Tatort Ostsee. Harald Jacobsen
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Tatort Ostsee - Harald Jacobsen страница 46
»Ich war dort nicht allein und damals erschien mir das Bett in einem Hotelzimmer schöner als alles, was die Insel mir hätte bieten können. Wir hatten uns ein paar gemeinsame Tage gestohlen und …« Sie überlegte kurz und zog an ihrer Zigarette. »Das war alles in einem anderen Leben. Und mittlerweile auch uninteressant. Erzähl mir lieber, wie du da gelebt hast.«
Alles war in dieser Sekunde wieder da. Ben atmete tief durch. »Ich war dort sehr glücklich und ich habe dort eine Katastrophe erlebt.« Sophie sah ihn fragend an. Ben beschloss, ihr alles zu erzählen. Am Ende liefen ihm Tränen über die Wangen, ohne dass er es bemerkte. »Und dann wollte ich nicht mehr dort sein ohne sie. Ich wollte …« Sophie nahm sein Gesicht in die Hände und küsste ihn. Er hatte nicht erwartet, dass es sich so gut anfühlen würde. Er zögerte noch kurz, dann erwiderte er ihren Kuss. Sie lagen im Sand und küssten sich. Sie schien genauso verzweifelt nach Nähe zu suchen wie er. »Sophie?«
Sie schnurrte leise. Ben griff in seine Hosentasche und zog den Wohnmobilschlüssel raus. Er zeigte ihn ihr schweigend. Sie suchte seine Hand. Er ergriff sie. Sein Körper kribbelte. Nein, so was würde ihm nicht wieder passieren. Er würde aufpassen.
Tina genoss die Ruhe und die warme Nacht auf der Terrasse. Die Kinder schliefen und Sophie war noch nicht zurück. Sie überlegte gerade, ob sie sich ein Buch holen sollte, als das Telefon klingelte.
»Ich bins. Hallo Schatz«, meldete sich Stefan. »Na, was machst du gerade?«
Tina lachte leise. »Ich sitze im Garten und habe gerade überlegt, ob ich einen Krimi lesen will. Ich hab das erste Mal seit Monaten einen entspannten Abend allein. Die Bande pennt. Wir waren zusammen am Strand und …«
»Wo ist denn Sophie?«
»Sie ist nicht da. Sie ist essen gegangen, mit ihrem Surflehrer.«
»Mein Gott! Doch nicht mit diesem Olli?«
»Nein, mit Ben«, antwortete sie gereizt. »Was zum Teufel ist denn los mit dir? Sophie ist erwachsen!«
»Entschuldige! Ich hatte einen beschissenen Tag und ausgerechnet du bekommst jetzt meine miese Laune zu spüren. Wir waren heute Morgen schon auf Fehmarn …«
»Du warst hier?« Tina fragte sich, ob sie ihn richtig verstanden hatte. »Und du sagst nicht mal deinen Kindern ›Hallo‹?«
»Ich war nicht zu meinem Vergnügen da. Wir haben einen Verdächtigen.«
»Was? Wen?«
»Du weißt genau, dass ich dir das nicht sagen darf!«
Tina zählte schnell ein und eins zusammen. »Das ist doch Quatsch! Olli würde keiner Fliege was antun.«
»Wie kommst du denn auf Olli? Ich habe ihn nicht erwähnt.«
Ihr eigener Mann schien sie für blöd zu halten. »Verdammt, Stefan! Du bist ganz verrückt geworden, als du dachtest, Sophie sei mit Olli aus.«
Stefan schwieg ein paar Sekunden. »An dir ist ja eine echte Detektivin verloren gegangen«, seufzte er dann. »Tina, du darfst niemandem was davon sagen, aber Olli hat sich tatsächlich verdächtig gemacht. In seiner Zeugenaussage hat er angegeben, dass er Sarah Müller nur flüchtig kannte. Soviel ich weiß, hatten sie aber eine Affäre.«
»Das ist alles?«, fragte sie erleichtert. »Was beweist das schon? Olli wird einfach Angst bekommen haben. Und eine Affäre ist doch auch keine Beziehung. Wahrscheinlich wusste er selbst nicht, woran er bei ihr war.«
»Er ist weg!«, fügte Stefan trotzig dazu.
Tina trank einen Schluck Schorle. »Dann frag doch Ben. Der weiß bestimmt, wo Olli steckt.«
»Der Vogel, der jetzt in seinem Wohnmobil haust? Der sagt, er weiß nichts. Schatz, ich muss Schluss machen. Auf meinem Tisch stapeln sich die Akten und der Staatsanwalt geht mir auch auf die Nüsse. Lies morgen die Zeitung und du verstehst, warum Ingmar nicht besonders entspannt ist. Ich liebe dich.«
Tina ließ sich wieder in den Liegestuhl sinken. Wozu brauchte sie einen Krimi, fragte sie sich zynisch. Sie hatten doch selbst einen Mörder. Aber doch nicht Olli? Der war doch ein harmloses Schaf. Schon in der Schule war er immer das arme Schwein gewesen, das man beim Mogeln erwischt hatte. Tina grinste, als sie sich an die alten Zeiten zurückerinnerte. Olli hatte nur Augen für Fenja gehabt. Er hatte sie angebetet und in seiner Schwärmerei nicht mal mitgekriegt, dass sie einem anderen heimlich Kekse zusteckte. Tina schüttelte kichernd den Kopf. Gott, wie lange war das alles her! Ob man heute noch mit Keksen beeindrucken konnte? Jedenfalls hatte sich dieser dünne Junge immer sehr über die Plätzchen gefreut. Wie hieß er denn noch gleich? Ach ja, der dünne Benny. Tina rutschte das Glas aus der Hand und zersplitterte auf dem Boden.
Ben!
28
Sophie ging Hand in Hand mit Ben den Strand entlang. Was machte sie nur, fragte sie sich verwirrt. Sie hatte das Gefühl, überhaupt nicht mehr sie selbst zu sein. Sie benahm sich wie ein verknallter Teenager. Es musste am Alkohol liegen. Sie war dabei, mit einem Surflehrer in die Kiste zu springen. Doch anstatt dieses Abenteuer einfach zu genießen, war in ihrem Magen ein Kloß. Sie hatte das Gefühl, Felix zu betrügen. Der Gedanke war absurd. Sie musste ihn endlich aus dem Kopf kriegen, die Flucht nach vorn angehen. Schon aus diesem Grund war die Idee, mit Ben zu schlafen, eine gute. Sie war Felix immer treu gewesen und konnte sich kaum noch an die Geschichten erinnern, die vor seiner Zeit lagen. Und wenn sie sich gleich lächerlich machte? Sophie wurde plötzlich unsicher. Ben hatte sicher unzählige Schülerinnen verführt. Auf der anderen Seite hatte er seine große Liebe verloren. Würde er sie mit dieser schönen Thailänderin vergleichen? Vielleicht sollte sie doch einfach nach Hause fahren. »Pelle?«
»Er ist hier«, flüsterte Ben und küsste ihren Hals. Sein Kuss fühlte sich weich an. Sophie wusste, dass sie es nicht mehr stoppen konnte und wollte es auch nicht. Ben schloss das Wohnmobil auf und sie trat ein. Er zündete eine Kerze an. In dem flackernden Licht zog er sie zu sich.
»Was machen wir mit Pelle?«
»Er hat draußen mehr Spaß. Pelle! Hey, du darfst draußen bleiben! Aber nicht zu weit weglaufen.« Pelle grunzte zufrieden und trabte schnüffelnd davon. Sophie schloss die Tür und sah Ben an. Er erwiderte ihren Blick und zog lächelnd die Augenbrauen hoch.
»Komm!«, flüsterte er und zeigte auf das Alkovenbett.
Sophie nickte und stieg die Leiter hinauf. Ben nahm die Kerze und folgte ihr. Sie zogen sich gegenseitig langsam aus. Immer wieder küssten sie sich. Erst sanft, dann wurden sie immer leidenschaftlicher. Sophie vergaß alles um sich herum. Als sie später erschöpft dalagen und sich immer noch festhielten, musste Sophie wieder an Felix denken. An die Nächte in den vielen Luxushotels. Es war immer alles perfekt und sauber gewesen. Der Champagner hatte auf dem Nachttisch gestanden und die Kleidung ordentlich über einem Stuhl gelegen. Selbst der Sex war gewissermaßen aufgeräumt. Sie hatten gewusst, was der andere erwartete und erfüllten sich gegenseitig ihre Wünsche. Danach waren sie unter die Dusche gesprungen. Als Sophie jetzt verschwitzt in Bens Armen lag und den Sand auf ihrem Körper spürte, fühlte sie sich einfach wohl. Er küsste zärtlich ihren Nacken und sie schmiegte sich an ihn. Sie würde sich doch jetzt nicht verlieben? Ausgerechnet in einen Typen, der in einem Bus hauste. Lächelnd schlief Sophie ein. Mitten in der Nacht schreckte