100.000 Tacken. Reiner Hänsch

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100.000 Tacken - Reiner Hänsch

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am Projekt „Grauer Kasten“ hat.

      Ich habe recht, denn da geht es schon wieder los mit der Zweifelei. Hach, vielleicht nehme ich doch lieber das grüne Kleid, was meinst du? Oder eben gar keins.

      „Nur, Alex, wir verstehen überhaupt nichts von Häusern und Vermietung, und von Geldanlagen und Renditen und so was sowieso nicht. Und du hast doch selbst immer gesagt, wovon man nichts versteht, soll man die Finger lassen. Vielleicht sollten wir doch lieber von Onkel Günters Geld einfach ‘ne schöne Reise machen, ein neues Auto kaufen – der Volvo macht’s doch auch nicht mehr lange – und unsere eigenen Schulden bezahlen“, bäumt sie sich ein letztes Mal schon etwas kraftlos auf. „Oder wir sollten wenigstens meinen Alten Herrn fragen, der war schließlich mal bei der Bank.“

      „Alfred? Nä!“

      Bloß weil mein Schwiegervater mal bei der Sparda-Bank in Neuharlingersiel an der Nordsee sein Leben bis zur Rente als, naja, immerhin als Filialleiter verbracht hat, werde ich ihn jetzt nicht nach seinem Klugscheißer-Rat fragen.

      Nein, das werde ich nicht! Er weiß sowieso immer alles besser und würde mir möglicherweise noch davon abraten. Lass man lieber die Finger von wat, wat du nich versstehss, min Jong, würde er sicherlich mit seinem ausgeprägten norddeutschen Dialekt zu mir sagen, überheblich dabei lächeln und mir schwiegerväterlich auf die Schulter klopfen.

      Nee, nee, das mach ich mal schön alleine diesmal. Man kann ja auch nicht viel falsch machen. Die Zinsen sind im Keller und das Haus ist gut.

      Und schön sogar. So! Fertig!

      „Das kriegen wir auch sehr gut ohne deinen Papa hin“, sage ich mit der Stimme von Christian Kohlund, diesem Traumhotel-Schmierlapp aus dem Fernsehen.

      „Stell dir vor, mein Liebling, du und ich an einem schönen Strand, ein kühles Getränk in der Hand und unser Blick über den Ozean, vorbei an Max, der gerade mit dem neuen Jetbike ein paar Runden dreht, während Herr Horstkötter das Überweisungsformular für seine monatliche Miete ausfüllt. Ist das nicht ein schönes Gefühl?“

      Und dann nehme ich meine Steffi einfach genau, wie es mein Fernsehvorbild getan hätte, in den Arm, flüstere ihr noch mal mit derselben Stimme das schöne Wort „Betongold“ zu und knabbere ihr am Ohrläppchen.

      ***

      „Falschgeld in Leckede! Wer sind die Hintermänner?“, so soll meine Headline mit einer entsprechend spannend und informativ aufgemachten Geschichte am Samstag im Sauerlandbeobachter stehen und unsere verschlafene Gegend wachrütteln.

      Seid wachsam, Leute, das Falschgeld kann überall sein! Im Mittelpunkt der Story steht natürlich das Gespräch mit Juwelier Dorenkamp und dann ein paar Hintergründe über die Machenschaften europäischer und sogar weltweit agierender Geldfälscherringe.

      Ich habe mich detailliert im Internet schlaugemacht und so einiges Hochinteressantes zusammengetragen. Zum Beispiel, dass in neuester Zeit die raffiniertesten Fälschungen von Euromünzen und -scheinen aus China kommen. Da versteht man es also nicht nur ausgezeichnet, Uhren, Handtaschen, DVDs, Schuhe und Klamotten der westlichen Konsumwelt zu fälschen, sondern auch unser gutes Geld. Auch die Italiener sollen an diesem Geschäft nicht ganz unbeteiligt sein. Vielleicht spreche ich auch noch mal mit Gaetano, unserem Lieblingsitaliener im Ort.

      Mit Briefträger Fauseweh habe ich schon gesprochen. Der hat den Fünfziger an der Aral-Tankstelle in Sundern bekommen, nachdem er mit einem schwerverdienten Hunderter bezahlt hat. Tja, und der Tankwart weiß natürlich nicht mehr, woher der Fünfziger gekommen ist. Kann man verstehen. Und auch die Auswertung des Überwachungsvideos hat wohl nichts gebracht, wie mir der Tankwart noch sagen konnte. Die Polizei tappt jedenfalls im Dunkeln.

      Natürlich steht die ganze Sache schon heute in der WAZ. „Vorsicht: Falsche Fünfziger!“ hat der Kollege getextet.

      Naja, nicht besonders originell, aber egal. Ja, sie sind natürlich immer schneller, die werten Kollegen, aber da kann man nichts machen. So ist das eben bei einer Tageszeitung.

      Aber vielleicht sind sie nicht ganz so genau wie wir. Unser wöchentlicher Sauerlandbeobachter hat bisher immer damit gepunktet, Hintergründe zu zeigen, viel informativer zu berichten und vielleicht sogar auch aufzudecken. Jawohl, so wie im letzten Jahr die Korruptionsgeschichte mit unserem ehemaligen Bürgermeister und der Sache mit diesem geplanten schrecklichen Wellnesskasten auf dem Selbecker Kopp, den keiner da haben wollte. Ein Monstrum. Ein ganzes Naturschutzgebiet sollte dafür geopfert werden. Nicht mit uns!

      Da haben wir als kleines Anzeigenblättchen quasi alles aufgedeckt und in letzter Minute verhindern können. Ulli, der Don und ich. Und so könnte es vielleicht diesmal auch wieder laufen. Ich werde also alles daran setzen, Licht in diese Falschgeldsache zu bringen.

      Vielleicht sollte ich doch die Headline ändern. Wie wär’s mit „Blüten vor Weihnachten! Falschgeld im Sauerland“?

      Ja, schon viel besser.

      ***

      Herr Beckebanz von der örtlichen Sparkasse bietet uns freundlich die beiden Stühle vor seinem geometrisch, fast autistisch aufgeräumten Schreibtisch in seinem Büro in der Darlehensabteilung an und schaut dann sehr freundlich, aber erwartungsvoll. Einmal noch sieht er kurz auf seine Armbanduhr und ordnet mit strenger Miene ein paar Papiere.

      „Allso, wat kannich für Sie tun, lliebes Ehepaah Knippschilld?“, eröffnet er steif und nasal wie mit einem schweren Schnupfen das spannende Match, aber seinen Sauerlanddialekt kann er trotzdem nicht verbergen. Besonders die Ls wälzt er breit und feucht in seinem weichen Maul herum. Er erinnert mich mit seinen dicken Lippen an diesen Fürsten aus den bunten Blättern. Wie heißt der noch gleich? Schaumburg-Irgendwas.

      „Tjaa …“, sage ich erst mal, um etwas Anlauf zu nehmen und mich warm zu machen, versuche, ganz locker zu wirken und es mir in dem sehr sachlichen ledernen Bürostuhl irgendwie bequem zu machen.

      Es gelingt mir aber nicht so recht. Vielleicht sind diese Stühle ja absichtlich so gebaut, dass man es sich nicht allzu bequem machen soll. Ich glaube, sie sind auch ein paar Zentimeter niedriger als die Stühle der Damen und Herren Sparkassengeier, oder ich schaffe es eben einfach nicht, mich in dieser Atmosphäre gut und bequem zu fühlen. Ich weiß es nicht. Banken haben für mich schon immer etwas Beklemmendes gehabt, seit ich in ganz jungen Jahren immer wieder vor dem Bankschalter zittern musste, weil es nie sicher war, ob ich tatsächlich auch Geld bekam. Gut, damit ist es nun eigentlich vorbei, aber so ein Gefühl bleibt.

      Und jetzt brauchen wir also wieder Geld, weil Onkel Günter es ja nun leider nicht geschafft hat, genügend Kohle für seine lieben Erben auf die Seite zu schaffen, damit die sich ein schönes Haus kaufen können, um damit für alle Zeiten abgesichert zu sein. Naja, wir wollen mal nicht undankbar sein.

      Aber: Wir brauchen mehr Geld. Ganz einfach.

      Ich erkläre Herrn Beckebanz unser Vorhaben und er scheint interessiert. Sehr interessiert sogar, wenn man seine Ohren beobachtet. Die bewegen sich in etwa so, wie die von Herkules in der Redaktionssitzung, wenn er erhöhte Aufmerksamkeit zeigt und durchaus bereit ist, einem gleich freudig durchs Gesicht zu lecken. Das ist jetzt bei Herrn Beckebanz sicher nicht zu erwarten. Aber er freut sich auch.

      „Dat höat sich ja allles sähr gut an, wolll“, näselt Herr Beckebanz dann so vor sich hin und ich spüre jetzt schon, dass er uns das Geld geben wird. Ja, er macht es. Er zögert es nur taktisch klug noch ein wenig heraus, um seine billige kleine Machtposition ein wenig

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