Elvis - Mein bester Freund. George Klein

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Elvis - Mein bester Freund - George  Klein

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vorbeizurocken, wo heute Latexfarbe im Vier-Liter-Eimer im Sonderangebot zu haben ist …«

      Für den zweiten Abend der Einweihungsfestlichkeiten war ein Live-Konzert geplant, bei dem mein Klassenkamerad Elvis Presley und seine Begleitmusiker, der Gitarrist Scotty Moore und der Bassist Bill Black, auftreten sollten. Ich hatte mein Exemplar von »That’s All Right« zwei Tage, nachdem ich das Stück bei Dewey gehört hatte, auch in Osceola aufgelegt (ich denke also, ich kann mit Fug und Recht behaupten, dass ich der zweite Diskjockey war, der Elvis Presley im Radio spielte). Begeistert hatte ich mitverfolgt, wie Elvis’ zweite Single, »Blue Moon Of Kentucky«, die Country-Charts emporgeklettert war. Unlängst hatte ich gehört, dass er und seine Band in der Konzertmuschel im Overton Park in Memphis beide Titel zum Besten gegeben und das dortige Publikum ordentlich aufgemischt hatten. Nun gehörte es zu meinen Pflichten, Elvis vor seinem ersten öffentlichen Auftritt unter eigenem Namen anzukündigen. Ich konnte es kaum erwarten, meinen alten Freund aus der Humes High wiederzusehen.

      An meinem Arbeitsplatz im Inneren des Indianers konnten mich die Zuschauer nicht sehen, ich hingegen hatte einen Spalt, durch den ich nach draußen blicken konnte. Als ich sah, dass Scotty und Bill draußen auf dem Parkplatz eintrafen, legte ich eine Pause ein. Ich ging die Stufen hinab, die aus dem Rücken meines Indianers ins Freie führten, um sie zu begrüßen (ich kannte Scotty flüchtig durch seine Studioarbeit für Sam Phillips bei Sun Records). Wir hatten gerade eine kleine Unterhaltung begonnen, als ich sah, wie sich ein bekanntes Gesicht näherte – ein Gesicht, dem man die Überraschung ansah, als es mich erblickte.

      »GK – was machst du denn hier?«

      »Ich bin hier, um ihnen von dir zu erzählen, Elvis. Ich habe den ganzen Tag schon von dir gesprochen.«

      Wir lachten, schüttelten einander die Hände und brachten uns gegenseitig wieder auf den neusten Stand. Ich erzählte ihm, wie sehr ich seine Platten mochte, und er sagte, er habe gehört, dass ich mit Dewey zusammengearbeitet hätte. Man konnte uns immer noch nicht als enge Freunde bezeichnen, daher war es fast ein wenig seltsam, wie sehr ich mich freute, ihn zu sehen, und wie gut es tat, dass er sich ebenso sehr freute.

      Ich war nicht der Einzige, der an jenem Tag unter ungewöhnlichen Umständen zu arbeiten hatte – statt auf einer Bühne mussten Elvis, Scotty und Bill auf der Ladefläche eines Lastwagens auftreten, der hinter dem Katz’s abgestellt war. Als sie bereit waren, kletterte ich auf den Laster und machte meine Ansage:

      »Meine Damen und Herren, der Augenblick, auf den Sie gewartet haben, ist nun gekommen. Auf vielfachen Wunsch präsentieren wir nun das heißeste neue Talent aus den Billboard Charts, den Stolz der Humes High, den Mann, den sie Hillbilly Cat nennen – meine Damen und Herren, hier ist er, aus Memphis: Elvis Presley mit Scotty und Bill!«

      Während ich die provisorische Bühne verließ, stimmte das Trio »That’s All Right« an, dem einige weitere Coversongs folgten, die sie einstudiert hatten. Zum Schluss spielten sie »Blue Moon Of Kentucky«. Der ganze Auftritt dauerte vielleicht 30 Minuten. Elvis bewegte sich weniger als sonst, weil er ja schließlich auf der Ladefläche eines Lastwagens stand, doch die Energie, die er und seine Jungs erzeugten, war phänomenal.

      Ich kann nicht mit Sicherheit sagen, ob ich bei Elvis’ Auftritt an jenem Tag bereits ahnte, dass er ein Star werden würde, aber es war klar, dass er die Musik zu seinem Beruf machen würde. Das allein erschien damals schon ganz schön viel. Das andere, was ich an diesem Tag mit Bestimmtheit wusste, war, dass es im Inneren eines hölzernen Indianers entsetzlich heiß wird. Ich wollte alles tun, um wieder in einem richtigen Studio arbeiten zu können.

      Mein nächster Job in Memphis war richtige Radioarbeit, obwohl er nicht einmal so lange dauerte wie das Engagement im Einkaufszentrum: Ich arbeitete einen Tag lang bei WDIA, dem wegweisenden Sender, der schwarze Diskjockeys einstellte und viele von uns weißen Jugendlichen auf den Geschmack für Rhythm and Blues brachte. Sämtliche Diskjockeys bei WDIA waren schwarz, doch die Techniker am Mischpult waren weiß. Diese Typen bedienten die Regler, während die DJs auf Sendung waren, und verlasen stündlich live die Nachrichten. Ich hatte ein paar Sprechproben im Studio abgegeben, und ein Programmleiter namens David James hatte offenbar befunden, dass ich eine Chance verdient hätte. Er ließ mich während Rufus Thomas’ Nachmittagssendung Hoot and Holler die Nachrichten lesen. Ich weiß bis heute nicht genau, ob ich nun zu jung, zu weiß oder nicht »nachrichtenmäßig« genug klang, aber am Ende des Tages sagte man mir, die Sendeleitung bedürfe meiner Dienste am kommenden Tag nicht mehr. Es war ein harter Schlag. Herr James tröstete mich ein wenig, als er sagte: »Nimm dir das nicht so zu Herzen, George. Du fängst ja gerade erst an, aber du hast Talent. Mach was draus, dann wird ganz bestimmt noch etwas aus dir.«

      Ich verinnerlichte diese Worte. Nur wenige Wochen später bekam ich eine neue Chance, wenn es auch nicht gerade die Art von Radiosendung war, die mir vorgeschwebt hatte. Ein kleiner Sender namens KWEM stellte mich für ihr religiöses Sonntagsprogramm ein. Nach so vielen verrückten Nächten mit Dewey war es ein komisches Gefühl, früh am Sonntagmorgen in der Wellblechhütte aufzukreuzen, wo der Sender untergebracht war, religiöse Musik zu spielen, Übertragungen aus Kirchen zu überwachen und Predigten vom Band laufen zu lassen. Ich musste sogar Prediger in die Hütte einladen, die dort live über den Äther sprachen. Einer dieser Prediger finanzierte seine Radiozeit, indem er seinen Zuhörern »Gebetstücher« verkaufte. Ich erinnere mich noch gut, dass er einmal eine angeblich wahre Geschichte aus dem Koreakrieg erzählte. Er behauptete, von der Brust eines Soldaten sei eine Kugel abgeprallt, weil dieser sein Gebetstuch in seiner Hemdtasche nahe dem Herzen getragen habe. Ich hatte zwar meine Zweifel, der Prediger indes verkaufte daraufhin eine ganze Menge Tücher.

      Als mir KWEM eine einstündige Country-Sendung am Samstag anbot, griff ich zu und hörte mich rasch in die einschlägige Musik ein. Zu dem Job gehörte auch, dass ich samstagnachmittags das Studio hütete, wenn praktisch jeder, der sich die Investition leisten konnte, für 25 Dollar eine Viertelstunde Sendezeit kaufen konnte. Eines Nachmittags klopfte es an die Tür des Studios, und herein trat ein großer, imposanter, dunkelhaariger Typ mit Gitarre, der sich höflich vorstellte. Er hieß Johnny Cash. Sein Arbeitgeber – die Home Equipment Company – hatte ihm das Geld gegeben, um mit seiner Band, den Tennessee Two (Luther Perkins und Marshall Grant), bei uns aufzutreten. Nicht lange, nachdem ich Elvis’ ersten Auftritt auf der Lastwagenladefläche angesagt hatte, war ich also Teil eines weiteren historischen Augenblicks in der Musikgeschichte: des ersten Radioauftritts von Johnny Cash.

      Johnny und seine Gruppe spielten ein paar ihrer frühen Eigenkompositionen, etwa »Wide Open Road« oder »Belshazzar«. Zwischen den Stücken machte Johnny Werbung für die Markisen, Vordächer und Maschendrahtzäune, die es bei der Home Equipment Company zu kaufen gab. Noch vor Jahresfrist begegnete ich Johnny wieder, diesmal im Studio von Sam Phillips, als er begann, Aufnahmen für Sun Records zu machen. Johnny ließ mich wissen, wie dankbar er mir für meine aufmunternden Worte bei KWEM gewesen war.

      Schließlich bekam ich das Angebot, die Rhythm-and-Blues-Sendung bei KWEM zu moderieren, die Jack the Bellboy Morning Show. Da ich Dewey bei der Arbeit zugesehen hatte, wusste ich, dass ich unbedingt etwas tun musste, das mich zu mehr als nur einer Stimme zwischen den Songs machte. Etwas, das mich als Persönlichkeit von anderen DJs abhob. Ich hatte genug Zeit mit Musikern verbracht, um ein paar Brocken des Szene-Slangs aufzuschnappen, der gerade in Mode kam – Phrasen wie »Alles cool, Baby« klangen damals noch ganz unverbraucht und hörernah. Ich fing an, auch in meiner Sendung so zu reden und stellte bald fest, dass ich eine Begabung für spontane Reime hatte: »Hey, hier ist der verrückte DJ GK, der sich jeden Montag mit frischen Platten zum Sender schwingt und die Szene mit seiner Rock’n’Roll-Maschine zum Kochen bringt. Das mach ich jetzt gleich, und auch nicht nur vielleicht, bleibt dran und zweifelt nie, ihr da draußen in Memphis, Tennessee –«

      Man mag es glauben oder nicht, aber innerhalb von sechs Monaten galt ich als »heißer« Diskjockey. Mein Sender war zu klein und konnte es sich daher nicht leisten, seine Einschaltquoten

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