Dicke Luft in der Küche. Frank Winter

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Dicke Luft in der Küche - Frank Winter Mord und Nachschlag

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wie das ist, Gianna. Immer das gleiche Lied, wenn ein unbescholtener Bürger die Hilfe der Polizei benötigt: Sind Sie sicher, dass es ernst ist? Im Moment sind wir schwer beschäftigt. Blablabla.«

      »Dad! Wo willst du hin?«

      »Mir die Herrschaften mal aus der Nähe ansehen.«

      »Glaubst du, man kann mit ihnen reden?«

      »Wir werden sehen.« Als er vor die Tür trat, hörten die Demonstranten kurz auf, im Kreis zu gehen. Zumindest das hatte er erreicht. »Was wollt ihr?«

      »Stoppt die Völlerei! Kampf den Sündern! Denkt an die hungernden Kinder in Indien! Sie brauchen uns!«

      »Nicht schon wieder! Die Platte kenne ich schon!«

      Gianna zog ihn am Ärmel. »Dad, du kommst jetzt besser wieder rein. Die Leute kommen mir nicht geheuer vor. Und die Polizei muss ja irgendwann eintreffen.«

      Coia ließ sich widerstrebend von ihr ins Geschäft zurückziehen. »Hast du das gesehen?«

      »Was denn?«

      »Du hast laut und deutlich von der Polizei gesprochen und die haben noch nicht mal mit der Wimper gezuckt.«

      »Mir kommen sie auch reichlich apathisch vor.«

      »Bestimmt nehmen sie Rauschgift.«

      »Fängst du schon wieder mit deinen Drogen an?«

      »Schau dir doch nur ihren leeren Blick an. Als ob hinter den Augen gar keine Person ist.«

      »Dad, du hast keine Ahnung, warum die da draußen solchen Lärm machen?«

      Er konnte sich nur mit Mühe beherrrschen. »Nein, Liebes, absolut nicht.«

      »Ich höre Sirenen. Die Polizei kommt.«

      Coia schüttelte den Kopf. Nur ein einziger Mann konnte ihm aus der Klemme helfen.

      »Ja, soweit ich weiß, verkauft Sangster den ›Big Issue‹«, wiederholte Mrs Lockharts Nachbarin. »Sie brauchen mich gar nicht so entsetzt anzusehen. Ich habe nichts mit denen zu tun.«

      »Darf man fragen, warum Sie so gut informiert sind?«, fragte MacDonald unschuldig.

      »Seine Eltern besuchen denselben Gottesdienst wie ich.«

      »Er veräußert dieses Blatt schon länger?«

      »Zwei, drei Jahre werden es wohl sein.«

      »Erhält er von seinen älteren Herrschaften keine Unterstützung?«

      »Warum sollte ein junger Mann, der noch beide Arme und Beine besitzt, von seinen Verwandten durchgefüttert werden?«

      »Absolut richtig«, sagte Alberto.

      Ich könnte mir den einen oder anderen Grund vorstellen, dachte MacDonald und nickte freundlich.

      Albertos Handy klingelte. Er trat zwei Schritte zur Seite, was sowohl seinen Freund als auch die Nachbarin neugierig machte. »Pronto! Du bist es. Wie geht es dir? Im Ernst? Ja, natürlich, sofort.« Er wandte sich den beiden zu.

      »Ist irgendetwas?«

      »Hast du schlechte Nachrichten bekommen?«

      »Kann man wohl sagen. Ich muss dringend zu meinem Freund Guiseppe. Grazie and arrivederci, signorina.«

      MacDonald hatte Mühe, Schritt zu halten. »Was ist denn passiert, Alberto?«

      »Giuseppe war sehr aufgeregt. Der Zeitungsverkäufer muss warten. Kommst du mit? Oder soll ich den Bus nehmen?«

      »Ich begleite dich natürlich.«

      »Andiamo, Angus!«

      Als sie in der Victoria Street ankamen, sprang Alberto aus dem Wagen und ließ die Tür offen stehen. »Ich gehe schon mal vor. Va bene?«

      »Ganz wie du möchtest, mein Freund.«

      Coia wartete bereits vor dem Geschäft. Alberto eilte in langen Schritten auf ihn zu und schüttelte ihm eifrig die Hand. »Giuseppe, geht es dir gut?«

      »Schade, dass du nicht etwas früher gekommen bist. Du hast eine schöne Laienaufführung verpasst.«

      »War die Polizei schon da?«

      »Ja, aber dann fuhren abrupt zwei schwarze Geländewagen vor. Die Schreihälse sprangen ein und der Spuk war zu Ende. Schneller, als man einen Luftballon zum Platzen bringen kann.«

      MacDonald hatte mittlerweile eingeparkt und gesellte sich zu den beiden.

      »Freut mich, Sie wiederzusehen, Mister MacDonald.«

      »Ihr beiden seht euch öfter?«

      »Certo. Dein Freund ist einer meiner Stammkunden.«

      »Nach einer längeren Phase der Abstinenz hatte ich den Köstlichkeiten nichts mehr entgegenzusetzen und kehrte reumütig in diese unvergleichliche Schatzkammer zurück«, sagte Angus.

      »Und deine Diät?«

      »Sie wollen abnehmen, Mister MacDonald? Da kann ich Ihnen nur abraten. Meine Schwägerin war nach ihrer Fastenkur nur noch ein halber Mensch.«

      »Um der Wahrheit die Ehre zu geben, mir ist auch etwas mulmig dabei.«

      »An Ihrer Stelle würde ich es mir noch mal überlegen. Aber kommt doch bitte rein. Ich mache uns einen Espresso.«

      Alberto und MacDonald bewegten sich zwischen den Regalen wie zwei Wanderer in einer famosen Landschaft: Hier könnte man tot umfallen und würde es nicht bereuen. Coia ging hinter den Tresen und bereitete drei Espressi zu. Auf jedes Untertässchen legte er liebevoll zwei Briefchen mit Zucker. »Für mich bitte ohne«, meinte MacDonald.

      »Signor MacDonald, ein Espresso ohne Zucker ist wie eine Pizza Margherita ohne Mozzarella!«

      MacDonald seufzte. »Also gut, Sie haben mich überzeugt. Was genau ist denn vorgefallen?«

      Coia überlegte einen Moment. »Neulich spazierte so eine komische Type hier rein. Im Anzug und mit Agenten-Sonnenbrille. Sonderbares Zeug hat der gefaselt. Von wegen Essen sei Sünde.«

      »War es ein Presbyterianer?«

      »Woher soll ich das wissen?«

      MacDonald zuckte mit der Oberlippe. Der Mann war aufgeregt. Deshalb würde er ihm den rüden Ton durchgehen lassen. »Ich frage nur, weil die strengen Presbyterianer ihre Ansichten zu Speis und Trank haben. Delikatessen mögen sie zum Beispiel überhaupt nicht.«

      »Man sollte es nicht für möglich halten, bei den vielen mittelmäßigen Kochsendungen, die heutzutage im Fernsehen laufen.«

      Noch eine Bemerkung dieser Art und er würde seine Delikatessen in Zukunft woanders erwerben! Sollte Alberto doch die Befragung fortführen. Um sein Desinteresse

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