Bittere Orangen im Glas. Frank Winter

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Bittere Orangen im Glas - Frank Winter Mord und Nachschlag

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nächsten Morgen stieg MacDonald in seinen geliebten VW Käfer und kämpfte sich Dean Villages Anhöhe hoch. Irgendetwas stimmte nicht. Selbst auf gerader Strecke ruckelte das Gefährt. Die weitere Fahrt ging er gemächlich an und war froh, es bis zur Villa Buongiorno zu schaffen. Alberto wartete vor der Tür, trommelte auf der Armbanduhr einen mahnenden Marsch. »Du bist zu spät!«

      »Good morning, sir.«

      »Fahren wir endlich los?«

      »Warum mit Grüßen Zeit verschwenden. Jawohl, wir können aufbrechen, doch mit meinem Fahrzeug nicht. Maria …?«

      »Außer Haus, einkaufen, Freundin treffen. Irgend so etwas. Andiamo!« Vitiello schloss die Haustür ab, drückte zweimal dagegen und spurtete los.

      »Behältst du dieses Tempo bei, sollte ein Spitalbett für mich bereitgehalten werden.«

      »Diätest du wieder?«

      »Wie wir alle wissen, führen solche Kasteiungen zu nichts. JoJo-Effekt ist unser Stichwort.«

      »Geht es Leibärztin Karen gut?«

      »Davon gehe ich aus!« Immer diese Frage! »Bat dich Miss Hopes Mutter um Hilfe?«

      »Ja, nein, ich meine ja. Warum?«

      »Du sagtest, dass Apolonia Hope-Weir alles auf die leichte Schulter nimmt. Sie wird es also kaum gewesen sein.«

      »Keiner kann Sherlock Holmes etwas vormachen.«

      »Danke für die Blumen. Wo wurde die junge Dame niedergeschlagen?«

      »Vor ihrer Haustür.«

      »Sie wohnt alleine?«

      »Ohne Familie, aber mit Butler. Ist nicht schlimm, oder?«

      »Eher sympathisch. Ich wäre auch der Letzte, Hausbetreuern ihren Lebensunterhalt abzustreiten. Höchst ehrenvolle Tätigkeit.«

      »Siamo arrivato.«

      »Bis zur Bushaltestelle ist es aber noch ein gutes Stück des Weges.«

      »Apolonia wohnt in Hausnummer 47.«

      »In deiner Straße? Seit wann bitte?«

      »Noch nicht lange.«

      »Großes Anwesen. Woher bezog die junge Dame ihr Startkapital?«

      »Müssen wir immer gleich ans Geld denken?«

      »Für den Fall könnte es wichtig sein.«

      »Heute ist kein guter Zeitpunkt!«

      »Erwartest du dringende Nachrichten, Alberto?«

      »Nein, wieso denn?«

      »Du betrachtest das mobile Telefon aufmerksamer als den Bürgersteig. Stolpergefahr!«

      Alberto blieb stehen, zückte einen kleinen Handspiegel und kämmte sich.

      »Wenn ich das gewusst hätte, wäre ich zum Friseur gegangen«, scherzte Angus. Vor der Eingangstür lagen Terracottafließen, davor standen Yuccapalmen. »Erstaunlich, dass die Gewächse unserem Klima trotzen, und hattest du nicht gesagt, dass Familie Hope-Weir aus dem Friaul stammt?«

      »Si, wieso fragst du?«

      »Dieser Vorhof besitzt süditalienisches Flair.«

      »Wie es einem gefällt.« Alberto öffnete mit beiden Armen das schwere, schmiedeeiserne Tor. »Ob die Palmen echt sind?«

      »Selbstverständlich«, schepperte eine Stimme aus der Gegensprechanlage. »Dieser Vorhof verfügt über Open-Air-Bodenheizung.«

      »Wer war das?«, fragte Angus.

      »Vielleicht der Butler.«

      »Ganz recht.« Mit sonorem Ton öffnete sich die Tür. »Bitte einzutreten. Sie werden erwartet.«

      »Mister MacDonald hatte Probleme mit seinem Auto«, erklärte Vitiello.

      »Eine Rolle spielt das kaum mehr.«

      »Stimmt, Signore.«

      »Bin ich nicht«, tönte es aus dem Apparat.

      »Prego?«

      MacDonald kniff Alberto in den Arm. »Wir nehmen Ihr Angebot an, Sir.«

      »Äh, was?«

      »Gerne tritt man ein.«

      MacDonald betrachtete die junge Dame, wie einem Gemälde entsprungen, vermutlich zu lange. Kein Aussehen, welches man klischeehaft mit Italien verband: elfenbeinfarbene Haut und feuerrote Haare, dabei schlank und von hohem Wuchs, rundum reizende Erscheinung, im Overall, der ihr auch bekleckert noch ausgezeichnet stand. »Sie sind der Butler?«

      »Wie ein Mann möchte ich kaum aussehen!«

      »Es ist nur, weil gerade dieser Gentleman zu uns sprach …«

      »Nönö, das war ich.«

      »Sind Sie sicher?«

      »Absolut, ja. Wenn Reginald frei hat, äff ich ihn gerne nach.

      Verpfeift mich bloß nicht!« Sie steckte die Hände in die Hosentaschen und wackelte mit dem Kopf. »Ahaha!« Nur aufgrund der Buchstaben war das Lachen als solches zu erkennen.

      Der Gourmet streckte ihr die Hand entgegen. »Angenehm, Angus Thinnson MacDonald.«

      »Wer hat sich den Namen ausgedacht?«

      »Dahinter steckt eine außerordentlich lange Geschichte.« Am liebsten würde er der jungen Frau diese verschweigen.

      »Hab’ Zeit.«

      »Ciao Apolonia«, sagte Alberto.

      Sie küsste Vitiello schmatzend auf beide Wangen. »Also, Mister MacDonald …?«

      »Es geschah in meiner Kindheit. Dad kehrte spätabends vom Pub nach Hause. Wie es der Zufall so wollte, nahm ich gerade einen kleinen Imbiss zu mir. Ständig hänselte er mich wegen angeblicher Gewichtsprobleme. Da viele schottische Nachnamen auf ›son‹ enden, hielt Senior es für glorreich, mir den zweiten Namen »Thinnson« zu verpassen. Als Ansporn, thin, also dünn, zu werden.«

      »Das habe nicht einmal ich gewusst«, sagte Alberto. »Aber warum schreibt man’s mit zwei ›n‹?«

      »Müssen wir das ebenfalls erörtern?«

      »Au ja«, sagte Apolonia.

      »Papa war, äh, betrunken … am nächsten Tag wollte er nicht mehr davon abrücken, erklärte, dass doppelt besser hält. Im Laufe der Zeit vergaß ich den eher peinlichen Ursprung des zweiten Namens und gewann ihn lieb. Können wir nun bitte über den Fall sprechen?«

      »Wollen

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