Elbkiller: 7 Hamburg Krimis. Alfred Bekker

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Elbkiller: 7 Hamburg Krimis - Alfred Bekker

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stand ein weiterer Uniformierter und reichte ihnen Plastikbeutel, die sie über die Schuhe streifen konnten, um den Tatort nicht zu verunreinigen.

      Spengler schritt eilig vor ihm her. Dann standen sie wenige Meter vor dem besagten Fenster, und Brock wurde schlagartig wach.

      So etwas hatte er in der Tat noch nicht gesehen!

      Mit dem Fenster hatten sich die Architekten einen besonderen Effekt einfallen lassen. Es war so in die große Öffnung eingepasst worden, dass es direkt mit der umgebenden Mauer abschloss. Dadurch war das Glas kaum zu erkennen, und man hatte den Eindruck, man könnte mit einem weiteren Schritt ins Freie treten und in die Tiefe stürzen. Viele Besucher hielten deshalb respektvollen Abstand von der Scheibe. Die Illusion war ziemlich überzeugend.

      Insofern schien es, als würde der Mann in der Luft schweben, Arme und Beine weit ausgebreitet. Sein Kopf war schräg an die Scheibe gesunken.

      Brock trat ein paar Schritte näher, um sich zu überzeugen, dass es real war, was er da sah.

      Der Mann war offensichtlich tot. Seine Hände und Füße waren an merkwürdige Geräte gefesselt, die Brock erst aus der Nähe identifizieren konnte.

      „Das sind industrielle Saugheber, mit denen Glasscheiben transportiert werden“, erklärte Doktor Fischer, der neben dem Toten stand und breit grinste.

      Brock musterte den Pathologen. Er war Mitte fünfzig und machte diesen Job schon sehr lange. Er war außerordentlich gewissenhaft und übersah selten etwas. Vor Gericht war er für jeden Staatsanwalt ein Geschenk. Er ließ sich von keinem Verteidiger aus der Ruhe bringen.

      Fischer war heute nicht wie üblich in einen weißen Overall gekleidet, sondern trug ein zerknittertes Sakko über verbeulten Jeans. Sein Hemd war mit Rotweinflecken verschmutzt, und die Krawatte hing auf Halbmast. Ein seltener Anblick!

      Brock wandte sich wieder dem Mann an der Scheibe zu. „Die Dinger können einen Mann tragen?“

      „Jeder einzelne von diesen Saughebern kann das“, sekundierte Spengler.

      Brock betrachtete den Mann von allen Seiten.

      „Er ist doch wirklich tot, oder?“, erkundigte er sich vorsichtshalber.

      „Vermutlich schon seit gestern“, beruhigte ihn Doktor Fischer.

      „Also wurde er an einer anderen Stelle umgebracht. Todesursache?“

      „Er hat ein Hämatom an der rechten Kopfseite und eine Stichwunde im Nacken. Woran er genau gestorben ist, wird die Autopsie ergeben.“

      Brock betrachtete einen der Saugheber. Die Hände und Füße des Toten waren an die breiten Tragegriffe gefesselt.

      „Ist das ein Bergsteigerseil?“

      Fischer schüttelte den Kopf. „Keine Ahnung. Das wird die Spurensicherung klären können. Die sollten übrigens bald hier sein.“

      Aus der Nähe sah Brock, dass der Kopf des Mannes mit durchsichtigem Paketband an der Scheibe fixiert war. Er ging seitlich dicht an ihn heran. Die Augen des Toten waren geöffnet und schimmerten milchig.

      „Was sieht er sich dort unten an?“, fragte er wie zu sich selbst. „Hat jemand zufällig einen Laserpointer dabei?“

      „Ich habe einen im Auto“, sagte Spengler. „Bin gleich zurück!“

      Brock winkte den Streifenpolizisten heran, der ein paar Schritte näher gekommen war und die Szene neugierig betrachtete.

      „Wer hat den Toten so früh am Morgen eigentlich entdeckt?“, fragte Brock.

      „Das waren die Kollegen von der Wasserschutzpolizei“, erklärte der Uniformierte. „Na, ja, eigentlich war es ein Mann in einem Privatboot, der den Kollegen aufgefallen war, weil er die Elbphilharmonie durch ein Fernglas betrachtete. Dann haben sie es auch gesehen.“

      Er deutete auf den Toten. „Also … das hier.“

      „Sehr interessant“, murmelte Brock. „Was macht denn ein Mann in einem Boot um diese Zeit auf der Elbe?“

      „Das haben sich die Kollegen von der Wasserschutzpolizei auch gefragt. Doch als sie dann den Gekreuzigten entdeckten …“

      „… hatten sie Wichtigeres zu tun“, ergänzte Brock den Satz.

      Außer Atem war Spengler inzwischen wieder zurück. Er reichte Brock einen Laserpointer, wie man ihn zur Feststellung von Schussbahnen benutzte.

      Der Hauptkommissar schaltete das Gerät ein und hielt es neben den Kopf des Mordopfers, sodass der Laserstrahl in die Richtung zeigte, in der die Augen des Toten blickten. Der dünne Strahl verlor sich rasch im hellen Licht des Morgens.

      „Da ist nur Wasser“, stellte Brock verblüfft fest.

      „Die Elbe“, fügte Spengler eifrig hinzu.

      Der vernichtende Blick, der ihn traf, ließ den Kommissaranwärter förmlich zusammenschrumpfen.

      Brock gab seinem Assistenten den Laserpointer zurück. „Dann schauen Sie mal, ob Sie mehr erkennen.“

      Spengler versuchte ebenfalls sein Glück. „Mitten auf die Elbe. Ein Stück weiter liegt die Cap San Diego.“

      Der Streifenpolizist hatte sich indessen ebenfalls an die Scheibe bewegt. Sein Blick folgte dem dünnen Laserstrahl.

      „Das ist auch ungefähr die Stelle, an der die Wasserschutzpolizei den Mann auf dem Boot angetroffen hat.“

      „Ich würde nachher gern mit dem Mann sprechen“, sagte Brock.

      Niemand antwortete. Brock starrte von einem zum anderen.

      „Er ist wohl nicht mehr da“, bequemte sich der Uniformierte schließlich zu einer Antwort.

      „Was heißt denn das?“

      „Na, ja, die Kollegen haben sich nicht weiter um ihn gekümmert. Sie haben bei uns angerufen, und wir waren als Erste am Tatort. Wir mussten zunächst jemanden finden, der uns Zutritt verschaffte. Als wir bei diesem Fenster waren, haben wir das besagte Boot nicht mehr gesehen.“

      Brock wandte sich an seinen Assistenten. „Machen Sie unseren Freunden bei der Wasserschutzpolizei die Hölle heiß. Ich will alles wissen, was es über diesen geheimnisvollen Fremden zu erfahren gibt. Und wenn wir schon dabei sind, finden Sie heraus, ob an dieser Stelle der Elbe irgendetwas vorgefallen ist. Es gibt bestimmt einen Grund, weshalb der Mann dorthin sieht.“

      Er drehte sich zu Doktor Fischer um. „Wissen wir, wer der Tote ist?“

      „Nein. Niemand hat ihn bisher angefasst. Ich selbst habe nur kurz den Zustand der Leiche geprüft, um sicher zu gehen, dass der Mann wirklich tot ist.“

      Brock zupfte dünne weiße Handschuhe aus seiner Tasche, streifte sie über und tastete die Kleidung des Mannes ab. Er trug schwarze Hosen, ein graues Sakko über einem hellblauen Hemd mit offenem Kragen – keine Schuhe. In der Brusttasche steckte eine Ledermappe, die der Hauptkommissar

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