Dicke Luft in der Küche. Frank Winter
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Читать онлайн книгу Dicke Luft in der Küche - Frank Winter страница 11
»Ich bin ganz Ihrer Meinung!«, rief MacDonald entrüstet.
»Wo haben Sie das Foto her?«
»Von einer Bekannten«, erwiderte er knapp.
»Die Frau war hier!«
»Wann denn, Giuseppe?«
»Vor zehn Minuten noch. Sie ist eine der Bekloppten.«
»Sehr interessant«, meinte MacDonald indigniert. Formen waren Formen. Und wenn man sie nicht einhielt, würde die Gesellschaft unweigerlich im Chaos versinken!
»Giuseppe, ich habe eine sehr persönliche Frage. Musst du Schutzgelder bezahlen?«
»Nein. Und wenn ich sie verweigern würde, kämen bestimmt nicht solche abgerissenen Penner, um vor meinem Haus Zoff zu machen. Das kannst du mir glauben.«
»Die Leute waren schlecht gekleidet?«
»Im Prinzip waren sie ganz normal angezogen. Nur eben nicht wie italienische Geldeintreiber.«
MacDonald stellte sich Herren in maßgeschneiderten Nadelstreifenanzügen und zweifarbigen Schuhen vor. Ein Bild, das aus den Filmen über den Paten stammte. Vielleicht sollte er eine Studienreise nach Sizilien machen. »Hatten Sie früher schon einmal Ärger dieser Art?«
»Niemals, seit ich nach Schottland ausgewandert bin, mein Herr! Mir ist schleierhaft, was die von mir kleinem Licht wollen!«
»Wir werden es herausfinden.«
»Sie wollen mir ebenfalls helfen, Mister MacDonald?«
»Das ist Ehrensache. Immerhin sind Sie ein guter Freund eines guten Freundes.«
»Ist dir sonst noch etwas aufgefallen, Giuseppe?«
»Si, ich habe mir das Kennzeichen von einem der Wagen notiert.«
»Sehr löblich von Ihnen, doch leider besitzen wir keinen Polizei-Computer.«
»Ist nicht nötig. Ich habe einen Freund bei der Zulassungsstelle.«
Alberto klopfte Coia auf die Schulter, womit er auch sich selbst dafür lobte, solch einen intelligenten Freund zu haben.
»Wollt ihr noch einen Espresso?«
MacDonald tippte sich auf den Bauch. »Für mich nicht. Danke vielmals.«
»Sie haben es eilig?«
»Ich möchte den Rest des Tages nutzen, um meine neue TV-Sendung für die BBC vorzubereiten.«
»Worum geht es denn?«, fragte Coia verlegen.
»Um das Kochen mit Hafer.«
»Im Ernst?«
»Ja, im Ernst!«
»Aber den essen doch nur die Pferde.«
»Haha, sehr komisch. Sie müssen mir keine Pseudo-Weisheiten von diesem Johnson zitieren. Thank you very much!« MacDonald nickte den beiden düster zu und ging nach draußen. Selbst vor der Tür hörte er die zwei Italiener aufgeregt reden. Zehn Minuten später gesellte Alberto sich zu ihm. »Worüber habt ihr denn so lange palavert?«
»Nichts Besonderes. Er hat sich übrigens für die Hafer-Bemerkung entschuldigt.«
»Das war alles?«, fragte MacDonald skeptisch.
»Si, mein Freund.«
»Hm … ihr habt doch keine Geheimnisse vor mir?«
»Nie im Leben! Aber wenn wir gerade dabei sind, was hat dir denn Mrs Lockhart vorhin zugeflüstert?«
»Sie hat mir erzählt, dass Ann bereits Veganerin und Fruktarierin war und mir deshalb sehr ähnlich sei.«
»Perque?«
»Weil ich, äh, ich meine Prinz Philip seit Jahrzehnten die Atkins-Methode praktiziert.
»Ist das ein Sozialist?«
»Nein, der Erfinder der gleichnamigen Diät.«
»Ich erinnere mich, die Abmagerungskur, die Karen dir aufgebrummt hat. Santa Maria, wieso können die Menschen nicht einfach einen Teller Spaghetti zu sich nehmen! Das hat noch niemandem geschadet.«
Alberto hatte wieder einmal geschickt vom Thema abgelenkt. Noch immer hatte MacDonald den Eindruck, dass die beiden Italiener weiter über den Fall gesprochen hatten. Ob man Coia in der Vergangenheit bereits bedroht hatte? Es wäre nicht das erste Mal, dass Erpresser sich die Polizei verböten.
»Wenn Sie mich nicht mehr brauchen, gehe ich jetzt nach Hause, Doktor Miller. Ich möchte noch ein wenig an den Strümpfen für meinen Neffen stricken.«
Karen Miller sah zerstreut von ihrem Schreibtisch auf. »Sie haben einen Neffen?«
»Schon seit 34 Jahren. Ich hatte Ihnen doch von ihm erzählt.«
»Und ihm stricken Sie Strümpfe?«
»Ja, mit großen Karos.«
»Wie originell.«
»Er heißt wie ich.«
»Grace?«
»Nein, das wäre aber schlimm. Obwohl es ja immer noch ein schöner Name ist. Denken Sie nur an Grace Kelly. Ich meinte meinen Nachnamen, Abercromby. Geht es Ihnen nicht gut, Frau Doktor? Sie sehen etwas blass aus.«
»Es ist nichts, was sich nicht mit einem heißen Bad und einer Kanne Tee beheben ließe. Sie können wirklich gehen. Ich komme alleine zurecht.«
Ihre Gehilfin zog ihren beigefarbenen Allwettermantel an, nahm Mütze und Stockregenschirm vom Kleiderhaken und ging zur Tür. Wohl war ihr nicht dabei, die Frau Doktor ihrem Schicksal zu überlassen. Doch als sie ihre gehäkelten Handschuhe aus den Manteltaschen zog und über die Finger streifte, gewann die Idee eines wohligen Strickabends schnell die Oberhand. »Also dann, ich gehe jetzt.« Sie stolperte die Treppe hinunter und wie zufällig erlitt sie vor der Anwaltspraxis im Erdgeschoss einen Niesanfall. Karen Miller trank den letzten Rest Tee und brachte ihren Becher zur Spüle in der kleinen Küche. Sie schmunzelte. Angus hatte ihr bei seinem letzten Besuch eine Becher-Kollektion geschenkt. »Mir ist aufgefallen, dass man in die Kultur Ihrer Heißgetränk-Gefäße etwas mehr Einheitlichkeit bringen könnte.« Übersetzt bedeutete die drollig-freundliche Formulierung: Ich fürchte, in Ihrem Küchenschrank herrscht das Prinzip Kraut und Rüben. Und so war sie nun die stolze Besitzerin von einem halben Dutzend Bechern in den unterschiedlichsten Clan-Mustern. Am liebsten trank sie aus dem MacDonald-Becher. Sie räumte ihn in die Geschirrspülmaschine und verließ die Praxis. Heute war sie froh, dass ihr Wagen direkt vor der Tür stand. Der Anruf ihres Vaters bedrückte sie. Hätte sie seine Hilfe annehmen sollen? Tannahill wollte sie um jeden Preis sehen. Das war ihr klar. Als sie seinerzeit merkte, dass er nicht über das Ereignis hinwegkam, zog sie die Konsequenz. Sie stieg in den Wagen und fuhr los. Zu Hause in Musselburgh fiel ihr ein fremdes Auto auf. Wer in einer