Wörterbuch der Soziologie. Группа авторов

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      ADM, Arbeitskreis Deutscher Markt- und Sozialforschungsinstitute e. V. (Hg.), 1999: Stichproben-Verfahren in der Umfrageforschung. Eine Darstellung für die Praxis, Opladen. – Gabler, Siegfried; Häder, Sabine, 1997: Überlegungen zu einem Stichprobendesign für Telefonumfragen in Deutschland; in: ZUMA-Nachrichten 41, 7–18. – Dies. (Hg.), 2002: Telefonstichproben, Münster u. a. – Häder, Sabine et al., 2012: Telephone Surveys in Europe, Research and Practice, Berlin/Heidelberg. – Hitzler, Ronald et al., 2013: Mega-Event-Macher. Zum Management multipler Divergenzen am Beispiel der Kulturhauptstadt Europas RUHR.2010, Wiesbaden. – Kelle, Udo; Susann Kluge, 1999: Vom Einzelfall zum Typus, Opladen, Kap. 3. – Kromrey, Helmut, 2009: Empirische Sozialforschung, 12. Aufl., Stuttgart, 251–295. – Przyborski, Aglaja; Wohlrab-Sahr, Monika, 2008: Qualitative Sozialforschung, München, Kap. 4. – Strauss, Anselm; Corbin, Juliet, 1996: Grundlagen qualitativer Sozialforschung, Weinheim, Kap. 11.

       Michael Häder/Nicole Burzan

      Herkunft und Bedeutung des Begriffs

      Der Begriff Autorität (engl. authority) leitet sich aus dem lateinischen auctoritas ab, das für eine charismatische Macht stand, die den im Staat maßgeblichen Persönlichkeiten zugeschrieben wurde. Der Schlüsselsatz zum Verständnis des Begriffes findet sich im Tatenbericht des ersten römischen Kaisers Augustus, der im Jahr 27 v. Chr. seine vorher gewaltsam erworbenen Machtbefugnisse feierlich an die (allerdings politisch gleichgeschalteten) legitimen Verfassungsorgane zurückgab und seitdem formal als Privatmann lebte, faktisch jedoch auch weiterhin unangefochten über das Reich herrschte. Er schrieb: »Seit jener Zeit (nämlich seit der Rückgabe der Ämter) überragte ich alle an auctoritas, an Amtsgewalt aber besaß ich nicht mehr als die anderen, die auch ich im Amt zu Kollegen hatte« (Augustus 1975, Abschnitt 34). Auctoritas steht für eine informelle, auf Ansehen, Würde und Respekt gegründete Machtposition und ist damit streng zu trennen von potestas, der formellen Amtsgewalt.

      Diese Bedeutung bildet auch heute noch den Kern des Begriffes »Autorität«. Der Pädagoge Winfried Böhm drückt es so aus: »Autorität ist streng zu unterscheiden von Macht und Gewalt. Während diese die faktische Möglichkeit bezeichnen, anderen zu befehlen und sie zu einem bestimmten Handeln und Verhalten zu zwingen, setzt jene grundsätzlich die freie Zustimmung dessen voraus, über den Autorität ausgeübt wird (…). Autorität meint also die[44] anerkannte Fähigkeit einer Person, einer Gesellschaft oder Einrichtung, auf andere einzuwirken, um sie einem bestimmten Ziel näherzubringen« (Böhm 1994, 60).

      Autorität und Autoritarismus

      Allerdings wird im Alltagsverständnis und auch in manchen wissenschaftlichen Diskussionen die logische Trennung zwischen Autorität und auf Gewalt gegründete Machtausübung nicht immer vollständig vollzogen. Die klare Unterscheidung zwischen authority und authoritarianism, wie sie im Englischen üblich ist, hat sich im Deutschen nicht gänzlich durchgesetzt. Eine Schlüsselrolle spielt in diesem Zusammenhang vermutlich die berühmte Studie »The Authoritarian Personality« von Theodor W. Adorno und Mitarbeitern aus dem Jahr 1950 (Adorno 1967), die den Begriff des Autoritären prominent in der intellektuellen Debatte platzierte. Dieses Stichwort wurde in den folgenden Jahrzehnten in verschiedener Form aufgegriffen – etwa als »antiautoritäre Erziehung« – und dabei oft mit der Forderung verbunden, traditionelle Autoritäten in Frage zu stellen. Die dadurch entstandene Vermischung der Begriffe klingt im heutigen Wortverständnis nach. In Repräsentativumfragen zeigt sich, dass das Stichwort »Autorität« bei Teilen der Bevölkerung auch Assoziationen wie »Machtmissbrauch« oder »Gewalt« weckt, die eigentlich eher dem Begriff des Autoritären zuzuordnen wären (Petersen 2011, 23).

      Quellen der Autorität

      Autorität wird von der Bevölkerung überwiegend als Persönlichkeitseigenschaft verstanden, sie ist aber zu einem gewissen Grad auch an Ämter und gesellschaftliche Positionen gebunden. Autorität ist deswegen nicht mit bloßer Gefolgschaft aufgrund von Vertrauen zu verwechseln, auch wenn beides miteinander verknüpft ist. Fragt man die Bevölkerung, welchen Personengruppen sie vertraut, und zum Vergleich, welche Personengruppen Autorität besitzen, erhält man unterschiedliche Ranglisten. Vertrauen wird beispielsweise Ärzten entgegengebracht, Nichtregierungsorganisationen oder Vereinen. Autorität besitzen aus Sicht der Bevölkerung beispielsweise die Polizei, Gerichte, aber auch Lehrer und Professoren (Petersen 2011, 65). Zur Bereitschaft, die Autorität einer Person anzuerkennen, gehört damit auch der Respekt vor deren gesellschaftlicher Position.

      Gesellschaftliche Bewertung von Autorität

      Autorität wird – trotz der beschriebenen Begriffsvermischung mit dem Stichwort des Autoritären – von der deutschen Bevölkerung überwiegend als etwas Notwendiges angesehen. Die positiven Assoziationen überwiegen deutlich die negativen. Auf die Frage »Glauben Sie, dass man in einer Gesellschaft Autoritätspersonen braucht, oder meinen Sie das nicht?« antworteten in einer Repräsentativumfrage vom Herbst des Jahres 2010 79 %: »Man braucht sie« (Petersen 2011, 34).

      Literatur

      Adorno, Theodor W., 1967: The Authoritarian Personality, 2 Bde, 3. Aufl., New York. – Augustus, 1975: Res Gestae Tatenbericht (Monumentum Ancyranum). Lat.-griech. u. deutsch. Übers. u. hg. v. Marion Giebel, Stuttgart. – Böhm, Winfried, 1994: Wörterbuch der Pädagogik, 14. Aufl., Stuttgart. – Petersen, Thomas, 2011: Autorität in Deutschland. Bad Homburg.

       Thomas Petersen

      [45]B

      Bedürfnis

      Ein Bedürfnis (engl. need) ist zunächst das Gefühl eines Menschen, einen Mangel zu haben, und der Wunsch, diesen Mangel zu beheben. Das ist ein psychologischer Bedürfnisbegriff. Zum soziologischen wird er, wenn der Mangel von den Menschen in einer sozialen Gruppierung, z. B. einer Schicht oder einer Berufs- oder Altersgruppe, empfunden wird und die Behebung auf gesellschaftliche Weise stattfinden soll oder muss, z. B. durch Gesetzgebung oder Subvention. Ein soziologischer Bedürfnisbegriff könnte also lauten: Ein Bedürfnis ist ein sozialer Katalysator, bei dem die Menschen in einer sozialen Gruppierung einen Mangel empfinden und den Wunsch haben, den Mangel auf gesellschaftliche Weise zu beheben. Daneben gibt es noch andere Bedürfnisbegriffe, z. B. wirtschaftswissenschaftliche oder medizinische.

      Als sozialer Katalysator steuern Bedürfnisse das Handeln des Menschen. Beispielsweise wird ein Machthungriger für eine Wahl in eine Machtposition kandidieren, oder eine freiheitliche soziale Bewegung wird den Aufstand gegen einen Diktator wagen. Eine frühe, in der Forschung oft benutzte Theorie, die Theorie der Bedürfnispyramide von Abraham Maslow, teilt die Bedürfnisse in fünf Gruppen ein: 1) physiologische Bedürfnisse (Unterkunft, Schlaf, Nahrung), 2) Sicherheit (Ordnung des täglichen Lebens), 3) Zugehörigkeit zu anderen Menschen, 4) Selbstachtung und soziale Anerkennung, 5) Selbstverwirklichung (die Reihe wurde 1970 noch erweitert; in den Sozialwissenschaften wurde bisher aber meistens das ursprüngliche Fünferschema verwendet). Diese Theorie nimmt an, dass jedes Bedürfnis erst dann auftauche bzw. verwirklicht werde, wenn die jeweils vorherigen im Wesentlichen erfüllt sind. Empirisch ist diese Theorie manchmal bestätigt worden, manchmal nicht. Gleiches zeigten Untersuchungen zur Theorie von Ronald lnglehart, dass jedenfalls in entwickelten lndustriegesellschaften die zuvor herrschenden materiellen Bedürfnisse zunehmend von Immateriellen abgelöst würden. Eine andere Unterscheidung trennt primäre (naturgegebene, z. B. Triebe, lnstinkte) von sekundären (gelernten) Bedürfnissen. Das führt zu der Frage, ob Bedürfnisse auch,, geweckt« werden können, etwa durch Werbung oder soziale Vorbilder. Beispiele (etwa Hula-Hoop oder Tamagotchi) zeigen bisher, dass das nur vorübergehend möglich ist. Anders ist es bei neuen Mitteln zur Befriedigung eines alten Bedürfnisses (z. B. neue Kommunikationsmittel).

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