Briefe über den Yoga. Sri Aurobindo

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Briefe über den Yoga - Sri Aurobindo

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      Vom seelischen Wesen wurde in den alten (philosophischen) Systemen als dem Purusha im Herzen gesprochen (dem geheimen Herzen – hydaye guhayam), was voll mit dem übereinstimmt, was wir als das seelischen Wesen hinter dem Herz-Zentrum bezeichnen. Es verlässt den Körper beim Tod und besteht fort – dies stimmt wiederum mit unserer Auffassung überein, dass es das seelische Wesen ist, das hinausgeht und zurückkehrt und ein neues mit einem früheren Leben verbindet. Wir sagen, dass die Seele der göttliche Teil in uns ist – und auch dort wird der Purusha im Herzen als der Ishvara der individuellen Natur beschrieben.

      Das Wort „Seele“ wird im Englischen auf sehr unbestimmte Art gebraucht – häufig bezieht es sich auf das ganze nicht-physische Bewusstsein und schließt sogar das Vital mit all seinen Begierden und Leidenschaften ein. Daher musste der Ausdruck „seelisches Wesen“ geprägt werden, um diesen göttlichen Teil von den instrumentalen Teilen der menschlichen Natur zu unterscheiden.

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      X vermutet anscheinend, dass ich mit seelischem Wesen das erleuchtete Ego meine. Die Menschen verstehen deshalb nicht, was ich mit dem Ausdruck „seelisches Wesen“ meine, da das Wort „Seele“ im Englischen für alles gebraucht wird, was sich auf das innere Mental, das innere Vital oder das innere Physische bezieht oder auch auf alles Anormale oder Okkulte, sogar auf die feineren Regungen des äußeren Wesens – alles in kunterbuntem Durcheinander; selbst okkulte Phänomene werden häufig als psychisch bezeichnet. Eine Unterscheidung dieser verschiedenen Teile des Wesens ist unbekannt. Selbst in Indien ist das alte Wissen der Upanishaden, das diese Unterscheidung kannte, verlorengegangen. Der Jivatman, das seelische Wesen (Purusha Antaratman), der Manomaya Purusha, der Pranamaya Purusha – alles wird in einen Topf geworfen.

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      Ich weiß nicht, was mit diesem Ausdruck genau gemeint sein soll – er ist für eine Beschreibung der Seele zu unbestimmt und begrenzt. Antahkarana bedeutet meist Mental und Vital, im Gegensatz zum Körper, da der Körper das äußere Instrument und manah prana das innere Instrument der Seele ist. Mit Seele meine ich etwas, das sich von einem geläuterten Mental und Vital unterscheidet. Ein geläutertes Mental, ein geläutertes Vital gehen aus dem Wirken eines erwachten und befreiten seelischen Wesens hervor, sie sind jedoch nicht die Seele selbst.

      Nochmals, es hängt davon ab, was mit ahambhava, dem „Ich“-Zustand gemeint ist. Doch die Seele ist kein Seinszustand, bhava. Sie ist ein Purusha. Ahambhava ist ein Gebilde der Prakriti, es ist kein Wesen oder Purusha. Ahambhava kann sich auflösen, der Purusha aber bleibt.

      Unter einem befreiten seelischen Wesen verstehe ich, dass dieses nicht länger gezwungen ist, sich unter den Bedingungen seiner dunklen und unwissenden Instrumente auszudrücken – wie hinter einem Schleier –, sondern dass es hervorzutreten vermag, um das Wirken von Mental, Leben und Körper zu kontrollieren und zu verändern.

      Manchmal spricht man von einem geläuterten und vollkommenen seelischen Wesen; damit ist vermutlich das seelische Wirken im Mental, Vital und in den physischen Instrumenten gemeint. Ein geläutertes inneres Wesen ist nicht gleichbedeutend mit einer geläuterten Seele, sondern es ist ein geläutertes inneres Mental, Vital, ein geläuterter Körper. Die Ausdrücke, die ich für die Seele benutzte, waren „erwacht“ und „befreit“.

      „Spirituelle Individualität“ ist eine ziemlich unbestimmte Formulierung und kann auf verschiedene Weise gedeutet werden. Über das seelische Wesen schrieb ich, dass die Seele ein Funke Göttlichen Feuers sei, der die individuelle Evolution auf Erden stütze; das seelische Wesen ist das sich entfaltende Seelen-Bewusstsein oder besser noch seine Manifestation von einem Leben zum anderen, mit Mental, Vital und Körper als seinen Instrumenten, bis sie alle für die Einung mit dem Göttlichen bereit sind, ich glaube nicht, dass ich dem noch etwas hinzufügen kann.

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      Der Purusha in der Prakriti wird der Kshara Purusha genannt – wenn er sich von ihr loslöst, ist es der Akshara Purusha.

      Ego-Sinn und Purusha sind zwei ganz verschiedene Dinge – der Ego-Sinn ist ein Mechanismus der Prakriti, der Purusha dagegen ist das bewusste Wesen.

      Das seelische Wesen entfaltet sich, es ist daher nicht unveränderlich.

      Das seelische Wesen ist hauptsächlich die Seele der Individualität, die in der Manifestation die individuelle Prakriti entfaltet und an der Evolution teilnimmt. Es ist jener Funke Göttlichen Feuers, der hinter Mental, Vital und dem Physischen als seelisches Wesen wächst, bis es fähig ist, die Prakriti der Unwissenheit in eine Prakriti des Wissens umzuwandeln. Diese Dinge findest du nicht in der Gita, doch kann ich mein Wissen nicht auf das in der Gita Dargelegte beschränken.

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      Nein, das intuitive Selbst oder, besser gesagt, das intuitive Bewusstsein, das sich irgendwo oberhalb des Mentals befindet, ist etwas ganz anderes. Die Seele steht hinter dem Wesen. Ihre deutlichsten Merkmale sind eine einfache und aufrichtige Hingabe an das Göttliche, das unmittelbare und augenblickliche Gefühl dessen, was recht ist, was zur Wahrheit und zum Göttlichen führt, und das instinktive Zurückweichen vor allem Gegenteiligen.

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      Zwischen der Seele in ihrer Essenz und dem seelischen Wesen muss unterschieden werden. Hinter allem und jedem steht die Seele, der Funke des Göttlichen – keiner könnte ohne sie bestehen. Es ist jedoch durchaus möglich, ein vitales und physisches Wesen zu besitzen, die durch eine derartige Seelen-Essenz aufrechterhalten werden, doch ohne ein deutlich entwickeltes seelisches Wesen dahinter.

      Ganz richtig. es gibt ein inneres Wesen, das aus dem inneren Mental, dem inneren Vital, dem inneren Physischen besteht – doch ist dies nicht das seelische Wesen. Die Seele ist das innerste Wesen von allen und von jenen ganz verschieden. Im Englischen wird das Wort Seele tatsächlich für alles angewendet, das etwas anderes oder Tieferes ist als das äußere Mental und Leben und der äußere Körper oder auf etwas Okkultes oder Überphysisches hinweist; doch diese Anwendung bringt Verwirrung und Fehler mit sich, und wir müssen sie nahezu gänzlich fallenlassen.

      Das seelische Wesen ist durch Oberflächenregungen verhüllt und drückt sich, so gut es dies vermag, durch seine drei äußeren Instrumente aus, die aber eher durch von außen wirkende Kräfte als durch das innere Wesen oder die seelische Wesenheit gelenkt werden. Doch dies bedeutet nicht, dass sie von der Seele völlig abgeschnitten sind. Die Seele befindet sich ebenso im Körper wie das Mental oder Vital – doch ist der Körper nicht nur dieser grobstoffliche Leib, sondern auch der feinstoffliche. Wenn der grobstoffliche Körper abfällt, dann bleiben die vitalen und mentalen Hüllen des Körpers als Gefäß der Seele übrig, bis auch diese sich auflösen.

      Die Seele einer Pflanze oder eines Tieres schlummert nicht – ihre Ausdrucksmittel sind lediglich weniger entwickelt als die eines menschlichen Wesens. Es gibt viel Seelisches in der Pflanze, viel Seelisches im Tier. Die Pflanze hat nur die vital-physischen Elemente in ihrer Form entfaltet; das Bewusstsein hinter dieser Form der Pflanze besitzt keine entwickelte oder geordnete Mentalität, die fähig wäre, sich auszudrücken; das Tier hingegen geht einen Schritt weiter; es hat ein vitales Mental und ein gewisses Maß des Selbstausdrucks, doch sein Bewusstsein ist begrenzt, seine Mentalität ist begrenzt, seine Erfahrungen sind begrenzt; auch bringt die seelische Essenz, um sich auszudrücken, ein weniger entwickeltes Bewusstsein und eine weniger entwickelte Erfahrung hervor als diejenige, welche im Menschen möglich ist. Und dennoch haben Tiere eine Seele und können bereitwillig auf die Seele im Menschen ansprechen.

      Der „Geist“ [ghost] eines Menschen ist natürlich

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