Schon wieder einer tot. Irene Wondratsch
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Während der Sarg in die Grube gelassen wurde, dachte Elisabeth, dass es nun bald überstanden sei. Der Pfarrer hielt eine Rede und die vielen Kränze erinnerten sie, dass sie vergessen hatte, die Blumen zu gießen. Bei dieser Hitze! Die armen Blumen! Nun drückten die Kondolierenden einer nach dem anderen ihre Hand und sprachen verlegene Trostesfloskeln. Darunter waren sieben verheulte Frauen, die Elisabeth nicht kannte.
Als sie nach dem Leichenschmaus vom Gasthaus nach Hause kam, ging sie in die Küche, schenkte sich einen Vogelbeerschnaps ein, nahm Norberts Foto aus dem Rahmen und zeichnete mit einem Filzstift einen dicken schwarzen Rand herum. Als sie fertig war, küsste sie seinen Mund auf dem Bild. Dann goss sie die Blumen. Danach setzte sie sich auf die Gartenbank im Hof. Endlich konnte sie die Hände in den Schoß legen.
Ein Motorrad bog in einer eleganten Schleife in den Hof ein, kam knapp vor ihr zu stehen. Eine Gestalt in schwarzem Leder stieg ab, erschien ihr sehr groß. Aber das war ja Christoph, der sie da anlachte. In seinem schwarzen Gewand und mit seiner Vogelnase erinnerte er sie an Jaromir. Er breitete die Arme aus wie Flügel.
»Ich war in der Nähe und da hab ich gedacht, ich schau einmal bei dir vorbei. Störe ich?«
»Keineswegs, ich bin jetzt Witwe«, sagte Elisabeth.
»Wie bitte?« Christoph schaute entgeistert.
»Strohwitwe«, verbesserte sich Elisabeth.
»Na, dann ab ins Stroh«, sagte Christoph lachend, hob sie hoch und trug sie ohne Umschweife in die Scheune, in der tatsächlich noch Stroh aufgeschüttet war.
Beim Abschied fragte er, ob er wiederkommen dürfe.
»Aber gern«, sagte Elisabeth, »Norbert macht jetzt sehr oft Radtouren mit seinem Freund.«
Christoph lachte und sang: »Ich glaub, der Freund heißt Gretchen, ich glaub, er ist ein Mädchen.« Christoph war sehr sangesfreudig. Norbert sang nie.
Nachdem das Motorrad außer Sicht- und Hörweite war, ging Elisabeth in die Küche und schüttete das Pilzgericht ins Klo. Ein Gefühl satter Zufriedenheit erfüllte sie.
Schwammerlgulasch
Zutaten für 4 Portionen:
500 g Schwammerl (Pilze) nach Wahl (Eierschwammerl,
Steinpilze, Birkenpilze, Champignons …)
1 EL Butter
1 Zwiebel
1 Bund Petersilie
1 TL Majoran
Kümmel
1 TL Paprikapulver (edelsüß)
1/8 l Sauerrahm
Salz
Pfeffer
Zubereitung:
Die geputzten Schwammerl in Scheiben schneiden. Zwiebel und Petersilie feinhacken und in Butter gelb-golden anschwitzen. Eine Idee Kümmel, den Majoran und das Paprikapulver sowie die Schwammerl dazugeben und alles kurz durchrösten. Mit etwas Wasser – je nach Bedarf, da die Schwammerl auch Wasser abgeben – aufgießen, salzen und pfeffern. Es empfiehlt sich, zuerst wenig Wasser beizugeben und lieber öfter nachzugießen oder, falls man doch einmal zu viel Flüssigkeit erwischt, mit etwas Mehl einzudicken.
Bei geschlossenem Deckel ca. eine halbe Stunde weichdünsten. Den Rahm mit dem Rest der feingehackten Petersilie gut vermengen und einrühren. Einige Minuten weiterköcheln lassen.
Mit Semmel- oder Serviettenknödeln servieren.
(Quelle: Irene Wondratsch, Familienrezept)
Lost in Dubai
In meinen schicken neuen Stiefeletten bin ich auf dem Glatteis ausgerutscht und ab ging’s die Straße hinunter. Er hat mich gestoppt und mir aufgeholfen. So bin ich in seinen Armen gelandet.
»Hast du dir wehgetan?«
Ich konnte nur stumm nicken, war ganz verdattert, weil alles so schnell gegangen war.
»Wennst heirat’st, wird’s gut.«
»Das hat meine Mutter auch immer gesagt, aber mich will ja keiner.«
»Doch. Ich.«
»Na gut«, lachte ich, »wann gehen wir aufs Standesamt?«
Er griff zu seinem Handy und sah auf dem Terminkalender nach. »Nächste Woche Dienstag?«
Ich sagte sofort zu. Wer weiß, wann ich wieder so eine Gelegenheit bekäme.
Für den nächsten Tag vereinbarten wir ein Rendezvous beim Juwelier, um die Eheringe zu kaufen. Ich entschied mich für einen flachen, breiten aus Rot-, Gelb-, und Weißgold. Ein Prachtstück.
Auf dem Weg vom Standesamt zur Hochzeitstafel lief eine schwarze Katze vor unseren Füßen über die Straße. Von links nach rechts.
»Hoffentlich bringt das kein Unglück!«, schrie ich.
Ich sollte Recht behalten. Auf dem Flug nach Dubai flirtete mein frischgebackener Ehemann heftig mit einer der Stewardessen. Offenbar nahm er es mit der Treue nicht so genau.
»Doch nicht schon in den Flitterwochen!«, zischte ich ihn an.
»Was?«, fragte er, ohne mich anzublicken, seine Augen waren auf die Beine der Flugbegleiterin geheftet. Ich boxte ihn in die Rippen, so dass der Rotwein aus dem Becher, den er in der Hand hielt, über die Ufer trat und markante Spuren auf seiner hellbeigen Hose hinterließ.
Bald war der heftigste Streit zwischen uns im Gange, der auch den Mitreisenden nicht verborgen blieb.
»Ruhe!«, brüllte der Dicke in der Sitzreihe vor uns.
»Ein Benehmen ist das!« Die Lady neben ihm schüttelte den Kopf.
Schließlich kam die Chefstewardess und versetzte meinen Mann in die letzte Reihe. Voll Zorn streifte ich meinen Ehering ab und schleuderte ihn meinem Mann nach. Ich traf ihn aber nicht. Ich war nie eine gute Ballspielerin gewesen. Der Ring verrollte sich und ward nicht mehr gesehen. Und das bei dem Goldpreis! Ich begann heftig zu schluchzen.
Mitleidige Passagiere krochen auf allen Vieren auf dem schmalen Gang und suchten unter den Sitzen, bis es der Crew zu bunt wurde und das »Fasten Seat Belt«-Zeichen alle auf ihre Plätze zwang.
»Puppi, schauen Sie, dass Sie den zum Ring gehörigen Mann auch so schnell loswerden!«, ermunterte mich die alte Dame in der Reihe hinter mir.
Ich beschloss, den Rat einer lebenserfahrenen Frau zu beherzigen. Aber noch immer rannen mir die Tränen über die Wangen.
»Was