Befreite Schöpfung. Leonardo Boff

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Befreite Schöpfung - Leonardo Boff

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verhält. Es gibt keine Alternative.

      Aber was wäre nun, wenn die Krisen der Armut und der ökologischen Zerstörung, mit denen wir es zu tun haben, nicht einfach nur zufällige Nebeneffekte oder „Kinderkrankheiten“ unseres wirtschaftlichen, politischen und kulturellen Systems sind? Was wäre, wenn sie nicht einfach durch einige kleinere Reparaturarbeiten zu beheben sind? Wenn eine innere Erkrankung das Wesen dieser Krisen ausmacht? Wären wir dann nicht gezwungen, den Weg, auf dem wir uns befinden, neu zu überdenken und nach Alternativen zu suchen? Stünden wir dann nicht vor der Herausforderung, in neuer, kreativer Weise unser Denken und Handeln darauf auszurichten, zu verändern, was bisher als unvermeidlich galt?

      Worin besteht nun die Erkrankung unserer Welt? Ein erster Schritt besteht darin, die Symptome dieser Krankheit, die unseren Planeten heimsucht, näher zu betrachten – eine Krankheit, die in der Art und Weise ihren Ursprung hat, wie die Gesellschaft zurzeit organisiert ist. Konkret werden wir sowohl die Probleme von Armut und Ungleichheit als auch die ökologischen Probleme näher betrachten, die daraus resultieren, dass wir durch Raubbau und Verschmutzung über die Grenzen der Erde „hinausschießen“.

      Armut und Ungleichheit

      Ein erstes Krankheitssymptom ist die größer werdende Ungleichheit zwischen Arm und Reich. Viele mögen dagegen einwenden, dass finanziell gesehen die Menschheit heute reicher ist als jemals zuvor in ihrer Geschichte. Wir leben in einer Welt voller Wunder, die sich unsere Vorfahren vor einem Jahrhundert kaum vorstellen konnten: schnelles Reisen und rasche Kommunikation, eine hoch entwickelte Medizin, Maschinen, die Arbeit einsparen, und komfortabler Luxus. Einigen Schätzungen zufolge gibt es zurzeit eine größere Vielfalt an Konsumgütern als an lebenden Arten. Insgesamt produzieren die Menschen jetzt fast fünfmal so viel pro Kopf als vor hundert Jahren. (Little 2000)

      Doch dieses schier unglaubliche Wachstum von Wohlstand hat nicht zur Ausrottung oder wenigstens zu einer deutlichen Verringerung der menschlichen Armut geführt. Tatsächlich blieb der Anteil der Menschen, die in Armut leben, während der letzten fünfzig Jahre relativ konstant. (Korten 1995). Einen echten Fortschritt gab es im Hinblick auf die Kindersterblichkeit, die Verlängerung der Lebenserwartung, der Alphabetisierungsrate und verbessertem Zugang zu einer medizinischen Grundversorgung. Dennoch lebt fast ein Drittel der Weltbevölkerung immer noch von einem US-Dollar am Tag. Wenn man genauer hinsieht und insbesondere das Wegbrechen traditioneller Kulturen, Lebensweisen und der diese tragenden Ökosysteme betrachtet, dann gelangt man zur Feststellung, dass sich die tatsächliche Lebensqualität von vielen der Armen dieser Welt verschlechtert hat.

      Inzwischen hat sich der Gegensatz zwischen Arm und Reich zu einer tiefen Kluft ausgeweitet. Relativ gesehen sind Asien, Afrika und Lateinamerika tatsächlich ärmer als wir vor hundert Jahren. Weltweit hat sich die Disparität der Einkommen zwischen Reichen und Armen verdoppelt. Schlimmer noch: Immer noch werden große Mengen an Reichtum von den ärmeren in die reicheren Länder transferiert. Für jeden Dollar an Entwicklungshilfe fließen drei als Schuldendienst in den Norden zurück. Der Nettotransfer von Reichtum ist sogar noch größer, wenn man die unfairen „Terms of trade“ (d. h. das Austauschverhältnis von Import- und Exportprodukten; d. Übers.) betrachtet, die die armen Länder zu niedrigen Löhnen und niedrigen Warenpreisen zwingen.

      Wenn man den Wohlstand betrachtet, dann ist die Größenordnung der Ungleichheit sogar noch schockierender. Die drei reichsten Menschen der Welt verfügen über ein Vermögen, das das Bruttosozialprodukt der 48 ärmsten Länder zusammengenommen übersteigt. Wie wir bereits angemerkt haben, verfügen die Milliardäre zusammen über ein Vermögen von 2,4 Billionen US-Dollar; das ist mehr als das jährliche Einkommen der ärmeren Hälfte der Weltbevölkerung. Im Vergleich dazu betrügen die Gesamtkosten für eine Grundschulbildung, eine medizinische Grundversorgung, angemessene Ernährung, sauberes Trinkwasser und Kanalisation für all diejenigen, die dies alles bislang nicht haben, bloß 40 Milliarden US-Dollar im Jahr, das heißt weniger als 2 % des Vermögens der weltweit Reichsten. (UNDP-Bericht 1998) Vor Kurzem wurden die zusätzlichen Kosten für die Millennium-Ziele der Entwicklungspolitik – die über die bereits angeführten Ziele hinaus noch die Eindämmung von HIV/Aids und der Malaria und die Erhaltung der Umwelt umfassen – von der Weltbank auf 40 bis 60 Milliarden US-Dollar jährlich geschätzt. Das schwedische Friedensforschungsinstitut SIPRI (Stockholm International Peace Research Institute) rechnet dagegen hoch, dass im Jahr 2007 weltweit jede Woche (!) 25 Milliarden US-Dollar für militärische Zwecke ausgegeben wurden.

      Der unmittelbare Eindruck, der sich aufdrängt, wenn man diese Tatsachen bedenkt, ist, dass die Armut innerhalb der menschlichen Gesellschaft grundsätzlich nicht auf einen Mangel an Reichtum oder Ressourcen zurückzuführen ist, sondern eher auf die beschämende Verteilung der Reichtümer der Welt. Gandhi sagte: „Die Erde hat genug, um die Bedürfnisse aller zu befriedigen, aber nicht genug, um die Gier derjenigen zu stillen, die einem unvernünftigen Konsum nachjagen.“

      Ein zweiter Gedanke, der einem in den Sinn kommt, ist: Während die Armut an sich unsagbares Leid hervorruft, wird dieses durch die Ungleichheit noch verschlimmert. Dies gilt besonders für die heutige Welt, in der selbst die ärmsten Menschen mit Radio, Fernsehen und Werbung konfrontiert sind. Je mehr die Massenmedien das Bild eines „Konsumparadieses“ für wenige verbreiten, umso stärker wachsen Entfremdung und Verzweiflung unter den Armen. Die Suggestion der Medien untergräbt auch die traditionellen Ressourcen des gesellschaftlichen Zusammenhalts (Kultur, Familie, Tradition). Während die ökologische Verwüstung ihren Lauf nimmt, schwindet auch der materielle und spirituelle Halt, den traditionelle Lebensweisen sowie die Schönheit der Natur geboten haben.

      Raubbau an der Erde

      Dieser Prozess des „Niedergangs“ bedroht unsere Fähigkeit, die Nahrungsmittelproduktion aufrechtzuerhalten. Die moderne Agrarwirtschaft benutzt Chemikalien, um das Wachstum der Pflanzen zu fördern und die Erträge kurzfristig zu vergrößern, doch dabei gehen Nährstoffe

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