Elvis - Mein bester Freund. George Klein

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Elvis - Mein bester Freund - George  Klein

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Elvis) hatte ein tolles Coverfoto, das ihn vor einem goldenen Hintergrund zeigte. Er trug ein grau-rosa gestreiftes Hemd, spielte auf seiner Gitarre und blickte gen Himmel. Ich bemerkte sofort, dass unter den Songs auch »Paralyzed« von Otis Blackwell war, dem Verfasser von »Don’t Be Cruel«, und »Love Me« von Jerry Leiber und Mike Stoller, einem genialen Songschreiber-Duo, das schon für »Hound Dog« verantwortlich zeichnete. Daneben war ich ein wenig überrascht, als ich feststellte, dass sich auf dem Album auch der erste Song fand, den ich Elvis je hatte singen hören – die Ode an einen treuen Hund, die er damals an der Humes High in Fräulein Marmanns Unterricht zum Besten gegeben hatte, »Old Shep«.

      Ich ging direkt zum WMC-Studio und spielte in einem leeren Regieraum das komplette Album, um es in aller Ruhe genießen zu können. Als ich zu »Ready Teddy« auf Seite zwei gelangte, wurde mir plötzlich eines klar: Immer dann, wenn ich dachte, ich hätte Elvis nun in absoluter Topform erlebt, verblüffte er mich aufs Neue. Sofort nach dem Ende des letzten Stücks (»How Do You Think I Feel« von Webb Pierce) griff ich zum Telefon und rief Elvis zu Hause an. Ich wusste, dass er gerade von den Dreharbeiten zu Love Me Tender in die Stadt zurückgekehrt war. Seine Mutter holte ihn an den Apparat, und ich teilte ihm mit, was ich von dem neuen Album hielt. Am anderen Ende der Leitung herrschte Stille, dann sagte er: »Von welcher Platte sprichst du, GK?«

      »Von deinem zweiten Album, Elvis.«

      »Du machst wohl Witze. Wo hast du das denn her?«

      »Ich bin einfach zum Vertrieb gegangen und habe dort eine Platte mitgenommen. Dann bin ich gleich zum Sender rüber, um sie zu spielen, und sie ist einfach klasse.«

      »Mensch, GK – ich wusste nicht mal, dass das Ding schon raus ist, und habe selbst noch kein Exemplar«, sagte er. »Könntest du mir die Platte nicht rasch vorbeibringen?«

      Selbstverständlich sagte ich gerne zu. Ich bat Elvis zwar nur selten um einen Gefallen, doch an jenem Tag fragte ich ihn, ob es in Ordnung wäre, wenn ein Fotograf von WMC mitkäme, wenn ich ihm die Platte überreichte. Elvis war einverstanden. Am Ende hatte ich phantastische Bilder, auf denen wir gemeinsam das Album hielten. Entweder saßen wir dabei auf seiner dicken Harley Davidson oder standen neben seinem blitzblanken Mark II Lincoln Continental.

      An einem Nachmittag Anfang Dezember 1956 besuchte mich Elvis bei WMC und lud mich zu einer Spazierfahrt in einem Auto ein, wie ich noch keines gesehen hatte – einem brandneuen Cadillac Eldorado. Während dieser Fahrt erwähnte ich ihm gegenüber, dass WDIA am Abend seine alljährliche Wohltätigkeitsveranstaltung »Goodwill Revue« im Ellis Auditorium veranstalten werde. Es handelte sich dabei um eines von zwei großen Benefizkonzerten, die der Sender jedes Jahr organisierte, um Geld für bedürftige schwarze Kinder und Familien zu sammeln. Bei dieser Wohltätigkeitsveranstaltung traten regelmäßig schwarze Topstars vor einem riesigen schwarzen Publikum auf, und die Veranstaltung war entsprechend bekannt. Die Liste der Künstler umfasste diesmal Ray Charles, den ehemaligen DIA-DJ B.B. King, einen aufregenden Pianisten namens Phineas Newborn und mehrere Gospelgruppen. Moderiert wurde das Ganze von Rufus Thomas, der als »Häuptling Schaukelpferd« verkleidet war. Elvis war sofort Feuer und Flamme und schlug vor, gemeinsam hinzugehen.

      Ein paar Stunden später war es so weit, und wir betraten den Garderobenbereich des Ellis Auditorium. Einer der Ersten, die uns über den Weg liefen, war Rufus Thomas, der kürzlich reichlich Schelte bezogen hatte, weil er die Rassengrenze überschritten und Elvis-Platten auf WDIA gespielt hatte. Er eilte mit breitem Grinsen herbei, packte Elvis und dankte ihm für sein Kommen.

      »Du singst also heute Abend was für uns, Elvis?«, fragte Rufus.

      Elvis’ Hauptinteresse beim Besuch der Show war es, so unauffällig wie möglich zu bleiben und nichts zu tun, was den planmäßigen Ablauf des Konzerts in irgendeiner Form stören konnte.

      »Das ist dein Abend, Rufus«, sagte er. »Ich habe auf dieser Bühne nichts verloren.«

      »Wenn ich dich schon nicht zum Singen bewegen kann, dann lass mich dich doch wenigstens vorstellen, und du verbeugst dich kurz«, sagte Rufus. »Viele Leute da draußen würden sich wahnsinnig freuen, dich zu sehen.«

      »Na gut«, sagte Elvis. »Von mir aus gerne.«

      Wir hingen eine Weile backstage herum, wo wir die Künstler des Abends trafen. Wir begegneten B.B. King, mit dem sich Elvis eine Weile unterhielt – ein Augenblick, den der große Fotograf Ernie Withers festhielt (dessen Bilder von der Bürgerrechtsbewegung später um die Welt gingen). Mit wem er auch sprach, so horchte Elvis doch stets mit einem Ohr auf die Musik, die von der Bühne kam. Ich hatte mittlerweile sehr viel Zeit damit zugebracht, Elvis’ Musik zu hören. Nun war es hochinteressant zu sehen, wie ungeheuer stark die Musik von anderen auf ihn wirkte.

      Als Rufus Thomas Elvis endlich ankündigte, musste er ihn buchstäblich auf die Bühne zerren. Sobald ihn die Menge erblickte, begann der Saal zu toben. Ich glaube nicht, dass Elvis bewusst war, dass er damit eine Rassengrenze überschritt, denn in solchen Dimensionen dachte er nicht. Er war einfach nur zur »Goodwill Revue« gegangen, weil er Ray Charles und all die anderen Künstler hören wollte. Freilich muss es ihm gutgetan haben, dass man ihn dort so freundlich und begeistert empfing. Elvis erwiderte das stürmische Willkommen mit einer seiner kleinen Beinbewegungen, woraufhin die Menge in ein Geschrei ausbrach, dass die Wände erzitterten. Junge schwarze Mädchen drängten sich vor die Bühne, wie es bei anderen Auftritten die weißen Mädchen taten.

      Im Radio hatte Dewey Phillips die Frage der Hautfarbe ignoriert und einfach »gute Musik für gute Leute« gespielt. Ich hatte seinem Beispiel zu folgen versucht, indem ich großartige Rock’n’Roll-Musik auflegte, ohne mich darum zu kümmern, ob der jeweilige Künstler oder sein Publikum nun schwarz oder weiß waren. Nun führte Elvis ganz locker sämtliche dummen Vorurteile ad absurdum, welche die Menschen angeblich voneinander trennten: Er musste nur auf der Bühne des Ellis Auditorium mit dem Bein wackeln.

      Ja, es waren »unkontrollierte Gefühle« damit verbunden. Aus dem Geschrei zu schließen, das diese Mädchen von sich gaben, waren auch »sexuelle Inhalte« nicht ganz von der Hand zu weisen. Vielleicht war Elvis tatsächlich eine Bedrohung für die etablierten gesellschaftlichen Normen und Werte, aber vielleicht war das gar nicht so schlecht. Vielleicht hatten die Leute, die sich so sehr vor dem Rock’n’Roll fürchteten, ja Recht: Er besaß tatsächlich die Macht, die Welt zu verändern.

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      Soweit ich weiß, bin ich der einzige Mann, der je mit Elvis Presley geschlafen hat. Und ich kann mit Bestimmtheit sagen, dass er der einzige Mann war, mit dem ich je geschlafen habe.

      Ich glaube, das sollte ich jetzt aber besser erklären.

      Als der Frühling 1957 vor der Tür stand, war Elvis längst keine lokale Berühmtheit mehr, sondern ein waschechter Superstar. Er hatte gerade seinen zweiten Hollywoodfilm Loving You fertiggestellt, und sein dritter, der den Titel Jailhouse Kid tragen sollte, war bereits in Planung. Außerdem schickte er sich an, mit »All Shook Up« erneut den ersten Platz der Charts zu erobern. Im Januar hatte er seinen dritten und letzten Auftritt in der Ed Sullivan Show gehabt, an deren Ende es sich Ed nicht hatte nehmen lassen, den amerikanischen Fernsehzuschauern mitzuteilen, dass Elvis ein »richtig netter Junge« sei. Sogar durch die Kameralinse – und vielleicht gerade durch die Kameralinse – sah Elvis genauso aus wie seine Musik klang: stark, sexy, cool und ein bisschen verrückt. Er hatte das Geheimnisvolle von Brando, die Intensität eines James Dean und konnte singen wie kein anderer. Er war die vollkommene Verkörperung des Rock’n’Roll. Es gab immer noch Diskussionen darüber, welche Wirkung er auf die Jugend der Nation haben könnte, und manch einer äußerte laute Zweifel an seinen musikalischen Fähigkeiten. Doch praktisch alles, was Elvis nun

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