Handbuch Bibeldidaktik. Группа авторов

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in der ganzen Relativität einer menschlichen Erkenntnis der den Menschen von Gott eröffneten Wahrheit“[12] festgestellt hat. Weil nun die Kirche früherer Zeiten die Bibel als Wort Gottes an sie verstand – allerdings nicht im Sinne einer Verbalinspiration, die den menschlichen Charakter der Schriften relativiert oder sogar negiert –, ist bereits die Existenz der Bibel in ihrem vorhandenen Umfang immer auch als Zumutung an uns zu verstehen: Die Bibel gilt als Zeugnis der einen Geschichte Gottes von der Erwählung Israels und der Schöpfung der Welt bis hin zur erhofften Neuschaffung der Welt am Ende |29|der Zeiten – und Mitte der Geschichte Gottes mit der Welt ist das Kommen Jesu Christi, der für die Menschen gestorben und auferstanden ist. Allerdings ist auch zu sehen, dass dieses Bekenntnis auch in der Kirche nicht immer nur auf Zustimmung gestoßen ist. So hat sich seit dem 17. Jh. eine Kanonkritik entwickelt, die dazu führte, die Bibel nicht mehr im Zusammenhang zu verstehen, sondern nur als einzelne Schriften – de facto bedeutete dies eine Dekanonisierung in der exegetischen Wissenschaft. Die Biblische Theologie versucht mit ihrem canonical approach hier eine Gegenbewegung[13] – das ist hoffnungsvoll, weil so dem Kanon als theologische Herausforderung nicht billig ausgewichen wird.

      Keine Einseitigkeiten

      Die Entstehung und Überlieferung der Bibel nur historisch zu betrachten ist zwar möglich, erklärt aber nicht die Sonderstellung und den Anspruch, den die Bibel in der christlichen Kirche und damit auch im RU gleich welcher Konfession hat: Sie ist als Zeugnis vom Weg Gottes zu verstehen. Wer aber nur die theologische Dimension im engeren Sinne akzentuiert, steht in der Gefahr, das historische Gewordensein der Bibel zu verkennen und sie vielleicht sogar letztlich mit Gott selber zu identifizieren. Dann werden vorhandene Spannungen in der Bibel möglicherweise harmonisiert, weil nicht sein kann, was nicht sein darf. Deshalb stehen beide Weisen, sich der Bibel zu nähern oder zu ermöglichen, dass die Bibel sich uns nähert, komplementär zueinander.

      Entstehung und Kanonisierung der Bibel im Unterricht

      |30|Leseempfehlungen

      Alkier, Stefan/Hays, Richard B., Kanon und Intertextualität. Frankfurt a.M. 2010.

      Barton, John/Wolter, Michael (Hg.), Die Einheit der Schrift und die Vielfalt des Kanons. Berlin 2003.

      Becker, Eve-Marie/Scholz, Stefan (Hg.), Kanon in Konstruktion und Dekonstruktion. Kanonisierungsprozesse religiöser Texte von der Antike bis zur Gegenwart – Ein Handbuch. Berlin 2012 (darin v.a. 389–700).

      Dieckmann, Detlef/Kollmann, Bernd, Das Buch zur Bibel. Gütersloh 2010.

      Feldmeier, Reinhard/Spieckermann, Hermann, Die Bibel. Entstehung – Botschaft – Wirkung. Göttingen 2004.

      Grosse, Sven, Theologie des Kanons. Der christliche Kanon, seine Hermeneutik und die Historizität seiner Aussagen. Die Lehren der Kirchenväter als Grundlegung der Lehre von der Heiligen Schrift. Wien 2011.

      Markschies, Christoph, Kaiserzeitliche christliche Theologie und ihre Institutionen. Tübingen 2007 (darin v.a. 215–236).

      Themenheft „Heilige Schriften“. Glaube und Lernen 31 (2016).

      Fußnoten

       1

      So lautet die Basiserklärung des Ökumenischen Rates der Kirchen: „Der Ökumenische Rat der Kirchen ist eine Gemeinschaft von Kirchen, die den Herrn Jesus Christus gemäß der Heiligen Schrift als Gott und Heiland bekennen und darum gemeinsam zu erfüllen trachten, wozu sie berufen sind, zur Ehre Gottes, des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes“.

       2

      Vgl. dazu Gussmann, Oliver, Die Kanonisierungsprozesse frühjüdischer ‚heiliger Texte‘. Eine Einführung. In: Becker/Scholz, 2012, 222–228.

       3

      So wurde erwogen, ob die fünf Bücher Mose und das Buch Josua als Hexateuch zusammengehören. Sodann wurde und wird die These vertreten, dass hinter dem jetzt ein Werk bildenden Pentateuch verschiedene Urschriften stehen, die auch manche Spannungen erklären können. Und dann gibt es die These, dass ein deuteronomistisches Geschichtswerk die Bücher Dtn bis 2 Kön redaktionell verbunden hat. Vgl. zu den verschiedenen Thesen z.B. Zenger, Erich et al., Einleitung in das Alte Testament. KStTh 1,1. Stuttgart 72008.

       4

      Vgl. dazu den Rekonstruktionsversuch bei Hoffmann, Paul/Heil, Christoph (Hg.), Die Spruchquelle Q. Studienausgabe Griechisch und Deutsch. Darmstadt 32009.

       5

      Vgl. Frey, Jörg et al. (Hg.), Pseudepigraphie und Verfasserfiktion in frühchristlichen Briefen. WUNT 246. Tübingen 2009; Zimmermann, Ruben, Unecht – und doch wahr? Pseudepigraphie im Neuen Testament als theologisches Problem. ZNT 12 (2003), 27–38.

       6

      Die älteste Sammlung ist vermutlich der Canon Muratori (um 170). Weitere Listen finden wir bei Irenäus von Lyon (um 185), Eusebius von Caesarea (kurz nach 300), Cyrill von Jerusalem (um 350). Der Osterfestbrief von Athanasius (367) zeigt erstmals die heutige Sammlung von 27 neutestamentlichen Schriften.

       7

      In Teilen der Kirche waren der Hebräerbrief, der Jakobusbrief, der 2. Petrusbrief, der 2. und 3. Johannesbrief, der Judasbrief und die Offenbarung des Johannes etwas länger umstritten.

       8

      Döbert, Markus, Posthermeneutische Theologie. Plädoyer für ein neues Paradigma. Stuttgart 2009, 38.

       9

      Hahn, Ferdinand, Theologie des Neuen Testaments. Bd. 2. Tübingen 22005, 41.

       10

      Vgl. Assmann, Jan, Das kulturelle Gedächtnis. Schrift, Erinnerung und politische Identität in frühen Hochkulturen. München 62007, 103–129.

       11

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