Teppiche. Clemens von Alexandria

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Teppiche - Clemens von Alexandria Die Schriften der Kirchenväter

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wir alle, die wir unsere Augen gebrauchen können, das, was in ihr Gesichtsfeld rückt; aber die einen achten dabei auf dies, die anderen auf jenes.92 So sieht der Metzger und der Hirte das Schaf nicht unter dem gleichen Gesichtspunkt an; denn jener kümmert sich darum, ob es fett ist, dieser achtet darauf, ob es zur Zucht geeignet ist. Einer mag die Milch des Schafes melken, wenn er Nahrung braucht, und die Wolle mag er scheren, wenn er Kleidung nötig hat.

      2. So soll mir auch die Frucht aus der Verwendung griechischer Weisheit erwachsen. Ich glaube nicht, daß irgend jemand eine Schrift für so gar glücklich hält, der niemand widerspricht; aber jene Schrift muß man für vernünftig halten, der niemand mit vernünftigen Gründen widerspricht. So darf man auch nicht eine Handlung oder eine Entscheidung loben, die von niemand getadelt wird, sondern die, an der keiner etwas mit Recht auszusetzen hat.

      3. Und wenn einer eine Tat nicht um ihrer selbst willen ausführt,93 so folgt noch nicht sofort, daß er sie unter dem Zwang von äußeren Umständen vollführt,94 vielmehr wird er handeln, indem er auf Grund seiner Kenntnis göttlicher Dinge eine Sache in Angriff nimmt95 und sich den Verhältnissen anpaßt; denn wer die Tugend bereits besitzt, hat den Weg zur Tugend nicht mehr nötig, und ebensowenig braucht der Starke Erholung.

      4. Aber ebenso wie die Landleute zuerst den Boden bewässern und dann den Samen hineinlegen,96 so bewässern auch wir mit dem, was von den Lehren der Griechen trinkbar ist, ihr Erdreich, so daß es den darauf gestreuten geistigen Samen aufnehmen und ihn leicht zum Wachstum bringen kann.

      18.

      1. Die „Teppiche“ werden aber die Wahrheit stets mit den Lehren der Philosophie vermischt enthalten, vielmehr in sie verhüllt und in ihnen verborgen, wie in der Schale der eßbare Kern der Nuß steckt. Denn wie ich meine, ziemt es sich, daß die Samenkörner der Wahrheit allein für die Ackersleute des Glaubens aufbewahrt werden.

      2. Ich kenne freilich ganz gut das Gerede mancher Leute, die törichterweise vor jedem Geräusch erschrecken und behaupten, man müsse sich nur mit dem Nötigsten und nur mit dem beschäftigen, was für den Glauben unentbehrlich ist, dagegen müsse man das, was darüber hinausgehe, und alles Überflüssige übergehen, da es unsere Kraft unnütz aufreibe und uns bei dem festhalte, was für das Endziel nichts beitrage.

      3.Andere glauben sogar, daß die Philosophie vom Übel sei und zum Verderben der Menschen durch irgendeinen bösen Erfinder in unser Leben eingedrungen sei.

      4. Ich werde aber in meinen ganzen „Teppichen“ zeigen, daß das Schlechte von Natur schlecht ist und nie irgend etwas Gutes hervorbringen kann; dabei werde ich zugleich andeuten, daß auch die Philosophie in gewisser Hinsicht ein Werk göttlicher Vorsehung ist.

      II. Kapitel

      19.

      1 Zur Verteidigung meiner Schrift, die da, wo es notwendig war, auch die griechischen Anschauungen mitaufgenommen hat, sage ich den Tadelsüchtigen nur so viel: Zunächst auch angenommen, daß die Philosophie nutzlos ist, so ist sie doch nützlich, falls der sichere Nachweis ihrer Nutzlosigkeit nützlich ist.97

      2. Ferner ist es auch nicht möglich, die Griechen zu verurteilen, wenn man nur den wörtlichen Bericht über ihre Lehrmeinungen verwendet, ohne sich in die Erklärung im einzelnen zu vertiefen und bis zur gründlichen Kenntnis fortzuschreiten.

      3. Denn wirklich ganz sicher ist nur die auf eigener Erfahrung beruhende Widerlegung, weil ja auch als vollkommenster Beweis die Kenntnis dessen, was man verwirft, erfunden wird.98

      4. Jedenfalls ziert den Fachmann auch vieles, was für den Hauptzweck nichts beiträgt, und überdies empfiehlt reiches Wissen den, der die hauptsächlichsten Lehren vorträgt, so daß sich die Hörer überzeugen lassen; denn es ruft bei den Unterwiesenen Bewunderung hervor und gewinnt sie dadurch für die Wahrheit.

      20.

      1. Vertrauenswürdig ist aber eine solche Beeinflussung der Seelen, durch die die Lernbegierigen veranlaßt werden, die Wahrheit, obwohl man Schlechtes von ihr sagt,99 anzunehmen. Die Folge wird eine doppelte sein: einerseits werden sie selbst nicht glauben, daß die Philosophie das Leben verderbe, indem sie die Urheberin trügerischer Verhältnisse und schlechter Taten sei, wie manche verleumderisch behauptet haben, während sie doch ein deutliches Abbild der Wahrheit, ein göttliches, den Griechen verliehenes Geschenk ist.

      2. Andererseits werden auch wir nicht vom Glauben abgezogen werden, gleichsam von einer trügerischen Kunst verzaubert, vielmehr haben wir an ihr eine stärkere Wehr und verschaffen uns gewissermaßen eine Gelegenheit, uns darin zu üben, die Richtigkeit des Glaubens zu beweisen.

      3. Ja auch die Verbindung der Lehren sucht die Wahrheit dadurch für sich zu gewinnen, daß sie die verschiedenen Lehren einander gegenüberstellt und miteinander vergleicht. Das Ergebnis davon ist dann die Erkenntnis, wobei die Philosophie nicht um ihrer selbst willen herangezogen wurde, sondern wegen der Frucht, die aus der Erkenntnis kommt, und wobei wir eine feste Überzeugung von der Richtigkeit unserer Auffassung durch das Verstehen der verborgenen Gedanken erhalten.

      4. Denn ich will davon schweigen, daß die „Teppiche“ durch die Aufnahme eines mannigfachen Wissensstoffes einen größeren Umfang gewonnen haben und so die Samen der Erkenntnis geschickt verbergen wollen.

      21.

      1. Wie also der Jagdliebhaber das Wild sucht, erspäht, aufspürt, mit Hunden jagt und so schließlich erlegt, so zeigt sich uns auch die Wahrheit nur, wenn sie mit Hilfe ihrer Süßigkeit aufgespürt und mit Anstrengung ausfindig gemacht ist.

      2. Warum aber hat denn diese Schrift gerade diese Anordnung für gut gehalten? Weil es sehr gefährlich ist, die wirklich unaussprechlichen Lehren der wahren Philosophie denen auszuplaudern, die rücksichtslos und unbekümmert um das Recht100 alles mögliche einzuwenden entschlossen sind und dabei ohne eine Spur von Anstand alle möglichen Wörter und Ausdrücke aus ihrem Munde ausstoßen, wobei sie sich selbst betrügen und ihre Anhänger betören.

      3. „Denn die Hebräer verlangen Zeichen“, wie der Apostel sagt, „die Griechen aber suchen Weisheit.“101

      III. Kapitel

      22.

      1. Groß aber ist die Menge solcher Leute. Die einen von ihnen, von ihren Lüsten geknechtet, zum Unglauben entschlossen, verlachen die Wahrheit, die doch aller Verehrung würdig ist, und machen sich über ihre barbarische Herkunft lustig.

      2. Die anderen blähen sich auf, bringen es mit Gewalt fertig, Verleumdungen gegen unsere Lehren ausfindig zu machen, und schaffen Streitfragen herbei; sie sind Phrasenjäger, Freunde von Künsteleien, „Zänker und Riemendreher“ (d.i. Freunde von Trugschlüssen) wie jener Mann aus Abdera sagt.102

      3. Und bei dem Dichter heißt es: „Leicht ja bewegt sich die Zunge der Menschen, und viel sind die Reden; Hierhin und dorthin erstreckt sich das Feld für allerlei Worte.“ Und weiter: „Eben das Wort, das du selber gesagt, bekommst du zu hören.“103

      4. Mit dieser Redefertigkeit brüsten sich die bemitleidenswerten Prunkredner (Sophisten) und reden entsprechend ihrer eigenen Torheit dummes Zeug. Ihr ganzes Leben

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