Briefe über den Yoga. Sri Aurobindo

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Briefe über den Yoga - Sri Aurobindo

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Zustand, den du beschreibst, bedeutet nicht, dass der Yoga nicht ausgeübt werden sollte, sondern dass du stetig weitergehen musst und den Zwiespalt zwischen den beiden Teilen deines Wesens auszugleichen hast. Diese Spaltung ist durchaus normal und beinahe universal in der menschlichen Natur; dem niedrigeren statt dem höheren Impuls zu folgen, passiert beinahe jedem Menschen. Das ist auch das Problem, das in der Frage, die Arjuna an Krishna richtet, auftaucht: „Warum tut man Böses, obwohl man es doch nicht tun will, so als würde man mit Gewalt dazu gezwungen?“. Dies drückt ebenso Horaz aus, wenn er sagt: „Video meliora proboque, Deteriora sequor“ („Ich sehe das Bessere und stimme ihm zu und dennoch folge ich dem Schlechteren“). Durch fortwährende Bemühung und fortwährendes Streben kann man zu jenem Wendepunkt gelangen, an dem die Seele die Oberhand gewinnt: und was eine ganz geringfügige seelische Wende zu sein scheint, ändert das ganze Gleichgewicht der Natur.

      Du betrachtest das äußere Wach-Bewusstsein als die wahre Person oder das wahre Wesen und folgerst daraus, dass dieses und nichts anderes die Verwirklichung erlangen oder sich daran halten müsse – denn hier [auf Erden] gäbe es nur das Wach-Bewusstsein. Das ist ein Irrtum, durch den die Unwissenheit andauert und von dem man sich nicht befreien kann. Der erste eigentliche Schritt aus der Unwissenheit besteht darin, die Tatsache zu akzeptieren, dass dieses äußere Bewusstsein nicht die eigene Seele ist, nicht das Selbst, nicht die wirkliche Person, sondern nur eine vorübergehende Gestaltung an der Oberfläche, die den Zwecken des Oberflächenspiels dient. Die Person ist innen, nicht an der Oberfläche – die äußere Persönlichkeit ist Person lediglich im Sinne des lateinischen Wortes persono mit der ursprünglichen Bedeutung: „die Maske“.

      *

      Die Seele hat den Rang, von dem du sprichst, da die Seele mit dem Göttlichen in der niederen Natur in Berührung steht. Das innere Mental, das innere Vital und Physische hingegen sind Teile des Universums und den Dualitäten offen – nur sind sie umfassender als das äußere Mental, das äußere Leben, der äußere Körper und können umfassender und leichter den göttlichen Einfluss empfangen.

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      Das Wort Antaratma wird auf sehr unbestimmte Weise gebraucht, so etwa wie das Wort Seele im Englischen – auf diese Weise gebraucht, bezieht es das ganze innere Wesen mit ein, das innere Mental, das innere Vital und Physische, sogar das innerste Wesen, die Seele.

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      Europäisches Denken war größtenteils unfähig, über die Formel „Seele und Körper“ hinauszugehen, und bezog hierbei meist das Mental in die Seele mit ein sowie alles, außer dem Körper, in den Begriff Mental. Einige Okkultisten machten einen Unterschied zwischen Spirit, Seele und Körper. Gleichzeitig aber muss ein unbestimmtes Gefühl vorhanden gewesen sein, dass Seele und Mental nicht ganz das gleiche sind, denn es gibt die Redewendung „dieser Mensch hat keine Seele“ oder „er ist eine Seele“, was besagen soll, dass er etwas in sich hat, das über sein bloßes Mental und seinen Körper hinausgeht. Doch all dies ist sehr unbestimmt. Eine deutliche Unterscheidung wird weder zwischen Mental und Seele gemacht noch zwischen Mental und Vital, und häufig wird sogar das Vital für die Seele gehalten.

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      In den Upanishaden wird das seelische Wesen in der Größe eines Daumens beschrieben. Das ist natürlich ein symbolisches Bild. Denn gewöhnlich ist das seelische Wesen, wenn man es in einer Gestalt sieht, größer. Was das innere Wesen anbelangt, so empfindet man es als groß, da das wahre Mental, das wahre Vital oder selbst das wahre Physische bewusstseinsmäßig viel weiter sind als das äußere Bewusstsein, das vom Körper begrenzt wird. Wenn man in das Physische herabkommt und alle Tätigkeiten der Natur in ihm spielen fühlt, scheinen die äußeren Teile das gesamte Bewusstsein zu beherrschen – selbst die mentalen und vitalen Regungen werden dann durch den Körper und als Dinge einer gesonderten Ebene gefühlt. Doch wenn man im inneren Wesen lebt, nimmt man ein Bewusstsein wahr, das sich ins Universale auszudehnen beginnt, während das äußere zu einer von äußeren Kräften aufgewühlten Oberflächenbewegung wird.

      *

      Ja, das seelische Wesen hat eine Form. Doch diese erscheint nicht auf der Photographie; denn die Seele hat nicht immer eine Form, die der des Körpers ähnelt, sie ist manchmal sogar ganz verschieden von ihm. Betrachten wir eine Photographie, dann sehen wir nicht die Form, sondern etwas vom Bewusstsein, das sich entweder im Körper ausdrückt oder sonst irgendwie durchbricht; man kann es über die Photographie wahrnehmen oder fühlen.

      *

      Die Seele ist nicht durch eine Form begrenzt doch das seelische Wesen bringt, um sich auszudrücken, eine Form hervor, genau wie die mentalen, vitalen und feinstofflichen Purushas; das heißt, dass man selbst oder auch jemand anderer das eigene seelische Wesen in dieser oder jener Form sehen kann. Doch es gibt zwei Arten des Sehens: nämlich in der gültigen, charakteristischen Form, die von dem seelischen Wesen in diesem Leben angenommen wurde, und in der symbolischen Form, wenn man die Seele zum Beispiel als neugeborenes Kind im Schoß der Mutter sieht.

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      Wenn der Sadhak, von dem die Rede ist, seine Seele tatsächlich in der Gestalt einer Frau gesehen hat, kann es nur eine erdachte Erscheinung gewesen sein, die auf eine Eigenschaft oder ein Attribut der Seele hinweist.

      * * *

      Im menschlichen Wesen bestehen immer zwei verschiedene Arten von Bewusstsein, eines nach außen gerichtet, in dem es normalerweise lebt, das andere innerlich und verborgen, von dem es nichts weiß. Während man die Sadhana ausübt, beginnt das innere Bewusstsein sich zu öffnen, und man lernt, sich nach innen zu wenden und dort alle Arten von Erfahrungen zu haben. In dem Maße, wie die Sadhana fortschreitet, wird man mehr und mehr in diesem inneren Wesen leben, während das äußere allmählich an die Oberfläche zurücktritt. Zuerst scheint das innere Bewusstsein der Traum zu sein und das äußere die wache Realität. Dann wird das innere Bewusstsein zur Realität und das äußere von vielen als Traum oder Täuschung empfunden oder auch als etwas Oberflächliches und Äußerliches. Das innere Bewusstsein wird zu einem Ort des tiefen Friedens, des Lichtes, des Glücks, der Liebe, der Nähe zum Göttlichen oder der Gegenwart des Göttlichen, der Mutter. Man erkennt dann zwei Arten von Bewusstsein, das innere und das äußere; letzteres muss in das Ebenbild und Instrument des ersteren gewandelt werden, denn auch es muss voll des Friedens, des Lichtes, des Einsseins mit dem Göttlichen werden. Gegenwärtig bewegst du dich zwischen beiden, und während dieser Zeitspanne sind die Gefühle, die du hast, ganz normal. Mach dir hierüber gar keine Sorgen, sondern warte einfach auf die volle Entwicklung des inneren Bewusstseins, in dem zu leben du dann fähig sein wirst.

      *

      Ich

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