Nachhaltigkeit interdisziplinär. Группа авторов

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Nachhaltigkeit interdisziplinär - Группа авторов

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      30https://www.lpi.usra.edu/resources/apollo/frame/?AS17–148–22727, Zugriff: 04.07.2018. Dazu und zu weiteren Bildern der Erde vgl. Bühler 2014.

      31https://www.flickr.com/photos/nasacommons/9460163430/in/album-72157634973839148/, Zugriff: 11.07.2018. Bereits 1966 hatte der amerikanische Satellit Lunar Orbiter ein Foto der aufgehenden Erde gemacht.

      32Am 14. Februar 1990 wurden von der Raumsonde Voyager 1 aus einer Entfernung von etwa 6 Milliarden Kilometern Aufnahmen gemacht, welche die Erde nur noch in Pixelgröße – als „Pale Blue Dot“ (Carl Sagan) – im Sonnensystem zeigen.

      33Der Originaltext ist verfügbar unter https://history.nasa.gov/afj/ap08fj/21day4_orbit9.html, Zugriff: 04.07.2018. Die Übersetzung findet sich in Lesch/Kamphausen 2017: 219.

      34Es handelt sich um die Satellitenaufnahme der Erde (von AST-3 am 10. November 1967).

      35Vgl. White 1993. Zur Metapher des Spaceship Earth vgl. Höhler 2005.

      36Das Thema der begrenzten Ressourcen wird ab den 1980er Jahren dadurch ergänzt, dass man die Umwelt auch als ‚Deponie‘ (Senke) für Abfall und Emissionen sieht (vgl. Grunwald/Kopfmüller 2012: 22).

      37So wird es im Kontext der Ausstellung „The Whole Earth. Kalifornien und das Verschwinden des Außen“ im Haus der Kulturen der Welt in Berlin 2013 formuliert.

       Daniel Fischer

      Es mögen Fische sterben oder Menschen, das Baden in Seen oder Flüssen mag Krankheiten erzeugen, es mag kein Öl mehr aus den Pumpen kommen und die Durchschnittstemperaturen mögen sinken oder steigen: solange darüber nicht kommuniziert wird, hat dies keine gesellschaftlichen Auswirkungen. (Luhmann 1990: 63)

      Das Zitat des Soziologen Niklas Luhmann veranschaulicht, welch konstitutive Rolle die Kommunikation für eine gesellschaftliche Auseinandersetzung mit Umwelt- und Nachhaltigkeitsfragen spielt: Was gesellschaftlich als Problem thematisiert wird, ist abhängig davon, wie Menschen ihre soziale und natürliche Welt sehen. Kommunikation lässt sich vor diesem Hintergrund als sozialer Prozess verstehen, in dem diese inneren Sichtweisen, Orientierungen und Perspektiven mit anderen ausgetauscht und abgeglichen werden. Nachhaltige Entwicklung, verstanden als gesellschaftlicher „Such-, Lern- und Gestaltungsprozess“ (Hirsch Hadorn 2002: 221 f.; Stoltenberg 2006: 81), stellt besondere Herausforderungen an Kommunikationsprozesse. Die Perspektive der Nachhaltigkeit erfordert es, Fragen menschlicher Entwicklung und natürlicher Belastbarkeitsgrenzen im Zusammenhang zu betrachten. Die Wechselwirkungen natürlicher und sozialer Systeme sind dynamisch, schließen eine Vielzahl von Faktoren ein und finden auf verschiedenen zeitlichen und räumlichen Ebenen statt. Darüber hinaus sind sie durch die normative Idee der Nachhaltigkeit unmittelbar mit Wertentscheidungen verknüpft, wenn es etwa darum geht, minimal notwendige sozio-ökonomische Standards zu bestimmen, um menschliche Bedürfnisbefriedigung zu ermöglichen. Für Kommunikationsprozesse im Kontext von Nachhaltigkeit ergeben sich dadurch die Herausforderungen, ein hohes Maß an Komplexität, Unsicherheit und Ambivalenz zu bewältigen und nicht nur Nachhaltigkeitsthemen an Menschen zu „vermitteln“, sondern Partizipation an eben jenen gesellschaftlichen Such-, Lern- und Gestaltungsprozessen zu ermöglichen und anzustiften, um eine angestrebte breite Mobilisierung der Zivilgesellschaft (WBGU 2011) zu erreichen.

      Nachhaltigkeitskommunikation als Teilgebiet von Sustainability Science

      In der wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit der Idee der Nachhaltigkeit ist mit der Nachhaltigkeitswissenschaft (Sustainability Science) ein eigenes wissenschaftliches Feld entstanden. Seinen Gegenstandsbereich bilden die dynamischen Interaktionsprozesse von natürlichen und sozialen Systemen (vgl. Clark/Dickson 2003: 8059). Nachhaltigkeitswissenschaftliche Forschung zielt dabei nicht allein auf ein besseres Verständnis dieser Prozesse und ihrer Auswirkungen ab, sondern ist ausdrücklich auch darauf ausgerichtet, diese im Sinne der Nachhaltigkeit mit- und umzugestalten (vgl. Kates et al. 2001: 642). Aus der Perspektive der Nachhaltigkeitswissenschaften wird die Aufgabe der Nachhaltigkeitskommunikation somit darin gesehen, „ein Weltverständnis, d. h. ein Verständnis vom Verhältnis von Mensch und Umwelt, in den gesellschaftlichen Diskurs einzubringen, ein kritisches Bewusstsein für die Probleme dieser Beziehung zu entwickeln und sie dann mit sozialen Werten und Normen in Beziehung zu setzen“ (Godemann/Michelsen 2011: 6; übersetzt durch den Autor). Im Einklang mit der transformativen Ausrichtung der Nachhaltigkeitswissenschaft zielt Nachhaltigkeitskommunikation – verstanden als Kommunikation für Nachhaltigkeit – darauf ab, Mitgestaltung und Teilhabe am Prozess einer nachhaltigen Entwicklung zu befördern (Newig et al. 2013).

      Konzepte und Modelle von Nachhaltigkeit

      Der Begriff der Nachhaltigkeit ist selbst Gegenstand einer kontroversen Debatte. Im Journalismus etwa wird ihm vorgeworfen, er fungiere als Leerformel oder Worthülse, die inhaltlich beliebig ausgedeutet werden könne (Bojanowski 2014). Vor diesem Hintergrund ist es eine der wesentlichen Herausforderungen für die Nachhaltigkeitskommunikation, die Idee der Nachhaltigkeit und ihre praktische Relevanz und konkrete Konsequenz für gesellschaftliche Veränderungsprozesse zu schärfen. Anhand von drei Modellen soll im Folgenden knapp skizziert werden, welch unterschiedliche Debatten über eine gerechte und ökologisch verträgliche Gestaltung einer lebenswerten und lebensfähigen Zukunft unter dem Begriff der Nachhaltigkeit geführt werden.

      Das am weitesten verbreitete Modell von Nachhaltigkeit ist das sogenannte „Drei-Säulen-Modell“ nachhaltiger Entwicklung. Dieses wurde Mitte der 1990er popularisiert, maßgeblich durch die Enquete-Kommission „Schutz des Menschen und der Umwelt“ des Deutschen Bundestages. Als Ziel einer nachhaltigen Entwicklung sieht es die gleichberechtigte und gleichwertige Verbesserung von Ökologie, Ökonomie und Sozialem vor. Als ein Verdienst dieses Modells kann gelten, dass es die integrative Betrachtung verschiedener Entwicklungsdimensionen greifbar und einprägsam verkörperte. Diese illustrierende Funktion kann jedoch zugleich auch als die große Schwäche dieses Modells gelten: Sowohl die Anzahl der „Säulen“ als auch ihr Verhältnis zueinander wurden in der Folge zum Teil sehr kontrovers diskutiert. Warum etwa stellt die Wirtschaft eine eigene „Säule“ dar, die Politik oder die Kultur jedoch nicht? In der Literatur finden sich als Ergebnis dieser Diskussion zahlreiche Vorschläge zur Erweiterung der drei Säulen („X-Komponenten-Modelle“): vom Lüneburger Vier-Säulen-Modell (Stoltenberg/Michelsen 1999), das die Kultur hinzufügt, über Fünf-Säulen-Modelle wie bei der Bund-Länder-Kommission (BLK 1998), die zusätzlich eine globale Dimension fordert, bis hin zum sechszackigen Stern beim Osnabrücker Erziehungswissenschaftler Gerhard Becker (Becker 2017), der die klassischen drei Säulen um Bildung, Gerechtigkeit und Partizipation erweitert. Hinter diesen Modellvorschlägen stecken aufgeladene Debatten – nicht nur darüber, wie viele Dimensionen zu berücksichtigen sind, sondern auch darüber, in welchem Verhältnis sie zueinander stehen: von der klassischen Metapher der nebeneinanderstehenden „Säulen“, über Schnittmengenmodelle bis hin zu Teilmengenbeziehungen (siehe Abb. 1).

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      In der Tat hat es lediglich der geringste Informationsgehalt des Drei-Säulen-Modells zu breiterer

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