Elvis - Mein bester Freund. George Klein

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Elvis - Mein bester Freund - George  Klein

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für schwarze wie auch für weiße Zuhörer einen Mix aus Country- und Rhythm-and-Blues-Platten spielte. So klein Osceola war, so hatte es doch den Ruf einer ziemlich coolen Musikstadt – viele Musiker machten auf dem Weg zwischen Chicago und den südlich gelegenen Städten und Städtchen entlang des Mississippi dort Station.

      Es machte mir Freude, in meiner eigenen Sendung die Platten aufzulegen, die mir gefielen, und ich fand, dass ich mein Handwerk mit jedem Arbeitstag ein bisschen besser beherrschte. An den Wochenenden aber vermisste ich Memphis. An jedem Samstagabend trat ich daher nach dem Ende meiner Sendung hinaus in die heiße Luft des Arkansas-Delta. Mit einer kleinen Reisetasche in der Hand ging ich ein paar Blocks bis zu der Stelle, wo der Highway 61 in Osceola in die Walnut Street mündet, streckte einen Daumen in die Höhe und hoffte, dass es nicht allzu lange dauern würde, bis mich jemand bis nach Hause mitnähme.

      Meine Mutter lebte immer noch in dem Haus gegenüber der Humes High im Norden von Memphis, wo ich aufgewachsen war, und wenn ich mich in der Stadt aufhielt, übernachtete ich bei ihr. Bevor ich zu ihr ging, schaute ich aber gern noch bei Dewey im Hotel Chisca vorbei und leistete ihm bei seiner Nachtausgabe von Red, Hot and Blue Gesellschaft. Ich konnte sicher sein, dass er mich hinterher noch zu irgendeinem verrückten Abenteuer Marke Dewey mitnahm.

      Ich erinnere mich noch gut an einen bestimmten Abend im Juli, als mich jemand flussabwärts mitnahm. Wir überquerten die Memphis-Arkansas-Brücke und hielten schließlich vor dem Eingang des Chisca. Ich ging hinein und machte mich auf zum Mezzanin (aus irgendeinem Grund verkündete Dewey in seiner Show immer, er sende »live aus dem Magazin«). Als ich das Studio betrat, erspähte mich Dewey, und bevor ich noch ein »Tag, Dewey« herausbrachte, begann er zu sprechen.

      »Komm her, Mutter.«

      »Was gibt’s, Dewey?«

      »Ich hab hier was, das du unbedingt hören musst. Komm mit.«

      Dewey drückte sich an mir vorbei und ging mit seinem schleppenden Gang den Korridor hinab – er hatte sich bei einem Autounfall das Bein gebrochen, welches danach nie wieder richtig verheilt war. Dewey war in der Regel leicht zu begeistern, aber als er mich in einen anderen Studioraum mit einem Plattenspieler und einem Lautsprechersystem führte, wirkte er besonders angespannt und fokussiert. Ganz vorsichtig nahm er eine Scheibe von einem Stapel Schallplatten. Er behandelte sie mit weit größerer Sorgfalt, als er es in seiner Sendung normalerweise tat. Außerdem achtete er darauf, dass seine Hand die Beschriftung verdeckte, während er die Platte auflegte. Ich konnte also nicht sehen, um welchen Künstler es sich handelte.

      Er schaltete den Plattenspieler ein, lehnte sich mit einem Lächeln zurück und starrte mich mit großen Augen an. Man hörte eine (geschlagene) Gitarre, dann eine durchgehende Bassfigur, und als der Gesang einsetzte, erkannte ich den Song. Es war eine Version von Arthur »Big Boy« Crudups »That’s All Right«, das früher im selben Jahr erschienen war. Crudups Song war jedoch eine geradlinige, hoch energetische Rhythm-and-Blues-Nummer gewesen, diese Version hingegen hatte einen Rhythmus und einen Sound, die nicht so leicht zu definieren waren. Es war ein bisschen Country, ein bisschen Pop und ein bisschen Blues, ohne tatsächlich etwas davon zu sein. Der kraftvolle Gesang zog mich stärker in seinen Bann als alles, was ich je zuvor gehört hatte.

      Die Stimme begann gerade mit der zweiten Strophe, als Dewey ein bisschen breiter grinste und fragte: »Na, wer singt da?«

      Als aufstrebender DJ war ich stolz auf meine Fähigkeit, eine Gruppe, einen Sänger oder einen Song sofort zu erkennen. Diesen Sänger jedoch konnte ich überhaupt nicht einordnen.

      »Scheiße, keine Ahnung, wer das ist, Dewey.«

      »Nun, du müsstest es aber wissen.« Sein Grinsen nahm nun fast sein ganzes Gesicht ein.

      »Was soll das heißen, ich müsste es wissen?«

      Dewey zuckte leicht mit den Schultern. »Naja … du bist mit ihm zur Schule gegangen.«

      Es gab nur einen einzigen Typen, den ich aus der Humes High kannte, der das Zeug hatte, so zu singen. Ein Typ, der ein bisschen anders aussah, sich ein bisschen anders kleidete und zudem der einzige Mensch war, den ich je mit einer Gitarre unterm Arm in der Schule gesehen hatte. Ein Typ, der mir zwar immer sympathisch gewesen war, den ich in letzter Zeit aber kaum noch gesehen hatte. Es war der Typ, der in Fräulein Marmanns Unterricht gesungen hatte.

      »Verdammt, Dewey – du meinst, das ist Elvis?«

      Dewey nickte bloß.

      Ich lauschte dem Stück nun noch aufmerksamer. Es war beinahe unvorstellbar, dass die Stimme, die hier beim größten Radiosender der Stadt aus den Studiolautsprechern kam, die Stimme dieses Typen war, den ich von der Humes kannte.

      »Du möchtest damit sagen, dass Elvis Presley eine Platte rausgebracht hat?«, fragte ich Dewey.

      Er lachte: »Da auf dem Plattenteller dreht sie sich. Sam Phillips hat sie vor zwei Tagen hier vorbeigebracht. Als ich sie spielte, liefen die Telefone heiß, also spielte ich sie immer wieder. Wir luden Elvis ins Studio ein und interviewten ihn, danach spielte ich die Platte noch ein paar Mal. Insgesamt lief sie an jenem Abend sieben Mal. Mann, die ist klasse. Die Leute fragen immer noch danach.«

      Ich war noch neu beim Radio, aber ich wusste, dass es noch nie da gewesen war, dass eine Platte sieben Mal am selben Abend lief. Einen Smashhit konnte man vielleicht einmal pro Stunde spielen, aber Dewey hatte sämtliche Regeln gebrochen, um die Debütsingle meines alten Klassenkameraden Elvis Presley zu spielen.

      »Mann, das ist ziemlich gut«, sagte ich. Es klang bereits wie eine schwere Untertreibung.

      »Ja, ziemlich gut, da hast du wohl Recht«, lachte Dewey. »Ich finde, dieser Elvis macht da etwas total Neues. Hier …« Er gab mir ein Exemplar der Single von dem Stapel neben dem Plattenspieler. »Nimm die mit nach Arkansas, damit sie dort auf den Geschmack kommen.«

      Ich nahm die Schallplatte und sah aufs Etikett. Da stand es, klar und deutlich. Es war sein Name.

      Elvis Presley.

      Mein Schulkamerad von der Humes High, Abschlussjahrgang 1953, hatte eine Platte aufgenommen.

      »He, Dewey«, sagte ich.

      »Ja, Mutter?«

      »Lass sie noch mal laufen.«

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      Mein erster großer Moment hinter einem Mikrofon in Memphis war nicht gerade ein glanzvoller Auftritt: An einem sonnigen Herbstnachmittag des Jahres 1954 saß ich im Bauch eines riesigen Holzindianers, der auf dem Parkplatz von Katz’s Drug Store stand.

      Der geräumige Sperrholzbauch des Indianers war in eine provisorische Sendekabine verwandelt worden, und von diesem privilegierten Ort aus begleitete ich die feierliche Eröffnung des Lamar Airways Shopping Centers im Osten von Memphis – des ersten großen Einkaufszentrums, das im Raum Memphis gebaut worden war. Ich hatte Osceola Ende des Sommers verlassen und war in meine Heimatstadt zurückgekehrt, um mein Studium an der Memphis State fortzusetzen. Zwar hatte ich nicht erwartet, dass sich die nächste berufliche Gelegenheit in Gestalt eines hölzernen Indianers bieten würde, doch stellte mich eine Werbeagentur ein, die Eröffnung des Zentrums als DJ live vor Ort zu begleiten. Es war ein Zweitagesjob, bei dem ich für die Kunden Platten auflegte und zwischen die Stücke Werbebotschaften für die neuen Geschäfte einbauen musste:

      »Hallo,

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