Wörterbuch der Soziologie. Группа авторов

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und ineinander über.

      Damit war nur eine rudimentäre Evaluation möglich, aber keine hypothesenprüfende Forschung. Auch das Gebot der Wertfreiheit war nicht einzuhalten. Angesichts dieser Schwierigkeit ist sie immer mehr in Vergessenheit geraten.

      Literatur

      Haag, Fritz et al. (Hg.), 1972: Aktionsforschung, München. – Friedrichs, Jürgen, 1990: Methoden empirischer Sozialforschung, 14. Aufl., Wiesbaden, 370–375. – Burns, Danny, 2007: Systematic Action Research, Bristol.

       Günter Endruweit

      Akzeptanz (engl. acceptance) ist die Eigenschaft einer Innovation, bei ihrer Einführung positive Reaktionen der davon Betroffenen zu erreichen. Sozialverträglichkeit (engl. social compatibility) ist die Eigenschaft einer Innovation, sich funktional in eine bestehende Sozialstruktur einpflanzen zu lassen (evolutionärer Wandel) oder eine gegebene Sozialstruktur so verändern zu können, dass sie funktional in die neue Sozialstruktur passt (revolutionärer Wandel). Dabei ist »Innovation« nicht nur auf technische Änderungen (Lucke/Hasse, 17), aber auch nicht nur auf Meinungen, Entscheidungen u. Ä. bezogen zu sehen, sondern als jede Neuheit gegenüber dem Bestehenden. Der methodologische Grundunterschied liegt im subjektiven Ansatz bei der Akzeptanz und im objektiven Ansatz bei der Sozialverträglichkeit (Endruweit, 204–210). In der Forschung ist Akzeptanz, durch Befragung oder Beobachtung ermittelt, ein einfacher, aber hinreichender Indikator dafür, dass eine Innovation nicht nur legal, sondern auch legitim ist. Die empirischen Ergebnisse zeigen große Unterschiede nach Objektbereich und persönlichen Daten der Befragten; selbst die Gesamttendenz in einem so oft beforschten Bereich wie der Technikakzeptanz ist nicht unstreitig (Renn/Zwick, 21). Akzeptanz und Sozialverträglichkeit sind vor allem bei Großprojekten technischer (z. B. Bau von Windkraftanlagen) und politischer (z. B. Reform der Schulorganisation) Art von großer Bedeutung. Das Fehlen von Akzeptanz oder das (auch nur vermeintliche oder angebliche) Fehlen von Sozialverträglichkeit sind häufig Anlass für soziale Bewegungen des Protestes oder Widerstandes.

      Literatur

      Endruweit, Günter, 1997: Sozialverträglichkeits- und Akzeptanzforschung als methodologisches Problem; in: ders.: Beiträge zur Soziologie, Bd. I, Kiel, 202–218. – Lucke, Doris; Hasse, Michael (Hg.), 1998: Annahme verweigert. Beiträge zur soziologischen Akzeptanzforschung, Opladen. – Renn, Ortwin; Zwick, Michael M., 1997: Risiko- und Technikakzeptanz, Berlin.

       Günter Endruweit

      Unter Alltagswissen (engl. knowledge of everyday life) wird seit Alfred Schütz der Wissensbestand verstanden, der der Lebenswelt des Alltags zuzurechnen ist. Der Alltag ist das Subuniversum der Lebenswelt, in dem wir handelnd und verändernd in die Welt eingreifen können. Anders als im Fall aller anderen subjektiven Erfahrungswirklichkeiten, die sich in unserem Bewusstsein konstituieren – sei es Traum, theoretische Einstellung oder religiöse Erfahrung -, teilen wir den Alltag mit anderen. Wir treten mit ihnen in Interaktion und bringen die Alltagswelt gemeinsam hervor. Die Alltagswelt ist insofern unser grundlegender Erfahrungsraum, als er uns als fraglos gegeben erscheint, alle anderen Welten in ihn hineinreichen und wir aus dem Alltag heraus in diese anderen Welten eintreten. Alltagswissen und Alltagshandeln sind untrennbar miteinander verbunden, da sich der Wissenserwerb im Handeln vollzieht und Handeln ohne Wissen nicht möglich ist. Der Alltagsmensch tritt der Welt in aller Regel in einer bestimmten Einstellung gegenüber: Als Handelnder, der in die Welt eingreift, um so die sich aufdrängenden Probleme seiner Existenz einer Lösung zuzuführen. Die auf diese Weise gekennzeichnete Welt des Alltags wird mithin beherrscht von einem ›pragmatischen Motiv‹. Als kategorialer Begriff [16]meint Alltagswissen damit den Bestand an Lösungen für eben diese Probleme, die mit seiner Hilfe ›problemlos‹ bewältigt werden können und sich deshalb im Alltag nicht als Probleme darstellen. Alltagswissen steht damit symbolischem Wissen gegenüber, das die Erfahrung transzendenter, nicht unmittelbar erfahrbarer Wirklichkeiten ermöglicht. Andererseits dient symbolisches Wissen der Legitimation von Alltagswelten und gibt ihnen ihr je spezifisches symbolisch-pragmatisches Gepräge – den sozialen Feldern der Politik und der Ökonomie genauso wie der Familie oder der Nachbarschaft.

      Da Wissen einerseits ein gesellschaftliches Produkt ist, andererseits aber auch subjektiv erworben und verwendet wird, kann zwischen subjektivem und gesellschaftlichem Wissensvorrat unterschieden werden. Der subjektive Wissensvorrat besteht zum großen Teil aus Routinewissen, das uns selbstverständlich erscheint und wiederum in Fertigkeiten, Gebrauchswissen und Rezeptwissen unterteilt werden kann, zum anderen aus explizitem Wissen, das in unterschiedlichem Maße vertraut, bestimmt und glaubwürdig ist. Der gesellschaftliche Wissensvorrat besteht aus Allgemeinwissen, das für jeden relevant ist und aus Sonderwissen, das nur von bestimmten Rollenträgern in bestimmten Situationen zum Einsatz gebracht wird.

      In empirisch-historischer Hinsicht verweist der Alltagsbegriff auf eine Vielzahl nebeneinander existierender sozialer Welten, an denen wir teilhaben und auf eine Fülle alltäglicher Situationen mit ihren je spezifischen alltäglichen Wissensbeständen und Handlungsmustern. Die Widersprüche zwischen den jeweiligen Wissensbeständen sind solange irrelevant, wie die Handlungsfelder voneinander separiert bleiben. Brüchig und fragwürdig wird Alltagswissen, wo es sich nicht bewährt. Die Verbreitung von Expertenwissen, die Verwissenschaftlichung der Alltagssprache und die gesellschaftliche Dauerkommunikation verweisen darauf, dass mit Technologisierung, der Zunahme von Risikolagen und gesellschaftlicher Pluralisierung der Bestand an selbstverständlichem Alltagswissen geringer wird.

      Literatur

      Berger, Peter L.; Luckmann, Thomas, 1969: Die gesellschaftliche Konstruktion der Wirklichkeit. Eine Theorie der Wissenssoziologie, Frankfurt a. M. – Schütz, Alfred; Luckmann, Thomas, 2003: Strukturen der Lebenswelt, Konstanz (1975/1984). – Soeffner, Hans-Georg, 2004: Auslegung des Alltags – Der Alltag der Auslegung. Zur wissenssoziologischen Konzeption einer sozialwissenschaftlichen Hermeneutik, 2. Aufl., Konstanz.

       Dariuš Zifonun

      Begriff

      Die Alterssoziologie (engl. sociology of aging), oftmals auch als Alternssoziologie, Soziologie des Alterns oder als Gero- bzw. Gerontosoziologie bezeichnet, ist eine spezielle Soziologie, die mit den Instrumenten der allgemeinen Soziologie (Begriffe, Theorien, Methoden) ihren spezifischen Untersuchungsgegenstand – das Alter und Altern von Individuen und sozialen Gruppen – untersucht. Damit befasst sich die Alterssoziologie sowohl mit der Strukturkategorie Alter (als Status von Individuen oder sozialen Gruppen) als auch mit der Prozesskategorie Altern (als strukturell beeinflusste individuelle oder kollektive Prozesse, Verläufe, Sequenzen, Übergänge oder Veränderungen in Lebenslauf und Gesellschaft). Ihr Forschungsgegenstand sind die Einflüsse des Alters bzw. Alterns auf Gesellschaft und Kultur wie auch umgekehrt die Einflüsse von Gesellschaft und Kultur auf das Alter bzw. auf den Alterungsprozess. Dabei geht es sowohl um die Analyse der Gesellschaft als Bedingung von Opportunitätsstrukturen, Handlungsdispositionen, Lebenslagen, Handlungspotentialen usw. als auch um die Veränderungen der Gesellschaft und ihrer sozialen Institutionen als Resultat z. B. veränderter Lebenslagen und Handlungsbedingungen.

      Die Alterssoziologie ist gleichermaßen als spezielle Soziologie oder als Bindestrich-Soziologie in der allgemeinen Soziologie sowie als Teildisziplin in der inter- bzw. multidisziplinären Sozialen Gerontologie bzw. Sozialgerontologie verankert. Gerontologie ist keine Disziplin oder Fachwissenschaft im engeren Sinne, weil sie sich kaum auf gemeinsame Orientierungen, Paradigmen, theoretische Programme, erkenntnistheoretische und methodologische Grundlagen bezieht. Sie ist vielmehr als Versuch der gegenstandsbezogenen interdisziplinären Kooperation verschiedener

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