Max und Moritz - Was wirklich geschah. Johannes Wilkes

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Max und Moritz - Was wirklich geschah - Johannes Wilkes

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ein Stück Brot hinunter;

      Aber als sie sich besinnen,

      Konnte keines recht von hinnen.

      In die Kreuz und in die Quer

      Reißen sie sich hin und her,

      Flattern auf und in die Höh,

      Ach herrje, herrjemine!

      Ach, sie bleiben an dem langen,

      Dürren Ast des Baumes hangen.

      Und ihr Hals wird lang und länger,

      Ihr Gesang wird bang und bänger,

      Jedes legt noch rasch ein Ei,

      Und dann kommt der Tod herbei.

      Witwe Bolte in der Kammer

      Hört im Bette diesen Jammer;

      Ahnungsvoll tritt sie heraus:

      Ach, was war das für ein Graus!

      »Fließet aus dem Aug, ihr Tränen!

      All mein Hoffen, all mein Sehnen,

      Meines Lebens schönster Traum

      Hängt an diesem Apfelbaum!«

      Tiefbetrübt und sorgenschwer

      Kriegt sie jetzt das Messer her,

      Nimmt die Toten von den Strängen,

      Dass sie so nicht länger hängen,

      Und mit stummem Trauerblick

      Kehrt sie in das Haus zurück.

      Dieses war der erste Streich,

      Doch der zweite folgt sogleich.

      Fünfzehntes Kapitel

      Zurück zur Pension! Hunger hin, Hunger her, jetzt musste ermittelt werden. Während sich Karl-Dieter über den illustrierten Schurkenstreich empörte und von einer Unverschämtheit sprach, wobei er natürlich nicht Max und Moritz meinte, sondern den Verfasser der Geschichte, der so gar keinen Respekt vor zwei vermissten Waisenkindern hatte, besserte sich Mützes Laune schlagartig. Schnell schoss der Kommissar ein Handyfoto von der neuen Zeichnung, dann liefen sie los. Endlich hatte er einen Ansatzpunkt, endlich konnte er eine Spur verfolgen.

      »Was willst du denn in der Pension?«, fragte Karl-Dieter.

      »Wirst schon sehen«, sagte Mütze.

      Als sie die Pension erreichten und die Tür öffneten, sahen sie gerade noch, wie die Wirtin am Ende des Flurs eilig in ihre Privatgemächer verschwand.

      »Geh ihr nach und lenk sie ab«, flüsterte Mütze.

      »Wieso das?«

      »Erklär ich dir später.«

      Unsicher ging Karl-Dieter auf die hintere Tür zu, ein großes gelbes Schild warnte: »Privat! Zutritt für Gäste untersagt.« Zögernd klopfte er. Als sich niemand rührte, sah er fragend zu Mütze zurück, der ihn mit energischem Gesichtsausdruck deutlich machte, trotzdem einzutreten. Vorsichtig drückte Karl-Dieter die Klinke hinunter. Wenn er etwas hasste, dann die Privatsphäre anderer Menschen zu verletzen. Konnte Mütze nicht auf andere Weise seinen Recherchen nachgehen?

      Als Mütze die krächzende Stimme der Witwe hörte und gleich darauf das Gestammel von Karl-Dieter, grinste er in sich hinein. Seine Chance war gekommen. Wenn es jemand verstand, ältere Damen in ein angeregtes Gespräch zu verwickeln, dann Karl-Dieter. In Erlangen wurde er von einem Seniorenkreis zum nächsten gereicht, um Anekdoten aus dem Theaterleben zu erzählen. Die Alten waren von dem Bühnenbildner ganz entzückt, nach dem Vortrag saßen sie dann oft noch lange zusammen an der Kaffeetafel und tauschten Kuchenrezepte aus.

      Rasch verließ Mütze das Haus und ging um die Mülltonnen herum in den Garten. Unter dem Apfelbaum blieb er stehen und betrachtete den verdorrten Ast, an dem die Fäden im Wind wehten. Dann kniete er sich nieder und untersuchte mit wachen Augen den Rasen unterhalb des Baumes. Keine drei Minuten später war er zurück in der Pension. Karl-Dieter und die Wirtin standen zusammen an der Rezeption. Wie es Mütze vermutet hatte, hatte sich die Witwe tatsächlich in ein Gespräch verwickeln lassen. Als sie Mütze sah, aber verstummte sie abrupt, verabschiedete sich knapp und wollte wieder in ihren Gemächern verschwinden, da entfuhr ihr ein markerschütternder Schrei und sie griff sich hektisch in den Ausschnitt ihrer Bluse.

      Sechzehntes Kapitel

      »Allen Ernstes?«, lachte Mütze.

      »Allen Ernstes! Schon wieder zwei Maikäfer, vielleicht sind es dieselben gewesen. Die Viecher scheinen sich in unsere Witwe verliebt zu haben und haben sich in den Ausschnitt ihres Kleides gestürzt.«

      »Ich werd nich mehr! Und dann?«

      »Hast’s doch selbst gesehen! Sie hat die Panik bekommen und solange am Kleid geschüttelt, bis die Käfer unten rausgepurzelt sind. Ich konnte sie gerade noch aufsammeln, sonst hätte sie sie zertreten. Hier sind sie!«

      Karl-Dieter öffnete die Hand. Die Krabbelkäfer kamen zum Vorschein, breiteten ihre Flügel aus und flogen davon.

      »Aber jetzt du, was hast du herausgefunden?«

      Sie hatten sich auf den Weg zum Dorf begeben, um im Wirtshaus einzukehren. In der Ferne waren Wolken aufgezogen, aus denen es zu zucken begann. Zugleich grollte und grummelte es leise. Ein Gewitter, kein Zweifel. Kam es näher? Zog es vorüber?

      »Der Apfelbaum ist nicht koscher«, sagte Mütze, der kein Auge für das Wetter hatte.

      »Erzähl schon!« Karl-Dieter war begierig, Näheres zu erfahren.

      »Alles könnte zu der Geschichte passen, weißt schon, zu dem Streich der beiden Bengel.«

      »Von Max und Moritz?«

      »Genau, die Fäden an dem Ast, die Eierschalen unter dem Baum.«

      »Was aber ist daran nicht koscher?«

      »Es passt alles ein bisschen zu genau.«

      »Wie meinst du das?«

      »Das werden wir noch herausfinden.«

      Sie kamen wieder am Friedhof vorbei und blieben kurz vor dem Aushang stehen. Karl-Dieter verspürte große Lust, den frechen Zettel abzureißen. Wer steckte nur dahinter? Wer erlaubte sich, über zwei verschwundene Waisenkinder Witze zu reißen? Selbst wenn die beiden sich einen Streich erlaubt hatten, das war nun wirklich der unpassendste Moment, sich über sie lustig zu machen.

      »Ob Witwe Bolte den Zettel schon gesehen hat?«

      »Darauf kannst du Gift nehmen!«

      Vor einem der ersten Häuser, einem windschiefen

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