Fröhliches Morden überall. Margit Kruse

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Fröhliches Morden überall - Margit Kruse страница 10

Автор:
Жанр:
Серия:
Издательство:
Fröhliches Morden überall - Margit Kruse

Скачать книгу

zur Seite gedreht, am Hals klaffte eine riesige Wunde, aus der das Blut in den Schnee gesickert war. In eine dicke Jacke gehüllt beobachtete der Besitzer des Hauses das Schauspiel und stapfte aufgeregt hin und her. Da es bereits spät am Abend und deshalb stockdunkel war, hatten die Beamten Scheinwerfer aufgestellt, um Leiche und Fundort zu untersuchen.

      Ralf Radomski, Polizeihauptkommissar aus Fredeburg, leuchtete mit einer Taschenlampe hoch zur Dachrinne, an der in engen Abständen lange kräftige Eiszapfen hingen. »Der Täter meint wohl, wir seien bescheuert.« Er hatte einen abgebrochenen Zapfen in der Reihe entdeckt und deutete darauf. »Hier, das fehlende Teil des Eiszapfens war bestimmt die Tatwaffe.«

      Rolf Grundmüller, Hauptkommissar aus Dortmund, war von PHK Radomski angefordert worden, nachdem dieser festgestellt hatte, dass es sich eindeutig um Mord handelte und somit die Kripo in Dortmund zuständig war. Grundmüller war sichtlich genervt. Er hätte lieber mit seinen Gästen zu Hause das neue Jahr begrüßt, statt ins Sauerland zu fahren und den Abend mit einer Leiche zu verbringen. In 90 Minuten war er hier gewesen, trotz des chaotischen Winterwetters.

      An seiner Seite die wortkarge Tanja Altmüller, seine Kollegin, ebenfalls in Dortmund wohnhaft. Ihr schien es nichts auszumachen, am Silvesterabend zu arbeiten. Grundmüller wusste, dass die 35-Jährige kein Privatleben hatte.

      Rolf Grundmüller, 55 Jahre alt, wulstige Lippen, zurückgekämmte dunkle Haare, wahrlich keine Schönheit, rollte mit den Augen, besah sich den Rest des Zapfens an der Dachrinne und anschließend die Wunde am Hals der Toten, die von der Mitte des Halses bis zum Ohr reichte. »Sie kannten die Tote?«, wandte er sich an Radomski.

      »Ich habe sie schon einmal gesehen. Da bin ich mir ganz sicher. Ich komme allerdings aus Bad Fredeburg, immerhin zwölf Kilometer von hier entfernt.«

      Das erklärte natürlich alles, dachte Grundmüller und starrte Radomski auf seine platte Nase.

      Tanja Altmeier kramte in der Handtasche der Toten. »Alles noch da, Papiere, Geld, EC-Karte. Also kein Raubmord.«

      Wieder rollte Grundmüller mit den Augen. Da stand dieser Trottel von PHK hier seit über einer Stunde herum und hatte noch nicht nach den Papieren der Toten geschaut. Wartete stattdessen auf ihn. Zu blöd, eigene Entscheidungen zu treffen. Und das mit 48 Jahren. Radomski war als Lahmarsch bekannt, jedoch als listiger Lahmarsch.

      Ein Nachbar meinte, die Tote zu kennen. »Das ist die Mutter von dem Voss-Grobe, der seinen Hof etwas außerhalb von Bödefeld hat. Wahrscheinlich war sie in der Kirche und ist auf dem Heimweg dem Täter in die Arme gelaufen.«

      »Sie sollten bei der Kripo anfangen, guter Mann«, meinte Grundmüller mit spitzer Zunge. Noch so ein Oberschlauer, dachte er.

      Die Männer vom Erkennungsdienst waren inzwischen eingetroffen und machten sich an der Toten zu schaffen. Zum Glück hatte es aufgehört zu schneien.

      Tanja Altmüller ging zu einem der aufgestellten Scheinwerfer. »Eleonore Scheffel, steht im Ausweis. Aus Herten kommt sie.«

      »Also ein Urlaubsgast«, schlussfolgerte Radomski. Auch er sehnte sich nach Hause, in sein warmes Wohnzimmer, an den Bowletopf. Kirschbowle hatte seine Gisela zubereitet. Obwohl er bei Bereitschaftsdienst nicht trinken durfte. Sie waren gerade beim Essen gewesen, als der Anruf kam. Hoffentlich hatte die stets hungrige Gisela inzwischen nicht das gesamte zarte Fleisch aufgegessen. Da kannte die nichts. Ihm würde sie ein paar Brote schmieren und gut war es. Tschüss Fondue-Topf!

      »Befragen Sie mal die umstehenden Leute, ob jemandem was aufgefallen ist, Altmeier. Auf die Idee ist Radomski mit Sicherheit noch nicht gekommen«, befahl Grundmüller seiner Kollegin. Er schätzte die drahtige junge Frau mit dem blonden Pagenkopf sehr, auch wenn sie ein Drachen war. Aber ein schlauer, wie er fand.

      Eine kleine Traube Menschen drückte sich bei sieben Minusgraden am Leichenfundort aneinander. Wegen der Kälte seien die meisten Neugierigen schon verschwunden, wurde ihr mitgeteilt. Okay, ein Leichenfund war etwas Besonderes, doch nach fast zwei Stunden in der klirrenden Kälte zog es jeden Normaldenkenden nach Hause. Bis auf den harten Kern, der eisern ausharrte.

      Auf die Frage von Grundmüller, wer die Tote gefunden habe, meldete sich der Besitzer des Gebäudes. »Mein Hund, der Piko. Der stromert hier abends immer rum. Plötzlich fing er wie ein Irrer an zu bellen, da habe ich nachgesehen und die Frau entdeckt. Ich meinte, ein Geräusch gehört zu haben, und habe mich umgesehen. Doch bis auf die Spuren im Schnee war da nichts.«

      Der freundliche Berner Sennenhund mit dem Namen Piko sprang an Grundmüller hoch und schleckte ihm durchs Gesicht. Der nahm es gelassen.

      Grundmüller schaute auf den Boden, wo mittlerweile zahlreiche Fußabdrücke zu sehen waren. Er identifizierte ein paar Spuren im Schnee, die auf riesige Galoschen schließen ließen und zurück zum Ort führten. »Warum haben Sie den Fundort nicht mit Flatterband weiträumig abgesperrt, Radomski? Wie sollen wir die Spuren jetzt noch exakt sichern? Alles ist zertrampelt.«

      Radomski zuckte mit den Schultern. Ihm war kalt. Sollte er hier alles allein machen?

      Altmeier hatte inzwischen eine Dame aufgetan, die ebenfalls zu wissen glaubte, wer die Tote war. »Die wohnt oben in dem kleinen Haus am Wald. Mit ihrer Familie. Ich habe sie einige Mal im Café unten im Ort gesehen. Ich bin mir sicher, dass sie es ist.«

      Grundmüller rieb sich die kalten Hände aneinander und herrschte PHK Radomski an: »Was haben Sie die ganze Zeit gemacht, Radomski? Löcher in den Schnee gestarrt? Oder die Eiszapfen gezählt? In den knapp zwei Stunden hätten Sie die Leute befragen können. Oder einen Kollegen anfordern, der Ihnen hier hilft.«

      »Ich musste den Tatort sichern«, kam es leise aus Radomskis Mund.

      »Nee, ist klar.« Grundmüller sprach mehr zu sich selbst. »Hier ticken die Uhren echt anders.«

      Der Nachbar griff sich ans Kinn, als dachte er nach. »Ich hätte wetten können, dass das die Mutter vom Voss-Grobe ist. Die sieht genauso aus.«

      Der Kommissar wurde hellhörig. »Wo befindet sich dieser Voss-Grobe-Hof?«

      Tanja Altmeier notierte sich, was der Mann mitteilte.

      »Den unteren Teil des Eiszapfens, mit dem der Täter ihr vermutlich in den Hals stach, hat noch keiner gefunden, oder?«, fragte Grundmüller in die Runde. »Haben Sie schon danach gesucht, Radomski?« Grundmüller wurde von Minute zu Minute ungehaltener. Am liebsten hätte auch er einen Eiszapfen von der Regenrinne abgebrochen und Radomski damit eins übergebraten.

      »Wann denn?« Radomski rann trotz der Kälte der Schweiß von der Stirn. Er hatte sich den Silvesterabend anders vorgestellt.

      »Nee, ist klar«, meinte Grundmüller erneut.

      »Ich fahre zu diesem Ferienhaus, Chef, bevor ich mir den Voss-Grobe-Hof anschaue, okay? Ist ja nicht weit. Mal sehen, ob die alte Dame dort vermisst wird. Die Kirche ist doch seit Stunden aus.«

      »Alles klar, Altmeier, machen Sie das.« Wenigstens eine, die ihr Hirn einschaltet, dachte Grundmüller.

      Radomski kroch am Boden herum und besah sich wieder und wieder die Tote. »Keine Spuren eines Kampfes, keine Abwehrverletzungen, nur das klaffende Loch im Hals. Der Fundort war wohl auch der Tatort«, sprach er oberschlau.

      »Was Sie nicht sagen«, erwiderte Grundmüller gereizt und stöhnte auf. Die Frau des Besitzers reichte ihm einen Becher mit Kaffee. Dankend nahm er ihn an.

      Immerhin

Скачать книгу