Dicke Luft in der Küche. Frank Winter

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Dicke Luft in der Küche - Frank Winter Mord und Nachschlag

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später gefunden und den Diebstahl der Handtasche mit dieser Verzögerung gemeldet.«

      »Das ist nicht dasselbe!«

      »Stimmt«, sagte Maria, »du hast den armen Menschen in einer schweren Stunde ihres Lebens beigestanden. Dennoch finde ich, dass wir die Überwachung unserer Gäste reduzieren müssen.«

      »No! Das wäre sträflicher Leichtsinn!«

      »Ich verstehe immer noch nicht, warum er inmitten der Konversation davongerannt ist! So verhält sich kein Gentleman. Schon gar nicht im Beisein einer Dame. Welcher Einheit gehörte er denn an?«

      »Sie dürfen nicht so streng mit ihm sein, mein lieber Mister MacDonald. Der Schock steckt ihm noch in den Gliedern. Er hängt sehr an der Kleinen. Sie ist sein Ein und Alles.«

      MacDonald bemerkte durchaus, dass sie die Frage nach des Majors Einheit nicht beantwortete. »Sie beziehen sich auf seine Enkeltochter?«

      »Ja, Catriona ist wirklich reizend.«

      »Haben Sie sie schon gesehen?«

      »Ein paar Mal sogar.«

      »Im Rahmen einer Verabredung?«

      »Was sollte ein schneidiger Herr wie er von einer alten Fregatte wie mir denn wollen? Wir sind uns immer rein zufällig begegnet, im botanischen Garten, mehrfach im Ocean Terminal, auf diversen Spielplätzen.«

      »War er alleine mit Catriona?«

      »Manchmal. Oft war aber auch seine zweite Frau dabei. Sie scheint ebenfalls sehr an des Majors Enkelin zu hängen.«

      »Wie alt ist Mrs Lockhart, die Zweite?«

      »Man wagt es kaum auszusprechen. Sie ist 30 Jahre jünger als der Major. Und er geht auf die Siebzig zu.«

      »Ein großer Altersunterschied. Gibt es, äh, Probleme in der Ehe?«

      »Wie meinen Sie das?«

      Genau diese Frage hatte er befürchtet. »Ich meine es nur so ganz, äh, allgemein. Möchte die zweite Gemahlin Nachwuchs haben?«

      »In dem Alter? Wie kommen Sie denn darauf?«

      »Heutzutage ist es doch fast schon an der Tagesordnung, wenn eine Frau nach dem dreißigsten Lebensjahr noch Kinder bekommt. Versteht Ann sich gut mit ihrer Mutter?«

      »Sie waren ein Herz und eine Seele. Der Major sagte, sie hätten sich nach seinem Auszug sogar regelrecht gegen ihn verschworen. Ihm tat es leid, denn er mochte seine Tochter sehr. Ich glaube, dass es immer noch so ist. Auch wenn er es sich nicht anmerken lässt.«

      »Meinen Sie, die Geschichte mit Prinz Philip stimmt?«

      »Major Lockhart ist ein aufrechter Mann! Niemals würde er lügen.«

      »Natürlich nicht. Aber er machte doch eine Andeutung, dass seine Gattin ihn ehemals mit dieser Marotte aufzog. Es könnte ja sein, dass sie das nun wieder macht?«

      »In einer schlimmen Situation wie dieser? Nein, ich denke, dass die ehemalige Mrs Lockhart noch immer ein Fan des Duke of Edinburgh ist. Wie steht es übrigens mit Ihrem Privatleben? Fühlt Doktor Miller sich wohl?«

      »Pudelwohl sogar«, stotterte er. »Meinen Sie, ich könnte ein weiteres Gespräch mit dem Major führen? Möglicherweise in einer weniger sprengstoffartigen Stimmung?«

      »Ich hoffe es.«

      Vor Ort gab es noch einen doppelten Dram aus dem Hause Laphroaig. Und als er dann über wenig befahrene Straßen in formschönen Schlangenlinien heimwärts tuckerte, war er sehr froh, dass sein Wagen den Weg kannte. Über die Princess Street hatte er für seine Route nicht nachdenken müssen. Seit man in Edinburgh mit dem Bau der Straßenbahn begonnen hatte, versank die Innenstadt im Chaos. Nur die Mäuse hatten unaufhörlich Kirchtag. Sie krochen aus allen Löchern, besetzten sogar Teile des Polizeireviers in Fettes. Über die Kantine der Ordnungshüter hatte man bereits Quarantäne verhängen müssen. Und so hatten die Edinburgher bei all den Verkehrsbehinderungen wenigstens die Gewissheit, dass alle Menschen gleich waren, jedenfalls, wenn es nach der Weisheit der grauen Mäuse ging. Zu Hause braute er sich einen starken Tee und ließ sich in seinen Winston-Churchill-Sessel sinken. Mrs Sinclair hatte wahrlich und wahrhaftig ein Auge auf den Major geworfen, auch wenn sie das nicht zugeben würde. Ob sie wohl einst eine Liaison mit ihm gehabt hatte? War dem noch immer so? Wenn er so darüber nachdachte, wusste er mit Ausnahme der Geschichten über ihren Herrn Vater und wenige Bekannte kaum etwas über ihr Privatleben. Hatte sie jemals geheiratet? Existierten Kinder und Enkelkinder?

      Alberto empörte sich. »Von Überwachung kann keine Rede sein! Mir liegt das Wohlergehen unserer Gäste am Herzen. Ist das etwa ein Verbrechen?«

      »Überhaupt nicht. Komisch ist nur, dass wir im Hotelbetrieb so lange überleben konnten, ohne dass unser Haus zum Hochsicherheitstrakt wurde.«

      »Ich habe keine Ahnung, wovon du redest, Maria.«

      »Dann will ich dir mal auf die Sprünge helfen. Neben deiner persönlichen Supervision kommen unsere Gäste und ich seit Kurzem auch noch in den Genuss von Kameras und Bewegungsmeldern.«

      Alberto schluckte kräftig. »Dabei handelt es sich um eine sehr nützliche Hilfe im Hotelbetrieb und …« Er wurde von einem durchdringenden Quak-Laut aus seinem Plädoyer gerissen.

      »Nützliche Hilfe Nummer eins schlägt Alarm«, sagte Maria.

      »Was folgern wir daraus?«

      »Dass die Japaner in ihre Zimmer gegangen sind.«

      »Eben nicht, denn sie bekämpfen immer noch ihr Frühstück. Schau auf den Monitor. Ich habe ihn nicht ohne Grund auf die Fensterbank gestellt.«

      »Wir benötigen also dringend noch eine Überwachungskamera für den Flur?«, fragte Maria mit aller möglichen Ironie.

      Alberto schaute seine Frau bewundernd an. »Jetzt, wo du es sagst, kann ich dir ja anvertrauen, dass ich selbst bereits daran gedacht habe.«

      Nachdem alle Gäste mit Frühstück versorgt waren, begannen die Vitiellos wie üblich mit der Reinigung des Hauses. Alberto polierte gerade das Schränkchen vor der Eingangstür, als sich ein gewaltiger Schatten darauf legte. »Porca miseria«, rutschte es ihm heraus.

      MacDonald trat ein und zog einen imaginären Hut vom Kopf. »Buon giorno, signore.«

      »Buon giorno, Angus.«

      »Habe ich dich erschreckt?«

      »No. Was führt dich zu uns?«

      Der Geruch deiner wohlschmeckenden Suppen, hätte MacDonald gerne geantwortet. Doch wollte er sich nicht als Gast aufdrängen. Stattdessen stammelte er: »Ich komme von Mrs Sinclair.«

      »Sie wohnt nicht gerade in unserer Nachbarschaft.«

      »Unbestritten, aber ich wollte dir unbedingt gleich von meinem neuesten Fall erzählen.«

      »Was, schon wieder einer?«, fragte sein Freund ein wenig zu gleichgültig.

      MacDonald

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