratschlag. Menschen sind wirklich oft recht verschieden. Willst du damit sagen, dass Onkel und Tante nicht unbedingt negativ reagiert haben?«

      Denise nickte. »Ja, so ist es. Sie möchten ihre Nichte sogar besuchen und haben sogar davon gesprochen, dass sie noch mehr für das kleine Mädchen tun wollen. Was sie damit meinten, weiß ich im Augenblick noch nicht. Aber sie sind zumindest an Romina und deren Wohlergehen interessiert. Ich habe ihnen vorgeschlagen, dass der erste Besuch zwanglos und anonym verlaufen soll. Damit waren beide sofort einverstanden. Morgen werden die Marbachs nach Sophienlust kommen.«

      »Morgen schon? Dann scheinen sie es wirklich eilig zu haben. Also, ich bin schon richtig gespannt auf diese beiden Leute. Wenigstens sie scheinen ein bisschen menschlicher zu sein als Rominas Großeltern. Vielleicht bleibt sie dann ja doch nicht für immer in Sophienlust. Onkel und Tante wären möglicherweise gute Ersatzeltern.«

      »Möglicherweise«, bestätigte Denise. »Aber darüber sollten wir uns im Moment noch nicht die Köpfe zerbrechen. Du weißt selbst, dass der Entschluss, ein Kind bei sich aufzunehmen, das gesamte Leben verändert. Eine solche Entscheidung will gut überlegt sein. Ob die Marbachs sich überhaupt mit diesem Gedanken beschäftigt haben, weiß ich nicht. Vielleicht wollen sie nur eine lockere Verbindung zu ihrer Nichte halten und ihr ab und zu eine kleine Freude bereiten. Allein das wäre für Romina schon ein großes Glück. Sie wäre dann zwar eins unserer Dauerkinder, hätte aber außerdem noch eine Verbindung

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