The Rolling Stones. Stanley Booth

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The Rolling Stones - Stanley Booth

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rollten in einer Limousine an teuren Häusern in Straßen vorbei, die nach Vögeln benannt waren.

      Das Dinner in einem trendigen Restaurant mit mieser Stimmung war nicht besonders lustig, aber danach trafen wir die anderen Stones im „Whisky-à-Go-Go“, um Chuck Berry zu hören.

      Auf dem Strip, an der Ecke, vorbei an den angespannt und abwesend wirkenden Typen, die am Eingang herumhingen, hinein in die Dunkel­heit, ins Land der Träume, wo es heiß und rauchig und dicht bevölkert war – ein großer Schuppen mit einer kleinen, erhöhten Tanzfläche und der aufragenden Bühne in einer Ecke, unbekannte Leute, die nach berühm­ten Leuten Ausschau halten, Berühmtheiten, die sich gegenseitig suchen, und an Tischen in der Ecke die Rolling Stones, die sich nach niemandem umsehen. Ich saß mit Jagger, Keith und Wyman zusammen, eine seltsa­me Kombination. Junge Mädchen, zu zweit oder zu dritt oder gar zu siebt, gingen immer wieder, vielleicht sechsmal, an unserem Tisch vorbei, bevor sie den Mut aufbrachten, um die Autogramme der Stones zu bitten. Die Kellnerinnen umschwebten uns und hatten der Länge nach gefaltete Dollar­noten zwischen ihren Fingern.

      Auf der Bühne waren vier weiße Musiker, laut und inkompetent. Eine Lightshow flackerte an zwei Wänden, eine war mit fruchtgeleefarbenen, flüssigen Blasen und sich drehenden Wirbeln und Strudeln bedeckt, während die andere Lachse zeigte, die einen kleinen Wasserfall hinauf­sprangen – ein Clip, der ständig wiederholt wurde und in Filmszenen mit einem japanischen Monster hineingeschnitten war, das vom Himmel kam, um die Erde zu verschlingen. Das Verschlingen von Tokio passte perfekt zum Rest der Action in dem Saal, wo die Leute versuchten, so echt zu sein wie Batman oder Wonder Woman oder eben Zontar, das Ding von der Venus, das dort an der Wand erzitterte.

      Aber dann kam ein hagerer schwarzer Mann mit hohen Backenkno­chen und brütendem Blick auf die Bühne, der seine Gitarre so tief hängen hatte wie ein Revolverheld seinen Colt. Er spielte sie mit geradezu obszö­ner Fertigkeit und sogar Keiths Gesicht – das ärgste Image im Raum, das des Indianers, des Piraten, der Hexe, jenes Image, das dem Tod entgegengrinst – verwandelte sich wieder zurück in den englischen Schuljun­gen mit seiner Uniform und Kappe, der zum ersten Mal Chuck Berry hört. Es waren damals einige Jahre vergangen, bevor Keith Chuck Berry leib­haftig zu sehen bekam, da Berry im Gefängnis in Terre Haute, Indiana, einsaß, weil er eine vierzehnjährige indianische Nutte aus den falschen Gründen über die Grenze eines Bundesstaates mitgenommen hatte. Aber Keith und Jagger lernten Berrys Markenzeichen, den Duck Walk (Entengang) aus dem Film „Jazz On A Summer’s Day“, den Keith vierzehnmal sah. Als Chuck Berry später aus dem Gefängnis draußen war und Mick und Keith die Rolling Stones waren, trafen sie ihn, doch er zeigte ihnen, anders als viele ihrer musikalischen Idole, mehrmals die kalte Schulter, so dass sie ihn noch mehr respektierten und versuchten, ihn für die anste­hende Tour zu engagieren.

      Als Berry mit seiner Punkband nun schlampig „Sweet Little Sixteen“ spielte und nicht einmal die richtigen Akkordwechsel draufhatte, aber von Zeit zu Zeit in den Breaks ein Funke der Magie seiner Gitarre aufblitzte, beugte sich Keith, wieder der Schuljunge, der enge Hosen unter seinen weiten trug, über den Tisch zu Wyman hinüber. Denn auch Wyman hatte, wenn er zu Tanzveranstaltungen gegangen war, zwei Paar Hosen getra­gen, eine weite über einer engen, da sie ihn mit engen Hosen nicht hin­einließen. Keith sagte zu Wyman: „Viel macht er ja nicht und diese Band ist so mies, aber ab und zu – wow!“

      Wyman, ein kleiner Mann mit dem Gesicht eines lustigen Wasser­speiers, hatte nicht einfach nur ein Groupie-Imperium, sondern vielmehr das Groupie-Imperium schlechthin gegründet. „Es ging von Bill aus“, sagte Keith. „Er vögelte Tausende. Und er hielt alles in seinem Tagebuch fest.“ Tatsächlich hörte er bei 278 zu zählen auf. Jedenfalls lächelte Wyman und sagte mit breitem Akzent, während er Berry beobachtete, der sich von nichts, nicht einmal dem Gefängnis, davon hatte abhalten lassen, über sechzehnjährige Mädchen zu singen: „Yeah, er ’s’ großartig, gell …“

      Nach Berrys Set verließen wir das „Whisky“, und unser Abgang war schnell und dramatisch wie alle unsere Ankünfte und Abfahrten, und alle starrten auf die Stones, als wir abrauschten und in die Limou­sinen am Straßenrand stiegen. Wir rollten in vier Autoladungen den Superhighway hinunter in Richtung des „Corral“, eines Nachtclubs im Topanga Canyon, um Gram Parons und die Flying Burrito Brothers zu hören.

      Auf den vielen Meilen des Highways unterhielten wir uns – die Watts, Bill und Astrid, zwei oder drei andere – über Musik; Shirley, die alten Rock ’n’ Roll liebt, war in gehobener Stimmung, weil sie Chuck Berry ge­sehen hatte. Da bekamen wir es zum ersten Mal auf dieser Tournee mit „Wymans Schwäche“ zu tun. Bill bat den Fahrer, an einer Tankstelle zu halten, er müsse aufs Örtchen, und wir fuhren und fuhren, doch nirgends war was offen, und Bill sagte wieder: „Hey, wir müssen irgendwo halten, ich muss aufs Örtchen.“ Und der Fahrer meinte: „Scheint nichts offen zu haben.“ – „Na, dann bleiben Sie halt bei einer Tankstelle stehen, die nicht offen hat“, sagte Bill, „nur lassen Sie mich aus dem Auto raus!“ Und Charlie erinnerte ihn daran, dass „du es warst, der uns schon einmal in solche Schwierigkeiten gebracht hat“.

      Das war am 18. März 1965 gewesen, der letzten Nacht der fünften Rol­ling-Stones-Tournee durch England. Die Tour hatte zwei Wochen gedau­ert, vierzehn aufeinanderfolgende Abende mit je zwei Auftritten in Kinos. Sie war nicht besonders ereignisreich gewesen. Drei Shows wurden für ein Live-Album mitgeschnitten. Im „Palace“ in Manchester fiel ein Mädchen fünfzehn Fuß tief von den oberen Rängen in die Parkettsitze. Der Sturz fiel kaum auf, da 150 schreiende Mädchen die Bühne stürmten, als Mick „Pain In My Heart“ sang. Das Mädchen lief den Ordnern, die sie zu einer Ambulanz bringen wollten, davon und wurde später noch immer „Mick, Mick“ schreiend vor der Bühnentür gesehen. In Sunderland, wo die Sto­nes im „Odeon“ spielten, wollten Fans das Wasser, mit dem sie sich die Haare gewaschen hatten, kaufen, und jemand verkaufte ihre Zigaretten­stummel für einen Penny das Stück. In Sheffield wollte ein erwachsener Mann ein Autogramm von Charlie und zog ihn, während er spielte, von seinem Hocker. Im „Trocadero“ in Leicester fiel ein anderes Mädchen von den oberen Rängen und verlor seine Vorderzähne. „Wir hatten Angst“, sagte Mick später. „Man weiß, wie so was Mode macht. Es kann dann leicht damit enden, dass sich die Leute in Massen von den Balkonen stür­zen und jemand dabei umkommt.“

      Im „Rochester Odeon“, das ihnen als eines der schlechtesten Theater in England in Erinnerung blieb, wollte der Aufpasser an der Bühnentür wegen ihres Aussehens nicht glauben, dass die Stones die Show bestritten und weigerte sich, sie einzulassen. Keith stieß ihn um und so kamen sie trotzdem rein und auf die Bühne. Im „Odeon“ in Sunderland sprang ein Mädchen, während Charlie „Little Red Rooster“ ansagte, auf Micks Rücken. Er trug sie sanft und völlig gelassen zum Bühnenrand und setzte sie ab.

      Am letzten Abend der Tournee, am 18. März, waren die Stones nach zwei Shows im „ABC Theater“ in Romford in Micks Daimler nach Lon­don unterwegs. Bevor er daheim ankam, musste Wyman austreten. Roadmanager Jan Stewart beschrieb die Situation folgendermaßen: „Wenn man den ganzen Abend in der Garderobe sitzt und Coca-Cola trinkt, dann für ungefähr dreißig Minuten auf die Bühne geht und wie ein Idiot her­umhüpft, die Gitarre fallen lässt, um im verdammt kalten Wetter nach draußen zum Auto zu rennen – dann ist man gerade bereit für einen schnellen Piss.“

      Mick bog mit dem großen schwarzen Wagen in eine Francis-Tank­stelle in Romford Road, Forest Gate, Ost-London ein. Es war ungefähr eine halbe Stunde vor Mitternacht. Laut dem Tankwart, dem einundvier­zigjährigen Charles Keeley, stieg „ein zottiges Monster, das dunkle Gläser trug“ aus dem Auto und fragte: „Wo können wir hier pissen?“ Keeley sagte Wyman, die öffentliche Toilette sei wegen Reparaturarbeiten ge­schlossen, was eine Lüge war, und verweigerte ihm den Zutritt zur Per­sonaltoilette. Wymans Benehmen schien Keeley „nicht natürlich oder nor­mal“. „Er rannte auf dem Vorplatz hin und her, nahm seine dunkle Bril­le ab und tanzte.“ Dann „kamen acht oder neun Jungs und Mädels aus dem Auto“. Mr. Keeley „witterte Schwierigkeiten“ und sagte dem Fahrer des Wagens, Mick

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