Bittere Orangen im Glas. Frank Winter

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Bittere Orangen im Glas - Frank Winter Mord und Nachschlag

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machte ein spitzbübisches Gesicht und verschwand in der Küche. Mit großer Flasche und zwei Gläsern kehrte er zurück.

      »Speyside-Glenlivet-Mineralwasser!«

      Vitiello zelebrierte das Einschenken. »Dein liebstes acqua minerale.«

      »Miss Apolonia ist Spitzenreiter im Marmeladenabsatz. Somit kommt jeder andere Produzent als Verdächtiger in Frage.«

      »Prost Mahlzeit! Da haben wir eine Menge zu tun.«

      »Kennst du ihren Butler?«

      »Edinburgher Guest-House-Besitzer müssen nicht abends mit sämtlichen Butlern im Pub sitzen.«

      »Mich interessiert, ob er während des Angriffs zu Hause war.«

      »Apolonia hat es verneint, oder?«

      »Hm, ja. Andererseits sah ich vorhin im Garten einen Mann, versteckt hinter Apfelbäumen.«

      »Die gesamte Zeit, während wir da waren?«

      »Nachdem ich ihn bemerkte, verschwand er. Später hatte ich den Eindruck, dass sich Apolonia absichtlich vor das Fenster stellte. Mir fällt da etwas ein.«

      »Schieß los«, antwortete Alberto, stets zu haben für spontane Eingebungen.

      »Apolonias Haus ist nur wenige Meter entfernt. Gehen wir in euren Garten und observieren ihr Anwesen.«

      »Als Voyeure?«

      »Eher, um der jungen Dame zu helfen.«

      »Si, das ist etwas anderes.«

      »Es freut mich, dass …« Sinnlos, dachte Angus. Sein Freund öffnete bereits die Tür zum Garten und hörte ihn nicht mehr.

      MacDonald nahm das Fernglas von den Augen. »Clan-Stewart-Tartan trägt der Herr.«

      »Mehr fällt dir dazu nicht ein?«

      »Exzellent verarbeitet. Solche Qualität findet man …«

      Vitiello hob imperatorisch den Arm. »Unser Fall hat Vorrang.«

      »Eine weniger exaltierte Antwort hätte niemandem zum Schaden gereicht«, empörte Angus sich. »Hast du sein Instrument vorher schon vernommen?«

      Alberto kratzte sich umständlich am Kopf.

      »Nun?«, fragte MacDonald.

      »No! Diese doofe Tröterei wäre mir aufgefallen!«

      »Tröterei?«

      »Du weißt genau, dass ich Dudelsackspielerei nicht mag.«

      Angus sog unwissentlich eine gehörige Portion Sauerstoff ein. »Das hatte ich verdrängt. Sind wir sicher, dass der Herr sich auf Apolonias Anwesen befindet?«

      Alberto nickte, die Arme vor der Brust verschränkt, und murmelte »blablabla«.

      »Bitte sehr?«

      »Si! Absolut sicher.«

      »Sehr wahrscheinlich handelt es sich um Butler Reginald.«

      »Apolonia sagte, dass er heute frei hat.«

      »Gehen wir davon aus, dass die Dame ihren Garten unbekannten Gentlemen zur Verfügung stellt?«

      »Kann doch sein.«

      »Die durchs Grün huschende Gestalt trug ebenfalls ein rotes Kleidungsstück …«

      »So wie dieser Kilt?«

      MacDonald senkte das Kinn. »Exakt, mein Freund.«

      »Warum sollte Apolonia uns anschwindeln?«

      Angus bemerkte, dass Alberto die deutlichere Vokabel anlügen vermied. »Überlege bitte, Alberto. Die junge Dame sagte, dass Reginald frei hat, nicht wo er sich aufhält. Vielleicht wusste sie gar nicht, dass er im Garten weilte.« MacDonald sah wieder durch das Fernglas. »Ob er Franzose ist?«

      »Wie kommst du darauf?«

      Angus reichte ihm das Fernglas. »Schau, welche Flagge er aufzieht.«

      »Die Trikolore, klarer Fall!«

      »Unzuverlässige Vermutung. Erstens dürfen auch Schotten die französische Fahne aufziehen und zweitens könnte er eine französische Verlobte haben oder Frankreich-Fan sein. Nimm bitte wieder Kontakt auf zu Apolonia. Falls sie möchte, dass wir ermitteln, bin ich dabei. Ansonsten hat mein Marmeladenbuch Vorrang.«

      »Aber …«

      »Ich fürchte, das ist in der Angelegenheit mein letztes Wort.«

      Weshalb nur bereiten viele Köche ihre Bitterorange-Marmelade so kompliziert zu?, fragte MacDonald sich. Ein repräsentatives Rezept lautete folgendermaßen: Obst drei Minuten in heißem Wasser einweichen, dann schälen. Saft auspressen, Fruchtfleisch kleinschneiden. Schale gut zerkleinern, Kerne in einen Musselinbeutel geben. Alle vier – Saft, Fleisch, Schale und Kerne mit Wasser – etwa zwei Stunden kochen, bis die Schale weich wird. Ebenso umständlich ging es weiter. Der Gourmet bürstete seine Früchte unter fließend warmem Wasser ab, schnitt sie in dünne Scheiben und viertelte diese. Kerne wurden natürlich entfernt. Die Fruchtstücke gab er in seinen Einmachtopf und goss dem Gewicht entsprechend Flüssigkeit hinzu, für jedes Kilo Obst ein Liter Wasser. Seine jüngste Kreation bekam noch drei Esslöffel Drambuie spendiert. Deckel auflegen und über Nacht relaxen lassen. Nicht vergessen, alles feinsäuberlich in seinem Waverley Notebook zu notieren, wie auch den Hinweis für die Leser: »Wir verwenden natürlich biologisches Obst. Wer sich darüber mokiert, dem sagen wir, dass biologisch genannt wird, was früher normal war: Obst und Gemüse nicht mit Gift einzunebeln! Biologische Erzeugnisse sind gesünder, umweltfreundlicher und schmecken besser. Mit einem Trend haben sie nichts zu tun.«

      RING. RIIIIING! RIHING!!

      Schon wieder?! Er legte die Kochschürze ab.

      RIIIIIHIHING!

      »Freund Alberto, wie schön, dich endlich einmal zu treffen.«

      »Apolonia steckt in Schwierigkeiten!«

      »Bemerkenswert. Was gibt es sonst Neues?«

      »Sie wurde niedergeschlagen!«

      »Mit Verlaub, das weiß ich bereits.«

      »Als sie am Morgen ihre Filiale auf der Princess Street aufschloss, verpassten sie ihr noch ein blaues Auge.«

      »Waren es mehrere Personen?«

      »Heute einer und der neulich. Macht zusammen zwei Ganoven.«

      »Tritt bitte ein, mein Guter.« MacDonald blickte über Vitiellos Schulter. »Gefolgt scheint dir niemand zu sein.«

      »Daran habe ich gar nicht gedacht!«

      »Man kann nie

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