Handbuch Bibeldidaktik. Группа авторов

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Entwicklung deutschsprachiger Bibelübersetzungen begann um 380 n. Chr. mit Ulfilas (Wulfila-Bibel), dem Bischof der Goten. Im fränkischen Reich entstanden bis ins 9. Jh. mehrere Bibelübertragungen – beispielsweise die Evangelienharmonie Otfried von Weißenburgs (um 870 n. Chr.), mit dem Ziel, die Bibel für Menschen in ihrem Alltag verstehbar zu machen. Aufgrund der „Admonitio generalis“, einer Anordnung Karls des Großen an die Würdenträger im Reich (789 n. Chr.), die Latein als Sprache der Lehre und Liturgie verbindlich festgelegte, wurde das Werk Otfrieds und nachfolgender deutschsprachiger Bibelausgaben angefeindet. Vermutlich deswegen blieben bis zur Reformation Übersetzer selbst großer Handschriften wie der Wenzels-Bibel (um 1400) oder der Ottheinrich-Bibel (um 1430) namenlos. Auch die 18 deutschen Bibeldrucke vor Luther (1466–1518) trugen nur die Namen der Druckerverleger oder der Orte, an denen sie entstanden. Ihnen lag eine sprachlich veraltete Übersetzung zugrunde, was den Erfolg dieser ersten gedruckten Bibelausgaben in deutscher Sprache schmälerte.

      Martin Luthers Bibelübersetzung (1522 NT, 1534 Vollbibel, rev. 1545) gilt als die erste deutsche Bibel, die erfolgreich die Menschen erreichte – zumindest als Grundlage der deutschen Predigt. Sowohl die Urtexte („ad fontes“ – „zurück |83|zu den Quellen“) als auch die Sprache der Zielgruppe (den Menschen „aufs Maul schauen“) wurden ernst genommen. Zu einem Volksbuch in Händen vieler Menschen wurde die Lutherbibel allerdings erst im 18. Jh. – durch die gesteigerte Lesefähigkeit und durch die massenhafte Verbreitung der „Canstein-Bibel“ (ab 1710). Der Text der Luther-Bibel wurde bis 1892/1912 nicht revidiert und setzte sich als Standardtext für die deutschsprachigen evangelischen Christen durch. Revisionen der Lutherbibel bis zur „Luther 2017“ nahmen Fehlübersetzungen in den Blick, die aufgrund mangelnder Landeskunde Israels oder aufgrund nun besserer griechischer Textgrundlage klar wurden. Statt des „Textus receptus“, der Luther vorlag, verwendet man nun einen durch die sogenannte „Textkritik“ gesicherteren griechischen Text („Nestle-Aland“). Nach der Revision NT 1956/AT 1964 suchte man bei der von 1975 nach Wegen, die moderne Sprache mit Luther zu verbinden. Man griff in bekannte Stellen wie „sein Licht nicht unter einen Scheffel stellen“ (Mt 5,15Mt 5,15) ein und übersetzte das alte Getreidemaß „Scheffel“ mit „Eimer“. Daher nannte man diese Revision spöttisch „Eimertestament.“ Bereits 1977 beschloss der Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland, eine neue Revision in Auftrag zu geben, die 1984 vollendet wurde – eine Mischlösung, die bei bekannten Stellen Luthers Wortlaut stehen ließ (beispielsweise die Weihnachtsgeschichte nach Lukas) und bei weniger bekannten Stellen stärker eingriff. Am Reformationstag 2016 erschien mit der „Luther 2017“ eine revidierte Neuausgabe, die exegetisch überarbeitet und an vielen Stellen dem Text Luthers von 1545 angepasst wurde. Eine Annäherung an die heutige Alltagssprache wurde vermieden.

      Neben der Bibelübersetzung Luthers gab es weitere erfolgreiche Übersetzungen. Bereits vor Luther erschien 1530 die Vollbibel Huldrych Zwinglis in Zürich – bis heute revidiert als Zürcher Bibel verbreitet. 1604 legte Johann Piscator die erste urtextnahe Bibelübersetzung vor, die Piscator-Bibel, die bis zum Erscheinen der Elberfelder Bibel im 19. Jh. aufgelegt wurde. Die Elberfelder Bibel (1871) gilt heute als die Standardausgabe urtextnaher Übersetzungen. Weitere sind die von Franz Eugen Schlachter (1905) und die des Altphilologen Hermann Menge (1926). Erwähnt seien auch noch Bibelübersetzungen des 18. Jh.s, die in Kreisen des Pietismus (Berleburger Bibel 1726–1742) und der Aufklärung (Carl Friedrich Bahrdt 1774) entstanden. Auf katholischer Seite erschien bereits 1527 das NT von Hieronymus Emser und 1534 die Vollbibel von Johann Dietenberger, die in Bearbeitung von Caspar Uhlenberg (1630) bis ins 18. Jh. aufgelegt wurde. Jedoch entschied das Konzil von Trient (1546), dass allein der Text der Vulgata Grundlage der katholischen Lehre und der Messe sei. Zwar gab es weitere katholische Übersetzungen (Leander van Eß: 1807 NT, 1836 Vollbibel; Joseph Franz von Allioli 1830–1834), doch erst im 20. Jh. wurde ein Bibelwerk gegründet, das einen deutschsprachigen Einheitstext der römisch-katholischen Kirche entwickelte – die Einheitsübersetzung (1962–1980; Revision 2016). Parallel dazu entstand die Nova Vulgata (neue Vulgata), welche die lateinische Übersetzung anhand von Urtexten überarbeitete (1979 vollendet). 2001 bekräftigte der Vatikan durch die Instruktion „Liturgiam authenticam“, |84|dass bei der Herausgabe von Büchern der römischen Liturgie, so auch bei katholischen Bibelübersetzungen wie die Einheitsübersetzung, die Nova Vulgata stärker herangezogen werden soll.

      Seit den 1960er Jahren setzte eine neue Entwicklung ein. Statt die Nähe zum Urtext oder einen Mittelweg zu suchen, schuf man verständnisorientierte Bibelausgaben, um die Menschen in ihrer Alltagssprache zu erreichen. Die Gute Nachricht Bibel gilt als Prototyp dieses Weges – erstmals 1968 erschienen und mehrfach überarbeitet (zuletzt 2000). Da in den Text auch Erklärungen eingebaut sind, ist er umfangreicher als der der Lutherbibel. Zu den verständnisorientierten Übersetzungen zählen auch die Hoffnung für alle (rev. 2002), die Neue Genfer Übersetzung (NT, Psalmen, Sprüche 2015) und Neues Leben. Die Bibel (2005). Einen radikalen Weg der Übertragung in die Sprache Jugendlicher geht die Volxbibel (seit 2004, 2012 Version 4.0). Als eine Übersetzung mit besonderem Schwerpunkt gilt die Bibel in gerechter Sprache (2006), da sie Frauen immer mitdenkt und antijudaistische Tendenzen entschärft. Die BasisBibel (Evangelien 2010; voraussichtlich vollendet 2020) bietet der Computer-Generation durch die einfache Sprache und ein Informationssystem multimediale Zugänge.

      Unter den aktuellen deutschsprachigen Bibelausgaben kann man grob drei Übersetzungstypen und Varianten mit besonderen Schwerpunkten unterscheiden:

      1. Urtextnahe („philologische“) Übersetzungen

      Leitsatz: „So wörtlich wie möglich.“

      Elberfelder-Bibel (1871/rev.1905/rev.1985/2006 neu durchgesehen): genaue, worttreue Wiedergabe des Urtextes, die nicht leicht lesbar ist (Revidierter Text, 1985: www.bibleserver.com).

      Schlachter-Bibel (1905/rev.2001): genaue und kraftvolle Wiedergabe des Urtextes durch Franz Eugen Schlachter. Er verwendet eine Sprache, die altertümlich wirkt (www.die-bibel.de).

      Menge-Bibel (1926/1994): Übersetzung des Altphilologen Hermann Menge mit dem Bestreben zur verständlicheren Wiedergabe der Urtexte (Mitte zwischen Elberfelder und Luther; www.die-bibel.de).

      Münchener Neues Testament (2007): Die von Josef Hainz herausgegebene Bibelausgabe sucht die griechischen Satzkonstruktionen möglichst genau wiederzugeben.

      Übersetzungen mit besonderen Schwerpunkten

      Die Schrift, verdeutscht von Martin Buber gemeinsam mit Franz Rosenzweig (1929/ 1997): Diese jüdische Übersetzung ohne Verszählung lässt den Leser sprachlich in das hebräische Denken eintauchen.

      Berger-Nord (1999, NT und frühchristliche Schriften): Klaus Berger und Christiane Nord ordnen die Bücher nach einer vermuteten Entstehungszeit und nehmen im Kanon nicht aufgenommene frühchristliche Schriften auf.

      Bibel in gerechter Sprache (2006; www.bibel-in-gerechter-sprache.de): 40 Übersetzerinnen und Übersetzer prägen den Charakter der Bücher unterschiedlich (z.B. verschiedene |85|Gottesnamen, Frauen werden immer „mitgedacht“ und antijudaistische Tendenzen entschärft).

      2. Verständnisorientierte („kommunikative“) Übersetzungen

      Leitsatz: „So verständlich wie möglich.“

      Gute Nachricht Bibel (2000; www.die-bibel.de): einzige ökumenische Übersetzung in modernem Deutsch mit verständlicher Sprache, frei, aber ohne zusätzliche Erklärungen übertragen.

      Hoffnung für alle (rev.2002; www.bibleserver.com): in Freikirchen verbreitet, frei und deutend nacherzählt, orientiert an der US-amerikanischen „Living Bible“ (Kenneth N. Taylor).

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