Das Netz der Freunde. Hans-Peter Dr. Vogt

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Das Netz der Freunde - Hans-Peter Dr. Vogt

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gut, dass Opa Leon sie erst mal mitnehmen wird nach Berlin. Sie werden die nächsten 2 Wochen viel zusammen unternehmen, dann wird sich zeigen, wann sie nach Brandenburg ziehen. Das Haus, was Leon und Vera dort bauen, ist nicht fertig geworden, aber sie werden einen Weg finden.

      Leon legt großen Wert darauf, dass sie vom ersten Schultag an in der neuen Schule sitzen werden. „Sonst wird die Eingliederung zu schwierig“, hatte er gewarnt. „Auch so wird das nicht ganz einfach für euch werden.“

      3.

      Als sie auf dem Airport Berlin-Brandenburg ankommen, staunt Irina nicht schlecht. Sie sieht plötzlich eine Hand durch die Luft wirbeln, an der ein Arm hängt, dann schieben sich Oma Katharina und Tante Lara durch das Gedränge. Na, das ist ja toll.

      Oma Katharina ist der gute Geist der Familie. Sie strahlt über das ganze Gesicht. Sie umarmt Irina und Dimmy. Sie umarmt Leon und Vera. Irina schielt zu Oma hoch. Ist da wirklich nichts, das an Eifersucht erinnert??? Aber Irina sieht nichts dergleichen.

      Lara umarmte ihren Vater lange. Irina sieht die Ströme von Energie, die zwischen den beiden hin- und herfließen. Sie schnappt auch ein paar Worte dieser Kommunikation auf, die da lautlos zwischen den beiden stattfindet. Dann umarmt Lara auch Vera und meint. „Seid willkommen in Deutschland.

      Schauen wir mal, dass ihr euch gut hier einlebt. Vera, du weißt, dass du mich jederzeit rufen kannst, wenn du mich brauchst?“

      Mama ergreift die Hände von Lara. Irina sieht den Dank in ihren Augen. Lara meint es wirklich ehrlich, das spürt Irina, und Mama, die scheint das auch zu spüren. Dann nimmt Lara die Hand von Dimmy, Oma nimmt Irinas Hand und lacht. Leon organisiert einen Rollwagen für die vielen Taschen, holt sie am Gepäckband ab und sie gehen zusammen zum Taxi. Die sind hier fast weiß und nicht so schön gelb wie in Atlanta, aber auch sie fahren mit Solarstrom und Gas. Es ist inzwischen überall auf der Welt so.

      Oma und Lara bringen die Familie zu ihrer neuen Wohnung, dann verabschieden sie sich. Abends werden sie sich wieder sehen. Oma hat sie zum essen eingeladen. Das weiß Irina schon. Wenn Oma zum Essen einlädt, dann wird mächtig was aufgefahren.

      Als Irina, Dimmy, Vera und Leon endlich alleine in der Wohnung sind, bittet Leon alle zu sich.

      „Wir sind gerade eben erst durch eine neue Tür getreten. Vor uns liegt eine ungewisse Zukunft. Nun nicht ganz. Wir haben viele Freunde hier. Wir haben unsere sicheren Jobs, aber vieles ist noch unsicher und neu. Wollt ihr erst mal in der Wohnung ankommen, ein bisschen Musik hören, ein bisschen nachdenken oder schlafen? Nachher fahren wir mit der U-Bahn und mit dem Bus ins Zentrum. Nein, wir springen nicht dorthin. Wir müssen uns erst einmal erden, bevor wir diese Kräfte nutzen. Erdung heißt, sich hier vertraut zu machen und diese Bindung dauerhaft zu knüpfen. Wir benutzen die Verkehrsmittel, die alle hier benutzen. Wir gehen zu Fuß. Wir fahren U-Bahn und Bus. Fahrräder haben wir hier nicht, und das Board kann Dimmy später im „Zentrum“ nutzen, aber nicht auf unseren ersten Touren durch Berlin. Das Zauberwort heißt Erdung.“

      Sie sind aufgekratzt und Leon sieht, dass sie jetzt nicht schlafen werden, deshalb fängt er sein leichtes Gesumm an. Dimmy versucht sich anfangs dagegen zu wehren, aber gegen die Kraft von Leon kommt er nicht an. Irina weiß das schon und sie macht gar nicht erst den Versuch, sich zu sträuben. Sie schlafen auf der Wohnzimmercouch ein. Leon deckt sie zu und zieht sich mit Vera zurück.

      Sie legen sich in das große Bett, angezogen, wie sie sind. Sie legen die Arme umeinander und Leon summe leicht, bis auch Vera und Leon in einen leichten Schlaf fallen.

      Als Leon aufwacht, schläft Vera noch. Er verspürt Lust auf Vera und beginnt sie zu streicheln. Vera wacht davon auf und es ist das erste mal, wo sie in Deutschland zusammen kommen. Dann liegen sie keuchend nebeneinander und Veras Gesicht liegg an Leons unrasierter Wange. Es kratzt, aber es macht Vera heute nichts aus. Ach, was liebt sie diesen Mann.

      Dann sieht Leon auf seine Uhr. „Wollen wir mal?“

      „Ist schon Zeit“, fragt Vera und Leon nickt. „Wir müssen nicht hetzen, aber wir sollten die Kinder jetzt mal wecken.

      Sie duschen alle, sie ziehen sich um, und machen sich auf den Weg. Es ist ein langes Stück Fahrt. Sie müssen mehrmals umsteigen, schließlich geht es im Bus weiter. „Zurück können wir springen“, meint Leon beruhigend, aber jetzt lernen wir erst mal ein Stück von Berlin kennen.“

      Berlin ist um vieles größer als Atlanta. Irina weiß das schon, aber die Fahrt zeigt ihr, was Größe bedeutet. Atlanta hat grade mal 640.000 Einwohner, Berlin inzwischen fast sieben Millionen. Es war in den letzten Jahrzehnten enorm gewachsen.

      Das „Zentrum“ kennt Irina bereits.

      Sie laufen heute die Treppen hinauf, bis sie an diese Stahltür kommen, die das oberste Geschoß verschließt. Leon hat eine Codekarte und schließt die Tür damit auf.

      Dann gibt es nur noch eine Treppe. Hier oben ist das Reich der Familie. Hier ist die Wohnung von Oma. Es gibt hier Gästewohnungen und Zimmer, die nur für die Familie reserviert sind.

      Als sie dann durch die Tür von Oma Katharinas Wohnung kommen, hören sie schon Gelächter und Stimmen.

      Sie sind nicht die Einzigen. Oma Katharina hat Gäste.

      Als sie in die riesige Wohnküche kommen, staunt Irina nicht schlecht. Tante Helen ist da und ihr kleines Mädchen, Aysa mit ihren vier Kindern und mehreren Enkelkindern, Roman, Jochen, Lara, und ein paar Musiker, die sie schon kennt. Robert und auch Evi und Cindy. Dann sind da noch ein paar Freunde von Opa und Oma und auch Tante Conny, die Geigenvirtuosin. Auch Juanita. Ihre elfjährige Tochter Elvira und zwei weitere Kinder sind da, die Juanita jetzt von einem deutschen Filmproduzenten bekommen hat. Onkel Spek sitz da, und sogar Jens Faruk und Fatima. Irina kennt sie alle und doch wieder nicht.

      Fatima ist eine der ganz Großen in der Musikbranche. Eine Legende. Ihr Sohn Jens Faruk hatte ihr nachgeeifert, aber er hatte sich irgendwann vom Gesang und Gitarre auf das Musikmanagement verlegt. Jens Faruk ist so etwas wie der Guru unter den Musikmanagern. Er tritt als Musiker (der er ja immer noch ist) selten öffentlich auf, obwohl er als Musiker ein Genie ist, aber er kennt die Gruppen fast alle. Nicht nur in Berlin. Auch in London, Amsterdam, Stockholm, Frankfurt und New York. Er managt Bands in den USA, in Frankreich, Australien und China, in Indien und - natürlich auch in Deutschland. Seine Firma hat allein in Berlin 180 Mitarbeiter, und es gibt Ableger in Bombay, New York, London, Lima, und sogar in Moskau. Viel mehr weiß Irina allerdings auch nicht, außer, dass Jens Faruk bei Videoproduktionen eng mit Irinas Tante Lara zusammenarbeitet, und die wiederum betreibt die bedeutendste Videoproduktion in Europa.

      Die Küche ist wirklich riesig. Es duftet nach Braten und sie werden mit einem vielstimmigen Hallo begrüßt.

      Dimmy ist baff. Alles hat er erwartet, aber das nicht. Er hat in den USA eine große Familie. Er kennt die große Familie in Peru. Das hier steht dem in nichts nach. Jetzt versteht er, warum Opa ihn eingesummt hatte. Das wird ein langer Abend werden.

      Oma hat Pute gemacht. Es gibt diverse Gemüse und Sossen. Reis, Nudeln und Kartoffeln. Tante Aysa hatte sich um die Herstellung von frischen Säften gekümmert. Das ist es, was sie so besonders gut kann. Alle helfen irgendwie mit, und nach Eis und Kaffee gehen sie hinüber in das Wohnzimmer - eigentlich eine Lounge - und Evi fängt an zu singen. Sie wird bald begleitet von Robert, Cindy und Jens Faruk. Fatima beginnt zu tanzen und summt dazu. Die Kinder und Enkelkinder von Aysa tanzen mit.

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