Dicke Luft in der Küche. Frank Winter

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Dicke Luft in der Küche - Frank Winter Mord und Nachschlag

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Teufel! Wer eine Mutter und ihr Kind entführt, gehört für den Rest seines Lebens weggesperrt. Sind es Verwandte von Mrs Sinclair?«

      »Nein, Tochter und Enkeltochter eines gewissen Major Lockhart. Es ist übrigens nicht sicher, dass sie entführt wurden.«

      »Kennst du den Herrn?«

      »Ich habe ihn heute zum ersten Mal gesehen und leider nur kurz sprechen können. Denn er ist abrupt aufgebrochen.«

      »Was hat der Fall mit der Kulinarik zu tun?«

      »Meines Wissens nichts. Doch dem flehentlichen Blick Mrs Sinclairs konnte ich einfach nichts entgegensetzen.«

      »Ich nehme an, du möchtest, dass ich dir wieder bei den Ermittlungen unter die Arme greife?«, fragte Alberto feierlich.

      »Thank you, das wäre zu viel des Guten. Du bist schließlich ein vielbeschäftigter Mann und hast ein renommiertes Guest House zu führen.«

      »Aber ich fühle mich in meinem eigenen Haus nicht mehr sicher und wäre deshalb für jede Ablenkung dankbar.«

      »Jetzt hast du mich gedanklich verloren.«

      »Ich rede von den japanischen Gästen, die unter meinem Dach wohnen. Komische Gestalten sind das. Sie führen etwas im Schilde.«

      »Ist das so?«

      »Certo. Ich werde dir alles erzählen.«

      Albertos nicht enden wollenden Geschichten über schlimme Gäste wollte MacDonald sich heute gerne ersparen. »Oh, wie gerne täte ich das, doch ruft mich die Pflicht.«

      »Wovon redest du?«

      »Ich muss meine neue Fernsehsendung vorbereiten.«

      »Capito. Worum geht es denn dieses Mal?«

      »Um einen der Grundpfeiler der schottischen Küche, den Hafer.«

      »Und unser neuer Fall?«

      »Ich hole dich morgen früh ab, dann legen wir los. Apropos, was weißt du über Prinz Philip?«

      »Was alle wissen.«

      »Würdest du dir zutrauen, ihn zu imitieren?«

      »Für ein Stück im King’s Theatre?«

      »Eher für eine Laienaufführung.«

      »Seit wann interessierst du dich für das englische Königshaus?«

      »Ich mache es notgedrungen für den Fall. Die Mutter der vermissten Frau befindet sich in einer Blase, gefüllt mit ihrer überbordenden Phantasie. Sie reagiert nur noch auf den Duke of Edinburgh.«

      »Molto bene! Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie sehr mich das freut.«

      Angus hütete sich nachzufragen, wie sein Freund das meinte. Denn dann würde er das Haus erst gegen Abend wieder verlassen.

      Zu Hause versuchte er mehrfach, Mrs Sinclair anzurufen, um sie noch einmal um die Vermittlung eines zweiten Gesprächs mit dem Major zu bitten. Doch sie hob einfach nicht ab. Wo konnte sie jetzt, so kurz nach dem Vorfall nur stecken? Ging sie doch selten aus dem Haus. Mittlerweile fragte er sich, ob sie mehr über den Fall wusste, als sie zugab.

      Längst bereute MacDonald, dass er Alberto die Geschichte mit der Prinz-Philip-Imitation erzählt hatte. Nicht dass er ihm das Talent zu Imitation und Komik abspräche. In diesem Fach war er ein ungekrönter König. Unvergessen zum Beispiel die Tüte mit Scherzartikeln, die er seinen Verwandten in Italien präsentiert hatte: Bleistifte, die beim Schreiben umknickten, Blumen, die auf Knopfdruck Wasser verspritzten und weitere kurzweilige Dinge des absurden Lebens. Misslich war nur, dass Prinz Philip nicht mit italienischem Akzent redete. Und wie sollte er das Alberto schonend beibringen? Der stand bereits vor der Haustür und wartete auf ihn. MacDonald hielt mangels eines Parkplatzes mitten auf der Straße und ließ ihn einsteigen.

      »Da brat mir einer einen Storch. Der Herr trägt nach langer Zeit wieder einmal sein Röckchen.«

      »Deine Witzeleien fechten mich nicht an. Ein Schotte steht zu seinem Land.«

      »Sag, wie kommt es zu dieser Kostümierung?«

      »Ich verkörpere Prinz Philip, auch unter dem Namen Duke of Edinburgh bekannt.«

      »Wer hat dir seinen spärlichen Haarwuchs verpasst?«

      »Eine Kollegin vom Maskenbildnerteam der BBC war mir freundlicherweise behilflich.«

      »Eccellente. Angus, ich muss dir etwas beichten. Leider hatte ich überhaupt keine Zeit, mich vorzubereiten. Aber wie ich dich kenne, hast du wieder ein komplettes Drehbuch verfasst.«

      »In der Tat habe ich einiges Material gewälzt und mir auch Stichworte notiert. Vorbereitung ist oft die halbe Schlacht.«

      »Allora, wie gehen wir vor?«

      »Meine Idee war, zuerst einen Monolog zu halten, genauer gesagt ein Potpourri einiger der lustigsten Äußerungen des Prinzen. Dann könnten wir zu einem dialogischen Teil übergehen.«

      »Va bene. Was mache ich dabei?«

      »Du, mein Freund, könntest mir bei der Konversation zur Seite stehen, denn ich kann sie schwerlich alleine bestreiten.«

      »Hm. Was hältst du davon, wenn ich Sean Connery imitiere?«

      MacDonald schwante Schlimmes. »Warum denn das?«

      »Maria ist doch ein großer Fan von ihm. Aber sie behauptet immer, ich könne ihn nicht gut nachmachen. Deshalb habe ich den Burschen in der letzten Zeit studiert, heimlich seine Filme angesehen und sogar über ihn gelesen.«

      Deswegen hatte er sich bei ihrem letzten Gespräch also so sehr über den Termin gefreut, dachte MacDonald. »Das ist alles ganz vorzüglich, aber vielleicht lieber ein anderes Mal.«

      MacDonald fädelte den Volkswagen in eine schmale Lücke.

      »Respekt. Angus, das war eine Meisterleistung. Ein Parkplate direkt vor einer Buchhandlung.«

      »Angenehm, doch völlig zufällig. Mrs Lockhart wohnt nur einige Häuser weiter.«

      MacDonald öffnete den Kofferraum auf der Vorderseite des Wagens und nahm ein kleines Köfferchen an sich. »Folge mir unauffällig, Alberto.«

      »Was hast du da drin?«

      »Eine Überraschung.« Er schlug den gewaltigen, schmiedeeisernen Griff gegen die massive Holztür.

      »Die würde einer Burg gut stehen. Mir ist nie aufgefallen, dass es auf der George Street solche Häuser gibt. Wohnen die Lockharts alleine hier?«

      »Mittlerweile nur noch die Mutter.« Bevor MacDonald dem noch etwas hinzufügen konnte, wurde die Tür geöffnet. Eine ältere Dame mit Mittelscheitel und dickem mausgrauem Zopf starrte sie an. Im Hochland des 19. Jahrhunderts, eine Laterne in der Hand, wäre sie besser aufgehoben gewesen. »Die Gentlemen wünschen?«

      »Mein

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