Teppiche. Clemens von Alexandria
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5. In einer, wie mir scheint, eines Mannes unwürdigen Weise reizen und kitzeln sie die Ohren105 derer, die nach solchem Juckreiz Verlangen tragen, geradezu ein Strom von Worten, von Gedanken nur ein Tröpflein.106 So kommt es, daß bei ihnen wie an alten Schuhen alles andere schadhaft ist und zugrunde geht und nur die Zunge noch übrigbleibt.107
23.
1. Sehr gut spricht auch der Athener Solon seine unzweideutige Meinung aus, wenn er schreibt: „Seht ihr doch nur auf die Zung’ und die Worte des schmeichelnden Mannes. Einzeln geht jeder von euch in den listigen Bahnen des Fuchses; Allen zusammen jedoch steckt euch nur Torheit im Sinn.“108
2. Darauf spielt wohl jenes Wort des Heilands an: „Die Füchse haben Höhlen, des Menschen Sohn aber hat keine Stätte, wo er sein Haupt hinlegen kann.“109 Denn allein, meine ich, in dem Gläubigen, der völlig von den übrigen unterschieden ist, die von der Schrift als Tiere bezeichnet sind, findet das Haupt der Welt, der gute und sanfte Logos, Ruhe,
3. er, „der die Weisen in ihrer Schlauheit fängt; denn der Herr allein kennt die Gedanken der Weisen, daß sie töricht sind!“110 wobei die Schrift doch wohl „Weise“ die Sophisten nennt, die sich in der Wortwahl und in den Redekünsten hervortun.
24.
1. Daher haben die Griechen auch selbst Leute, die sich auf irgendeinem Gebiet hervortaten, zugleich Weise ((xxx) ) und mit dem davon abgeleiteten Wort Sophisten genannt.111
2. So sagte Kratinos in einem Stück „Archilochoi“, nachdem er Dichter hatte aufzählen lassen: „Welch ein Sophistenrudel habt ihr aufgespürt!“112
3. Und ähnlich wie der Lustspieldichter sagt auch Iophon in seinem Satyrspiel „Aulodoi“ (die zur Flöte Singenden) mit Bezug auf Rhapsoden und einige andere: „Und hereingekommen war Wohlausgerüstet der Sophisten große Schar.“113
4. Von diesen und von den ihnen Ähnlichen, von all denen, die sich mit eitlen Reden abgegeben haben, sagt die göttliche Schrift sehr schön: „Ich werde die Weisheit der Weisen zu schanden machen und den Verstand der Verständigen als wertlos erweisen.“114
IV. Kapitel
25.
1. Homer nennt aber auch einen Zimmermann weise,115 und über Margites, wenn dieses Gedicht wirklich von ihm stammt, sagt er etwa so: „Ihn ja machten die Götter nicht tüchtig im Graben und Pflügen Noch auch sonstwie weise ((xxx) sophos); es mangelt jegliche Kunst ihm.“116
2. Hesiodos ferner nennt den Kitharaspieler Linos „mannigfaltiger Weisheit kundig“117 und trägt kein Bedenken, einen Schiffer weise zu nennen, wenn er schreibt: „gar nicht weise geworden in Schiffahrt“118
3. Und der Prophet Daniel sagt: „Es steht nicht in der Macht von Weisen, Magiern, Beschwörern, Gazarenern, dem König das Geheimnis zu verkünden, wonach der König fragt, sondern Gott im Himmel ist es, der es enthüllt.“119 Und so nennt er die Magier Babylons120 „Weise“.
4. Daß aber die Schrift mit dem gleichen Namen „Weisheit“ jede weltliche Wissenschaft oder Kunst bezeichnet und daß es deren viele gibt, die von dem menschlichen Verstand durch kluge Verknüpfung erfunden wurden, und daß die Erfindungsgabe des Künstlers und des Weisen (des Gelehrten) von Gott stammt, das wird uns deutlich werden, wenn wir folgende Stelle anführen:
5. „Und es redete der Herr mit Moses und sprach: Siehe, ich habe den Beseleel, den Sohn des Uri, den Enkel des Or, aus dem Stamm Juda, berufen und ihn mit dem göttlichen Geist der Weisheit und des Verstandes und der Geschicklichkeit in jedem Werk erfüllt, Pläne zu ersinnen und Bauten aufzuführen, das Gold und das Silber und das Erz und den Hyazinth und den Purpur und den Scharlach zu bearbeiten, und die Steinmetzkunst und die Kunst der Holzbearbeitung, damit er tätig sei in allerlei Arbeit.“121
26.
1. Dann fügt er den ganz allgemeinen Satz hinzu: „Und jedem, der in seinem Herzen verständig ist, habe ich Verstand gegeben“,122 das heißt jedem, der fähig ist, ihn mit Arbeit und Übung aufzunehmen. Und wiederum ist im Namen des Herrn ausdrücklich geschrieben: „Und du rede zu allen, die in ihrem Sinn weise sind, die ich mit dem Geiste des Verstandes erfüllt habe.“123
2. Es besitzen nämlich von Haus aus eine natürliche Begabung „die in ihrem Sinn Weisen“; sie erhalten aber „den Geist des Verstandes“ von der vollgültigsten Weisheit in doppelter Form, nachdem sie sich als geeignet dafür erwiesen haben.
3. Wer nämlich ein Handwerk oder eine Kunst betreibt, darf sich einer hervorragenden Schärfe der Sinne erfreuen, und zwar des Gehörs der gewöhnlich so genannte Musiker, des Tastsinns der Bildhauer, der Stimme der Sänger, des Geruchsinnes der Salbenbereiter, des Gesichts der Künstler, der auf den Siegelringen die Abbildungen eingraviert.
4. Wer sich aber mit der Wissenschaft befaßt, dem wird die geistige Begabung verliehen, vermittelst deren die Dichter die Versmaße, die Prunkredner die Sprache, die Dialektiker die Schlüsse, die Philosophen ihr Lehrgebäude meistern können.
5. Denn die geistige Begabung zeigt ihre Stärke im Erfinden und Ersinnen, indem sie zu überzeugenden Versuchen anregt; den Versuch aber fördert die zum sicheren Wissen führende Übung.
27.
1. Mit Recht hat daher der Apostel die Weisheit Gottes „sehr mannigfaltig“124 genannt; denn sie erweist ihre Macht zu unserer Förderung „vielgestaltig und vielartig“125 durch Kunst, durch Wissenschaft, durch Glauben, durch Weissagung, weil „alle Weisheit vom Herrn stammt und bei ihm ist in Ewigkeit“,126 wie die Weisheit Jesu sagt.
2. „Denn wenn du die Weisheit und den Verstand mit lauter Stimme herbeirufst und nach ihr wie nach Schätzen Silbers suchst und ihr eifrig nachspürst, dann wirst du Gottesfurcht kennenlernen und göttlichen Verstand finden.“127 So hat der Prophet zum Unterschied von dem in der Philosophie zu gewinnenden Verstand gesagt, den zum Zweck des Fortschritts in der Gottesfurcht zu suchen er mit prächtigen und großartigen Ausdrücken lehrt.
3. Ihm hat er also den in der Gottesfurcht zu gewinnenden Verstand entgegengesetzt, wobei er auf die Erkenntnis hindeutete und folgendes sagte: „Denn Gott schenkt aus seinem Munde Weisheit und zugleich Verstand und Klugheit, und er speichert für die Gerechten Hilfe auf.“128 Denn für die von der Philosophie Gerechtfertigten wird als Hilfe auch der zur Gottesfurcht führende Verstand aufgespeichert.
V. Kapitel
28.
1. Nun war vor der Ankunft des Herrn die Philosophie für die Griechen zur Rechtfertigung notwendig; jetzt aber wird sie nützlich für die Gottesfurcht, indem sie eine Art Vorbildung für die ist, die den Glauben durch Beweise gewinnen wollen. „Denn dein Fuß“, so heißt es, „wird nicht anstoßen“,129 wenn du alles Gute, mag es sich bei den Griechen oder bei uns finden, auf die Vorsehung zurückführst.