Nachhaltigkeit interdisziplinär. Группа авторов

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Nachhaltigkeit interdisziplinär - Группа авторов

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56.227 Die Welt WELT Täglich, inkl. Wochenendausgabe Konservativ 637.319

      Es wurden alle Begriffsverwendungen aus drei Jahrgängen (2001, 2007 und 2013) erhoben und einbezogen (siehe Tab. 2). Die drei Jahrgänge wurden aus zwei Gründen gewählt: Erstens wurde angenommen, dass (beobachtbare) Veränderungen in der semantischen Bedeutung der Begriffsverwendung nicht innerhalb der kurzen Zeitspanne von nur ein oder zwei Jahren auftreten. Daher wurde der Abstand zwischen zwei Jahrgängen auf sechs Jahre festgelegt. Dabei wurden die letzten Jahrgänge einbezogen, um jüngere Entwicklungen der Begriffsverwendung nachzeichnen zu können. Zweitens zielte die Auswahl der Jahre darauf ab, Spitzenjahre mit großen internationalen Konferenzen (wie Rio+10 oder Rio+20) zu vermeiden. Um eine verfeinerte qualitative Analyse einer jeden Begriffsverwendung zu erhalten, wurden lediglich Artikel mit einem Minimum von 300 Wörtern einbezogen.

Zeitung Jahrgang TOTAL
2001 2007 2013
SPIEGEL 75 100 155 330
ZEIT 191 367 258 816
FAZ 2237 2131 2603 6971
SZ 923 1106 1138 3167
TAZ 524 660 825 2009
WELT 1016 1119 845 2980
TOTAL 4966 5483 5824 16.273

      Zur Untersuchung verschiedener Bedeutungen, mit denen der Begriff der Nachhaltigkeit verwendet wurde, wurde ein Kodierschema entwickelt, das auf bestehenden theoretischen und empirischen Arbeiten zu Nachhaltigkeitsverständnissen basierte (Di Giulio 2004; Seidel et al. 2018) und im Zuge der Kodierung zu sechs Kategorien verdichtet wurde (siehe Tab. 3). Die Kodierung erfolgte methodisch kontrolliert durch ein Team unabhängiger Kodiererinnen.

Code Beschreibung: Nachhaltig* wird verwendet …
Alltagssprachlich … im Sinne von „dauerhaft“ oder „besonders intensiv“ bzw. „eindringlich“
Ökonomisch … in Bezug auf eine Entwicklung, die gewährleistet, dass das Wirtschaftssystem in Zukunft weiterhin funktioniert
Ökologisch … in Bezug auf die Bewahrung bzw. den Schutz natürlicher Ressourcen
Sozio-kulturell … in Bezug auf Fragen der (Verteilungs-)Gerechtigkeit und Bedingungen, die es Menschen ermöglichen, ihre Vorstellung eines guten Lebens zu erfüllen
Vernetzt … in Bezug auf die Idee der Nachhaltigkeit, wie sie im Kontext der Vereinten Nationen entstand: als die integrative Berücksichtigung ökologischer, ökonomischer und sozio-kultureller Dimensionen von Entwicklung
Andere … als Eigenname (z. B. Teil eines Organisationsnamens), Hinweis auf verantwortliches Handeln, Kritik an Begriffsvagheit, Referenz auf Prozesshaftigkeit und Aushandlungsbedarf, in unklarer Weise
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      Die Ergebnisse zeigen eine signifikante ungleiche Verteilung innerhalb der Kategorien. Alltagssprachliche Bedeutungen von Nachhaltigkeit nehmen fast zwei Drittel der Kodierungen ein. Ökologische und vernetzte Bedeutungen folgen mit einem Anteil von jeweils 10%. Nur 3% aller Kodierungen weisen eine sozio-kulturelle und ökonomische Bedeutung auf. Abb. 2 zeigt, wie die Anteile der alltagssprachlichen Bedeutung, der eindimensionalen Bedeutung (zum Beispiel ökologisch, ökonomisch oder sozio-kulturell), der vernetzten Bedeutung und anderer Bedeutungen sich in den drei analysierten Jahren verändert haben.

      Auffällig ist, dass der Anteil der alltagssprachlichen Bedeutung von 72% in 2001 auf 53% in 2013 gesunken ist. Innerhalb des gleichen Zeitraums ist der Anteil der integrativen Bedeutung von Nachhaltigkeit von 8% in 2001 auf 13% in 2013 gestiegen. Die Anteile aller eindimensionalen Bedeutungen sind ebenfalls angestiegen. Diese Tendenz wird auch durch eine nähere Betrachtung der Verwendung von der alltagssprachlichen und integrativen Bedeutung von Nachhaltigkeit in den verschiedenen Zeitungen im Verlaufe der drei Jahre unterstützt. Hinsichtlich der genannten Tendenz zeigt sich, dass die TAZ im Vergleich zu den anderen fünf Zeitungen bereits 2001 mit knapp über 40% einen relativ geringen Anteil alltagssprachlicher Begriffsverwendungen aufwies. Der Anteil der alltagssprachlichen Bedeutungen in den anderen fünf Zeitungen lag im Jahr 2001 zwischen 70 und 80%. In den darauffolgenden Jahren sank der Anteil der Verwendung von alltagssprachlichen Bedeutungen in den drei liberalen Zeitungen (SPIEGEL, SZ und ZEIT) unter 50%, während die eher konservativen Zeitungen das Wort Nachhaltigkeit weiterhin mit einer alltagssprachlichen Bedeutung in rund 60% aller Fälle nutzen. In Bezug auf integrative Begriffsverwendungen zeigt sich, dass alle Zeitungen ihren Anteil an der integrativen Wortbedeutung kontinuierlich über die drei analysierten Jahre erhöht haben (ein Ausreißer ist die TAZ, deren Anteil im Jahr 2007 zwischenzeitlich abfiel). Im Jahr 2013 lag der Anteil der integrativen Bedeutung zwischen 10 und 20% – ein im Vergleich zu dem Anteil der alltagssprachlichen Bedeutung, der zwischen 36 und 60% liegt, relativ kleiner Anteil. Des Weiteren variiert der Anstieg des Anteils unter den verschiedenen Zeitungen zwischen den drei untersuchten Jahrgängen zwischen Faktor 1.2 und Faktor 2.0 (einzige Ausnahme: Der SPIEGEL hat einen Erhöhungsfaktor von 5.2).

      Die Ergebnisse der empirischen Studie zeigen, dass sich die Qualität der Begriffsverwendungen geändert hat. Die Studie deutete eine Tendenz in den post-2000er Jahren an, derzufolge eindimensionale und integrative Begriffsverwendungen an Bedeutung gewinnen. Parallel dazu nimmt die Verwendung von alltagssprachlichen Bedeutungen ab. Wir beobachten somit offensichtlich

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