Briefe über den Yoga. Sri Aurobindo

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Briefe über den Yoga - Sri Aurobindo

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das mentale, vitale und physische Ego, das wir für unser Wesen halten, bis wir zur Erkenntnis gelangen.

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      Die Seele und das Leben sind zwei ganz verschiedene Mächte. Die Seele ist ein Funke des Göttlichen Spirits, sie stützt die individuelle Natur; Mental, Leben und Körper sind die Instrumente für die Manifestation der Natur. In den meisten Menschen ist die Seele verborgen und durch das Wirken der äußeren Natur verdeckt; sie verwechseln das vitale Wesen mit der Seele, denn das Vital ist es, welches den Körper anregt und antreibt. Doch dieses Vital besteht aus Begierden und ausführenden Kräften, guten und schlechten; es ist die Begierden-Seele und nicht die wahre Seele. Erst wenn die wahre Seele (Psyche) hervortritt und die Tätigkeit der instrumentalen menschlichen Natur zu beeinflussen und dann zu beherrschen beginnt, kann der Mensch seine vitalen Begierden überwinden und einer göttlichen Natur entgegenwachsen.

      *

      1. Die Seele und das seelische Wesen sind praktisch das gleiche, wobei sogar in jenen, die kein seelisches Wesen entwickelt haben, dennoch ein Funke des Göttlichen ist, der als Seele bezeichnet werden kann. Das seelische Wesen wird im Sanskrit der Purusha im Herzen genannt oder der Chaitya Purusha. (Das seelische Wesen ist die Seele, die sich in der Evolution entwickelt.)

      2. Die Unterscheidung zwischen Purusha und Prakriti ist im Sankhya-System die folgende: der Purusha ist das schweigende, betrachtende Bewusstsein, welches das Wirken der Prakriti beobachtet – die Prakriti aber ist die Kraft der Natur, die man als Vollbringerin aller Taten empfindet, sobald man sich von dem Gefühl befreit, dass das Ego der Handelnde ist. Darauf findet die Verwirklichung dieser beiden Wesenheiten statt (Purusha-Prakriti). Doch all dies hat mit dem seelischen Wesen nichts zu tun. Dieses wird im Mental, Vital und Physischen gefühlt – am leichtesten im Mental, wo sich das mentale Wesen (Purusha) befindet, das die Übrigen kontrolliert (manomayah purusa prana-sarira-neta).

      3. Prajna, Taijasa usw. gehören einer anderen Kategorie an, sie haben mit den einzelnen Teilen des Wesens nichts zu tun, sondern bezeichnen vielmehr drei verschiedene Zustände des Wesens (Wach-Zustand, Traum-Zustand, Schlaf-Zustand – grob, fein, kausal).

      Ich glaube, man sollte nicht versuchen, diese verschiedenartigen Dinge miteinander in Beziehung zu bringen – es wäre zu verwirrend. Sie gehören anderen Kategorien und einer anderen Erfahrungsweise an.

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      Das innere mentale Wesen bewacht, beobachtet und beurteilt alles, was in dir geschieht. Die Seele bewacht und beobachtet nicht auf diese Weise, so wie ein Zeuge, sondern fühlt und erkennt spontan auf eine viel direktere und lichtvollere Art, eben durch die Reinheit ihrer Natur und den ihr innewohnenden göttlichen Instinkt; daher enthüllt sie sofort, wann immer sie hervortritt, die rechten und falschen Regungen in deiner Natur.

      Das Wesen des Menschen setzt sich aus diesen Elementen zusammen, und die Seele dahinter stützt sie alle sowohl das innere Mental, Vital und Physische als auch die äußere, ganz nach außen gerichtete Natur von Mental, Leben und Körper, die deren Instrument des Ausdrucks ist. Darüber jedoch befindet sich das zentrale Wesen (Jivatman), das sie alle für seine Manifestation benutzt: es ist ein Teil des Göttlichen Selbstes: doch diese seine Wirklichkeit ist dem nach außen gerichteten Menschen verborgen, der sein innerstes Selbst, seine innerste Seele durch das mentale und vitale Ego ersetzt. Nur jene, die begonnen haben, sich selbst zu erkennen, werden sich ihres wahren zentralen Wesens bewusst; und dennoch ist es immer vorhanden, es steht hinter der Tätigkeit von Mental, Leben und Körper und wird am direktesten durch die Seele vertreten, die ein Funke des Göttlichen ist. Durch das Wachsen des seelischen Elementes in der Natur gelangt man nach und nach in bewussten Kontakt mit dem zentralen Wesen über sich. Wenn dies geschieht und das zentrale Wesen mit bewusstem Willen die Regungen der Natur kontrolliert und ordnet, dann erlangt man die wahre, die spirituelle Selbst-Meisterung, die mit einer teilweisen und lediglich mentalen oder moralischen nichts zu tun hat.

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      Die „tragikomische“ Ungereimtheit, von der du sprichst, rührt von der Tatsache her, dass der Mensch nicht aus einem, sondern aus vielen Teilen besteht und dass jeder Teil seine eigene Persönlichkeit besitzt. Dies haben die Menschen noch nicht hinreichend erkannt – die Psychologen beginnen es oberflächlich zur Kenntnis zu nehmen, doch erst dann, wenn ein besonders ausgeprägter Fall einer doppelten oder vielfachen Persönlichkeit vorliegt. Doch tatsächlich sind alle Menschen so. Das Ziel im Yoga sollte sein, ein starkes zentrales Wesen zu entwickeln und unter ihm alles Übrige zu harmonisieren und zu verändern, was verändert werden muss. Ist dieses zentrale Wesen die Seele, dann gibt es keine große Schwierigkeit mehr. Ist es das mentale Wesen, manomayah purusah prana-sarira-neta, dann wird es schwieriger – es sei denn, das mentale Wesen würde lernen, mit dem größeren Willen und der größeren Macht des Göttlichen stets in Kontakt zu bleiben.

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      Ich verstehe die Frage, so wie sie gestellt wurde, nicht. Jeder Teil muss deutlich vom anderen unterschieden werden und seine Arbeit tun, und jeder muss von der Seele oder von oben die Wahrheit empfangen. Die herabkommende Wahrheit wird mehr und mehr ihr Wirken harmonisieren, doch wird die vollkommene Harmonie erst mit der supramentalen Vollendung erreicht werden.

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      Deine Erfahrung ist der erste Zustand yogischen Bewusstseins und Selbsterkennens. Das durchschnittliche Mental erfährt sich lediglich als Ego mit all den durcheinandergewürfelten Regungen der menschlichen Natur und glaubt, da es sich mit diesen Regungen identifiziert, „ich tue dies und empfinde das, ich denke, ich freue oder sorge mich usw.“ Der erste Anfang einer wahren Selbsterkenntnis ist, wenn du dich von der Natur in dir und ihren Bewegungen getrennt fühlst; dann erkennst du, dass es viele Teile deines Wesens gibt, viele Persönlichkeiten, von denen jede selbständig und auf ihre Weise handelt. Die beiden verschiedenen Wesen, die du in dir fühlst, sind einmal das seelische Wesen, das dich zur Mutter zieht, und dann das äußere Wesen, meist von vitaler Natur, das dich nach außen und nach unten zum Spiel der niederen Natur zieht. Weiterhin gibt es hinter dem Mental in dir das beobachtende Wesen, den Purusha als Zeugen, der, abgelöst vom Spiel der Natur, dieses betrachtet und zu wählen vermag. Er muss sich immer auf die Seite des seelischen Wesens stellen, dessen Regungen zustimmen, sie stützen und die nach unten und außen gerichteten Bewegungen der niederen Natur zurückweisen;

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