Max und Moritz - Was wirklich geschah. Johannes Wilkes

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Max und Moritz - Was wirklich geschah - Johannes Wilkes

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haben.«

      »Habe ich nicht!«

      »Es wird ein Schatten der Windmühle gewesen sein.«

      »War es nicht.«

      Die Freunde saßen alleine im Eck des Frühstückszimmers. Über ihnen an der Wand hing eine goldblechgerahmte Autogrammkarte mit dem verblichenen Foto eines fröhlichen Schlagerpaars. »Danke für die Gastfreundlichkeit, Dagmar Frederic und Siegfried Uhlenbrock«, stand mit schwarzem Filzstift darauf geschrieben. Lange her. Niemand anderes schien mehr auf die Idee zu kommen, in diesem gottverlassenen Nest Urlaub zu machen, geschweige denn, ein Konzert zu geben. Das Frühstück hätten frühere Generationen lächelnd als frugal bezeichnet, Mütze sagte einfach nur Frechheit dazu. Nicht mal ein Frühstücksei gab es, trotz der vollmundigen Ankündigung auf der Schiefertafel. Obwohl, jetzt erst fiel Mütze auf, dass der Spruch »Eier von hauseigenen Hühnern« weggewischt worden war. »Aus gegebenem Anlass keine Eier mehr«, war dort nun zu lesen. »Aus gegebenem Anlass …«, die Freunde rätselten, was das bloß zu sagen hatte. Aber selbst mit Eiern hätte das Frühstück nicht mal den Jugendherbergsmindeststandard erreicht. Die vier Aldi-Brötchen in dem Plastikkorb waren sicher im Ofen aufgebacken, den Marmeladenglibber musste man aus kleinen Aufziehaluschälchen kratzen, die Butter war kühlschrankhart, und die bräunliche Plörre, die ihnen Witwe Bolte als Kaffee verkaufen wollte, war ungenießbar.

      Verdrossen biss Mütze in ein trockenes Brötchen. Nicht nur das Frühstück verdarb ihm die Laune. Was sollten sie hier länger? Wenn die Bengel wirklich in Finsterfelde waren, wo sollten sie anfangen zu suchen? Und warum durften sie mit niemandem darüber sprechen, warum sie hier waren? Was sollte die verdammte Geheimnistuerei?

      »Tante Dörte …«

      »Jetzt hör mit Tante Dörte auf!«

      »Sie hat ihre Gründe.«

      »Und welche, bitte schön?«

      Karl-Dieter senkte den Blick und mühte sich krampfhaft, mit dem Messer etwas von dem Buttereisklotz zu kratzen.

      »Würdest du mir bitte antworten, Knuffi?«

      »Ich sag’s dir nur, wenn du mich nicht auslachst.«

      »Hab ich dich schon mal ausgelacht?«

      »Also gut.«

      Karl-Dieter machte eine kurze Pause. Die Wirtin kam um die Ecke gebogen, in der Hand eine Porzellanschale, in der zwei Döschen Kaffeesahne kreiselten. Alles war offensichtlich genau abgezählt, bloß die Gäste nicht zu sehr verwöhnen! Als sie die Porzellanschale auf den Tisch stellen wollte, stürzten von der Zimmerdecke plötzlich zwei Schatten herab, zwei dicke Käfer, die anfingen, die Wirtin brummend zu umschwirren. In aggressiven Kurven setzten sie zum Angriff an, umsurrten Kopf und Nase der Alten in immer dichteren Attacken. Klirrend ließ die Witwe die Porzellanschale fallen, schrie auf und schlug heftig nach den Tierchen.

      »Ich erschlag euch, ihr Mistkäfer«, rief sie kreischend und wedelte wie verrückt mit den Armen.

      »Aber nicht doch«, rief Karl-Dieter, »das sind doch Maikäfer!«

      Rasch sprang er auf und fing die Brummer geschickt mit der Serviette ein, um sie aus dem geöffneten Fenster ins Freie zu entlassen.

      »Dass es noch Maikäfer gibt«, sagte er mit verwundertem Lächeln, die Witwe aber lief schimpfend davon. Die Freunde waren wieder allein.

      »Nun?«, sagte Mütze, »was ist, was wolltest du mir sagen?«

      Statt zu antworten, zog Karl-Dieter sein Handy hervor. Schnell wischte er eine WhatsApp herbei, die ein eigentümliches Foto zeigte.

      »Was soll das sein?«, fragte Mütze knurrend.

      »Dortmund-Dorstfeld. Der Weg zwischen Tante Dörtes Salatbeeten.«

      »Willst du mich auf den Arm nehmen?«

      »Du musst genau hinschauen.«

      Karl-Dieter spreizte das Bild etwas, sodass es sich vergrößerte. Zu sehen war ein sorgfältig geharkter Sandweg.

      »Erkennst du’s jetzt?«

      Er vergrößerte es weiter, bis die Körner des geharkten Weges zu unterscheiden waren. An einer Stelle aber waren die parallelen Linien durchbrochen.

      »Da hat ein Vogel im Sand gescharrt.«

      »Richtig«, flüsterte Karl-Dieter, »es könnte ein Vogel gewesen sein, ein Himmelsbote. Dann muss es aber ein besonderer Vogel gewesen sein, ein recht gebildeter. Schau doch, da hat doch jemand was in den Sand geschrieben.«

      Karl-Dieter vergrößerte das Foto noch ein wenig.

      »Ich sehe nichts«, sagte Mütze.

      »Man muss sich etwas einsehen«, sagte Karl-Dieter, »da oben, erkennst du’s? Da steht doch das Wort Erwin.«

      Mütze blickte auf die Stelle. Hm. Mit etwas Fantasie konnte man sich tatsächlich einbilden, den Namen Erwin in dem Gekritzel zu erkennen.

      »Okay«, sagte Karl-Dieter erleichtert, »und nun das Wort darunter.«

      Mütze schob die Lesebrille weit auf seine Nasenspitze und buchstabierte, was mit krakeligen Vogelkrallen auf den Weg geschrieben zu sein schien: »M – O – R – D«.

      »Mord!«, sagte Karl-Dieter und schwieg bedeutungsschwer.

      Siebtes Kapitel

      Stinksauer war kein Ausdruck. Wutschnaubend warf Mütze seine Sachen in den Koffer. Keine Sekunde länger würde er mehr in diesem Kaff bleiben. Auf was für einen Irrsinn hatte er sich da eingelassen. Mensch, Karl-Dieter! Dass Tante Dörte zu spinnen begann, geschenkt, sie war nicht mehr die Jüngste. Dass sich jedoch Karl-Dieter von der Spinnerei anstecken ließ, machte ihn einfach nur sprachlos.

      »Jetzt warte doch mal eine Sekunde«, sagte Karl-Dieter.

      Die Art, wie Mütze die von ihm so sorgfältig zusammengelegten Hemden einfach in den Koffer stopfte, verursachte ihm körperliches Unwohlsein.

      »Lass mich doch erklären. Nachdem Tante Dörte die Botschaft gelesen hat, hat sie sogleich versucht, die Söhne von Erwin Bolte zu erreichen. Max und Moritz sind doch unmittelbar nach Eintreffen der Todesnachricht aus dem Internat geflohen und nach Finsterfelde gefahren. Am Tag nach der Beerdigung hat Tante Dörte die Botschaft auf ihrem Gartenweg entdeckt und sogleich versucht, die Jungs zu erreichen. Vergebens. Beide Handys tot! Daraufhin hat Tante Dörte bei Witwe Bolte angerufen. Die Jungen seien auf und davon, hat die Wirtin ihr erzählt, keiner wüsste, wohin.«

      »Vielleicht sind sie zurück ins Internat, um noch ihre Sachen zu holen.«

      »Eben nicht! Schlimmer noch, welcher Halbwüchsige kann auch nur einen Tag ohne sein Handy leben?«

      Im selben Moment ertönte ein kurzes Kläffen. Erschrocken blickte Karl-Dieter zur Tür. Jetzt erst bemerkte er den Spitz. Er musste sich mit ihnen ins Zimmer gestohlen haben. Der Hund saß aufrecht auf seinem Hinterteil, hatte seine Vorderpfoten durchgedrückt und sah sie mit klugen Knopfaugen an. Dann bellte er erneut, ein kurzer Laut, nicht ängstlich, nicht aggressiv, es klang

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