Elvis - Mein bester Freund. George Klein

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Elvis - Mein bester Freund - George  Klein

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war dies freilich nicht möglich. Es wäre undenkbar gewesen, dass Schwarze zu Jack’s gingen, einem Hamburger-Imbiss und Teenagertreff ganz in der Nähe der Humes High (es kam uns jedoch auch gar nicht in den Sinn, dass eine schwarze Person vielleicht einen Hamburger bei Jack’s essen wollte). Aber wenn ich in die Plattenläden ging, traf ich dort auf schwarze und weiße Musikfans, die bestens miteinander auszukommen schienen. Für viele von uns war die Liebe zur Musik schlicht viel wichtiger als die Frage der Hautfarbe – eine Einstellung, die mir Dewey und Sam Phillips vorlebten, wenn ich ihnen bei der Arbeit zusah.

      Ich sah die berühmten Nachrichtenausschnitte, in denen Sendeleiter im ganzen Land Rock’n’Roll-Platten zerbrachen und erklärten, sie würden bei ihrem Sender keine »Niggermusik« dulden. Bei den Sendern, für die ich arbeitete, hörte ich solche Sprüche jedoch nie. Obwohl man auch außerhalb von Memphis ab und zu Menschen das »N«-Wort sagen hörte, so galt es doch zumindest in meinem Bekanntenkreis nicht als cool, so daherzureden. Im Allgemeinen betrachtete man das Wort als etwas, das eher zum Wortschatz der ungebildeteren Schichten gehörte.

      Menschen, die nicht aus Memphis stammten, staunten bisweilen darüber, wie wir dort miteinander zurechtkamen. Nun, da ich bei einem der größeren Sender der Stadt arbeitete, suchten mich zunehmend Betreiber von Plattenfirmen und Werbeleute auf, die Exemplare ihrer neuesten Aufnahmen vorbeibrachten und mich davon zu überzeugen versuchten, dass ich die Platten in meiner Sendung spielte. So lernte ich einige der legendären Schwergewichte aus diesem Bereich des Musikgeschäfts kennen – Leonard Chess von Chess Records, Joe Kolsky von Diamond Records, Jerry Wexler von Atlantic, Morris Levy von Roulette Records, die Brüder Bihari von RPM. Das waren ziemlich hartgesottene Jungs, und manchen sagte man Verbindungen zur Mafia nach. Ich stieß immer auf die gleiche Reaktion: Sie konnten es einfach nicht fassen, dass ein kleiner Jude aus Memphis ihre energiegeladenen, heftig umstrittenen schwarzen Rock’n’Roll-Platten für ein jugendliches weißes Südstaaten-Publikum spielte.

      Eines Abends besuchten Elvis, Dewey und ich zusammen den Variety Club. Der Privatclub war der einzige in der Stadt, der bis nach Mitternacht geöffnet hatte, und außerdem gab es gute Cocktails. Dort bekam ich einen guten Eindruck von der Freundlichkeit und der guten Laune, die Elvis als Mensch ausmachten. In seinem Abschlussjahr an der Humes hatte Elvis im Loews State-Kino als Platzanweiser gearbeitet, das an der Main Street im Zentrum von Memphis lag. Dadurch hatte er Gelegenheit, die dort gezeigten Kinofilme mehrfach zu sehen, und nach und nach wurde er ein richtiger Cineast. Er sah James Dean, Montgomery Clift und Marlon Brando, beobachtete, wie sie sich bewegten, sprachen und mit winzigen Gesten große Wirkung erzielten. Er war äußerst aufmerksam und erwarb ein intuitives Verständnis für das Medium. Als Elvis später begann, seine eigenen Filme zu drehen, staunten die Hollywood-Leute darüber.

      Wenn Elvis nicht gerade auf die Kinoleinwand sah, verbrachte er offenbar viel Zeit damit, ein bildhübsches Mädchen anzustarren, das an der Theke für Süßes arbeitete – ein Mädchen, das seine Aufmerksamkeit dadurch erwiderte, dass sie ihn gratis mit Süßigkeiten versorgte. Als ein anderer, eifersüchtiger Platzanweiser dem Kinomanager von diesen Zuwendungen berichtete, entbrannte zwischen Elvis und seinem Kollegen ein Faustkampf. Prompt wurde Elvis von dem Manager, einem gewissen Arthur Groom, gefeuert.

      Als Elvis, Dewey und ich den Variety Club betraten, saß an der Bar niemand anderes als besagter Arthur Groom. Er sah, wie wir an einem Tisch Platz nahmen und kam herüber, um hallo zu sagen. Elvis war bereits so erfolgreich, dass es durchaus gerechtfertigt gewesen wäre, wenn er jemanden, der ihn einmal gefeuert hatte, zurückgewiesen hätte. Er war jedoch extrem höflich und zuvorkommend und redete seinen ehemaligen Arbeitgeber immer noch mit »Herr Groom« oder »Sir« an. Die beiden lachten ein wenig miteinander, und Groom gratulierte Elvis zu seinem Erfolg. Hätte er ihn damals nicht gefeuert, so scherzte er, wäre Elvis inzwischen womöglich stellvertretender Geschäftsführer des Loews State. (Hier bleibt anzumerken, dass Elvis’ erster Film, Love Me Tender, im Jahr darauf sein Memphis-Debüt in genau dem Kino feiern sollte, das ihn einst vor die Tür gesetzt hatte, nämlich im Loews State an der Main Street.)

      Um Weihnachten 1955 herum besuchten Elvis, Dewey und ich abermals den Variety Club. Dewey und ich hatten Elvis eine Zeitlang nicht gesehen. Er hatte gerade einen großen Karriereschritt hinter sich, nämlich den Wechsel von den in Memphis ansässigen Sun Records zu dem viel größeren Major Label RCA. Vielleicht lag es daran, dass Ferien waren, aber wir drei waren an jenem Abend die einzigen Gäste. Etwa um ein Uhr nachts setzte sich Elvis an das ramponierte Klavier des Clubs.

      »GK, Dewey, kommt mal her«, sagte er. »Ich will, dass ihr euch diesen neuen Song anhört, den ich aufnehmen werde.«

      Auf der Bühne spielte er Gitarre, aber Klavier war sein zweites Instrument – er spielte nach dem Gehör und konnte praktisch jeden Song interpretieren, der ihm gefiel. Er begann etwas zu spielen, das ganz anders klang als alles, was wir bislang von ihm gehört hatten. Es war kein hochenergetischer Rocker, keine flotte Country-Nummer, auch kein getragener Blues. Es war beinahe ein bisschen schaurig, mit einem harten Blues-Rhythmus, der einen regelrecht in den Song hineinzog.

      Er spielte »Heartbreak Hotel«.

      Während er die Strophen sang, blickten Dewey und ich einander an und wussten beide, was der jeweils andere dachte: Dieser Song war ein Knüller. Als Elvis die letzte Zeile »Feel so lonely, I could die …« sang, konnten wir nicht mehr an uns halten. »Scheiße, Elvis«, jubelte Dewey. »Das ist ja total phantastisch! Wo hast du diese Nummer denn her?«

      Elvis erklärte, sie stamme von einer Lehrerin aus Florida namens Mae Axton, die für Elvis’ neuen Manager Colonel Tom Parker als lokale PR-Managerin tätig sei. Sie hatte ihm gegen seinen Willen sogar ein Drittel der Rechte an dem Song abgetreten, weil sie hoffte, dass er dann genug Geld verdiente, um mit seinen Eltern in Florida Urlaub machen zu können.

      »Verdammt, das ist ein Smashhit, Elvis«, sagte ich.

      Elvis lächelte schüchtern und klimperte noch ein bisschen auf dem Klavier herum. »Ich weiß«, sagte er. »Es wird meine erste Veröffentlichung bei RCA. Ich glaube, das ist ein ganz guter Anfang.«

      Besser hätte dieser Anfang gar nicht sein können. Im Januar 1956 nahm Elvis »Heartbreak Hotel« während seiner ersten Aufnahmesession für RCA in Nashville auf. Nur wenige Wochen später wurde der Titel zu seinem ersten Nummer-eins-Hit. Die Platte verkaufte sich millionenfach. Nie wieder würde er auf einer Ladefläche auftreten. Er hatte es mit Bill Haley aufgenommen und war sogar an ihm vorbeigezogen.

      Dewey Phillips war nicht nur verrückt und äußerst unterhaltsam, er hatte auch ein ausgesprochen gutes Ohr für Musik. Er kostete die Freiheit bei der Musikauswahl voll aus, stellte aber anderseits auch eine Sendung zusammen, die Jungs wie ich nicht verpassen durften, wenn sie wissen wollten, was in der Musikszene passierte. Durch die Zusammenarbeit mit Dewey erfuhr ich ein Geheimnis seines Erfolges – er war einer der ganz wenigen DJs, die regelmäßig zu den Vertrieben fuhren, um sich dort vor allen anderen die neusten Singles anzuhören. Den Bestelllisten konnte er entnehmen, welche Singles bald im ganzen Land angesagt wären. Außerdem konnte er in den Vertrieben Exemplare mitnehmen, bevor eine andere Radiostation sie hatte. Immer wieder war er der erste Diskjockey in der Stadt, der die neuesten Hits von Chuck Berry, Bo Diddley und anderen Stars spielte.

      Als ich meine eigene Radiokarriere begann, folgte ich Deweys Beispiel. Ich machte es mir zur Gewohnheit, dieselben Lagerhallen aufzusuchen, und sondierte dort die neuen Platten, sobald sie eintrafen. Auf diese Weise bekam ich viele spätere Rock’n’Roll-Hits in die Finger, darunter auch Elvis’ bis dato größten Erfolg, die Single »Don’t Be Cruel« mit »Hound Dog« auf der Rückseite. Die Platte war im Sommer 1956 in aller Munde, und als Elvis Anfang September nach Hollywood ging, um sein zweites Album aufzunehmen, konnte ich es kaum erwarten, mehr von seinem Rock’n’Roll-Zauber zu hören.

      Ich musste nicht halb so lange warten, wie ich vielleicht gedacht hatte. Eines schönen

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