Elvis - Mein bester Freund. George Klein

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Elvis - Mein bester Freund - George  Klein

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›Hooked On A Feeling‹ von B.J. Thomas oder ›Angel Of The Morning‹ von Merrilee Rush. Alles Hits. Wilson Pickett hat dort aufgenommen, Neil Diamond ebenfalls. Dusty Springfield hat im American gerade erst ›Son Of A Preacher Man‹ eingesungen – sie ist extra aus England angereist, um hier im Norden von Memphis aufzunehmen, Elvis. Für die Jungs im American wäre es die Erfüllung eines Traums, wenn du bei ihnen aufnehmen würdest. Wenn man dort mit ein paar klasse Songs arbeiten würde, hättest du bestimmt ein paar Hit-Singles, da bin ich sicher. Du verdienst es, Elvis.«

      Ich weiß nicht, ob es etwas noch Stilleres gibt als Totenstille, aber am Tisch war es nun verdammt still.

      Zum ersten Mal wurde ich richtig nervös. Ich hatte gesehen, wie Leute, die mit Elvis gut bekannt waren, aus seinem inneren Zirkel ausgeschlossen wurden, weil sie ihre Grenzen überschritten hatten. In diesem Augenblick wäre es leicht für ihn gewesen, so zu tun, als wäre nichts geschehen, den anderen Anwesenden gegenüber einen Witz zu reißen und mich dann vor die Türe zu setzen. Der Gedanke, in Elvis’ Heim nicht mehr willkommen zu sein, war schrecklich. Ich mochte diesen Kerl mehr als alle Freunde, die ich je gehabt hatte, und konnte mir nichts Schlimmeres vorstellen, als seine Freundschaft zu verlieren. Ich wollte jedoch nichts unversucht lassen, um ihm dabei zu helfen, wieder ganz nach oben zu kommen. Also nahm ich dieses Risiko in Kauf.

      Immer noch war es mucksmäuschenstill am Tisch. Ich war überzeugt, dass jeder mein Herz hören konnte, das wie wild schlug.

      Langsam drehte Elvis seine kleine Zigarre zwischen den Fingern, dann richtete er seinen Blick nach oben und kniff die Augen zusammen, als wollte er durch die Decke hindurch schauen. Er wandte sich zu mir, sah mich durchdringend an und zeigte mit dem Zeigefinger auf mich.

      »GK hat Recht«, sagte er. Dann drehte er sich um und sagte zu den anderen am Tisch: »George hat Recht.«

      Das waren vermutlich die schönsten Worte, die ich je gehört habe. Ich war von der Mischung aus Glück und Erleichterung so überwältigt, dass ich einen Augenblick brauchte, um zu registrieren, dass ich noch etwas anderes hörte: Priscilla und die Jungs am Tisch applaudierten. Charlie Hodge reichte mir die Hand für ein »Gib mir fünf«, und Felton sprang mit einem lauten »Juhu« von seinem Platz auf: »Ich kann das American für dich buchen, Elvis. Ich kann dir Songs von Jerry Reed oder Mac Davis besorgen, was immer du willst. Ich kümmere mich darum.«

      »Ich habe einen guten Draht zu Neil Diamond«, sagte ich. »Ich weiß, dass es für ihn ganz bestimmt eine Ehre wäre, etwas für dich zu schreiben.«

      Elvis nickte, dann steckte er seine Zigarre in den Mund und biss darauf. »Es ist mir völlig egal, von wem das Material stammt«, sagte er. »Verlagsrechte und Prozente interessieren mich nicht. Es kümmert mich auch nicht, was die Autoren bekommen und was wir alles bezahlen müssen. Ich will einfach nur ein paar verdammt gute Songs.«

      Wieder jubelte die gesamte Runde. Naja, jedenfalls fast alle. Beim Sprechen hatte ich jeden Blickkontakt mit Tom Diskin oder Freddy Bienstock bewusst vermieden. Persönlich hatte ich nichts gegen sie, aber sie standen für das Geschäftsgebaren von Männern, die in Elvis mehr das Produkt denn einen echten Entertainer sahen – eine Marke, die sich gut verkaufen ließ, und weniger den Künstler, den es zu unterstützen galt. Ich sah ein paar Mal flüchtig in ihre Richtung und konnte an ihrem gequälten Lächeln ablesen, dass sie nicht gerade glücklich darüber waren, welche Richtung der Abend genommen hatte. Es war mir auch klar, dass sie alles haarklein dem Colonel berichten würden, sobald ein Hoteltelefon greifbar war.

      Ich wusste, dass es unklug war, sich gegen den Colonel zu stellen, aber an jenem Abend war mir das egal. Ich fand, dass ich für meinen Freund Elvis das Richtige getan hatte.

      Elvis stieß mich mit dem Ellenbogen an, und ich wandte mich zu ihm um. Er schaute mich einen kurzen Moment an, dann zwinkerte er mir zu. Das sagte mir alles, was ich wissen musste.

      Wir standen vom Tisch auf und begaben uns in das Arbeitszimmer neben der Küche. Alle redeten aufgeregt darüber, was wohl wäre, wenn Elvis wieder ein paar tolle Songs aufnehmen könnte. Marty Lacker, der ebenfalls zur Memphis-Mafia gehörte, war bereits im Arbeitszimmer, und zeigte sich über die Neuigkeiten ebenfalls begeistert. Er hatte bereits mit den American Studios zusammengearbeitet und hielt sie für den perfekten Ort für Elvis. Felton Jarvis kam mit einem breiten Grinsen im Gesicht auf mich zu, und bevor ich noch ein Wort sagen konnte, schnappte er mich und drückte mich an seine Brust. »George, ich habe exakt dasselbe gedacht, was du gesagt hast, aber ich hätte es selbst nie sagen können. Ich habe immer das Gefühl, dass ich zwischen allen Stühlen stehe, weil ich es nicht nur Elvis, sondern auch dem Colonel und der RCA recht machen will. Ich dachte, ich würde meinen Job verlieren, wenn ich das sagte. Aber du hast es ausgesprochen, Mann, du hast es gesagt.«

      Ich hatte kaum Zeit, ihm für seine Unterstützung zu danken, als er über meine Schulter hinweg rief: »Ich kann jetzt gleich beim American anrufen, Elvis. Wir können das gleich regeln.«

      »Dann ruf an«, sagte Elvis. »Je eher, desto besser.«

      Felton ging hinaus, um das Telefon in der Küche zu benutzen, und ich ging zu Elvis hinüber. Er sah mich an, und diese Andeutung eines Lächelns kehrte in sein Gesicht zurück.

      »Mensch, GK – wie siehst du denn aus? Du hast ja überhaupt keine Nerven.«

      »Puh, Elvis. Ich habe mich ganz schön weit aus dem Fenster gelehnt. Aber du weißt, es kam von Herzen.«

      »Das weiß ich, George«, sagte er. »Aber du hattest trotzdem Recht. Und wenn du Recht hast, hast du Recht.«

      Ich stand da und atmete nun wieder ein wenig freier. Die anderen Jungs unterhielten sich und alberten miteinander herum. Dann betrat Felton wieder das Zimmer.

      »He, Elvis. Wir haben die American Studios gebucht. Am nächsten Montagabend geht’s los.«

      Abermals gab es Applaus. Elvis kehrte in den Norden von Memphis zurück. Zurück in unser altes Viertel.

      Dorthin, wo alles begann …

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      Die Humes High war ein großer Backsteinbau an der North Manassas Street im Norden von Memphis – das größte Gebäude in diesem Stadtteil. Es war die Highschool für die Kinder und Jugendlichen, die in unserem Arbeiterviertel lebten. Es gab dort eine Mittel- und eine Oberstufe. Im Herbst 1948 kam ich in die achte Klasse. Es war mein zweites Jahr an der Humes, und ich freute mich schon richtig darauf. Ich war gerne in dem großen Gebäude, wo ich meinen eigenen Spind hatte und Teil einer großen Gruppe Jugendlicher war – einer Gruppe, zu der auch ein paar ziemlich hübsche Mädchen gehörten. Der Unterrichtsbeginn nach den Ferien hatte in jenem Herbst nur einen einzigen Haken, und das war ein bestimmter Kurs in meinem neuen Stundenplan: Der Musikunterricht von Fräulein Marmann.

      An der Humes gab es viele strenge Lehrer und Lehrerinnen, aber Fräulein Marmann war eine der strengsten. Die Schule war zwar voller Problemkinder, die während des Unterrichts allerlei Unfug machten, doch bei Fräulein Marmann saßen die Unruhestifter artig auf ihren Plätzen und achteten darauf, dass man sie nicht beim Kaugummikauen erwischte. Selbst nach den Maßstäben des Jahres 1948 war Fräulein Marmann eine Lehrerin der »alten Schule«. Es hieß, sie schlüge unaufmerksame Schüler am liebsten mit einem Lineal, das sie eigens zu diesem Zweck in ihrer Schreibtischschublade aufbewahre.

      Ich mochte Musik ganz gern, aber ich war nicht sonderlich scharf darauf, verhauen zu werden. Also begann ich schon lange vor Beginn des neuen Schulhalbjahres nach einem Ausweg zu suchen. An der Humes gab es die Verfügung, dass

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