Ausgewählte Briefe. Gregor der Große

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Ausgewählte Briefe - Gregor der Große Die Schriften der Kirchenväter

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welches nach dem gegenwärtigen kommt. Indessen gibt es doch Viele, welche ihre äussern Beförderungen so zu benutzen verstehen, daß sie keinerlei innerlichen Schaden in Folge derselben erleiden. Darum heißt es: “Gott verwirft die Mächtigen nicht, da er selbst mächtig ist.” 16Und Salomon spricht: „Der Verständige kommt an’s Ruder."17Aber für mich ist Dieß schwer, weil es sehr mühsam ist, und was der Geist nicht freiwillig auf sich nimmt, das greift er nicht geschickt an. Sieh’, der allergnädigdte Herr und Kaiser hat befohlen, daß der Affe ein Löwe sein soll. Nun kann man freilich nach seinem Befehl den Affen einen Löwen heissen, aber er kann kein Löwe wirden. Deßhalb muß er alle meine Fehler und Nachlässigkeiten nicht mir, sondern seiner Güte zuschreiben, da er das Amt der Strke einem Schwachen übertragen hat.

       VI. (6.) An den Patricier Narses.

      VI. Gesammtausgabe 6.

      An den Patricier Narses.18

       Inhalt: Klage über die Erhebung zur päpstlichen Würde sammt freundlichen Erwiderungen.

      Da Ihr in erhabener Weise die Süßigkeit der Betrachtung schildert, habt Ihr in mir den Jammer ob meines Verlustes auf’s Neue angefacht; denn Ihr gabt mir zu hören, was ich innerlich eingebüßt habe, während ich ohne Verdienst äusserlich zur höchsten Würde emporgestiegen bin. Wisset, daß ich von solcher Trübsal darniebergebeugt bin, daß ich kaum zu reden vermag; denn die Finsterniß des Schmerzes lagert sich über den Augen meiner Seele. Was ich anschaue, ist traurig; was man für erfreulich hält, wird meinem Her zen Grund zur Klage. Denn ich erwäge, zu welch’ schlimmem Gipfel äussern Glanzes ich emporgestiegen bin, als ich vom Höhepunkt meiner Ruhe herabsank. Wie vorn Angesicht des Herrn zur Strafe meiner Sünden in die Verbannung äusserer Geschäfte verwiesen, spreche ich gleich dem zerstörten Judäa beim Propheten: 19 „Der Tröster ist fern von mir." Wenn Ihr aber zwischen meiner Stellung und meinem Namen eine Ähnlichkeit findet und in Eurem Schreiben daran Lobsprüche und Höflichkeiten knüpfet, 20so gebt Ihr in Wahrheit, theuerster Bruder, einem Affen den Namen des Löwen. Das nehmen wir von Euch in dem Sinne an, in welchem man auch die schäbigen Hündlein öfters Panther und Tiger heißt. Ich aber, o Bester, habe gleichsam meine Kinder verloren; denn durch die irdischen Sorgen sind meine guten Werke zu Grunde gegangen. „Nennet mich also nicht mehr Noemi, d. h. die Schöne, sondern Tiara, denn ich bin der Bitterkeit voll." 21Wenn ich aber nach Eurer Bemerkung nicht hätte schreiben sollen, daß Ihr mit wildem Rind auf dem Acker des Herrn pflüget, weil in dem Leintuch, welches dem hl. Petrus gezeigt wurde, auch willde Rinder und alle Thiere gewesen seien, — so wißt Ihr selbst, daß dabei steht: „Schlachte und iß!" 22Warum wolltest Du also schon den Gehorsam hinsichtlich des Essens üben, da Du doch jene Thiere noch nicht geschlachtet hattest? Siehst Du denn nicht, daß jene Bestie, von der Du schreibst, sich noch nicht durch das Schwert Deiner Beredsamfeit hat tödten lassen? Da Du sie aber nur durch innere Zerknirschung wirrst tödten können, so mußt Du Dich vorläufig schon mit Deinem guten Bestreben befriedigen. 23

      Hinsichtlich unserer Brüder aber, meine ich, daß es mit Gottes Hilfe so gehen wird, wie Du geschrieben hast. Für jetzt hielt ich es nicht für passend, darüber an die durchlauchtigsten Gebieter zu schreiben, denn man soll nicht gleich Anfangs mit Klagen kommen. Ich habe aber meinem geliebtesten Sohn, dem Diakon Honorat, geschrieben, daß er zu gelegener Zeit ihnen das Geeignete zu verstehen gebe und mir schleunig ihre Antwort berichte. Die Herren Alexander und Theodor, meinen Sohn Marinus, die Damen Eficia, Eudochia und Dominica bitte ich meinerseits zu grüßen.

       VII. (7) An Anastasius, Bischof von Antiochia.

      VII.Gesammtausgabe 7.

      An Anastasius, 24Bischof von Antiochia.

       Inhalt: Klage wegen der Uebernahme der päpstlichen Würde.

      Was die Ruhe für den Milden, die Gesundheit für den Kranken, die Quelle für den Dürstenden, der Schatten für den Erhitzten, das waren die Briefe Ew. Heiligkeit für mich. Denn jene Worte schien nicht die fleischliche Zunge zu sprechen, sondern ließen so sehr die geistige Liebe, von der sie eingegeben waren, erkennen, als ob die Seele selbst reden würde. Aber was Ihr weiter schreibet, ist sehr hart: Eure Liebe verlangt, daß ich die Last der Erde trage, und während Ihr zuerst mich in geistiger Weise liebet, liebet Ihr gleich darauf, wie es scheint, nach Art dieser Welt und drückt mich durch die auferlegte Last zu Boden, so daß ich ganz die gerade Richtung des Geistes und den Sinn für die Betrachtung verliere und nicht im Geist der Weissagung, sondern nach Erfahrung sprechen muß: „Ich bin gebeugt und gar sehr verdemüthigt worden.„25 Denn wie von vielen Wellen werde ich von Streitigkeiten hin und her gezogen und vom betäubenden Sturm des Lebens bedrängt, so daß ich mit Recht sagen kann: „Ich bin in die Tiefe des Meeres gekommen, und der Sturm hat mich versenkt.“ 26Reichet mir in dieser Gefahr durch Euer Gebet die Hand, Ihr, der Ihr am Ufer stehet. Wenn Ihr aber mich den Mund des Herrn und eine Leuchte nennet, von der Ihr behauptet, daß sie Vielen nützen könne, — so ist nur zu all meinen Sünden hin noch Dieß begegnet, daß ich, während doch die Sünde an mir gestraft wirden sollte, Lobsprüche statt der Strafe erhalte. Welch’ lärmende Schaar von irdischen Angelegenheiten aber mich in meiner Stellung quäle, das kann ich gar nicht mit Worten ausdrücken; Ihr könnt es aber aus der Kürze meines Briefes schließen, da ich mich kurz gegen Euch fasse, obwohl ich Euch mehr liebe als Alle.

      Indessen zeige ich Euch an, daß ich von den durchlauchtesten Kaisern mit meiner kräftigsten Fürsprache verlangt habe, daß Ihr in Eure Würde wieder eingesetzt werdet, und daß sie Euch gestatten, hieher zu der Schwelle des Apostelfürsten Petrus zu kommen und, so lange es Gott gefallen wird, bei mir zu leben. Habe ich dann das Glück, Euch zu sehen, dann wollen wir uns gegenseitig die Last unsrer irdischen Pilgerschaft durch Gespräche vom himmlischen Vaterland leichter machen.

       VIII. (10.) An die Bischöfe Bacanda und Agnellus.

      VIII. Gesammtausgabe 10.

      An die Bischöfe Bacanda und Agnellus.

       Inhalt: Gregors Sorgfalt für die Juden, denen es gestattet wird, ihre Religion ungehindert zu üben.

      Die in Tarracina27 lebenden Juden haben Uns gebeten, ihren bisherigen Platz für ihre Synagoge auch auf Unsern Befehl behalten zu dürfen. Weil wir aber vernahmen, daß jener Platz so nahe bei der Kirche sei, daß man in derselben sogar das Beten und Lesen der Juden höre, so haben Wir Unserm Bruder and Mitbischof Petrus geschrieben, daß die Zusammenkünfte der Juden an jenem Platze zu unterbleiben hätten, wenn es sich wirklich so verhalte, daß die Stimmen von denselben in die Kirche herüber tönen. Möge darum Eure Brüderlichkeit im Verein mit dem genannten Bruder und Mitbischof jenen Platz sorgfältig in Augenschein nehmen, und wenn es Euch scheint, daß derselbe der Kirche irgendwie Störung verursache, so sorget für einen andern Platz innerhalb der Stadt, wo die erwähnten Juden zusammenkommen und ohne Belästigung ihre Gebräuche ausüben können. Möge aber Eure Brüderlichkeit, falls sie den bisherigen Platz verlieren, für einen solchen sorgen, gegen welchen in Zukunft keine Klage erhoben wer den kann. Auch verbieten Wir, daß die genannten Juden bedrückt oder über Gebühr belastet werden, sondern wie es ihnen nach Gerechtigkeit gestattet ist, den römischen Gesetzen gemäß zu leben, so sollen sie ungehindert und nach bestem Wissen ihre Handlungsweise einrichten. Jedoch sei es ihnen nicht gestattet, christliche Sklaven zu haben.

       IX. (14.) An den Bischof Demetrius von Neapel.

      IX. Gesammtausgabe 14.

      An den Bischof Demetrius von Neapel.

      

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