Briefe über den Yoga. Sri Aurobindo

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Briefe über den Yoga - Sri Aurobindo

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das von einer Kraft oder Wesenheit der vitalen Welt für ihre eigenen Zwecke benützt wird. Normalerweise besteht das vitale Wesen mit seiner Personalität nach der Auflösung des physischen Körpers nur eine Zeitlang fort; anschließend geht es in die vitale Ebene ein, wo es solange bleibt, bis sich seine vitale Hülle auflöst. Hierauf begibt sich die Seele in der mentalen Hülle zu einer mentalen Welt; schließlich aber verlässt die Seele auch ihre mentale Hülle und begibt sich zu ihrem Ort der Ruhe. Wenn das Mental stark entwickelt ist, vermag das mentale Wesen [bei der Seele] zu bleiben, ebenso ein stark entwickeltes Vital, vorausgesetzt sie sind von dem wahren seelischen Wesen geformt und um es zentriert – sie teilen dann die Unsterblichkeit der Seele. Doch für gewöhnlich geschieht dies nicht: es findet eine Auflösung sowohl des Mentals und Vitals als auch der physischen Teile statt, und die Seele, wenn sie wiedergeboren wird, nimmt ein neues Mental, ein neues Leben (Vital) und einen neuen Körper an und nicht, wie oft vermutet wird, die Nachbildung ihrer alten Natur. Eine derartige Wiederholung wäre ohne Sinn und Nutzen und würde den Zweck der Wiedergeburt verfehlen; denn dieser besteht in einer Weiterentwicklung der menschlichen Natur durch Erfahrung und aus einem evolutionären Wachsen der Seele in dieser Natur ihrem Selbstfinden entgegen. Die Seele aber bewahrt den essentiellen Eindruck ihrer vergangenen Leben und Persönlichkeiten, und ihre neue Geburt und Persönlichkeit stellen einen Ausgleich zwischen dieser Vergangenheit dar und dem, dessen die Seele in der Zukunft bedarf.

      P. S. Es gibt Fälle einer raschen Wiedergeburt des äußeren Wesens, das seine alte Persönlichkeit fortsetzt und sogar die Erinnerung an das vergangene Leben bewahrt, doch ist dies eine Ausnahme und geschieht meist, wenn durch vorzeitigen Tod eine Frustration stattgefunden hat und im Vital der starke Wille vorherrscht, seine nicht beendete Erfahrung fortzusetzen.

      *

      Das innere Wesen setzt sich aus dem inneren Mental, dem inneren Vital und dem inneren Physischen zusammen –, doch dies ist nicht das seelische Wesen. Die Seele ist das innerste Wesen und von jenen ganz verschieden. Im Englischen wird das Wort „Seele“ tatsächlich für alles gebraucht, das etwas anderes oder Tieferes als das äußere Mental und Leben und den äußeren Körper bezeichnet, für alles Okkulte oder Überphysische: doch diese Ausdrucksweise bringt Verwirrung und Fehler mit sich, und wenn wir über den Yoga sprechen oder schreiben, müssen wir sie gänzlich fallenlassen. In der gewöhnlichen Umgangssprache mag ich manchmal das Wort „seelisch“ in einem freieren, populäreren Sinn gebrauchen; oder in der Poesie, die an intellektuelle Genauigkeit nicht gebunden ist, spreche ich manchmal von der Seele in einem mehr allgemeinen und äußerlichen Sinn, jedoch genauso in ihrer wahren Bedeutung.

      Das seelische Wesen ist durch Oberflächen-Regungen verhüllt und drückt sich, so gut es kann, durch seine äußeren Instrumente aus, die aber eher durch von außen wirkende Kräfte als durch die inneren Einflüsse der Seele gelenkt werden. Doch dies bedeutet nicht, dass sie von der Seele völlig abgeschnitten sind. Die Seele befindet sich ebenso im Körper wie das Mental oder Vital – doch ist der Körper, in dem sie wohnt, nicht allein dieser grobstoffliche Rahmen, sondern auch der feinstoffliche Körper. So bald die grobstoffliche Hülle abfällt, bleiben die vitalen und mentalen Hüllen des Körpers als Gefäß der Seele noch bestehen, bis auch diese sich auflösen.

      Die Seele einer Pflanze oder eines Tieres kann man nicht insgesamt als schlummernd bezeichnen – ihre Ausdrucksmittel sind lediglich weniger entwickelt als die eines menschlichen Wesens. Es gibt viel Seelisches in der Pflanze, viel Seelisches im Tier. Die Pflanze aber hat in ihrer Form nur das Vital-Physische entwickelt, daher kann sie sich nicht ausdrücken; das Tier hat ein vitales Mental und kann sich zwar ausdrücken, doch ist sein Bewusstsein begrenzt, seine Erfahrungen sind begrenzt und daher verfügt die Seelen-Essenz über ein weniger entwickeltes Bewusstsein, eine weniger entwickelte Erfahrung als diejenige, die im Menschen vorhanden oder zumindest möglich ist. Und dennoch haben Tiere eine Seele und können bereitwillig auf die Seele im Menschen ansprechen.

      Ein „Geist“ [ghost] ist natürlich nicht die Seele. Er ist entweder der Mensch, der in seinem vitalen Körper erscheint, oder er ist ein Fragment seines Vitals, das von einer vitalen Kraft oder Wesenheit benützt wird. Unser vitales Wesen besteht normalerweise nach der Auflösung des Körpers eine Zeitlang fort und geht dann in die vitale Ebene ein, wo es bleibt, bis sich die vitale Hülle auflöst. Dann begibt sich die Seele, sofern sie mental entwickelt ist, in der mentalen Hülle zur mentalen Welt, und schließlich verlässt sie auch ihre mentale Hülle und begibt sich zu ihrem Ort der Ruhe. Bei einem stark entwickelten Mental kann unser mentaler Teil auch bei der Seele bleiben, genau wie der vitale; Voraussetzung ist, dass sie vom seelischen Wesen geformt und um dieses zentriert sind – dann teilen sie die Unsterblichkeit der Seele. Andernfalls nimmt die Seele die Essenz von Mental und Leben in sich auf und begibt sich zu einer zwischengeburtlichen Ruhe.

      Ein reiner Vampir hat keine Seele, denn ein Vampir ist ein vitales Wesen – doch in jedem Menschen (auch wenn er von einem vitalen Wesen oder einer Vampirkraft beherrscht wird) steht hinter allem eine Seele.

      *

      Die Seele wird als der Funke Göttlichen Feuers im Leben und in der Materie bezeichnet, doch ist dies ein Gleichnis. Sie wird nicht als ein Funke des Bewusstseins bezeichnet.

      Es gibt ein mentales, ein vitales und ein physisches Bewusstsein, die sich von der Seele unterscheiden. Seelisches Wesen und Bewusstsein sind nicht dasselbe.

      Wenn die Seele oder „der Funke Göttlichen Feuers“ eine seelische Individualität zu entwickeln beginnt, dann wird diese seelische Individualität „das seelische Wesen“ genannt.

      Die Seele oder der Funke besteht vor der Entwicklung eines geformten Vitals oder Mentals. Die Seele ist ein Teil des Göttlichen, sie kommt in die Evolution gleichsam als ein dieser innewohnendes göttliches Prinzip herab, um die Entwicklung der Individualität aus der Unwissenheit zum Licht zu tragen. Sie formt im Laufe dieser Evolution eine seelische Individualität, die von Leben zu Leben wächst und Mental, Vital und Körper, die sich entfalten, als ihre Instrumente benutzt. Die Seele ist es, die unsterblich ist, während das Übrige sich auflöst; sie aber geht von einem Leben zum anderen und nimmt die essentielle Erfahrung dieser Leben sowie die Kontinuität der individuellen Evolution auf sich.

      Das gesamte Bewusstsein, das mentale, vitale und physische, muss aufsteigen und sich mit dem höheren Bewusstsein verbinden; hat diese Verbindung stattgefunden, wird das höhere Bewusstsein in diese Teile herabkommen. Die Seele aber steht hinter all dem und stützt es.

      *

      Das Supramental ist das Wahrheits-Bewusstsein; darunter liegt das Obermental, dessen charakteristische Eigenschaft es ist, die Mächte des Göttlichen zu empfangen und wenn möglich getrennt zu verarbeiten mit dem Ziel, dass jede [dieser Mächte] auf ihre eigene Art handelt und versucht, eine eigene Welt zu schaffen oder aber, im Kontakt untereinander, den anderen möglichst das eigene Prinzip aufzuerlegen. Seelen, die auf die Obermental-Ebene herabkommen, handeln auf die gleiche Weise. Von hier stammt das Prinzip einer für sich bestehenden Individualität. Diese ist sich zunächst noch ihres göttlichen Ursprungs bewusst, doch in dem Maße, wie sie weiter herabkommt, trennt sie sich von diesem mehr und mehr, sie vergisst ihn und wird schließlich durch das Prinzip der Trennung und des Egos gelenkt. Denn das Mental ist von der Wahrheit weiter entfernt als das Obermental, die vitale Natur ist von der Verwirklichung unwissender Kräfte in Anspruch genommen, während in der Materie dann das Ganze in etwas übergeht, das ein

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