Handbuch Bibeldidaktik. Группа авторов
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Die BasisBibel bietet Zusatzinformationen bei der Stelle, auf die sie sich beziehen, separat am Rand, sodass sie sofort zur Hand und dennoch deutlich vom Originaltext unterschieden sind. Das kommt dem durch elektronische Medien geprägten Leseverhalten Jugendlicher entgegen. In der elektronischen Fassung sind sie als Hypertext angelegt.[7] Die neue Lutherbibel, die auch als (kostenfreie) App angeboten wird, bietet eine hilfreiche Konkordanzfunktion und kurze Erläuterungen. S. Scholz schreibt[8]:
„Angesichts der fortgeschrittenen Verbreitung der Neuen Medien geht es m.E. nicht (mehr) um die Frage, ob sich die Bibeldidaktik … den Neuen Medien annähern soll oder nicht. Viel entscheidender ist die Einsicht, dass die Neuen Medien bereits die Lebenswelt potentieller und realer BibelleserInnen mitgestalten … erheblich in ihrem Empfinden, Denken, Organisieren etc. prägt. Bibeldidaktik kann kulturelle Veränderungen, wie sie durch die Neuen Medien bewirkt werden, nicht ignorieren, ohne ein billiges Scheitern in Kauf zu nehmen“.[9]
Wo Bibelübersetzungen sich dieser Tatsache stellen, sind sie für den Religionsunterricht besonders geeignet.
Methoden der Arbeit mit Übersetzungen im Religionsunterricht
Es kann eine wichtige, inspirierende und erhellende Erfahrung für eine Lerngruppe sein – etwa zu Beginn der Beschäftigung mit der Bibel – gemeinsam einen Text in möglichst vielen unterschiedlichen Übersetzungen zu studieren. Spätestens dann wird man die zugegeben teils unglücklichen, aber bestechend eindeutigen Stellenangaben mit Buch, Kapitel und Vers schätzen lernen und das
|79|Scheitern der Seitenzahlen erleben. Welche Worte und Wendungen sind ganz fremd, fast unverständlich, was bieten andere Übersetzungen, was stand da im Ausgangstext und in welche Welt gehörte der? Was klingt würdig? Wie viel davon ist auch heute noch sinnvoll und erwünscht? Wie würden wir das heute angemessen ausdrücken? Welche Informationen braucht man, um solche Fragen beantworten zu können?
Schülerinnen und Schüler könnten sich selbst als „Brückenbauer“ erleben und erproben, indem sie eine eigene Übersetzung eines Bibeltextes aus einer Sprache herstellen, die sie als Fremdsprache gelernt haben (z.B. „And Mary said, My soul doth magnify the Lord …“[10]Lk 1,46Lk 1,46). Die Arbeit mit Wörterbüchern und die Erschließung des historischen Kontextes könnten dabei die Komplexität der Übersetzungsarbeit verständlicher machen.
Zum Beispiel:
Übersetzungen des Magnificat der Maria (Lk 1,46–56Lk 1,460096>56)
Als Testfall für die Verständlichkeit und das Maß, sich den Verstehensmöglichkeiten der Adressaten anzupassen, dient hier das „Magnificat der Maria“ Lk 1,46–56. Dieser theologisch interessante, in sich geschlossene Hymnus[11] enthält einige prägnante Begriffe, von deren Übersetzung das Textverständnis mit abhängt. S. Alkier hat die Unmöglichkeit beschrieben, für ein Wort in einer Ausgangssprache ein genau entsprechendes in einer anderen zu finden und betont, dass jeder Übersetzer von der „Komplexität verschiedener Sprachsysteme überfordert“ ist und die „Differenz der Sprachen nicht überwinden“ kann.[12]
Dennoch möchte ich versuchen, von der Übersetzung einiger dieser Begriffe Hinweise auf die Verständlichkeit einer Bibelübersetzung im Religionsunterricht abzuleiten.
Die Elberfelder 32011 (El) vertritt dabei die „urtextnahen“ Übersetzungen. Einen Mittelweg repräsentiert die 2016 überarbeitet erschienene Einheitsübersetzung (E). Die Gute Nachricht Bibel (GN) ist (als einzig verbliebene ökumenische) als „kommunikative“ Übersetzung berücksichtigt. Die neue Lutherbibel (L) geht als Bestseller mit der größten historischen Bedeutung ins Rennen und die „crossmediale“ BasisBibel (BaBi) als die, die die Verbindung mit den Neuen Medien am weitesten vorangetrieben hat.
Als Vergleich herangezogen werden hin und wieder die Bibel in gerechter Sprache (BigS), die Volxbibel (V) als freie Übertragung und Neues Leben (NL), weil sie traditionelle theologische Schlüsselbegriffe programmatisch beibehält |80|(zu den verschiedenen Bibelausgaben vgl. → Art. Bibelausgaben damals und heute).
Das Ich[13] der Maria ist im Parallelismus der Glieder in V.46 durch psychē und pneuma umschrieben. Die Übersetzung sollte das erhalten und so gleichzeitig den poetischen Charakter des Stücks übernehmen. L, E und El übersetzen „Seele“ und „Geist“. BaBi bildet den Parallelismus aus „Ich“ und „Alles in mir“, was angemessen erscheint, während V psychē m.E. missverständlich in „mit allem, was ich hab“ überträgt. NL zerstört den Parallelismus, obwohl die Überschrift ein „Loblied“ verspricht.
„Retter“, ein in unseren Tagen durchaus gebräuchlicher und verständlicher Begriff, wird von allen hier betrachteten Ausgaben Luthers „Heiland“ für sotēr zu Recht vorgezogen.[14] Tapeinōsis tēs doulēs autou: L, E und El übersetzen mit „Niedrigkeit seiner Magd“, einem Begriff, der eher in feudalen Zeiten seinen Platz hatte. GN formuliert „geringe“, BaBi „unbedeutende Dienerin“, was in unserer Welt wohl am besten passt.[15]
Was makariousin mou bedeutet – L und E übersetzen „seligpreisen“ –, erschließt sich heutigen Leserinnen und Lesern ohne Hilfe kaum. „Glücklich“ (GN) bzw. „glückselig preisen“ (BaBi) erhält den Charakter eines Makarismus ohne ihn durch „toll finden“ (V) zu entwerten.
Eleos: L, El und NL wählen „Barmherzigkeit“, GN, der Bedeutung des griechischen Wortes heute eher angemessen, „Erbarmen“. E enthält die verbale Form „sich erbarmen“, BaBi „barmherzig sein“.
Das Partizip phoboumenois, ist in L, El und E mit „fürchten“ wiedergegeben. Das wird heute wohl ausnahmslos im Sinne von „Angst haben“ missverstanden. „Ehren“ wählt GN, „ehren und vertrauen“ präzisiert und entfaltet BaBi.
Epoiēsen kratos: Weder Luthers „Gewalt üben“ noch der völlig ungebräuchliche Ausdruck „Macht üben“ (El) wird Heutigen verständlich. „Machtvolle Taten vollbringen“ (E) trifft die Sache. Luthers „hoffärtig“ für hyperēphanous, ist sicher geeignet die Fremdheit des Textes zu betonen, (wie auch das in der 2017er Revision wieder aufgenommene „währet“) aber völlig ungebräuchlich geworden. El wählt „hochmütig“, E „voll Hochmut“. GN übersetzt „die Stolzen“, BaBi „die Überheblichen“. BigS verdeutlicht: „Die ihr Herz darauf ausgerichtet haben, sich über andere zu überheben“. „Die sich sonst was einbilden“ popularisiert V.
|81|Fazit
Für den Religionsunterricht erscheint mir eine Bibelübersetzung geeignet, die ihre Verständlichkeit dadurch erhöht, dass sie sich in ihrer Wortwahl mutig von traditionellen Begriffen entfernt. Durch die Darstellungsweise der begleitenden Materialien im Buch sollte sie sich als Übersetzung zu erkennen geben und zugleich notwendige Informationen zur selbstständigen Arbeit der Schülerinnen und Schüler mit der Bibel bereithalten.
Solange die BasisBibel, die im September 2012 als NT und Psalmen und 2015 zusätzlich als eine „Auslese“ auch mit 20 alttestamentlichen Texten erschienen ist, noch nicht als gesamte Bibel vorliegt – das ist für 2019 geplant – greifen Lehrende – die bewusst teils sperrige Wortwahl in Kauf nehmend – am besten zur neuen Lutherbibel. Diese wird auch als (kostenfreie) App mit hilfreicher Konkordanzfunktion und kurzen Erläuterungen angeboten. Zusammen mit der BasisBibel läutet sie dadurch eine neue Ära der Bibeldidaktik ein, dass sie sich damit harmonisch in die Lebenswelt Jugendlicher integrieren lässt.
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