Sophienlust - Die nächste Generation Staffel 1 – Familienroman. Karina Kaiser

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Sophienlust - Die nächste Generation Staffel 1 – Familienroman - Karina Kaiser Sophienlust - Die nächste Generation

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Schlag für Sie beide gewesen sein. Aber Sie haben überlebt. Das ist das Wichtigste.«

      Linda nickte. »So sehen wir das inzwischen auch. Aber die Sehnsucht nach einem Kind ist trotzdem groß. Wir leben in einem wunderschönen geräumigen Haus, das von einem riesigen Garten umgeben ist. Unsere beiden Juweliergeschäfte florieren prächtig. Ein Kind könnte bei uns sorglos glücklich sein. Wir können ihm alles bieten, einschließlich unserer Zuwendung und Liebe. Deshalb haben wir uns kürzlich entschlossen, einen Adoptionsantrag zu stellen. Eigentlich war das für die nächste Woche geplant. Nun ist da plötzlich Romina, unsere Nichte, die eine Familie braucht.«

      Denise lächelte verständnisvoll. »Und da dachten Sie, dass ein Adoptionsantrag vielleicht gar nicht mehr nötig sein wird, weil Sie nun natürlich ein ganz bestimmtes Kind im Auge haben.«

      »So ähnlich ist es«, bestätigte Daniel. »Allerdings bewegen wir uns mit diesem Gedanken auf sehr dünnem Eis. Es kann ja sein, dass Romina nichts von uns wissen will. Vielleicht findet sie uns unsympathisch und würde nie bei uns leben wollen. Unter Umständen finden wir auch keine Verbindung zu ihr, oder es tun sich irgendwelche anderen Hinderungsgründe auf, an die wir im Augenblick noch gar nicht denken.«

      Es gefiel Denise, dass da zwei Menschen vor ihr saßen, die sich Gedanken machten.

      Das zeigte ihr, dass Linda und ­Daniel Marbach nicht leichtfertig aus einer Laune heraus handelten, die sich später womöglich zu Rominas Nachteil hätte auswirken können.

      »Ich schlage vor, dass ich Ihnen Ihre Nichte erst einmal vorstelle. Für sie und die anderen Kinder werden Sie zunächst Leute sein, die sich Sophienlust ansehen und bei dieser Gelegenheit auch einige Kinder kennen lernen wollen. Das ist absolut unverfänglich. Für Sie ist das eine gute Chance, Ihre Nichte etwas genauer zu beobachten.«

      Linda und Daniel waren einverstanden und folgten Denise.

      Die wusste nämlich genau, wo Romina sich im Moment befand.

      Es war kurz vor drei Uhr, und um drei Uhr sollte die nächste Reitstunde stattfinden. Romina war daher bestimmt gerade damit beschäftigt, Sancho unter Pünktchens Anleitung zu satteln und aufzutrensen.

      *

      Es war gar nicht so einfach, ein Pony richtig aufzutrensen.

      Inzwischen hatte Romina sich aber schon gemerkt, welche Riemen der Trense man miteinander verbinden musste, und wie fest sie geschnallt werden durften.

      »Das hast du prima gemacht«, lobte Pünktchen, nachdem sie den Sitz von Sattel und Trense kontrolliert hatte. »Jetzt kannst du Sancho auf den Reitplatz führen. Oder soll ich das für dich tun?«

      »Nein«, protestierte Romina und griff nach dem Zügel.

      »Das mache ich selbst. Du hast gesagt, dass ein guter Reiter sich immer um sein Pferd kümmert und nicht einfach nur darauf wartet, dass es ihm auf den Reitplatz gebracht wird, damit er aufsitzen kann. Was für Pferde gilt, gilt auch für Ponys, und ich möchte für Sancho ein guter Reiter sein.«

      Auf dem kurzen Weg zum Reitplatz trafen Pünktchen und Romina Denise mit deren Besuchern. Romina freute sich darüber.

      »Willst du mir bei der Reitstunde zusehen, Tante Isi?«, erkundigte sie sich sofort. »Dann kann ich dir zeigen, was ich schon alles gelernt habe.«

      »Natürlich schaue ich dir gern zu, Romina. Aber vorher möchte ich dir und Pünktchen meinen Besuch vorstellen. Das sind Linda und Daniel Marbach. Sie wollen sich in Sophienlust ein bisschen umsehen.«

      Das Mädchen schaute die beiden Besucher aufmerksam an.

      »Sie können auch zugucken, wenn Sie wollen. Sind Sie auch schon einmal geritten?«

      »Ja, als ich noch ein Schuljunge war, hatte ich Reitunterricht«, gab Daniel Auskunft. »Das ist aber lange her. Ich glaube, heute könnte ich gar nicht mehr reiten und bekäme höchstens einen tüchtigen Muskelkater, wenn ich es versuchen würde. Wahrscheinlich würde ich sogar aus dem Sattel rutschen und mit einem lautem Plumps auf dem Boden landen.«

      »Das ist mir auch schon passiert«, meinte Romina und kicherte vergnügt. Die Vorstellung, wie dieser erwachsene Besucher auf dem Boden des Reitplatzes landen und sich anschließend womöglich das schmerzende Hinterteil reiben würde, erheiterte sie. Romina wünschte Daniel nichts Böses. Es waren nur die Bilder, die ihr durch den Kopf gingen und die sie komisch fand.

      »Sind Sie auch früher geritten, als Sie noch in der Schule waren?«, wollte Romina von Linda wissen.

      Durch diese Frage wurde Linda aus ihren Gedanken gerissen. Während der letzten Minuten hatte sie ihren Blick nicht von dem kleinen Mädchen wenden können. Romina sah ihrer Mutter tatsächlich sehr ähnlich. Sie hatte dieselben Grübchen in den Wangen und denselben verschmitzten Augenaufschlag. Sogar die Gewohnheit, den Kopf leicht nach links zu neigen, wenn sie Fragen stellte, hatte Romina von ihrer Mutter übernommen. Nur ihre Augen waren wesentlich dunkler. Hier kamen wohl die Erbanlagen des italienischen Vaters zum Tragen.

      »Als ich ungefähr in deinem Alter war, habe ich angefangen, reiten zu lernen«, gab Linda Auskunft. »Ein Jahr später habe ich dann ein eigenes Pferd bekommen. Es war ein Haflinger mit einer langen und fast weißen Mähne. Er hieß ein bisschen ähnlich wie du. Romeo war sein Name. Wir zwei sind richtig gute Freunde gewesen und haben eine Menge miteinander erlebt. Manchmal war Romeo auch etwas frech und hat mir Streiche gespielt. Einmal hat er meine Jacke gestohlen, die an der Tür zur Sattelkammer hing, sie in seine Box getragen und dort unter dem Stroh vergraben. Nachdem er eine Nacht darauf geschlafen hatte, war die Jacke natürlich nicht mehr zu gebrauchen. Aber böse bin ich Romeo eigentlich nie gewesen.«

      »Das muss ein lustiges Pferd gewesen sein«, meinte Romina. »Romeo ist auch ein sehr schöner Name für ein Pferd. Lebt Romeo heute noch?«

      »Nein, dann wäre er fast vierzig Jahre alt. Als ich ihn bekommen habe, war er kein ganz junges Pferd mehr. Aber mein Romeo ist mit seinen sechsundzwanzig Jahren ziemlich alt geworden. Natürlich war ich traurig, als er starb. Aber er hat ein wundervolles und langes Leben gehabt. Dieser Gedanke hat mich immer getröstet.«

      »Es ist immer gut, wenn man einen Trost hat«, stellte Romina nachdenklich fest. »Meine Eltern sind neulich bei einem Feuer gestorben. Das ist sehr schlimm. Aber es tröstet mich, dass ich mit ihnen reden und ihnen jeden Tag alles erzählen kann. Wenn man so einen Trost hat, ist man nicht mehr ganz so schrecklich traurig. Jeden Tag, wenn es dunkel wird, schaue ich mir diesen schönen hellen Stern an, auf dem meine Eltern jetzt wohnen, und dann rede ich mit ihnen.« Sie sah zum Himmel hinauf. »Wenn Wolken da sind, kann ich den Stern natürlich nicht sehen und tagsüber auch nicht. Aber ich weiß genau, wo er ist, und kann meinen Eltern alles erzählen.«

      Linda spürte, wie ihr die Tränen in die Augen traten.

      Bei alldem Schmerz, den dieses kleine Mädchen erleben musste, hatte es einen Weg gefunden, sich selbst Trost zu spenden. Diese innere Kraft des Kindes beeindruckte sie sehr.

      »Sind Sie jetzt traurig?«, wollte Romina wissen, die den verdächtig feuchten Schimmer in Lindas Augen bemerkt hatte. »Habe ich vielleicht etwas Falsches gesagt? Das tut mir leid. Das wollte ich nicht.«

      Linda legte ihre Hände auf Rominas Schultern und lächelte sie an. Das Gefühl, das sie dabei durchströmte, hätte sie nicht in Worte fassen können. Sie berührte gerade das Kind, das vielleicht bald zu ihr und Daniel gehören würde …

      »Du

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