Schon wieder einer tot. Irene Wondratsch

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Schon wieder einer tot - Irene Wondratsch Mord und Nachschlag

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den Kongress vorzeitig verließ und nachhause zurückkehrte. Wo war Rosa? Manchmal hielt sie am Samstag ein Nachmittagsschläfchen. Er schlich also zum Schlafzimmer und öffnete vorsichtig die Tür. Er hatte recht gehabt, sie schlief tatsächlich – in den Armen eines anderen Mannes, der ebenfalls die Augen geschlossen hatte.

      Irgendwann brachte Joe seinen Mund wieder zu und löste sich aus seiner Starre. Gleich würde er aus diesem Alptraum erwachen.

      Er fühlte eine starke Beklemmung in der Brust, ging zur Bar, schenkte sich einen Whisky ein: Der gab ihm den Rest. Sein Herz krampfte sich zusammen. Er schrie um Hilfe. Rosa kam mit zerzaustem Haar im Bademantel herbei, sie würde ihm Erste Hilfe leisten und ihn retten.

      Sie sah interessiert zu, wie er sich krümmte und stand reglos daneben.

      »Gleich hat er’s überstanden«, sagte sie zu ihrem Lover.

      Gespicktes Herz

      Zutaten für 2 Portionen:

      1 Herz vom Rind, Hirsch oder Reh

      1 Zwiebel, halbiert und in Scheiben geschnitten

      2 Knoblauchzehen, in dünne Scheiben geschnitten

      1 dicke (oder mehrere dünne) Scheibe(n) Bauchspeck

      1 TL Thymian

      3 Wacholderbeeren

      1 Lorbeerblatt

      etwas Rotwein

      250 ml Rinderbrühe

      etwas Mehl und Butter zu gleichen Teilen vermengt

      Das Spicken von Fleisch bzw. hier Innereien ist in den letzten 20-30 Jahren stark in Verruf geraten, da dadurch wohl die Fleischfasern verletzt werden, Saft austritt und so das Fleisch erst recht trocken zu werden droht, obwohl dies durch das Spicken mit fettem Speck ja gerade vermieden werden soll. Als gute Alternative hat sich das Bardieren, also das Umhüllen des Fleisches mit dünnen Speckscheiben erwiesen.

      Nun passt das aber nicht wirklich zum Plot unseres Kurzkrimis. Von daher stellen wir es Ihnen anheim, ob Sie lieber spicken oder bardieren, eventuell probieren Sie mal beides parallel aus und testen den Unterschied des fertigen Herzens in der Konsistenz.

      Zubereitung:

      Das Herz halbieren und mit Streifen vom Bauchspeck mittels einer Spicknadel spicken oder die Herzhälften mit dünnen Speckscheiben umwickeln und mit Küchengarn festmachen. Zwiebel anrösten, Knoblauchscheiben dazugeben, die Herzhälften kurz mitbraten, Gewürze beigeben und mit Rotwein ablöschen. Mit Rinderbrühe aufgießen und eine halbe Stunde köcheln lassen. Die Sauce in den letzten zehn Minuten mit Mehlbutter binden und einreduzieren lassen. Dann die Herzhälften auf Tellern servieren, die Sauce durch ein engmaschiges Sieb passieren und über die Herzhälften gießen.

      Sehr gut passen dazu Semmelknödel, Kartoffelknödel oder Spätzle. Und auch separat gegartes Wurzelgemüse (Möhren, Sellerie, Petersilienwurzel).

      Strohhalm

      »Das ist Lebensqualität«, hätte Norbert gesagt, der unter seinen Sohlen kein hartes Straßenpflaster mehr spüren wollte und deshalb mit Elisabeth ein Bauernhaus im Kamptal gekauft hatte. Aber Norbert war nicht da. Norbert war gestern mit einem Freund zu einer Radtour aufgebrochen und würde erst heute Abend zurück sein.

      Elisabeth würde ihn mit einem Abendessen empfangen. Er mochte Pilze für sein Leben gern. Sie war früh aufgestanden, in den Wald gelaufen und fündig geworden. Sie befreite die dicken Knollen vom Erdreich, schabte die Stiele vorsichtig ab, zog die Haut von den Kappen, schnupperte. Wusch die Pilze, schnitt sie feinblättrig.

      Die Sonne fiel durch die Scheiben, bahnte sich einen Lichtkegel in die geräumige Wohnküche mit dem alten Holzofen. Ich müsste Fenster putzen, dachte Elisabeth. Morgen, vielleicht morgen, da hatte sie noch frei, ehe sie ihren 36-Stunden-Turnus wieder antreten musste. Aber vermutlich hatte sie morgen bereits etwas ganz anderes zu tun. Ihr graute ein wenig vor den vielen Amtswegen. Sie spürte eine leichte Übelkeit und machte das Fenster weit auf, atmete tief durch.

      Sie griff in ihre Schürzentasche und holte den nun schon ziemlich zerknüllten kleinen weißen Zettel mit der Telefonnummer heraus, der sich ursprünglich in Norberts Rocktasche befunden hatte.

      Vorgestern hatte sich dort noch eine Frauenstimme mit »Stein« gemeldet, aber seit gestern schwieg das Telefon beharrlich, obwohl sie ihre Nummer unterdrückte. Elisabeth schälte eine mittelgroße Zwiebel und weinte dabei mehr als sonst.

      Dann schnäuzte sie sich energisch. Sie schmolz ein Stück Butter in der gusseisernen Pfanne, achtete, dass sie nicht zu braun wurde und ließ die Zwiebelstücke glasig anlaufen.

      Ein Schatten fiel auf die Pfanne. Elisabeth sah auf, wandte sich um. Jaromir war lautlos hereingeflattert, hatte sich mitten auf den Küchentisch gesetzt. Als sich ihre Blicke kreuzten, neigte er seinen Kopf schräg und krächzte zur Begrüßung, wobei sich sein gelber Schnabel öffnete.

      Woody, der Unglücksrabe, hatte ihn Norbert lachend genannt, als er zum ersten Mal in die Küche geflogen war, um im Schlagobers zu landen. Allzu gierig hatte er sich darin versenkt und seinen Kopf nicht mehr von der schaumigen weißen Masse befreien können. Elisabeth hatte ihn sorgfältig mit einem feuchten Geschirrtuch gesäubert und Jaromir getauft. Seither war er ein mehr oder weniger regelmäßiger Besucher, wenn gekocht wurde und das Fenster offen stand. Nun stocherte er mit dem Schnabel in den Küchenabfällen, ohne fündig zu werden, und sah Elisabeth vorwurfsvoll an. Sie schnitt ein kleines Stück von dem Selchspeck ab, das er von ihrem Handteller pickte. Dann hüpfte er von der Tischplatte zu seinem Lieblingsplatz auf der Küchenbank.

      In der Ferne hörte sie das schrille Folgetonhorn eines Rettungsfahrzeuges. Ihr erster Nachtdienst vor vielen Jahren fiel ihr ein, als sie im Franz-Josefs-Spital auf der Internen ihren Turnus begonnen hatte. Ein Notfall war gerade eingeliefert worden, eine Vergiftung. Elisabeth hatte sich hastig das Gesicht mit kaltem Wasser gewaschen und sich ein leeres Glasröhrchen auf dem Nachtkästchen einer zarten blonden Frau vorgestellt. Oder eine leere Whiskyflasche, die ein verzweifelter junger Mann in einem Zug geleert hatte. Oder einen Fisch, der das Wasser schon lange nicht mehr gesehen hatte und in einem Haubenlokal bei einem Geschäftsessen verzehrt worden war. Oder verdorbenes Fleisch, grünlich schimmernd. Oder eine Niere, die nicht mehr funktionierte: Urämie oder einen Darmverschluss oder …

      Dann war sie schon im Untersuchungszimmer gewesen. Ein Mann mittleren Alters hatte sich in Krämpfen gewunden und gekotzt.

      »Was ist passiert?«

      »Es müssen giftige dabei gewesen sein.«

      »Giftige was?«

      »Schwammerl.«

      Der Folgeton der Rettung wurde leiser, verlor sich in der Ferne. Auch Jaromir stieß sich von der Küchenbank ab und flatterte aus dem Fenster. Elisabeth sah ihm nach, wie er sich draußen niederließ und über den Hof hüpfte. Plötzlich wuchs er vor ihren Augen zu Mannsgröße. Sein schwarzes Federkleid verwandelte sich in einen Anzug. Schon waren sechs gleiche Gestalten an seiner Seite.

      Sieben schwarz gekleidete Männer trugen einen gläsernen Sarg.

      Irgendwo

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