Tübinger Fieberwahn. Maria Stich

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Tübinger Fieberwahn - Maria Stich

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Die Entführung

       21. Die Finsternis

       22. Die Bilderrolle

       23. Die Suche nach Wotan hat ein Ende

       24. Die Übergabe

       25. Die Fragen werden mehr

       26. Der Ausrutscher

       27. Die Balkontür

       28. Die Falle schnappt zu

       29. Die lange Nacht

       30. Der Besuch zur späten Stunde

       31. Das Schlüsselerlebnis von Bernadette

       32. Der Zugriff

       33. Die Annabell Krötenheinrich und Wotan Wilde

       34. Die Einladung

       35. Die Festplanungen

       40. Der Tag der offenen Tür

      Die Scheinwerfer teilten den dichten Vorhang von Schneeflocken und warfen zwei Lichtkegel in die Nacht. Der graue Opel Astra bog zügig in den Parkplatz am Hallenbad ein. Der Wagen schlingerte auf dem festgefahrenen Schnee, raste auf einen Schneehügel zu und kam mit einem knirschenden Geräusch zum Stehen.

      Markus stellte den Motor ab und stieg aus, ohne das dichte Schneegestöber zu beachten. Automatisch zog er sich die Kapuze des Parkas über die kurzgeschorenen Haare. So vermummt, stapfte er um den Wagen herum. Wie ein herrschaftlicher Chauffeur öffnete er die Beifahrertür.

      Er beugte sich herunter und meinte scherzhaft: »Euer Gnaden können jetzt aussteigen!«

      Als sich das Mädchen nicht rührte, packte er Julias Hand.

      »Jetzt stell dich nicht so an!«, meinte er ungeduldig.

      »Aber ich weiß nicht. Es fühlt sich so komisch an!«, protestierte seine Freundin und ließ sich widerwillig ins Freie ziehen.

      »Jetzt mach keinen Rückzieher! Ich hab dir zum Geburtstag eine romantische Überraschung versprochen, Angsthäschen!« Markus drückte Julia an sich, um sie zu küssen. Julia wehrte sich spielerisch, drehte ihr Gesicht zur Seite und angelte ihren Rucksack aus dem Fußraum der Beifahrerseite.

      »Nun schmoll nicht! Das wird geil! Wir zwei nachts allein im Hallenbad! Und splitterfasernackt!« Markus drängte sich an sie und fuhr mit der Hand über ihren Po.

      Als er Julias skeptischen Blick sah, ergänzte er augenzwinkernd: »Ich bin als Facility-Manager des Hallenbades geradezu verpflichtet, rund um die Uhr nach dem Rechten zu sehen.«

      »Jaja, der Herr Hausmeister nimmt seinen Job sehr ernst! Wo hast du denn deinen grauen Arbeitsmantel?«, antwortete Julia und grinste süffisant.

      »Los geht’s, bevor wir hier noch ganz eingeschneit werden«, drängte Markus, auf dessen Kapuze sich schon eine kleine Schneehaube gebildet hatte.

      »Und wenn uns jemand sieht?«, wandte Julia ein und sah sich ängstlich um.

      »Haha, es ist kurz vor Mitternacht und bei dem Wetter würde ich nicht einmal einen Hund rausjagen!«, beschwichtigte Markus. Julia antwortete nicht. Sie schüttelte sich nur die Schneeflocken aus den blonden Haaren und zog dann die Kapuze ihrer blauen Steppjacke über den Kopf.

      Markus dagegen streifte seine zurück. Er legte den Kopf in den Nacken und blickte in die wirbelnden Schneeflocken, die ununterbrochen vom Nachthimmel fielen. Dann fuhr er sich mit beiden Händen über die dunklen Haare und atmete tief ein. Heute war ihre Nacht, die Nacht von Julia und Markus.

      Er drückte auf die Fernbedienung des Autoschlüssels. Ein lautes Klicken bestätigte, dass der Wagen verriegelt war. Zufrieden streifte sein Blick über die Reihe von Schneehügeln, die er am Nachmittag mit seinem kleinen Räumtraktor zusammengeschoben hatte.

      Die Stadt hatte sich durch die starken Schneefälle des späten Wintereinbruchs Mitte Februar in die Kulisse eines Wintermärchens verwandelt. Die Welt lag wie in Watte gepackt unter einer dicken Schneehaube versteckt. Zum Teil war der öffentliche Nahverkehr zum Erliegen gekommen. Die Schulen und Kitas hatten die Fastnachtsferien um zwei Tage verlängert. Räumdienste konnten nur die Hauptverkehrsstraßen freihalten. Rund um den Parkplatz zum Sportzentrum waren die Schneemassen wie eine Gebirgslandschaft aufgetürmt.

      Ein schmaler Trampelpfad führte an der Sporthalle des Schulzentrums vorbei zum Neubau des Hallenbades. Der Weg wurde von einigen Solar-Straßenleuchten schwach erhellt. Dahinter erkannte man die Umrisse der riesigen Glasfront der Schwimmhalle und die weitschwingende hölzerne Dachkonstruktion.

      Baubürgermeister Edgar Kiesel hatte das Bauwerk bei der Einweihung im Herbst eine »städtebauliche Innovation« genannt, auf die die Bürger von Tübingen sehr stolz sein könnten. Bei einem Großteil der Bevölkerung rief die futuristisch anmutende Architektur jedoch nur Kopfschütteln hervor. Überdimensioniert und zu teuer, war die allgemeine Meinung.

      Markus warf im Vorbeigehen einen Blick auf den Parkscheinautomaten, der fast gänzlich in einem Schneehaufen versunken war. Heute Nacht würde keine Parkgebühr fällig werden.

      »Jetzt komm schon! Mir wird kalt und wir schneien hier ein!« Plötzlich wurde Julia ungeduldig und zog ihre Steppjacke noch enger um sich. »Das Spaceshuttle wartet!«, ergänzte sie mit einem kieksenden Lacher.

      Den Spitznamen »Spaceshuttle« hatte das »Tübinger Tagblatt« für die neue Schwimmhalle erfunden. Er hatte sich sofort als spöttische Bezeichnung etabliert.

      Markus warf einen Blick auf Julias hochhackige Stiefeletten, mit denen sie durch den Schnee stakste. Kein Wunder, dass ihr kalt war, bei dem Schuhwerk!

      Er unterdrückte eine Bemerkung und legte seinen Arm schützend um Julia. So folgten sie dem Trampelpfad und stapften einträchtig durch das Schneetreiben auf die Hinterseite des Gebäudes zu.

      Der

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