Ausgewählte Briefe. Gregor der Große
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Bezüglich der kirchlichen Vorrechte aber, von denen Ew. Brüderlichkeit schreibt, mögt Ihr Euch mit Beseitigung aller Bedenken an Folgendes halten. Wie Wir Unsre eigenen Rechte vertheidigen, so halten Wir auch die aller Einzelkirchen aufrecht. Ich gebe Keinem aus Begünstigung mehr als ihm gebührt und mache Keinem aus ehrsüchtigem Antrieb streitig, was ihm von Rechts wegen zukommt, sondern ich wünsche meine Brüder in Allem zu ehren, und so suche ich Jeden mit Ehre zu überhäufen, soweit nur nicht das Recht eines Andern ihm im Wege steht. Die Gesinnungen aber, die Eure Gesandten zu erkennen geben, waren mir sehr erfreulich; ich habe daraus ersehen, wie sehr Ihr mich liebet, da Ihr so auserwählte Brüder und Söhne zu mir gesandt habt.
Gegeben den 21. Juli der 10. Indiktion (592).
VII. (48.) An den Bischof Columbus.
VII.Gesammtausgabe 48.
An den Bischof Columbus.
Inhalt: Adressat wirb beauftragt, eine Synode zu versammeln und auf derselben den Bischof Maximian von Pudentiana (Stadt in Numidien) abzusetzen, wofern sich die Anklage als wahr erweisen sollte, daß er, mit Geld bestochen, einen Donatisten zum Bischof gemacht habe. Klage über die Donatisten, welche für Geld Leute gewinnen, um sie nochmals taufen zu lassen, und ernste Aufforderung, kräftig denselben entgegenzuwirken.
Es ist bekannt, liebster Bruder in Christo, daß der Urfeind, der schon den ersten Menschen durch seine listige Überredung von den Freuden des Paradieses in dieses kummervolle Leben gestürzt und schon damals dem Menschengeschlechte die Strafe der Sterblichkeit zugezogen hat, auch jetzt noch den Hirten der Schafe unsers Herrn sein Gift einzuträufeln und sie in seine rechtliche Gewalt zu bringen sucht, damit er dann um so leichter sich der Heerde bemächtigen könne. Wir aber, dieWir obschon ohne Unser Verdienst an Stelle des Apostelfürsten Petrus den apostolischen Stuhl und die ihm zustehende Verwaltung übernommen haben, sehen Uns gerade durch das päpstliche Amt gezwungen, dem Feinde der ganzen Kirche mit aller Uns möglichen Anstrengung entgegenzutreten. 137 Die Überbringer gegenwartigen Schreibens also, Constantius und Mustellus, Diakone der in Numidien gelegenen Kirche Pudentiana, haben sich an Uns durch eine bittliche Vorstellung gewendet und behaupten in derselben, Maxmian, Bischof derselben Kirche, habe, von den Donatisten durch Geld bestochen, die bisher unerhörte Erlaubniß dazu gegeben, daß an seinem Aufenthaltsorte ein Bischof eingesetzt werde. 138Hätte auch der bisherige Gebrauch Solches gestattet, so wäre doch die Fortdauer eines solches Gebrauches gegen den katholischen Glauben. Deßhalb halten Wir es für nothwendig, Deine Brüderlichkeit durch gegenwärtiges Schreiben zu ermahnen, daß Du, sobald Unser Schriftführer Hilarius zu Dir kommt,eine allgemeine Bischofsversammlung veranstalten und dieseSache im Hinblick auf den Schrecken des kommenden Gerichtes mit aller Sorgfalt und Genauigkeit untersuchen mögest. Erweist sich dann die Anklage der Überbringer dieses Schreibens gegen den Bischof durch glaubwürdige Zeugnisse als wahrhaft, so soll er seiner Würde und seines Amtes ganz und gar entkleidet werden, damit er sein Verbrechen erkenne und sein Heil in der Buße suche, auch fernerhin Niemand mehr Solches wage. Es ist ja nur billig, daß Derjenige,der laut der Anklage unsern Herrn Jesum Christum an einen Ketzer verkauft hat, von der Verwaltung der Geheimnisse des Leibes und Blutes fern gehalten werde. Sollte es sich hiebei ergeben, wie es auch in der bittlichen Vorstellung der Diakonen enthalten ist, daß ausser diesem Verbrechen noch die Absicht vorhanden war, Andern Schaden zuzufügen und Privatvortheile zu erringen, — so wolle Deine Brüderlichkeit mit Unserm erwähnten Schriftführer auch Dieß sorgfältig untersuchen und zwischen beiden Theilen nach Erforderniß der Gerechtigkeit entscheiden.
Auch haben Uns die Überbringer mitgetheilt, daß sich um unsrer Sünden willen die Sekte der Donatisten täglich weiter ausbreitet, und daß sehr Viele, nachdem sie katholisch getauft wurden , einwilligen, sich von denselben für Geld wiedertaufen zu lassen. Wie verhängnisvoll Dieß sei, das müssen wir, o Bruder, mit allem Ernft erwägen. Siehe, der Wolf zerfleischt die Heerde des Herrn nicht mehr heimlich bei Nacht, sondern am hellen Tage, und wir sehen ihn im Blute der Schafe schwelgen, und wir treten ihm durch keine vorsorgende Maßregel, ja nicht einmal mit den Ge schoßen unsers Wortes entgegen. Wie werden wir dem Herrn das Erträgniß einer größern Heerde vorweisen können, wenn wir trägen Sinnes zuschauen, wie sogar die Heerde, die wir zu weiden übernommen haben, von wilden Thieren gefressen wird? Entflammen Wir also unser Herz durch den Hinblick auf die irdischen Hirten, welche oft, dem Reif und der Kälte preisgegeben, die Winternächte durchwachen, um nur ein Schaf; das nicht einmal besonders werthvoll ist, vor dem Verderben zu bewahren! Und hat der lauernde Unhold eines mit gefräßigem Rachen gepackt, wie thun sie da ihr Äusserstes, wie erglühen sie im Herzen, wie erheben sie angsterfüllt ein Geschrei, um das geraubte Thier noch zu retten, damit nicht der Herr der Heerde ihnen abfordere, was durch ihre Sorglosigkeit zu Grunde gegangen! Wachen also auch wir, auf daß Nichts zu Grunde gehe; und ist eines schon ergriffen worden, so wollen wir es durch die Verkündigung des göttlichen Wortes wieder zur Heerde des Herrn zurückführen, damit der Hirte der Hirten in seinem Gerichte uns gnädig bezeuge, daß wir über seinen Schafstall gewacht haben.
Auch darauf müßt Ibr wohl Acht haben, daß es mit aller Sorgfalt zu untersuchen sei, wenn etwa der Bischof gegen die Überbringer eine gerechte Einwendung vorbringen sollte. Sollten sich etwa diese selbst wegen eigener Schuld als strafwürdig von Rechts wegen erweisen, so meinen Wir durchaus nicht, daß man sie deßbalb verschonen solle, weil sie sich zu Uns bemüht haben.
Im Monat August der 10. Indiktion (592).
VIII. (51.) An alle in den Drecapitelstrei verflochtenen Bischöfe.
VIII. Gesammtausgabe 51.
An alle in den Drecapitelstrei verflochtenen Bischöfe.139
Inhalt: Die Schismatiker erleiden ohne Verdienst Verfolgung, so lange sie nicht zur kirchlichen Einheit zurückkehren. Die Verurtheilung der drei Kapitel hat am Glauuben Nichts geändert. Die Leiden Italiens sind nicht als Strafe für die Annahme des fünften Conciliums zu betrachten. Sie sollen aus einem Briefe des Papstes Pelagius, der ihnen mitgetheilt wird, Belehrung schöpfen.
Eure Zuschriften habe ich mit größter Freude in Empfang genommen; aber noch weit größer würde mein Jubel sein, wenn es mir beschieden wäre, über Eure Rückkehr zu frohlocken. An der Spitze Eures Briefes befindet sich die Mittheilung, daß Ihr eine schwere Verfolgung zu erleiden haht. Wenn nun diese Verfolgung nicht in der rechten Gesinnung ertragen wird, so gereicht sie Euch keineswegs zum Heile. Denn Niemand darf eine Belohnung für seine Sünde erwarten. Iht müßt wissen, daß, wie der hl. Cyprian sagt, nicht die Marter den Martyrer ausmacht, sondern die Ursache derselben. Wenn es sich nun so verhält, so habt Ihr keinen Grund, Euch der Verfolgung, die Ihr nach Eurer erleidet, zu rühmen, da es gewiß ist, daß Ihr durch dieselbe nicht zur ewigen Belohnung gelangen werdet. Möge endlich die Unversehrtheit des Glaubens Euer Liebden zur Mutter, die Euch geboren, zur Kirche, zurückführen. Keine Erbitterung des Gemüths trenne Euch von der Eintracht und Einheit, keine Überredung halte Euch ab, den rechten Weg wieder