Elbkiller: 7 Hamburg Krimis. Alfred Bekker
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Der Streifenpolizist verzog sich wieder auf seinen Posten, als von der Rolltreppe her Stimmen zu hören waren.“
„Die Spurensicherung ist angekommen“, erklärte Spengler unnötigerweise.
Brock trat einen Schritt von der Leiche zurück. „Ich frage mich, ob ein einzelner Täter unseren Toten auf diese Weise an der Glasscheibe befestigen konnte.“
„Ich schätze, dass Holler zwischen siebzig und fünfundsiebzig Kilo wiegt“, sagte Doktor Fischer. „Ein großer und kräftiger Mann schafft das durchaus. Die Saugheber waren sicher schon vorher am Körper befestigt. Sehen Sie, er hängt etwas schräg. Der Täter hat zuerst seinen rechten Arm hochgezogen und den Heber aktiviert, dann den linken. Er brauchte dazu noch nicht mal eine Leiter.“
„Wie hat er den Toten hergeschafft?“, murmelte Brock. „Das Gebäude ist nachts doch sicher geschlossen. Es gibt Kameras, nehme ich an.“
„So ganz geschlossen ist es nicht“, entgegnete Spengler. „Über uns gibt es ein Hotel und außerdem Privatwohnungen. Der Zugang zu den Musiksälen ist natürlich gesperrt, doch für jemanden, der sich auskennt, dürfte es kein Problem sein, sich beispielsweise über die Garage Zutritt zu verschaffen.“
Brock spürte plötzlich, wie sein Magen knurrte. Er hoffte, dass es außer ihm niemand hörte. Das wäre an diesem Ort etwas peinlich gewesen.
„Setzen Sie unsere Kollegen an, die Möglichkeiten zu überprüfen, wie man ungesehen zu diesem Fenster kommen kann und zu welcher Zeit das möglich wäre. Sie sollen alles eventuelle Bildmaterial sichten und alle Leute befragen, die heute Nacht im Gebäude waren, einschließlich des Hotelpersonals.“
„Die Gäste auch?“
„Der Nachtportier wird wissen, wer zu ungewöhnlicher Stunde gekommen oder gegangen ist. Deren Namen will ich auch!“
Spengler entfernte sich in Richtung Rolltreppe. „Wird alles erledigt!“
Brock drehte sich zu Doktor Fischer um, der immer noch die Leiche anstarrte und dabei den Kopf schüttelte.
„Das ist wirklich ungewöhnlich“, murmelte er. „Da glaubt man, man hat alles gesehen, und dann das …“
Brock war neben ihn getreten. Er sah gedankenverloren auf die Elbe hinunter. Die nur leicht gekräuselte Wasserfläche glitzerte im Sonnenlicht.
„Was willst du uns dort unten zeigen?“, fragte er leise.
Die Leute von der Spurensicherung hatten sich hinter ihm versammelt und betrachteten verblüfft den Toten. So etwas war auch für sie neu.
„Können wir anfangen?“
Brock drehte sich zu der jungen Frau um, die in ihrem weißen Overall vor ihm stand. Er nickte.
„Sie bekommen die Ergebnisse der Obduktion so schnell wie möglich“, sagte der Mediziner.
„Ihr Schlusswort könnten Sie auch mal ändern“, knurrte der Hauptkommissar und verließ den Tatort.
*
Kommissaranwärter Horst Spengler sah den jungen Wasserschutzpolizisten, der sich als Detlef Schwenke vorgestellt hatte, streng an. „Erzählen Sie alles noch mal von vorn.“
Sie befanden sich in einem hässlichen Büro, das mit ziemlich alten Möbeln ausgestattet war. Der Beamte war nervös und knetete seine Finger ununterbrochen. Nachdem Spengler sich vorgestellt hatte, stand er vor ihm und sah auf ihn herunter.
„Unsere Schicht hatte gerade begonnen. Wir hatten unseren Liegeplatz verlassen und waren mit dem leichten Hafenstreifenboot auf Patrouille.“
„Das ist mir soweit klar“, unterbrach Spengler mit einem Versuch, die sarkastischen Bemerkungen seines Chefs zu imitieren, was ihm jedoch nicht vollständig gelang.
„Na, ja, wir wollten als Erstes das Kreuzfahrtterminal kontrollieren und standen querab zur Elbphilharmonie …“
„Querab? Was heißt das?“
Der junge Beamte sah Spengler entschuldigend an. „Das bedeutet rechtwinklig zur Längsrichtung des Schiffes.“
„Aha“, nickte Spengler, doch man sah ihm an, dass er die Definition nicht ganz begriffen hatte.
„Dann entdeckten wir das Boot. Das heißt, gesehen haben wir es schon vorher. Doch ich bemerkte, dass es bewegungslos im Strom lag. Ein Mann stand hinter dem offenen liegenden Steuerpult und hatte ein Fernglas auf die Elbphilharmonie gerichtet. Ich habe unserem Bootsführer ein Zeichen gegeben, doch er hatte ebenfalls alles gesehen und hielt bereits auf das fremde Boot zu. Es war noch sehr früh am Morgen, und private Boote sind da eher selten zu sehen.“
„Was geschah dann?“
„Mit bloßen Augen konnte ich nicht erkennen, worauf der Mann blickte. Also nahm ich auch ein Glas und entdeckte ziemlich schnell, dass an dem großen Fenster der Elbphilharmonie eine Person klebte. Inzwischen hatte uns der Mann auf dem Boot gesehen. Wir gingen längsseits, und unser Polizeiobermeister fragte ihn, was er da mache. Er sagte, dass er zufällig die Person am Fenster bemerkt habe, als er auf dem Rückweg zu seinem Liegeplatz war. Wir haben sofort die Zentrale informiert und Kurs auf die Philharmonie genommen.“
Auf Spenglers Stirn erschien eine tiefe Falte. „Um den Mann auf dem Boot haben Sie sich nicht weiter gekümmert?“
Der junge Beamte hob die Schultern. „Er konnte kaum etwas mit der Sache zu tun haben. Also ließen wir ihn dort zurück.“
„Großer Fehler!“, knurrte Spengler. „Wir glauben, dass der Unbekannte durchaus etwas mit dem Mord zu tun haben könnte, doch dank Ihrer mangelnden Weitsicht wissen wir nicht, wer er ist.“
„Mord?“
„Glauben Sie, da hat sich einer freiwillig an die Scheibe geklebt?“
Schwenke schwieg und senkte den Kopf.
„Wir können das Boot bestimmt finden“, sagte er schließlich. „Ich weiß, wie es aussieht. Auf dem Fluss ist es schwer, ein Schiff zu verstecken. Es war nach einer Frau benannt.“
„Nach einer Frau?“, wiederholte Spengler überrascht. „Welche Frau?“
„Ich meine einen weiblichen Vornamen, es war irgendwas mit A. Anja oder Anna. Vielleicht auch Alina oder Anke.“
„Das ist doch ein Anfang. Es wird doch ein Schiffsregister geben, in dem die Namen aller Boote verzeichnet sind.“
Schwenke nickte. „Ja, das gibt es. Wir werden das überprüfen.“
Spengler richtete sich zu seiner vollen Größe von ein Meter siebzig auf. Er war der festen Überzeugung, dass damit auch seine Autorität wuchs. Dann wurde ihm bewusst, dass seine Freizeitkleidung – Jeans, leichte Jacke, Sneakers – diesem Anspruch nicht gerecht wurde. Er schätzte korrekte