Wörterbuch der Soziologie. Группа авторов

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Wiesbaden. – Hegedüs, András, 1981: Sozialismus und Bürokratie, Reinbek bei Hamburg. – Jacoby, Henry, 1969: Die Bürokratisierung der Welt. Ein Beitrag zur Problemgeschichte, Neuwied/Berlin. – Kasza, Gregory J., 1995: The Conscription Society. Administered Mass Organizations, New Haven/London. – Mitchell, William C.; Simmons, Randy T., 1994: Beyond Politics. Markets, Welfare and the Failure of Bureaucracy, Boulder/San Francisco/Oxford. – Morgan, Glenn, 1990: Organizations in Society, Houndsmills/London. – Olsen, Johan P., 2008: The Ups and Downs of Bureaucratic Organization; in: Annual Review of Political Science 11, 13–37. – Suleiman, Ezra, 2003: Dismantling Democratic States, Princeton/Oxford. – Weber, Max, 1980: Wirtschaft und Gesellschaft, 5. rev. Aufl. 1972, Studienausgabe, Tübingen (1921).

       Rainer Prätorius

      [75]C

      Charisma

      Mit dem Begriff »Charisma« (engl. charisma), der sich aus dem griechischen Wort für Gnadengabe herleitet und den M. Weber unter Rückgriff auf den Kirchenrechtler R. Sohm in die Soziologie eingeführt hat, wird eine außeralltägliche Eigenschaft bezeichnet, die einer Person durch andere zugeschrieben wird und als Legitimationsgrundlage eines spezifischen Herrschaftsverhältnisses dient, der charismatischen Herrschaft. Sie beruht wesentlich auf dem Glauben an den außeralltäglichen Charakter der Herrschaftsinhaber (Bewährung), mit dem Schwinden dieses Glaubens verliert sie ihren Anspruch auf Gehorsam.

      Beispiele für diesen Typus sind religiöse Bewegungen wie das Urchristentum, ebenso wie die totalitären Führerdiktaturen des 20. Jahrhunderts. Häufig entsteht Charisma in Krisensituationen aus Formen der Selbststigmatisierung (W. Lipp). Charismatische Herrschaft unterliegt regelmäßig einer Veralltäglichung, durch die sie in entweder traditionale oder legal-bürokratische Herrschaft übergeht, also auf Dauer institutionalisiert wird. Da sie Werte und Ordnungen radikal umzugestalten vermag, ist sie ein wichtiger Faktor in der soziologischen Erklärung kulturellen und gesellschaftlichen Wandels und hat daher ihren festen Ort in Theorien politischer Umwälzungen.

      Literatur

      Breuer, Stefan, 1994: Bürokratie und Charisma, Darmstadt. – Kaesler, Dirk, 1977: Revolution und Veralltäglichung, München. – Lindholm, Charles, 1990: Charisma, Oxford. – Lipp, Wolfgang, 2010: Stigma und Charisma, 2. Aufl., Würzburg. – Weber, Max, 1976: Wirtschaft und Gesellschaft, 5. Aufl., Tübingen.

       Dirk Kaesler/Matthias Koenig

      Der Begriff Clique (engl. clique) stammt aus der Kleingruppenforschung. Verwendet wird er in der Jugend- und Organisationsforschung und aktuell insbesondere in der Netzwerkforschung.

      In der Jugendforschung wird darunter eine besondere Gesellungsform von Peers verstanden. Neben einer (relativ) festen Mitgliedschaft und einer hohen Kontakthäufigkeit weist eine Clique ein gesteigertes Zusammengehörigkeitsgefühl auf, das vielfach durch einen besonderen Kleidungsstil kommuniziert wird.

      In der Organisationsforschung reicht die Verwendung von Clique bis zur berühmten Hawthorne-Studie zurück. Synonym zum Konzept der informellen Gruppe wird damit eine Subgruppe bezeichnet, deren Mitglieder auf einer freundschaftlichen Ebene häufig miteinander interagieren, ein gemeinsames Normensystem besitzen und sich von den anderen Organisationsmitgliedern abgrenzen.

      In der Netzwerkforschung wird Clique als eine Teileinheit von Personen innerhalb eines Netzwerkes aufgefasst, in der jedes Mitglied für jedes andere direkt erreichbar ist. Eine Clique umfasst mindestens drei Personen, die durch enge Beziehungen direkt miteinander verknüpft sind.

      Literatur

      Roethlisberger, Fritz J. et al., 1964: Management and the Worker, Cambridge. – Trappmann, Mark et al., 2005: Strukturanalyse sozialer Netzwerke. Konzepte, Modelle, Methoden, Wiesbaden. – Whyte, William Foote, 1996: Die Street Corner Society. Die Sozialstruktur eines Italienerviertels, Berlin (1949).

       Karl Lenz

      [76]D

      Datenanalyse

      Die Datenanalyse (engl. data analysis) umfasst alle Schritte der Aufbereitung und Auswertung empirischer Daten im Hinblick auf eine Fragestellung. Diese kann sich im Schwerpunkt etwa auf die Deskription eines Phänomens, die Überprüfung einer Theorie oder eine Evaluation richten.

      Das erkenntnistheoretische und empirische Konzept der Untersuchung sowie die qualitativen/quantitativen Methoden der Datenerhebung (z. B. Befragung, Beobachtung, Inhaltsanalyse von Quellen) beeinflussen dabei erheblich das Spektrum der Auswertungsmöglichkeiten. So können standardisiert erhobene Daten nicht interpretativ ausgewertet werden, und das Messniveau der Merkmale bedingt, welche statistischen Analysen zweckmäßig sind.

      In der quantitativen Forschung erfolgt die Datenanalyse typischerweise mit Hilfe von Statistik (je nach Anzahl zugleich berücksichtigter Merkmale uni-, bi- oder multivariate Statistik, deskriptive/ schließende Statistik). So werden – unterstützt durch Analysesoftware (z. B. SPSS, Stata) – große Datenmengen zusammengefasst und vorab aufgestellte Hypothesen überprüft.

      Die qualitative Forschung nutzt interpretative/ hermeneutische, daneben kategorisierende Auswertungsmethoden (z. B. Narrationsanalysen, Objektive Hermeneutik, Grounded Theory, dokumentarische Methode), etwa um Sinndeutungen von Akteuren im Kontext struktureller Bedingungen zu rekonstruieren. Sie ist oft eher theorieentwickelnd statt -prüfend ausgerichtet.

      Nach der Datenanalyse im engeren Sinne folgt im Forschungsprozess eine umfassende Interpretation im Sinne der Fragestellung sowie eine Einschätzung des Erkenntnisgewinns, ggf. zudem ein Ausblick auf künftige Forschungen oder Empfehlungen bei anwendungsorientierter Forschung.

      Literatur

      Kühnel, Steffen-M.; Krebs, Dagmar, 2007: Statistik für die Sozialwissenschaften, 5. Aufl., Reinbek. – Müller-Benedict, Volker, 2007: Grundkurs Statistik in den Sozialwissenschaften, 4. Aufl., Wiesbaden. – Przyborski, Aglaja; Wohlrab-Sahr, Monika, 2010: Qualitative Sozialforschung. Ein Arbeitsbuch, 3. Aufl., München, bes. Kap. 5.

       Nicole Burzan

      (engl. definition of situation) Menschliche Handlungen vollziehen sich i. d. R. in Situationen, d. h. innerhalb raumzeitlicher Ausschnitte der aktuellen Umwelt, die durch Akteure definiert werden und so ihr Handeln anleiten.

      Eine der ersten und bis heute maßgebenden soziologischen Konzeptionen der Situationsdefinition ist das sog. Thomas-Theorem, das auf den Zusammenhang der Deutung einer Situation und den daraus resultierenden Folgen aufmerksam macht. »If men define situations as real, they are real in their consequences.« (Thomas/Thomas 1928: 572). Ein gemeingefährlicher Gefängnisinsasse, so ein Beispiel von Thomas, verstand beim Freigang Selbstgespräche von Passanten als Beschimpfungen seiner selbst mit der Konsequenz, diese Mitmenschen zu erschlagen.

      Bei der Situationsdefinition geht es um die Frage: »Was geht hier eigentlich vor?« (Goffman 1977: 26). Idealiter werden in Situationsdefinitionen zunächst die gegebenen äußeren und inneren Voraussetzungen (materielle Gegebenheiten, Normen, soziale Beziehungen, Einstellungen, Wünsche, aber auch etwa klimatische Bedingungen) registriert und geordnet (u. a. durch zweck-, oder wertrationale, emotionale oder identitätsbewahrende Ziele oder einem Abgleich von aktuell erfahrenen und früheren Situationsdefinitionen). Hierfür stehen den Akteuren durch Sozialisation sowie Erfahrung gesellschaftliche

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