Max und Moritz - Was wirklich geschah. Johannes Wilkes

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Max und Moritz - Was wirklich geschah - Johannes Wilkes

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dunklen Trieben nachzugeben, hat sie mir regelmäßig was ins Bier gekippt, damit ich schlafe wie ein Stein. Doch ich bin dahintergekommen – oja! –, an jenem Abend, der mein letzter als Zweibeiner sein sollte. Hab nur so getan, als würde ich das Bier trinken, hab es heimlich weggeschüttet, hab mich schlafend gestellt, habe vor mich hingeschnarcht, um Klothilde in Sicherheit zu wiegen. Selbst, als sie mir noch gemein ins Ohr gekniffen hat, um die Tiefe der Narkose zu überprüfen, habe ich nur einen schwachen Schnaufer von mir gegeben. So ist sie fröhlich davon und ich in hübschem Anstand heimlich hinterher, bis wir beim Haus des Schneiders ankamen. Oh, diese furchtbare Orgie, nie wieder werde ich die Szenen aus meinem Hirn bekommen! Irgendetwas muss mich verraten haben, vielleicht bin ich doch zu nah an die Scheibe geraten. Normalerweise sieht man nicht, was draußen passiert, wenn es stockdunkel ist, denn dann wird eine Scheibe zum Spiegel. Plötzlich aber merkte ich, wie sie mich anstarrt, wie hypnotisiert blickte sie in meine Richtung und bekam die Panik. Ihr ganzer schöner Plan, mit einem Schlag war er dahin. Zumindest, solange das Testament fehlte. Und so beschloss das Biest, mich kurzerhand abzumurksen. Ich könnte ihr die Nase abbeißen!

      Zwanzigstes Kapitel

      »Was hattest du für einen Eindruck von der Witwe? Ich meine, während ich im Garten recherchiert hab, hast du dich doch mit ihr unterhalten.«

      »Nervös, würde ich sagen. Nervös und fahrig zugleich. Erst hat sie mich angeblafft, war stinksauer. Wie ich es nur wagen könnte, ihre privaten Räume zu betreten! Erst als ich sie stotternd gefragt habe, wo ich ein Trinkgeld hinterlassen könnte, wurde sie etwas freundlicher und hat mir das Plaste-Sparschwein an der Rezeption gezeigt.«

      »Du hast ihr allen Ernstes ein Trinkgeld gegeben?«

      »Was sollte ich tun? Etwas Besseres ist mir nicht eingefallen.«

      »Hat sie was erzählt, ich meine etwas von Bedeutung?«

      »Nichts, rein gar nichts.«

      Die Freunde saßen auf ihrem Zimmer. Auf dem kleinen Tischchen mit dem Häkeldeckchen lag der Beutel mit der Eierschale. Karl-Dieter nahm ihn erneut in die Hand und betrachtete den Schalenrest. Blassrosa schimmerte der Aufdruck mit dem aufgedruckten Erzeugercode, schwer zu erkennen, aber nicht wegzudiskutieren.

      »Unglaublich, dass dir das aufgefallen ist!«

      »Die Sonne schien genau darauf, war nicht zu übersehen. Ich kenn mich ja nicht so aus mit Lebensmitteln, so viel aber war mir klar, auch die modernsten Hennen haben noch keinen Stempel am Hintern, mit dem sie die Eier bedrucken.«

      Sie hatten lange diskutiert, wie das alles wohl zusammenhing. Klar war, die Witwe spielte ein doppeltes Spiel. Tat, als seien ihre Hühner elend am Baum verreckt, dabei war das Federvieh allem Anschein nach einen ganz anderen Tod gestorben, die nachträglich zerbrochenen Eier jedenfalls waren mehr als verdächtig.

      »Sie will Max und Moritz die Tat unterschieben.«

      »Was ihr offensichtlich auch gelungen ist.«

      »Sie hat es überall rumerzählt, da hat unser unbekannter Künstler gleich seine nächste Bildergeschichte draus gemacht.«

      »Aber warum hat sie das gemacht?«

      »Um die Brüder als Strolche hinzustellen.«

      »Was sollte das für einen Sinn ergeben?«

      »Vielleicht, um das Verschwinden der beiden plausibler zu machen.«

      »Du meinst …«

      »Ich meine gar nichts, ich ziehe nur meine Schlüsse.«

      »Wer aber ist der Comiczeichner? Oder ob die Bildergeschichte nicht vielleicht von ihr selbst stammt?«

      »Glaub ich nicht. Oder hältst du sie für eine Künstlerin? – Eben! Komm, lass uns noch mal zum Friedhof gehen, ich hab da so ein Knacken im Urin.«

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