Wörterbuch der Soziologie. Группа авторов

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können als Ergänzung, Konkurrenz oder Substitut der repräsentativen Formen der Mitbestimmung durch den Betriebsrat in Erscheinung treten.

      Da das Forschungsgebiet zentrale gesellschaftliche Konflikte und widersprüchliche Interessen zum Inhalt hat, kann eine geschlossene und allseits akzeptierte Theorie der Arbeitsbeziehungen nicht erwartet werden. Es herrscht theoretischer Pluralismus vor. Ein erster systematischer Versuch zu einer Theorie der Arbeitsbeziehungen stammt von John T. Dunlop. Heute werden folgende Theorieansätze unterschieden: a) systemtheoretische, b) marxistische, c) institutionalistische, d) handlungstheoretische, e) strukturationstheoretische und f) ökonomische bzw. modelltheoretische (vgl. Müller-Jentsch 2008, 239–283). Kennzeichnend für die Forschung ist indessen der pragmatische Umgang mit diesen sich nicht ausschließenden, z. T. komplementären Ansätzen.

      Literatur

      Dunlop, John T., 1958: Industrial Relations Systems, New York. – Ferner, Anthony; Hyman. Richard (eds.), 1998: Changing Industrial Relations in Europe, Oxford. – Geck, L. H. Adolph, 1931: Soziale Arbeitsverhältnisse, Berlin. – Hauser-Ditz, Axel et al., 2008: Betriebliche Interessenregulierung in Deutschland, Frankfurt a. M. – Keller, Berndt, 2008: Einführung in die Arbeitspolitik, 7. Aufl., München. – Lederer, Emil; Marschak, Jakob, 1927: Die Klassen auf dem Arbeitsmarkt und ihre Organisationen; in: Grundriß der Sozialökonomik IX. Abt., Tübingen. – Müller-Jentsch, Walther, 1997: Soziologie der Industriellen Beziehungen, 2. Aufl., Frankfurt a. M. – Müller-Jentsch, Walther (Hg.), 1999: Konfliktpartnerschaft, 3. Aufl., München. – Müller-Jentsch, Walther, 2007: Strukturwandel der Arbeitsbeziehungen, Wiesbaden. – Müller-Jentsch, Walther, 2008: Arbeit und Bürgerstatus, Wiesbaden. – Müller-Jentsch, Walther; Ittermann, Peter, 2000: Industrielle Beziehungen. Daten, Zeitreihen, Trends 1950–1999, Frankfurt a. M. – vom Bruch, Rüdiger, 1985: »Weder Kommunismus noch Kapitalismus«. Bürgerliche Sozialreform in Deutschland, München. – Weber, Adolf, 1954: Der Kampf zwischen Kapital und Arbeit, 6. Aufl., Tübingen.

       Walther Müller-Jentsch

      Die Arbeitssoziologie (engl. sociology of work) ist eine spezielle Soziologie, die sich mit der besonderen Form des sozialen Handelns beschäftigt, das auf die Existenzsicherung gerichtet ist; dabei kann es sich um bezahlte Arbeit ebenso handeln wie um unbezahlte Arbeit, wobei in der Arbeitssoziologie traditionell die Erwerbsarbeit im Vordergrund steht (als Überblick Böhle et al. 2010; Minssen 2006). Während bis in die 1980er Jahre vor allem Industriearbeit Gegenstand der Untersuchungen war, ist in den letzten zwei Dekaden das Augenmerk verstärkt, dem gesellschaftlichen Wandel entsprechend, auf immaterielle Arbeit gerichtet worden, wobei Tätigkeiten mit eher geringen Qualifikationsanforderungen ebenso untersucht werden wie Tätigkeiten mit hohen Qualifikationsanforderungen (Wissensarbeit).

      Arbeitssoziologie wird häufig in einem Atemzug mit Industriesoziologie genannt, wobei eine Abgrenzung [27]schwierig ist. In aller Vorläufigkeit kann der Unterschied darin gesehen werden, dass die Industriesoziologie ihren Blick auch auf die institutionellen Bedingungen richtet, unter denen die Produktion materieller und immaterieller Güter erfolgt; Forschungsthemen sind z. B. industrielle Beziehungen, die Folgen der als »Globalisierung« bezeichneten Veränderungen in der Weltwirtschaft oder die Veränderungen auf dem Arbeitsmarkt. Im Zentrum der Arbeitssoziologie hingegen steht stärker die Analyse der Bedingungen, Formen und Folgen der im Zeitverlauf wechselnden Lösungen der Transformationsproblematik, d. h. der Problematik, dass die unternehmerische Verfügbarkeit über Arbeitskraft noch keineswegs bedeutet, dass auch wie gewünscht gearbeitet wird. Zwar ist im Arbeitsvertrag geregelt, welche Arbeit für welche Vergütung zu leisten ist, es bleibt jedoch unbestimmt, wie die Arbeit geleistet wird, da nicht alle zu erbringenden Leistungen und Gegenleistungen von Arbeitgebern und Arbeitnehmern im Voraus zu spezifizieren sind (»Unvollständigkeit des Arbeitsvertrages«). Die Überzeugungen, wie die Transformationsproblematik am besten zu lösen ist, verändern sich im Zeitverlauf.

      Themen bis in die 1940er Jahre

      Lange Zeit wurde die Subjektivität von Arbeitskraft als Störfaktor und das Allheilmittel für einen reibungslosen Arbeitsprozess in einer möglichst exakten Vorstrukturierung und einer rigiden Kontrolle der Arbeitsabläufe gesehen. Dies folgte den Überlegungen und Vorschlägen des amerikanischen Ingenieurs Frederick Winslow Taylor. Die Prinzipien des Taylorismus lassen sich in vier Punkten bündeln: Erstens eine Trennung von Hand- und Kopfarbeit, um die optimale Arbeitsausführung zu bestimmen, zweitens ein Wechsel vom Fest- zum Leistungslohn, um Leistungsanreize zu setzen, drittens eine weit vorangetriebene Arbeitsteilung, um durch die Zerlegung der Arbeit in einzelne Teilschritte eine hohe Spezialisierung bei der Ausführung dieser Teilschritte und damit einen hohen Leistungsgrad zu erzielen, und viertens schließlich eine sorgfältige Auslese und Anpassung der Arbeiter, um die Arbeitsaufgabe optimal zu erfüllen. Das technisch-organisatorische Rückgrat war das von Henry Ford 1913 für die Automobilproduktion nutzbar gemachte Fließband.

      Allerdings zeigten die sogenannten Hawthorne-Experimente schon recht frühzeitig die personalwirtschaftlichen Nachteile dieses Arbeitssystems. Diese Experimente (Roethlisberger/Dickson 1939) begannen 1924 und zielten, durchaus in der Tradition tayloristischer Überlegungen, auf die Analyse der Auswirkungen von Arbeitsumgebungseinflüssen auf die Arbeitsleistung. In den Hawthorne-Werken der Western Electric Company in Chicago sollten die Auswirkungen der Beleuchtungsstärke auf die Arbeitsleistung von Arbeiterinnen untersucht werden. Die dabei durchgeführten Experimente wurden berühmt, weil sie (anfangs) scheiterten: alle Variationen der Beleuchtungsstärke gingen entgegen den Erwartungen einher mit Leistungssteigerungen der beobachteten Arbeiterinnen. Dies führte jedoch nicht zu einem Abbruch, sondern zu einer Weiterführung der Untersuchungen bis in die dreißiger Jahre, mit denen eine Forschungsgruppe um den Psychologen Elton Mayo beauftragt wurde. Diese Untersuchungen erbrachten vor allem zwei Ergebnisse: Zum einen wurde die Leistungssteigerung der Arbeitskräfte durch die Aufmerksamkeit erklärt, die diesen allein durch die Tatsache zuteilwurde, dass sie an einem wissenschaftlichen Experiment teilnahmen (der sogenannte Hawthorne-Effekt). Zum anderen wurden die informellen Gruppen entdeckt. Dies sind soziale Gruppen, die sich neben und außerhalb der formalen Organisationsstruktur aufgrund kooperativer Bezüge im Arbeitsprozess finden.

      Diese Entdeckung der Bedeutung menschlicher Beziehungen im Arbeitsprozess war Ausgangspunkt einer Managementlehre, der »Human-Relations-Bewegung«, die in den 1930er und 1940er Jahren (vor allem in den USA) auf die Bedeutung hinwies, die auch unter ökonomischen Aspekten den zwischenmenschlichen Beziehungen im Betrieb zukommt. Das führte nicht nur zu einem enormen Aufschwung der Organisationspsychologie an amerikanischen Universitäten, sondern auch zu einem veränderten Verständnis von Führung, demzufolge das Management auch die Bedürfnisse der Arbeiter zu berücksichtigen habe. Zum anderen zeigte die Existenz von informellen Gruppen, dass der Ansatz von Taylors »scientific management«, eine Optimierung des Produktionsprozesses durch die Optimierung des Arbeitsablaufs eines einzelnen Arbeiters anzustreben, zumindest verkürzt war, da informelle Gruppen in starkem Maße das Arbeitsverhalten ihrer Mitglieder prägen.

      [28]Themen 1950–1990

      In Deutschland war die Themensetzung der Arbeitssoziologie bis in die 1980er Jahre zunächst, oftmals angeleitet durch die Marxsche Analyse des Produktionsprozesses, bestimmt durch das konflikthafte Verhältnis von Kapital und Arbeit. Dabei standen insbesondere zwei Themenbereiche im Vordergrund.

      Erstens ging es um das Verhältnis von technischem Wandel und Industriearbeit (Popitz et al. 1957a; Kern/Schumann 1973). Der technische Wandel wurde als exogener Faktor begriffen, der prägenden Einfluss auf Arbeitsbedingungen und Qualifikationsanforderungen hat. Im Laufe der Untersuchungen zeigte sich freilich, dass Arbeitsbedingungen und Qualifikationsanforderungen durch Technik nicht determiniert sind, da sich die Annahme einer allgemeinen Entwicklungsrichtung (»je mehr Automatisierung, desto besser bzw. schlechter die Arbeitsbedingungen«) als verkürzt herausstellte.

      Zweitens

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