Elbkiller: 7 Hamburg Krimis. Alfred Bekker

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Elbkiller: 7 Hamburg Krimis - Alfred Bekker

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Cornelius Brock“, stellte er sich vor.

      „Ich nehme an, es geht um meinen Sohn. Was hat er ausgefressen?“

      „Können wir irgendwo ungestört reden?“

      Anton Holler stutzte. Ein Schatten zog über sein Gesicht. „Folgen Sie mir.“

      Sie betraten das Esszimmer, und Brock ließ seinen Blick über die an einer langen Tafel Versammelten gleiten, wobei er ihre Gesichter registrierte. Er besaß ein ungewöhnlich gutes Gedächtnis für Personen und würde sie von nun an jederzeit wiedererkennen. Nach wenigen Schritten bemerkte Brock eine Berührung an seinem Bein. Er sah nach unten und entdeckte einen vielleicht dreijährigen Knirps, der vor ihm stand.

      „Hast du eine Schtole?“, nuschelte er.

      Brock ging in die Knie, um auf Augenhöhe zu kommen. „Was soll ich haben?“

      Ein jüngerer Mann war vom Tisch aufgestanden und kam dazu, wohl der Vater des Kleinen. Er grinste. „Das ist mein Sohn Erik. Er will wissen, ob Sie eine Pistole haben.“

      Brock stand auf, hob seine leichte Jacke an und drehte sich um seine Achse. „Keine Schtole!“

      Der Hauptkommissar trug selten seine Dienstwaffe. Sie ruhte in einem abgeschlossenen Fach seines Schreibtisches und wurde praktisch nur herausgenommen, wenn er zu einer der vorgeschriebenen Schießübungen musste. Er besaß noch eine private Waffe, die in einem kleinen Tresor in seiner Wohnung lag. Er hatte sie am Anfang seiner Laufbahn erworben, als er es noch notwendig fand, sich seinem Beruf entsprechend auszustatten. Inzwischen war er kein Freund von Schusswaffen mehr, und er hoffte, nie eine benutzen zu müssen.

      Allerdings wunderte er sich, wieso der kleine Stöpsel wusste, was eine Pistole war, bevor er ihren Namen aussprechen konnte.

      „Kommen Sie!“, drängte Holler und ging voran. Brock folgte ihm in ein Arbeitszimmer mit holzgetäfelten Wänden und schweren Eichenmöbeln, die aussahen, als würden sie noch zur Erstausstattung des Hauses gehören. In der Luft hing ein Geruch von Tabak.

      Brock bemerkte, dass an den Wänden einige merkwürdig aussehende Waffen hingen: Bögen, eine Lanze, Keulen. Hinter der Glasfront eines schmalen Schrankes befanden sich zwei teuer aussehende Gewehre. Fein ziselierte Metallteile, poliertes Holz, eindeutig eine hervorragende Handwerksleistung.

      „Das sind englische Jagdgewehre. Sie stammen von meinem Vater, der ein begeisterter Jäger war. Eine Purdey und eine Holland & Holland. Soweit ich weiß, sind das so ziemlich die teuersten Jagdwaffen, die man kaufen kann. Ich konnte der Jagd nie etwas abgewinnen und habe daher noch nie einen Schuss daraus abgegeben. Ich lasse sie nur regelmäßig bei einem Büchsenmacher warten und reinigen.“

      In einer Vitrine, wie man sie aus Museen kannte, lagen Dolche von teilweise seltsamer Gestalt. Einer hatte eine blitzende Klinge in Wellenform.

      Anton Holler lehnte an seinem Schreibtisch und folgte Brocks Blick. „Das ist ein malaiischer Kris“, erläuterte er. „Eine gefährliche Waffe. Das Ding daneben mit der gebogenen Klinge ist ein Gurkha Dolch aus dem neunzehnten Jahrhundert. Er wird heute noch unverändert hergestellt.“

      Brock sah fragend hoch.

      „In meiner Jugend bin ich einige Jahre zur See gefahren. Damals haben mich exotische und antike Waffen fasziniert, und wenn ich welche kriegen konnte, habe ich sie mitgebracht.“

      „Interessantes Hobby“, murmelte Brock.

      „Also, was gibt es?“, knurrte Anton Holler. „Sie sind ja nicht gekommen, um meine Waffen zu bewundern.“

      „Sie sollten sich lieber setzen“, sagte Brock und ließ sich selbst in einem der englischen Ledersessel nieder. Holler folgte seinem Beispiel. „Jetzt reden Sie schon!“

      Brock hasste diese Aufgabe. Seine Chefin hatte ihn ermahnt, den Hinterbliebenen eines Mordopfers die Nachricht schonend beizubringen. Wie sollte man einem Vater schonend beibringen, dass sein Sohn tot war? Eine solche Mitteilung traf immer brutal ins Herz, gleichgültig, wie sorgsam man sie überbrachte.

      „Wir haben Ihren Sohn Markus in der Elbphilharmonie aufgefunden“, begann Brock.

      „Was hat er denn da gemacht?“, wunderte sich sein Vater. „Für Musik hatte er noch nie viel übrig. Fußball, ja, das war seine Welt! Aber Musik …“

      „Er ist nicht freiwillig dort gewesen“, fuhr Brock fort und ermahnte sich dabei selber, nicht länger um den heißen Brei herumzureden. „Man hat ihn ermordet und dann dort abgelegt.“

      Holler saß stocksteif in seinem Sessel, die Hände um die Lehnen gekrampft. Seine Kiefer mahlten leicht.

      „Wie?“, fragte er schließlich mit dumpfer Stimme.

      Brock hatte schon vorher beschlossen, ihm nicht die ganze Wahrheit zu erzählen. „Er befand sich hinter einem Fenster mit Blick auf die Elbe. Die genaue Todesursache wird noch ermittelt.“

      Schweigen breitete sich im Raum aus. Nur eine alte Standuhr tickte. Aus dem Esszimmer drang der gedämpfte Lärm von Geschirr und Gesprächsfetzen.

      „Wer hat das getan?“

      „Das wissen wir noch nicht. Doch wir werden es herausfinden, das verspreche ich Ihnen.“

      Holler war in seinem Sessel zusammengesunken. Jetzt schimmerte eine Träne in seinem Auge.

      „Soll ich …?“, fragte Brock und deutete auf die Tür zum Esszimmer.

      Holler schüttelte den Kopf. „Das werde ich selbst übernehmen. Gehen Sie jetzt.“

      „Sie müssen morgen Ihren Sohn identifizieren. Oder jemand anders aus Ihrer Familie. Kommen Sie bitte am Nachmittag in die Rechtsmedizin. Die befindet sich im UKE, im Universitäts-Klinikum Eppendorf.“

      Ein langsames Nicken. „Ich werde dort sein.“

      *

      Horst Spengler machte an diesem Tag seinen zweiten Besuch bei der Wasserschutzpolizei, nachdem er noch einmal in der Elbphilharmonie gewesen war, um die Überwachungsaufnahmen abzuholen und den Abtransport der Leiche zu beaufsichtigen. Die Spurensicherung hatte den Tatort noch nicht freigegeben, was einen mittlerweile eingetroffenen Manager des Hauses ziemlich missmutig stimmte.

      Spengler hatte sich außerdem in der Garage umgesehen. Gleich hinter dem Eingang zum Foyer hatte er eine Sackkarre entdeckt, die dort bestimmt nicht hingehörte. Er vermutete sofort, welchem Zweck sie gedient haben mochte. Er ließ die Karre von der Spurensicherung einsammeln und bat um eine gründliche Überprüfung.

      Die Garage war zu dieser Stunde noch weitgehend leer. Nur einige Fahrzeuge befanden sich auf den Stellplätzen. Spengler notierte sich vorsichtshalber sämtliche Kennzeichen. Möglicherweise war der Tote mit einem dieser Fahrzeuge transportiert worden. Doch bevor sie sich damit näher befassen konnten, mussten sie zunächst die Besitzer ermitteln. Vielleicht ergab sich hierbei bereits eine Spur.

      Im Revier der Wasserschutzpolizei wurde er von Detlef Schwenke schon erwartet. Der junge Beamte hatte vor Eifer leicht gerötete Wangen. Die Vorstellung, an der Aufklärung

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